Mistelbach in der Zeitung – Teil 2 (1906-1918)

Diese Beitragsreihe aus der Anfangszeit des Blogs wurde im Laufe der Jahre mehrfach überarbeitet, aktualisiert und in einem Nachtrags-Beitrag wurden später entdeckte Fundstücke gesammelt. Diese vormals vier Beiträge wurden nunmehr zu drei chronologisch sortierten Beiträgen zusammengefasst und außerdem die Qualität der Bilder verbessert.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um die Fortsetzung des Beitrags Mistelbach in der Zeitung – Teil 1 (1901-1905)

„Mit dem Motorrad vom Heidentum zum Christentum“ – 1906

Unter diesem Titel wurde darüber berichtet, dass am 23. September 1906 der Mistelbacher Mechanikermeister Karl Rößler sein Töchterchen mit dem Motorrad zur heiligen Taufe fuhr. In der Frühzeit der Motorisierung eine kleine Sensation. Beim Paar rechts handelt es sich um die Eltern Karl & Helene Rößler, links auf dem Schoß der Taufpatin Helene Dirnberger, durch weiße Tücher verdeckt liegt die kleine, zu diesem Zeitpunkt sieben Tage alte Hilda.

Beim Paar rechts handelt es sich um die Eltern Karl & Helene Rößler, links auf dem Schoß der Taufpatin Helene Dirnberger, durch weiße Tücher verdeckt liegt die kleine, zu diesem Zeitpunkt sieben Tage alte Hilda.

Foto: Leopold Forstner, Mistelbach
Österreichische Illustrierte Zeitung, 28. Oktober 1906, S. 8 (ONB-ANNO)
Illustrierte Kronenzeitung, 30. September 1906, S. 5 (ONB-ANNO)


„Kartoffelabnormität“ – 1906

Diese wie eine Hand geformte Knolle fand sich im Erdäpfelacker des Mistelbacher Gemischtwarenhändlers Schodl.

Eine in Mistelbach gefundene "Kartoffelabnormität" über die sogar in der Zeitung berichtet wurde.

Österreichische Illustrierte Zeitung, 28. Oktober 1906, S. 7 (ONB-ANNO)

Eröffnung der Landesbahn – 1906

Nach dem Bau der Staatsbahn im Jahre 1870, erfolgte am 14. November 1906 mit der Eröffnung der Landesbahnstrecken Ernstbrunn-Mistelbach-Hohenau und Mistelbach-Gaunersdorf (heute: Gaweinstal) ein weiterer Meilenstein in der Entwicklungsgeschichte der Stadt Mistelbach, und die endgültige Etablierung als zentraler Verkehrsknotenpunkt im nordöstlichen Weinviertel. Die neuen Landesbahnen, die eine Verbindung zu den wichtigen Strecken der Nord-, Ost- und Nordwestbahn schufen, wurden in Anwesenheit des niederösterreichischen Statthalters und Mistelbacher Ehrenbürgers Graf Kielmansegg und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung eröffnet. Der Eröffnungszug wurde mit einer Musikkapelle und Böllerschüssen begrüßt und zum Abschluss dieses Ereignisses wurden die zahlreich anwesenden Ehrengäste zu einem Festmahl ins Hotel Rathaus (heute: Erste Bank) geladen. Das untenstehende Foto zeigt jedenfalls nicht in den Landesbahnhof in Mistelbach, sondern muss andernorts entlang der neuen Strecken entstanden sein.

Das Bild mit dem der Bericht über die Eröffnung der neuen Landesbahnen illustriert wurde. Welchen Bahnhof es zeigt, ist unklar - jedenfalls handelt es sich nicht um den Mistelbacher Bahnhof

Illustrierte Kronen-Zeitung, 17. November 1906, S. 6 (ONB-ANNO)

Auch von diesem Tag findet sich eine Fotografie in den Beständen des Museumsarchivs:

Der Mistelbacher Landesbahnhof mit dem einfahrenden Eröffnungszug
Ebenso ist die Speisenfolge des Festmahls überliefert:

Die Speisenfolge beim Festmahl im Hotel Rathaus
Exl, Engelbert M.: 125 Jahre Stadt Mistelbach – ein Lesebuch (1999), S.73
Steiner, Oskar: Mistelbach in alten Ansichten, Band I (1983)


