Aschinger, Dr. Adolf

Präsident der Finanzlandesdirektion Dr. Adolf Aschinger

* 4.2.1901, Linz
† 31.10.1961, Eferding

Adolf Aschinger wurde 1901 als sechster von sieben Söhnen des Bäckermeisters Josef Aschinger und dessen Gattin Susanna, geb. Pichler, in Linz an der Donau geboren.1 Er besuchte ab dem Schuljahr 1915 das k.k. Staatsgymnasium in Linz2, an welchem er auch die Reifeprüfung ablegt haben dürfte. Da Aschinger erst ab dem Schuljahr 1915 und als Schüler der dritten Klasse aufscheint, ist unklar, ob er zuvor ein anderes Gymnasium absolvierte oder aber aus der Bürgerschule ans Gymnasium wechselte. Im Anschluss studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Wien, wechselte jedoch später an die Universität Innsbruck, wo er am 6.12.1924 zum Doktor der Rechte promoviert wurde.3 Während seiner Studienzeit wurde er Mitglied der katholischen Studentenverbindungen Norica Wien und Leopoldina Innsbruck, die beide dem Cartellverband angehören.

1928 ehelichte er Maria Anton, die Tochter eines Gendarmerie-Bezirkskommandaten, in Linz-Urfahr und dieser Ehe entstammten zwei Söhne.4 Anfang der 1930er Jahre dürfte Aschinger mit seiner Familie in Mauer bei Wien, das damals noch zu Niederösterreich gehörte, wohnhaft gewesen sein.5

Dr. Aschinger trat 1925 in den Staatsdienst ein und war ab Juli 1928 beim Rechnungshof tätig, ehe er Ende des Jahres 1933 ins Bundesministerium für Finanzen berufen wurde. Hier wurde Aschinger zunächst in der Budgetsektion eingesetzt, bevor er 1935 ins Präsidialbüro wechselte, wo er 1937 zum Sektionsrat ernannt wurde und als Sekretär des Finanzministers wirkte. Natürlich bedeutete auch für den Spitzenbeamten Aschinger der „Anschluss“ im Frühjahr des Jahres 1938 eine Zäsur in seiner Karriere. Wie fast alle Spitzenbeamten wurde er zunächst suspendiert und musste sich einem Verfahren nach der Berufsbeamten-Verordnung unterziehen. Im Gegensatz zu anderen ehemaligen Mitgliedern des Präsidialbüros ging dieses Verfahren für ihn jedoch vergleichsweise glimpflich aus und er wurde in die Liegenschaftsverwaltung beim (Amt des) Oberfinanzpräsidenten für Wien versetzt.6 Mit 25.2.1943 wurde Dr. Aschinger schließlich zum Kriegsdienst eingezogen.

Bald nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes wurde Dr. Aschinger mit der Leitung der Finanzlandesdirektion für Wien, Niederösterreich und das Burgenland betraut7 und nach anfänglichem Widerstand im Dezember 1946 schließlich auch offiziell zum Präsidenten der Finanzlandesdirektion ernannt.8 Dieses Amt sollte er bis zu seinem plötzlichen Ableben im Jahre 1961 innehaben. Der 1945 begonnene rasche Wiederaufbau bzw. die Reorganisation der Finanzverwaltung und der dazugehörigen Finanz- und Zollämter in der Ostregion ist seinem Einsatz und Organisationstalent zu verdanken und für diese Leistungen wurde er mit zahlreichen, hohen Ehrungen ausgezeichnet. 1957 wurde das neue Finanzamtsgebäude in der Mitschastraße eröffnet und zum Dank für seine Bemühungen rund um die Realisierung dieses Neubaus fasste der Mistelbacher Gemeinderat in der Sitzung vom 28. März 1957 einstimmig den Beschluss Dr. Aschinger zum Ehrenbürger der Stadt Mistelbach zu ernennen.9 Die Verleihung der Ehrenbürgerurkunde fand im Anschluss an die Weihe des neuen Amtsgebäudes am 13. April 1957 im Sitzungssaal des Rathauses statt.10 Darüber hinaus war Dr. Aschinger auch Ehrenbürger der Stadt Gänserndorf.

Überraschend verstarb Dr. Aschinger am 31. Oktober 1961 im 61. Lebensjahr und wurde am 7. November 1961 auf dem St. Barbara Friedhof in Linz zur letzten Ruhe gebettet.

Quellen:
-) Weinviertler Nachrichten, Nr. 45/1961, S. 3 (fälschlicherweise wird hier der 30.10.1961 als Sterbetag angegeben, korrekt ist jedoch der 31.10.1961)
-) Protokolle des Ministerrates der Zweiten Republik: Kabinett Figl I, Band 2, 16. April 1946 bis 9. Juli 1946, S. 634 (Kurzbiografie im Personenregister)
-) Protokolle des Ministerrates der Zweiten Republik: Kabinett Figl I, Band 4, 21. November 1946 bis 11. Februar 1947, S. 574 (Kurzbiografie im Personenregister)

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Schloßbergstraße

Die Schloßbergstraße wurde ursprünglich als Friedhofstraße bezeichnet und verband den Kreuzungsbereich Hochgasse/Neustiftgasse mit der Liechtensteinstraße auf Höhe der Landessiechenanstalt (heute: Pflege- und Betreuungszentrum Mistelbach „Franziskusheim“). Sie dürfte seit etwa 1896 bestanden haben, denn in diesem Jahr wurde das an der Kreuzung mit der Hochgasse gelegene neue Notspital eröffnet, das bald darauf die Adresse Friedhofstraße Nr. 4 erhielt (später Hochgasse Nr. 6).1 Ein sogenanntes Notspital diente in damaliger Zeit hauptsächlich als Quarantäne-Einrichtung für an Infektionskrankheiten leidende Personen.

Diese Straße verband also die beiden wichtigsten damals in der Stadt bestehenden (sozial-)medizinischen Einrichtungen, und ihren früheren Namen „Friedhofstraße“, den sie seit der Einführung der Straßennamen 1898 trug, war der Tatsache geschuldet, dass sie entlang des wenige Jahre zuvor neu angelegten Friedhofs verlief. Tatsächlich dürfte es sich mehr um einen Weg als um eine befestigte Straße gehandelt haben und für viele Jahre sollte das Gelände durch das sie führte unbebaut bleiben. Der Name der angrenzenden „Sandgrubengasse“ gibt Aufschluss was hier in früherer Zeit zu finden war. Erst der immer weiter fortschreitenden Ausbau des Krankenhauses und die Anfang der 1950er Jahre beginnende Errichtung der Schloßbergsiedlung sollten die Umgebung und damit das Straßenbild verändern.

Noch bevor im Jahre 1908 mit dem Bau des Bezirkskrankenhauses begonnen wurde, entschloss man sich aus nachvollziehbaren Gründen dieser am Krankenhaus vorbeiführenden Straße, einen weniger morbiden Namen zu geben und in der Sitzung vom 1. Feber 1908 beschloss der Mistelbacher Gemeindeausschuss (=Gemeinderat) den Namen in „Schloßbergstraße“ abzuändern.2 Schloß- und Kirchenberg sind grundsätzlich synonyme Bezeichnungen für die Erhebung um die sich die Stadt Mistelbach bildete. An dessen höchstem Punkt bestehen zwei etwa gleich hohe Plateaus, jenes auf dem sich die Pfarrkirche erhebt und jenes auf dem sich einst die im 15. Jahrhundert abgekommene Burg bzw. das Schloss der Herren von Mistelbach befand. Bei letztgenannter Erhebung, die umgangssprachlich fälschlicherweise auch als Tumulus bezeichnet wird, handelt es sich also um den Schloßberg im eigentlich Sinne und da die Straße in unmittelbarer Nähe verlief bzw. von der Liechtensteinstraße hierher führte, dürfte dieser Name gewählt worden sein.

Eine im Frühjahr bzw. Sommer 1914 begonnene Erweiterung des Friedhofsareals (die Gräberfelder K, L, M, N und auch bereits zu Beginn des Krieges geplante Anlage des „Heldenfriedhofs“)3 trennte die Schloßbergstraße in zwei Teile: den heute noch bestehenden Teil zwischen Liechtensteinstraße und dem Parkplatz beim Friedhof und einen zweiten, sehr kurzen Abschnitt auf der anderen Seite des Friedhofs, der hierdurch jedoch bedeutungslos geworden war (siehe auch gelbe Markierung in untenstehender Karte). Dies zeigt sich auch darin, dass das im Kreuzungsbereich mit der Hochgasse befindliche ehemalige Notspital nachträglich die Adresse Hochgasse Nr. 6 (statt zuvor Friedhofstraße Nr. 4) erhielt. Der jenseitige Teil der Schloßbergstraße ist allerdings nicht mit der Hochgasse zu verwechseln, die entlang der ehemaligen Friedhofsgärtnerei bzw. der neuen Verabschiedungshalle zum Friedhofstor auf dieser Seite führt. Die Schloßbergstraße verlief dahinter, also zwischen der Verabschiedungshalle und dem heutigen „Heldenfriedhof“ (auf dessen Gelände sich von  1891 bis 1907 der alte jüdische Friedhof befand).4 Gemäß dem Beschluss des Gemeindeausschusses (=Gemeinderat) über die Friedhofserweiterung sollte die Schloßbergstraße verlegt und an der neuen Friedhofsmauer entlang verlaufen bis zur Einmündung in den Eibesthaler Feldweg (heute Christine Nöstlinger-Weg)5. Noch heute besteht als Rest dieses kaum befestigten Weges, ein schmaler Grundstreifen zwischen Friedhofsmauer und den angrenzenden Grundstücken, der jedoch im Zuge der Anlage der Schloßbergsiedlung samt der Straße „Am Schloßberg“ in den 1950er Jahren seinen Zweck verlor und abgeschnitten wurde.

Wo befindet sich die Schloßbergstraße?

Markierung: die heutige Schloßbergstraße
Markierung: der durch die Friedhofserweiterung abgekommene Teil der Schloßbergstraße, der in die Neustiftgasse mündete

Quellen:

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Ziegelofengasse (Lanzendorf)

Wie fast überall im Weinviertel gab es auch in Lanzendorf im Laufe der Jahrhunderte mehrere Ziegelproduktionsstätten in Form von Lehmgruben und Ziegelöfen. Fünf ehemalige Standorte werden in der Publikation „Ziegelöfen und Lehmabbaue der politischen Bezirke Mistelbach und Gänserndorf“ von Christian F. Ramml angeführt, wobei der Autor auch Hinweise auf weitere mögliche, jedoch ungeklärte Produktionsstätten in bzw. um Lanzendorf dokumentiert.

Südwestlich außerhalb des Ortsgebiets und zwar auf dem bewaldeten Gelände hinter der Tischlerei Ranftler, befand sich einst der „Stacher“-Ziegelofen, dem die dorthin führende Straße ihren Namen zu verdanken hat. Bereits zur Mitte des 19. Jahrhunderts werden hier Ziegelschuppen erwähnt, damals im Besitz von Mathias und Theresia Frank und diese gingen 1868 in den Besitz von Leopold und Theresia Stacher über. Durch Stacher wurde der Betrieb mittels Ankauf umliegender Gründe erheblich erweitert. In die Schlagzeilen geriet der Ziegelofen der Familie Stacher Anfang des Jahres 1900 als hier ein Streit rund um ein Kartenspiel zwischen zwei betrunkenen Ziegelarbeitern mit einer tödlichen Messerattacke endete.1 Dieser Zwischenfall kann auch als Ausdruck für die soziale Verwahrlosung der meist zugewanderten Ziegelarbeiter angesehen werden, die damals für äußert kargen Lohn schwer schuften mussten und samt ihren Familien ein elendes Dasein fristeten. 1901 übernahmen schließlich die Söhne des Ehepaares Stacher die Ziegelei und jedenfalls bis 1924 scheint diese laut dem Eintrag in einem Gewerbeadressbuch aktiv gewesen zu sein.2 Da sie in der Ausgabe des Jahres 1928 jedoch nicht mehr aufscheint, ist anzunehmen, dass der Betrieb Mitte der 1920er Jahre eingestellt worden sein dürfte.3