Grundsteinlegung Bezirkskrankenhaus – 1908

Am 18. Juni 1908 fand die feierliche Grundsteinlegung für den Bau des Bezirkskrankenhauses im Beisein des niederösterreichischen Statthalters Graf Kielmansegg, des Liechtensteinischen Hofsekretärs Kron, der Bürgermeister der Umgebung und zahlreicher weiterer Festgäste statt. Die Segnung des Grundsteins zelebrierte Weihbischof Dr. Godfried Marschall. Traditionsgemäß wird bei solchem Anlass auch eine Urkunde und ein Satz Münzen im Grundstein versenkt, und diese Gelegenheit nutzten Diebe, die noch in derselben Nacht die Urkunde samt den Münzen entwendeten.


Illustrierte Kronenzeitung, 21. Juni 1908, S. 6 (ANNO-ONB)


Theateraufführung „Die gepfändete Mumie“ – 1908

Im April 1908 veranstaltete der Mistelbacher Männergesangsverein einen Theaterabend im Hotel Rathaus, der mit dem Einakter „Du bist blaß, Louise“, unter der Mitwirkung von Frl. Mizzi Rabenseifner, Hermine Tischler und der Herren Schindler und F.J. Peikert, eröffnet wurde. Das Hauptprogramm bildete jedoch die Uraufführung der zweiaktigen grotesken Operette „Die gepfändete Mumie“, aus der Feder des Mistelbachers Rudolf Katschthaler (Sohn des Karl Katschthaler). Folgende Personen wurden durch großen Beifall für ihre Mitwirkung in diesem Stück belohnt: Alfred Merz, August Schramm, Franz Schindler, Louis Knorr, Karl Schnaß, Peter Kraus, Franz Hiertl, Leopold Schebesta, Ferdinand Bednarik, Franz Klammer, Eduard Vetter, Josef Scholz, Emanuel Haas und Franz Schamann. Die untenstehende Zeichung wurde nach einer Aufnahme des Fotografen Leopold Forstner angefertigt.

Theateraufführung "Die gepfändete Mumie" des Männergesangsvereins in Mistelbach

Illustrierte Kronenzeitung, 26. April 1908, S. 3 (ANNO-ONB)


Feuerwehrfest in Frättingsdorf – 1909

Erst 1909 und damit vergleichsweise spät kam es auch in Frättingsdorf zur Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. Im Rahmen des Gründungsfest am 9. Juli 1909 erfolgte auch die Spritzenweihe. Im Hintergrund der untenstehenden Aufnahme sind die Kirche und das Schulgebäude zu erkennen.

Festlichkeit anlässlich der Gründung der Frättingsdorfer Feuerwehr. Im Hintergrund Kirche und Schulgebäude gut erkennbar

Illustrierte Kronen Zeitung, 18. Juli 1909, S. 17 (ONB-ANNO)

 

Maifahrt des Wiener Männergesangsvereins nach Mistelbach – 1909

Und wieder Männergesangsverein, diesmal allerdings der berühmte Wiener Männergesangsverein, dessen alljährliche Maifahrt seine Mitglieder 1909 nach Mistelbach führte. Bereits am Bahnhof wurde der Sonderzug mit dem die knapp zweihundert Sänger anreisten, von Abordnungen der Gemeindevertreter und Vereine, und zahlreichen Schaulustigen herzlich begrüßt und in einem Festzug zur Pfarrkirche geleitet, wo die Deutsche Messe gesungen wurde. Das am Hauptplatz abgehaltene Wohltätigkeitskonzert zugunsten des Mistelbacher Spitalfonds sorgte für Begeisterung und angeblich sollen Mistelbacher Gemütlichkeit und Mistelbacher Wein Schuld daran gewesen sein, dass so mancher Wiener Sänger die Retourfahrt verpasste. Auf dem untenstehenden Gruppenbild, das im weitläufigen Garten des Gasthauses Putz aufgenommen wurde, ist Bürgermeister Thomas Freund mit der von ihm gestifteten Bürgermeisterkette leicht zu erkennen.