Von den oben erwähnten weiteren Ziegeleien auf Lanzendorfer Gemeindegebiet bestand zuletzt zeitgleich nur mehr jene der Familie Mitscha-Märheim, die sich etwas weiter außerhalb des Ortes, nahe der an der heutigen Umfahrungsstraße gelegenen Halle befand und hier endete die Ziegelproduktion etwa Anfang/Mitte der 1930er Jahre.4

Auf dem weitläufigen Areal des einstigen Stacher-Ziegelofens, das heute zum oben erwähnten Tischlereibetrieb gehört, finden sich auch heute noch bauliche Überreste des Ziegelofens und ein alter Trockenschuppen als Zeugnisse der einst hier ansässigen Ziegelei. Mit Beschluss des Mistelbacher Gemeinderates vom 27. Juni 1979 wurde die von der Lanzendorfer Hauptstraße zum ehemaligen „Stacher“-Ziegelofen führende Straße „Ziegelofengasse“ benannt.5

Wo befindet sich die Ziegelofengasse?

 

Quellen:
-) Ramml, Christian Ferdinand: Ziegelöfen und Lehmabbaue der politischen Bezirke Mistelbach und Gänserndorf (Niederösterreich): Geschichte
und Geologie – Archiv für Lagerstättenforschung, Band 27 (2014), S. 322ff

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Franz Lang-Weg

Die nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem ehemaligen Übungsgelände der Garnison Mistelbach entstandene Totenhauer-Siedlung lag weit außerhalb des Stadtgebiets, dessen nördliche Grenze damals etwa auf Höhe der Steinernen Brücke (Kreuzungsbereich Waldstraße/Oberhoferstraße) lag.1 Der mit der Abgeschiedenheit einhergehenden Probleme, etwa in Bezug auf die Wasser-, Gas- und Stromversorgung, wurde man sich, ob der damals drückenden Wohnraumnot, leider erst im Nachhinein bewusst.2 Besonders in den ersten Jahren nach der Errichtung fungierte der langjährige Stadtrat Franz Lang als Ansprechpartner seitens der Gemeinde für die Anliegen der Siedlungsbewohner.3 Erst im Laufe der folgenden Jahrzehnte dehnte sich die Stadt sukzessive weiter in Richtung Norden aus und durch die weitere Aufschließung von Baugründen in der Stadtwald-Siedlung Anfang der 1970er Jahre erfolgte letztendlich der Lückenschluss zur Totenhauer-Siedlung. Franz Langs Leistungen für das Gemeinwohl der Stadt waren äußerst vielfältig und beschränken sich keineswegs nur auf seine Hilfe für die Siedler, aber in Form der Benennung einer in unmittelbarer Nachbarschaft zur Totenhauer-Siedlung gelegenen Straße sah man die Gelegenheit dauerhaft an Stadtrat Lang und sein Wirken zu erinnern. Daher beschloss der Mistelbacher Gemeinderat in der Sitzung vom 14. November 1974 diese Straße  „Franz Lang-Weg“ zu benennen.4

Wo befindet sich der Franz Lang-Weg?

 

Quellen:

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Landesbahnpark (Liechtensteinpark)

Gasthäuser und auch schattenspendende Grünanlagen waren im Umfeld von Bahnhöfen früher weitverbreitet, konnte man sich doch dort während Zwischenaufenthalten von Reisestrapazen erholen bzw. Wartezeiten überbrücken. Auch beim Bahnhof der am 14. November 1906 offiziell eröffneten Landesbahn (Ernstbrunn-Mistelbach-Hohenau und Mistelbach-Gaunersdorf (heute: Gaweinstal)) wurde eine Bahnhofsrestauration von Leopold Zickl (dem Bruder des Stadtsekretärs Alexander Zickl) eröffnet und man beabsichtigte die Errichtung einer Parkanlage zwischen Staats- und Landesbahnhof, die aufgrund ihrer Lage von Passagieren beider Bahnlinien genutzt werden konnte.

Zwecks Errichtung einer solchen Anlage beim Landesbahnhof beschloss der Mistelbacher Gemeindeausschuss (=Gemeinderat) bereits im Juli 1906 an Fürst Liechtenstein, dem das durch die Wiener Straße (heute: Josef Dunkl-Straße) geteilte Grundstück entlang der Landesbahnstraße gehörte, heranzutreten.1 Man verständigte sich schließlich auf eine pachtweise Überlassung der Gründe und die Gestaltung des Parks erfolgte 1908 durch den hiesigen Verschönerungsverein, der mit Planung (Professor Dr. Henne – Höhere Obst- und Gartenbauschule Eisgrub) und Ausführung (Stadtgärtner Siebek) fachkundige Experten betraute.2 In dem Ende 1907 gefassten Beschluss des Gemeindeausschusses (=Gemeinderat) mittels dem die Ausgestaltung der Parkanlage durch Sachleistungen seitens der Stadt unterstützt wurde, findet sich auch erstmals der Name „Liechtenstein-Parkanlage“. Das Ansinnen der Errichtung eines Teiches wurden seitens des Gemeindeausschusses aus Rücksicht auf den  Wasserverbrauch allerdings abgelehnt.3

Auf dieser Aufnahme ist gut erkennbar, dass sich der Landesbahn-/Liechtensteinpark einst auf beiden Seiten der heutigen Josef Dunkl-Straße (Bildmitte) erstreckte

Das Jahr 1908 stand ganz im Zeichen des 60-jährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Josef I. und dem Monarchen wurde auf vielfältige Weise gehuldigt. In diesem Jahr gab es allerdings auch weiteren Anlass zu Feierlichkeiten und zwar das 50-jährige Regierungsjubiläum von Fürst Johann II. von Liechtenstein. Da Mistelbach einst zur Herrschaft der Familie Liechtenstein gehörte und sie in der Gemeinde weiterhin über weitreichenden Besitz verfügte, trat Fürst Johann II. auch weiterhin als großzügiger Förderer des Gemeinwesens der Stadt auf. Das damals jüngste Beispiel war die unbefristete und günstige pachtweise Überlassung des oben erwähnten Grundstücks. Explizit aufgrund beider Regierungsjubiläen beschloss der Mistelbacher Verschönerungsverein in seiner Generalversammlung am 28. April 1908 dem neu errichteten Park den Namen „Jubiläums-Anlage 1908“ zu geben, der auf einem damals errichteten Gedenkstein festgehalten wurde.4 In weiterer Folge setzten sich jedoch die synonym gebrauchten Bezeichnungen Landesbahnpark und Liechtensteinpark für diese Grünanlage durch.