Der Wiener Männergesangsverein zu Besuch in Mistelbach

Österreichische Illustrierte Zeitung, 30. Mai 1909, S. 7 (ANNO-ONB)

Von der Ankunft des Wiener Männergesangsvereines auf dem Mistelbacher Bahnhof findet sich die folgende Fotoaufnahme im Museumsarchiv der Stadt Mistelbach:

Die Mitglieder des Wiener Männergesangsvereins wurden bei ihrer Ankunft am Mistelbacher Bahnhof willkommenv geheißen

Auch ein paar Aufnahmen vom Wohltätigkeitskonzert auf dem Hauptplatz finden sich im Göstl-Archiv:

Die vor dem Haus Hauptplatz Nr. 36 (damals wie heute Apotheke) errichtete Bühne und Bankreihen für die ZuhörerDie vor dem Haus Hauptplatz Nr. 36 (damals wie heute Apotheke) errichtete Bühne und Bankreihen für die Zuhörer

Die Sänger und zahlreiche Zuhörer trotzten dem Regen während des KonzertsDie Sänger und zahlreiche Zuhörer trotzten dem Regen während des Konzerts


Eröffnung Bezirkskrankenhaus – 1909

Die feierliche Einweihung des „Kaiser Franz Joseph-Bezirkskrankenhauses“ Ende November 1909 wurde durch den aus Neudorf bei Staatz stammenden Weihbischof der Erzdiözese Wien, Dr. Godfried Marschall, vorgenommen. Zuvor hatte sich ein viele hunderte Personen umfassender Festzug, darunter zahlreiche hohe Ehrengäste, von der Kirche durch die festlich geschmückte Stadt zum Krankenhaus bewegt. Der langersehnte Krankenhausbau konnte dank großer finanzieller Unterstützung seitens der Stadtsparkasse Mistelbach, des Fürsten Johann II. von und zu Liechtenstein und zahlloser Sammlungen bewerkstelligt werden. Zum Leiter des neuen Krankenhauses wurde Primarius Dr. Fritz Höllrigl berufen, und bereits am Tag nach der Eröffnung fanden die ersten Patienten Aufnahme.

Die feierliche Einweihung des "Kaiser Franz Joseph-Bezirkskrankenhauses" Ende November 1909. In der Bildmitte Weihbischof Dr. Godfried Marschall

Das interessante Blatt, 2. Dezember 1909, S. 2f (ANNO-ONB)


Erste deutsche Handwerker-Ausstellung in Mistelbach – 1912

Am 14. August 1912 wurde zur feierlichen Eröffnung einer viertägigen Ausstellung in den Räumen der Knaben- bzw. Mädchenschule (den heutigen Mittelschulen) geladen, bei der die Mistelbacher Tischler, Sattler, Schuhmacher, Anstreicher, Drechsler und andere Handwerker ihre Arbeiten präsentierten. Am Tag nach der Eröffnung fand im Hotel Rathaus ein Handwerkertag statt bei dem neben Fachreferenten unter anderem auch der Reichsratsabgeordnete Rudolf Wedra (Bildmitte) eine Rede hielt. Die Initiative zur Abhaltung des Handwerkertages und dieser Leistungsschau ging von der erst im Vorjahr gegründeten Mistelbacher Ortsgruppe des deutschen Handwerkersbundes aus und die Organisation besorgte ein Ausstellungskomitee, bestehend aus Mistelbacher Gewerbetreibenden, das unter der Leitung von Ingenieur Karl Rößler (vermutlich rechts neben Wedra), stand.

Die Eröffnung der Handwerkerausstellung im Jahre 1912 - im Bild der Reichsratsabgeordnete Rudolf Wedra (1. Reihe 2. v.l.)

Illustrierte Kronenzeitung, 17. August 1912, S. 4 (ANNO-ONB)
Mistelbacher Bote, Nr. 13/1911, S. 4

Das Eingangstor zur Ausstellung („Triumphbogen“), dass oben in dem kreisrunden Ausschnitt abgebildet ist befand sich am Eingang der damaligen Schulgasse (heute: Thomas Freund-Gasse bzw. „Neumarkter Platzl“ vor dem damaligen Cafe Kiesling (heute Cafe Harlekin)). Der genaue Aufstellungsort konnte erst durch nachfolgende, im Illustrirten Wiener Extrablatt veröffentlichte, Aufnahme des Mistelbacher Fotografen Leopold Forstner sen. eruiert werden.