Der südliche (heute noch bestehende) Teil des Landesbahnparks – im Hintergrund rechts ist auch der Jubiläumsgedenkstein erkennbar

 

Der Gedenkstein mit der heute kaum mehr lesbaren Inschrift „Jubiläumsanlage 1908“, der anlässlich der in diesem Jahre begangenen Regierungsjubiläen des Kaisers und des Fürsten Johann II.von Liechtenstein errichtet wurde

Schon zu Beginn des Schubertjahres 1928, in dem sich der Todestag des berühmten Komponisten Franz Schubert zum hundertsten Mal jährte, ersuchte der Mistelbacher Gesangs- und Musikverein die Gemeindevertretung heran um Zurverfügungstellung eines Platzes zwecks Pflanzung einer Schubertlinde.5 Die Errichtung eines Gedenksteins war laut diesem Bericht zum damaligen Zeitpunkt offenbar noch nicht geplant. Im Zuge eines entsprechend musikalisch umrahmten Festakts rund um Schuberts Todestag, wurde am 25. November 1928 im nördlichen (=jenseits der heutigen Josef Dunkl-Straße gelegenen) Teil des Parks, eine Schubertlinde gepflanzt und ein Gedenkstein zur Erinnerung an den großen Wiener Komponisten gesetzt.6

Darüber hinaus fasste der Mistelbacher Gemeinderat wenige Tage später, am 1. Dezember 1928, den Beschluss: „beide Teil des Landesbahnparks in Schubertpark umzubenennen“.7 Der Beschluss wurde vorbehaltlich der Zustimmung durch den Fürsten Liechtenstein gefasst, und diese dürfte wohl nicht gegeben gewesen sein. Weder wurden die im Beschluss angedachten „Schubertpark“-Tafeln aufgestellt, noch scheint der Name Schubertpark ansonsten jemals wieder auf. Selbst in einer vom Verschönerungsverein im Jahre 1934 (also wenige Jahre nach diesem Beschluss) herausgegebenen Werbebroschüre für die Stadt, die von Fritz Bollhammer (Chormeister im Zeitpunkt der Aufstellung des Gedenksteins) und Franz Lang, zweier im Musikleben der Stadt äußerst engagierten Persönlichkeiten, verfasst wurde, wird der Park als „Jubiläums-Anlage“ bezeichnet.8


Der Schubertgedenkstein an seinem heutigen Standort im Stadtpark

Neben dem nördlichen Teil des Landesbahnparks, der an den Bahnhof der Ostbahnstrecke (Bundesbahn) angrenzt, wurden 1964/65 zwei Wohnhäuser mit Eigentumswohnungen durch die Wohnbaugenossenschaft „Frieden“ errichtet. Die Bewohner dieser Häuser schlossen sich unter dem Namen „Friedensgemeinschaft“ zusammen und erwarben als Eigentümergemeinschaft 1967 den an die Wohnhausanlage angrenzenden Teil des Landesbahnparks aus dem fürstlichen Besitz. Die „Friedensgemeinschaft“ errichtete in weiterer Folge auf dem nunmehr nicht mehr öffentlich zugänglichen Gelände Blechgaragen und einen Kinderspielplatz. Der Baumbestand des Parks blieb jedoch zu Erholungszwecken und als Schutz gegen Rußemissionen der beiden Bahnstrecken im Wesentlichen erhalten.9 Aufgrund des Übergangs dieses Teils des Parks in Privatbesitz und dessen bevorstehender Umgestaltung wurde der Schubertgedenkstein noch 1967 vom Kultur- und Verschönerungsverein gemeinsam mit dem Musik- und Gesangsverein restauriert und an seinen heutigen Standort im Stadtpark, nahe dem Bahnübergang in der Parkgasse, versetzt.10

Der heute in Privatbesitz befindliche nördliche Teil des Landesbahnparks mit dem Schubert Gedenkstein an seinem usprünglichen Standort auf einer Aufnahme vor 1967

Das Pachtverhältnis zwischen Gemeinde und fürstlicher Verwaltung bezüglich des verbliebenen Teils der Parkanlage ist weiterhin aufrecht und seit vielen Jahren befindet sich hier auch ein öffentlicher Spielplatz. 2012 wurde hier außerdem das umstrittene Michael Jackson-Denkmal, zunächst in Form einer Büste, später als Statue, errichtet.

Quellen:

Bildnachweise:
-) Ansichtskarten: aus der Sammlung von Herrn Gerhard Lichtl – digitalisiert und zur Verfügung gestellt von Herrn Otmar Biringer
-) Fotos der Gedenksteine: © Thomas Kruspel (2015)

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Landesbahnstraße

Die Landesbahnstraße entstand 1906 als Zufahrtsstraße zu dem in diesem Jahr eröffneten Landesbahnhof und sie dient seit Anbeginn auch als Verbindungsstraße zum Bahnhof der Bundesbahn (vormals Staatsbahnhof). Ihren Namen erhielt diese Straße mittels Beschluss des Gemeindeausschusses (=Gemeinderat) vom 6. November 1910.

Blick in die Landesbahnstraße (von der Josef Dunkl-Straße aus  in Richtung Landesbahnhof), rechts die Bahnhofsrestauration von Leopold Zickl (heute: Gasthaus Diesner) und dahinter ein Wohnhaus für Bahnbedienstete. Die Aufnahme dürfte bald nach der Eröffnung des Bahnhofes 1906 entstanden sein.

 

Etwa 1907/08: Rechts neben dem Landesbahnpark (der sich einst auf beiden Seiten der Josef Dunkl-Straße erstreckte) verläuft die Landesbahnstraße

Wo befindet sich die Landesbahnstraße?

 

Quellen:
-) Gemeindeausschusssitzung vom 6. November 1910 – Mistelbacher Bote, Nr. 46/1910, S. 3f

Bildnachweis: aus der Sammlung von Herrn Gerhard Lichtl – digitalisiert und zur Verfügung gestellt von Herrn Otmar Biringer

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Kaffeehaus – Bahnstraße Nr. 5

Nachfolgend ein Beitrag über die wechselvolle Geschichte des Hauses Bahnstraße Nr. 5:

Café Schindler (1900-1906)

Das Areal der heutigen Häuser Bahnstraße Nr. 5 und 7 bzw. der unmittelbar dahinterliegenden Grundstücke in der Gspanngasse gehörte ursprünglich zum weitläufigen Komplex des alten Mistelbacher Spitals. Wohl um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die einst zum Spital gehörigen Gründe veräußert und im eingangs erwähnten Bereich fand sich Ende des 19. Jahrhunderts ein Holzlagerplatz, zuletzt im Besitz des jüdischen Holzhändler Abeles. Dieser nutzte mittlerweile andere Betriebsgründe in Mistelbach und hatte daher das Gelände 1896 veräußert. Zwei Jahre später erwarb Baumeister Josef Dunkl jun. einen Teil dieser Gründe und errichtete 1899 darauf das Haus Bahnstraße (um die Jahrhundertwende auch „Eisenbahnstraße“ genannt) Nr. 5. Das Haus wurde als Kaffeehaus entworfen und gebaut und am 1. Jänner 1900 eröffnete Franz Schindler darin sein Kaffeehaus.1 Schindler war lediglich eingemietet und das Gebäude stand weiterhin im Besitz des späteren Bürgermeisters Dunkl.

Eröffnungsanzeige aus der Zeitung „Bote aus Mistelbach

Die Erwähnung in obiger Eröffnungsanzeige, dass es sich um das „erste Kaffeehaus in Mistelbach“ handle ist allerdings nicht korrekt. Zwar gab es zum damaligen Zeitpunkt kein anderes Kaffeehaus in der Stadt, aber schon zuvor, nämlich von etwa Mitte der 1850er bis jedenfalls Anfang der 1880er Jahre existierte in der Oberhoferstraße Nr. 16 (=KNr. 1) ein Kaffeehaus, das von der Familie Jechtl begründet wurde2, das von der Familie Jechtl begründet und von dieser bis in die 1870er Jahre geführt wurde.3 Mitte der 1880er dürfte sich das Kaffeehaus dann zu einem Gasthaus gewandelt haben, das bis in die 1970er Jahre bestand, zuletzt als Gasthaus Habich (nach den Vorbesitzern aber auch lange noch als „Antrey-Wirtshaus“ bekannt).4

 

Das Kaffeehaus um 1900/01

Das Café Schindler orientierte sich am Stil der Wiener Kaffeehäuser, die damals ihre Hochblüte hatten, und ob des begrenzten Raumes im Erdgeschoss – eine bauliche Erweiterung erfolgte erst in den 1930er Jahren – sollen anfangs auch im 1. Stockwerk Lokalitäten für Vereine zur Verfügung gestanden haben.5 Im Juli 1903 legte Schindler die Gewerbekonzession für den Betrieb des Kaffeehauses zurück und selbiges wurde fortan von seiner Gattin Rosa Schindler geführt.6 Franz Schindler tritt danach nicht mehr in Erscheinung.

 

Café Rössler (1906-1911)

Im Februar 1906 kam es zu einem Betreiberwechsel: Heinrich Rössler (*1878, †1933) übernahm das Kaffeehaus von Frau Schindler und Rössler dehnte die täglichen Öffnungszeiten auf den Zeitraum zwischen halb 6 Uhr früh bis 2 Uhr nachts aus.7

Das Café Rössler zwischen 1906 und 1911

Zu einem richtigen Kaffeehaus gehörte damals das Billardspiel (Karambol), das schon im 19. Jahrhundert auch im Kaffeehaus Jechtl angeboten wurde und selbiges dürfte auch hier von Beginn an zur Ausstattung gehört haben. Der neue Eigentümer Rössler, laut Einschätzung des Berichterstatters im „Mistelbacher Bote“ vermutlich der beste Billardspieler des Bezirks8, konnte im April 1911 den  berühmten Wiener Billardkünstler Georg Pfeiler in seinem Lokal begrüßen.9 Der professionelle Billardspieler Pfeiler zählte um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhunderts zu den besten Spielern Österreichs und war auch international für sein Kunstspiel bekannt.10 Im Café Rössler zeigte er sein Können und die besten Billardspieler Mistelbachs waren eingeladen sich bei Gewährung eines gewaltigen Punkte-Vorsprungs mit dem Meister zu messen. Wenig überraschend fanden sich in den nächsten Ausgaben des „Mistelbacher Bote“ keine Berichte über Sensationssiege von Herausforderern.

 

Der Bereich rechterhand des Eingangs zur Zeit des Café Rössler. Bis Ende der 1950er Jahre befand sich der Billardtisch in diesem Bereich des Kaffeehauses. Bei dem stoßausführenden Herrn dürfte es sich um den Cafetier Rössler selbst handeln.

 

Eine weitere Innenansicht des Café Rössler – unmittelbar nach dem Eingang gerade ins Lokal fotografiert – die Kante des Billardtisches ist am rechten Bildrand erkennbar, ebenso wie die Queues hinter dem Ober; bei dem großgewachsenen Herrn hinter der Theke handelt es sich um den Cafetier Heinrich Rössler.

Auch Heinrich Rössler veräußerte den Kaffeehaus im Juni 1911 an Alois Kiesling, und eröffnete im Oktober desselben Jahres in der Mitschastraße das erste Kino der Stadt Mistelbach.

 

Café Kiesling (1911-1919)

Im Juni 1911 erwarben Alois (*1883, †1972) und Anna Kiesling das vormalige Cafe Rössler11 Sie übernahmen jedoch nicht nur den Kaffeehausbetrieb, sondern kauften das Gebäude von Dunkl und waren damit die ersten Betreiber, die auch Eigentümer des Hauses waren.12 Kiesling stammte aus Wolkersdorf, wo sein Vater  von 1874 bis 1912 das Gasthaus beim Bahnhof (zuletzt Gasthaus Reich) betrieb. Ab 26. August 1925 scheint ein Alois Kiesling als Pächter des Hotel Rieder in der Bahnstraße auf und führte dieses bis 1931. Mit ziemlicher Sicherheit dürfte es sich dabei um den vormaligen Cafetier Kiesling gehandelt haben. Womit er sich zwischen dem Verkauf des Kaffeehauses und der Übernahme des Hotel Rieder verdingt hat ist unklar, allerdings ist durch sein reges Engagement im Mistelbacher Vereinsleben (Kriegsheimkehrerverband, Schützenverein, Musikverein) belegt, dass er auch in der dazwischen liegenden Zeit in Mistelbach ansässig war.

 

Café Rabenseifner (1919-1956)

Heinrich (*1884, †1967) und Hermine Rabenseifner folgten der Familie Kiesling mit 1. Juli 1919 als Eigentümer und Betreiber nach13. Zuvor hatte Rabenseifner das vis-á-vis gelegene traditionsreiche Gasthaus „Zum weißen Rössl“ geführt, dass sich zuvor seit 1799 im Familienbesitz befunden hatte. Unter Rabenseifner wurden größere Fenster eingebaut und 1932 erfolgte der Anbau des Spielzimmers (hinterer Trakt des Lokals)14, und dieser Zubau ist auch heute noch gut erkennbar, da er nur aus einem Erdgeschoss besteht. Die umfassende Neugestaltung des Jahres 193515, wurde ein Jahrzehnt später während der Kämpfe um Mistelbach Mitte April 1945 zunichte gemacht und das Kaffeehaus laut einem Zeitungsbericht „arg zugerichtet“. Doch binnen weniger Monate konnte das Lokal wiederhergestellt und der Betrieb erneut aufgenommen werden.16 Die Ära Rabenseifner endete am 31. Oktober 1956.

 

Café Beck (1956-1958)

Ab 1. November 1956 scheint als Betreiberin eine Frau namens Ditta Beck auf17, zweifellos eine Verwandte der nunmehrigen Eigentümerin des Hauses Maria Beck (*1906, †2002), auf deren Namen auch die Konzession zum Betrieb des Kaffeehauses lautete.18 Das Lokal wurde nunmehr unter dem Namen Café Beck geführt, ehe es ab Frühjahr 1958 verpachtet wurde.

Ankündigung der Silvesterfeier im Café Beck zur Jahreswende 1956/57
(Mistelbacher-Laaer Zeitung, Nr. 50/1956, Anzeigenteil)

 

Café M. Heindl (1958-1968)

Michael und Inge Heindl pachteten das Kaffeehaus im April 1958 und eröffneten es nach einmonatiger Schließung, während der eine umfassende, moderne Neugestaltung des Lokals erfolgte.19 Wohl um Verwechslungen mit dem Stadtcafe von Lorenz Heindl in der Franz Josef-Straße zu vermeiden, war das Lokal weiterhin unter dem etablierten Namen Café Rabenseifner bekannt20 bzw. teils wurde es zur Abgrenzung auch „Heindl-Rabenseifner“ genannt.

Innenansicht des 1958 neueröffneten Café M. Heindl vom hinteren Bereich des Lokal Richtung Eingang

Blick in den hinteren Bereich des Lokal: Spielzimmer mit Billardtischen und Fernseher an der Rückwand

Das Café Heindl im Jahre 1967

Mit der Schließung des Café Heindl im März 1968 endete die 68 Jahre währende Nutzung des Gebäudes als Kaffeehaus – vorerst. Laut einem Bericht der Weinviertler Nachrichten wäre Heindl an der Weiterführung des Lokals und damit an einer Fortsetzung des Pachtverhältnisses interessiert gewesen, allerdings konnte er sich dem Vernehmen nach in finanziellen Belangen nicht mit der Eigentümerin einigen.21

 

Konsum (1968-1978)

1968 mietete sich die Konsumgenossenschaft Wien und Umgebung (KGW) – kurz „Konsum“ – ein und verlegte hierher das zuvor in der Franz Josef-Straße Nr. 54 beheimatete Verkaufsgeschäft, das an der neuen Adresse als Selbstbedienungsladen geführt wurde.22 1978 wurden die regionalen Konsumgenossenschaften unter dem Namen „Konsum Österreich“ fusioniert und der neue Dachverband erwarb das erst zwei Jahre zuvor neueröffnete „Plus-Kauf“ Warenhaus23 in der Mitschastraße (heute: BILLAplus). Statt der Filiale in der Bahnstraße wurde nunmehr ein Konsum-Großmarkt (KGM) in der vormaligen „Plus-Kauf“ Filiale eingerichtet.

Das Kaffeehaus als Konsum Filiale (1970er Jahre)

 

TILA (ca. 1979-1982)

Danach, also etwa von 1979 bis 1982, befand sich an der Adresse Bahnstraße Nr. 5 ein Verkaufsgeschäft der Bekleidungsfabrik TILA, die in Mistelbach eine Produktionsstätte in der ehemaligen Pinselfabrik in der Bahnzeile unterhielt.

Das Erscheinungsbild nach der Schließung des Bekleidungsgeschäfts TILA, kurz bevor es sich zum Café Harlekin wandelte

Café Harlekin (seit 1983)

Am 1. Juli 1983 eröffneten Reinhard und Walter Kruspel hier schließlich das bis heute bestehende Café Harlekin und knüpften damit wieder an die Kaffeehaustradition dieses Hauses an. Später trennten sich die Wege der Gründer und durch die Umgestaltung der Thomas Freund-Gasse zur Fußgängerzone im Jahre 1990 wurde der Schanigarten in der heute bekannten Form möglich.

Das Innere des Café Harlekin kurz nach der Eröffnung im Sommer 1983

 

Exkurs: Die Anfänge der Eis-Tradition

Die älteste Spur der Speiseeisherstellung in Mistelbach findet sich in einem Inserat aus dem Jahr 1882 in der Lokalzeitung „Illustrirter Bezirks-Bote„, in dem Ferdinand Scholz, der von 1874 bis 1884 auf Hauptplatz Nr. 11 (danach bis 1938 Fam. Löffler, heute: Volksbank) eine Delikatessen-Handlung betrieb24, „täglich frisches Gefrornes“ (sic!) anbot. Gefrorenes ist ein heute veralteter Ausdruck für Speiseeis. Im Kaffeehaus selbst ist die Herstellung von Speiseeis durch Heinrich Rabenseifner jedenfalls bereits in der Zwischenkriegszeit belegt.

Ein Ausschnitt einer humoristischen Mehrbild-Postkarte legt jedoch den Schluss nahe, dass die Tradition der Speiseeisherstellung wahrscheinlich schon auf Kiesling zurückgehen dürfte, möglicherweise sogar bereits auf Rössler. Untenstehende Postkarte entstand vermutlich Anfang der 1910er Jahre, denn derartige Jux-Postkarten waren in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg sehr populär. Aufgrund der Abbildung des Landesbahnhofs bzw. der ebenfalls erkennbaren Schießstätte im Bereich des heutigen Schützenwegs kann diese Karte jedenfalls erst nach 1906 entstanden sein.

Eine Jux-Postkarte, geschrieben aus der Perspektive eines jungen Mädchens, vermutlich aus der Zeit Anfang der 1910er Jahre; darunter der relevante Bildausschnitt, der einen Hinweis auf den Beginn der Speiseeisherstellung liefert

Die Bildunterschrift lautet: „Das ist die Bahnstraße mit unserer Schule und dem Cafehaus. Dort kriegt man auch Gefrorenes (Anm.: Speiseeis), nämlich im Cafehaus.“

Im Vordergrund die prachtvolle Zinshäuser Bahnstraße 1 (Josef Dunkl jun. bzw. später Fam. Freund) und 1a (Stadtsekretärs Alexander Zickl), die im 2. Weltkrieg zerstört wurden. Dahinter die Mädchenschule und ganz klein im Hintergrund – aufgrund des markanten Türmchens dennoch erkennbar – das Kaffeehaus.

Bildnachweise:
-) Kaffeehaus Schindler (Ausschnitt aus Mehrbildkarte), Außenansicht Café Rössler & Postkarte „Gruss aus Mistelbach“ aus der Sammlung von Herrn Gerhard Lichtl – digitalisiert und zur Verfügung gestellt von Herrn Otmar Biringer
-) Innenansichten Café Rössler – ausgestellt im Café Harlekin
-) Innenansichten Café Heindl – Mistelbacher-Laaer Zeitung, Nr. 29/1958, S. 4
-) Café Heindl – Göstl-Archiv
-) Bekleidungsgeschäft Tila & Innenansicht Harlekin – zur Verfügung gestellt von Reinhard Kruspel

Quellen:

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Ziegelstätte (Kettlasbrunn)

Lehmgruben und Ziegelöfen sind im Weinviertel aufgrund des lehmreichen Bodens weitverbreitet und beinahe jedes Dorf verfügte im Lauf der Jahrhunderte über mehrere solcher Ziegelproduktionsstätten. Bereits für das Jahr 1537 scheint die Existenz von zwei frühen Ziegelöfen in Kettlasbrunn durch Dokumente im niederösterreichischen Landesarchiv belegbar zu sein.1 In seiner Publikation „Ziegelöfen und Lehmabbaue der politischen Bezirke Mistelbach und Gänserndorf“ führt der Verfasser Herr Christian F. Ramml vier Ziegelöfen an, die im Laufe der Zeit hier bestanden, wobei ein Standort nicht näher überliefert ist. Die jüngste Ziegelei entstand 1904 als die Kettlasbrunner Familien Schwarzmayer (Nr. 26), Pribitzer (Nr. 61), J. Schwarzmann (Nr. 99), Rabenreither (Nr. 100) und M. Schwarzmann (Nr. 101) mittels Gesellschaftsvertrag die „Ziegeleigenossenschaft Kettlasbrunn“ gründeten. Deren Standort befand sich südlich des Dorfs am Ende der heutigen Straße „Ziegelstätte“, und der in die Genossenschaft eingebrachte Grundbesitz erstreckte sich von hier bis zu den Kellern der Blumenthalerstraße. 1916 erwarb Johann Pribitzer sämtliche Genossenschaftsanteile und gelangte somit in den Alleinbesitz der Ziegelei. Bis 1931 ist deren Betrieb belegt2, die Ziegelherstellung dürfte jedoch bald darauf, etwa zur Mitte dieses Jahrzehnts eingestellt worden sein3. Laut dem Häuserverzeichnis von OSR Leisser, dem Verfasser der Ortsgeschichte aus dem Jahr 1989, soll sich im Bereich des heutigen Hauses Postgasse Nr. 6 (zuvor Nr. 178) jedoch schon im 19. Jahrhundert ein Ziegelofen der Familie Rath befunden haben.4 Dieser Standort, damals unmittelbar am Ortsrand gelegen, würde erklären, weshalb das Gebiet bereits schon hier (dem Beginn der gegenständlichen Straße und in einiger Entfernung zum Genossenschaftsziegelofen) als „Ziegelgstetten“ bezeichnet wurde. Möglicherweise handelt es sich dabei gar um jenen Ziegelofen, dessen Lage bei Ramml nicht verortet werden konnte.5 Allerdings ist auf altem Kartenmaterial in diesem Gebiet kein Ziegelofen ersichtlich.

2004 beschloss der Mistelbacher Gemeinderat im Zuge der Einführung von Straßennamen in der Katastralgemeinde Kettlasbrunn, die zur einstigen Ziegelei führende Straße in Anlehnung an die für dieses Areal umgangssprachlich gebräuchliche Bezeichnung „Ziegelstätte“ zu benennen.6 Neben dem Straßennamen erinnert heute lediglich die noch erkennbare Lehmabbaukante auf dem teilweise mit Einfamilienhäusern verbauten Gebiet an dessen einstige Nutzung zum Zwecke der Ziegelproduktion.

Wo befindet sich die Straße „Ziegelstätte“?

 

Quellen:
-) Ramml, Christian Ferdinand: Ziegelöfen und Lehmabbaue der politischen Bezirke Mistelbach und Gänserndorf (Niederösterreich): Geschichte und Geologie – Archiv für Lagerstättenforschung, Band 27 (2014), S. 321f

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Försterweg

Laut dem „Nachtrags-Häuserverzeichnis“ in Fitzkas Nachtrags- und Ergänzungsband zur Geschichte der Stadt Mistelbach reichte die Bebauung der linken Seite der Oberhoferstraße im Jahre 1912 bereits bis zur Einmündung der Franz Josef-Straße.1 In diesem oberen Bereich der Oberhoferstraße hatte der Mistelbacher Gemeindeförster Martin Sklenař jun. im Jahr 1900 sein Haus an der Adresse Oberhoferstraße Nr. 99 errichtet.2 Der Bauplatz für Nr. 97 kam als Garten zu Sklenařs Haus und auf der Parzelle für Nr. 95, zwischen Sklenař und dem Haus Oberhoferstraße Nr. 93 (damals Anton Platschka), wurde schließlich ein Verbindungsweg zwischen der Franz Josef-Straße und der Oberhoferstraße – der heutige Försterweg – geschaffen. Dieser laut damaligem Gemeindeausschuss-Beschluss „neueröffnete Verbindungsweg“ erhielt im September 1911 zunächst den Namen „Flurgasse“3, bevor 1913 der bisherige Name der unteren Waisenhausstraße (zwischen Waldstraße und Winzerschulgasse) „Feldgasse“ auf ihn übertragen wurde.4

Das Haus von Forstmeister Martin Sklenař jun. in der Oberhoferstraße Nr. 99, das an den Försterweg angrenzt, war bis 1957 auch Sitz der Forstverwaltung der Gemeinde. Der Hirschkopf über der Toreinfahrt weist noch heute auf den einstigen Wohnsitz des Gemeindeförsters hin.

Von 1850 bis 1975, also 125 Jahre und über drei Generationen lag die Betreuung des Gemeindewaldes in den fachkundigen Händen der Försterfamilie Sklenař. Trotzdem sich der Wohnsitz des ab 1935 tätigen Forstmeisters Ing. Oskar Sklenař später andernorts befand, blieb die Forstverwaltung der Gemeinde bis Ende des Jahres 1957 in seinem Elternhaus in der Oberhoferstraße untergebracht, ehe deren Sitz ins Amtsgebäude auf dem Hauptplatz verlegt wurde.5

Am 30. Oktober 1978 beschloss der Mistelbacher Gemeinderat den Verbindungweg zwischen Oberhoferstraße und Franz Josef-Straße zur Erinnerung an den einst hier wohnhaften Gemeindeförster Martin Sklenař jun. bzw. die hier vormals beheimatete Forstverwaltung „Försterweg“ zu benennen.6

Da der als Einbahn geführte Försterweg eine reine Verbindungsstraße ist und nicht Teil einer Hausadresse, dürfte der Beschluss des Gemeindeausschusses (=Gemeinderat) aus dem Jahr 1913 über die Benennung als „Feldgasse“ im Laufe der Jahre in Vergessenheit geraten sein und nachdem 1968 in der erweiterten Schloßbergsiedlung eine Straße „Feldgasse“ benannt wurde, gab es zwischen 1968 und 1978 also faktisch zwei Straßen mit gleichem Namen.

Wo befindet sich der Försterweg?

 

Bildnachweis: Thomas Kruspel (2018)

Quellen:

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Feldgasse

Im Zuge des Ausbaus der Schloßbergsiedlung wurde eine dort neu angelegte Straße mit Beschluss des Gemeinderates vom 17. Dezember 1968 „Feldgasse“ benannt.1 Tatsächlich handelt sich bereits um die dritte Gasse diesen Namens in der Geschichte der Stadt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Haus mit der Konskriptionsnummer 151 in der Waldstraße abgebrochen und an dessen Stelle eine Verbindungsstraße zur Winzerschulgasse geschaffen. Diese Straße, die dem unteren Teil der heutigen Waisenhaustraße entspricht, erhielt mit Einführung der Straßennamen 1898 den Namen „Feldgasse“.2 Durch die Eröffnung des oberhalb dieses Straßenabschnitts gelegenen Bezirks-Waisenhauses im Jahre 1910 und dem etwa zeitgleich erfolgten Ausbau zur Bezirksstraße, und damit zur Hauptverkehrsverbindung nach Eibesthal, gewann diese Straße an Bedeutung und der neue Name „Waisenhausstraße“ wurde im Oktober 1913 schließlich auch auf die vormalige Feldgasse erstreckt. Mit dem selben Beschluss des Gemeindeausschusses (=Gemeinderat) wurde der Name „Feldgasse“ auf den heutigen Försterweg, der zuvor „Flurgasse“ hieß, übertragen.3 Zweitere Namensgebung dürfte im Laufe der Jahre wohl in Vergessenheit geraten sein, was allerdings nicht weiter verwundert, handelt es sich doch nur um einen kurzen Verbindungsweg zwischen Franz Josef-Straße und Oberhoferstraße und dieser Straßenname war auch nie Teil einer Hausadresse. Da der Försterweg seinen heutigen Namen erst 1978 erhielt, gab es zwischen 1968 und 1978 faktisch zwei Straßen mit gleichem Namen, was jedoch aus oben angeführten Gründen scheinbar nicht weiter auffiel. Gemein war allen drei Straßen, dass sie zum Zeitpunkt ihrer Benennung als „Feldgasse“, am Stadtrand lagen und zu landwirtschaftlich genutzten Feldern führten bzw. unmittelbar an solche angrenzten.

Wo befindet sich die Feldgasse?

 

Quellen:

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