Eingangsbogen in der Thomas-Freund-Gasse zwischen Schulgebäude und Kaffeehaus

Illustriertes Wiener Extra-Blatt, 17. August 1912 (41. Jg. – Nr. 224), S. 9 (ONB: ANNO) (Fotografie: Leopold Forstner sen.)

Die nachstehende Fotografie aus dem Museumsarchiv der Stadt Mistelbach zeigt eine Szene der Ausstellung, aufgenommen im Hof der Bürgerschule. Links im Hintergrund ist die Elisabethkirche zu erkennen und sehr prominent ist auch das einstige Gebäude des Kindergartens zu erkennen, das heute unter anderem das Standesamt beherbergt.

Die Preisverleihung im Schulgarten unter den Anwesenden Bürgermeister Josef Dunkl jun. (1.) und Reichsratsabgeordneter Rudolf Wedra (2.)Die Preisverleihung im Schulgarten unter den Anwesenden Bürgermeister Josef Dunkl jun. (1.) und Reichsratsabgeordneter Rudolf Wedra (2.)


Dekorierung des Gendarmerie-Bezirkswachtmeisters Kerda – 1914

Am 2. Mai 1914 wurde dem hiesigen Gendarmerie-Bezirkswachtmeister Gustav Kerda das silberne Verdienstkreuz mit der Krone verliehen. Nach einer kirchlichen Feier, fand im festlich dekorierten Rathaussaal unter Anwesenheit zahlreicher Behördenvertreter, die feierliche Verleihung durch den Abteilungskommandanten Oberleutnant Wundsam statt. In der Bildmitte Bezirkswachtmeister Kerda (sitzend, 6. v. r.) samt Familie und ebenfalls auf dem Bild Bgm. Josef Dunkl (sitzend, 3. v. l.).

Der ausgezeichnete Bezirkswachtmeister Kerda (sitzend, 6. v. r.) samt Familie im Kreise seiner Kollegen. Ebenfalls auf dem Bild Bgm. Josef Dunkl (sitzend, 3. v. l.).

Foto: Josef Plaschil, Mistelbach
Wiener Bilder, 17. Mai 1914, S. 7 & S. 21 (ANNO-ONB)


Feierliche Enthüllung „Wehrschild in Eisen“ – 1915

Am Sonntag, den 10. Oktober 1915 wurde der vom akad. Maler Josef Reich (Wien) entworfene und vom Mistelbacher Bildhauer Dominik Fill, geschaffene Wehrschild in Eisen enthüllt. In einem Pavillon auf dem Hauptplatz wurde das aus Holz geschaffene Wappen ausgestellt und gegen eine Spende konnten von jedermann Nägel eingeschlagen werden. Der Reinerlös kam den Hinterbliebenen gefallener Krieger aus Mistelbach und Umgebung zugute. Derartige Kriegsbenagelungen waren damals weit verbreitet, berühmtestes Beispiel ist der Wehrmann in Eisen in Wien, und die Ehre den ersten Nagel einzuschlagen wurde Bezirkshauptmann Dokaupil zuteil. Die Veranstaltung wurde vonseiten des Gesangs- und Musikvereins mit patriotischen Chören, unter der Leitung von Oberlehrer Gottfried Ribing umrahmt, und desweitern wurde im Rahmen dieses Festakts ein Mistelbacher Soldat mit der silbernen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet.

Das Mistlbacher Wehrschild in Eisen

Wiener Bilder, 26.12.1915, S. 11 (ANNO-ONB)
Illustrierte Kronenzeitung, 14.10.1915, S. 2 (ANNO-ONB)

Auch die folgende Aufnahme hat den Laufe der Jahre im Museumsarchiv überstanden und zeigt das Eiserne Wehrschild samt Pavillon auf dem Mistelbacher Hauptplatz:

Das Wehrschild in einem Pavillon vor dem Mistelbacher Rathaus

Besuch Erzherzogin Blanka – 1918

Am 15. August 1918 nahm ihre k. u. k. Hoheit Erzherzogin Blanka von Österreich-Toskana mit ihren Kindern, Erzherzogin Maria Immakulata, Erzherzog Anton und Erzherzogin Assunta, an der feierlichen Einweihung eines Pflegerinnenwohnheimes in Wilfersdorf teil. Im Anschluss besuchten die hohen Gäste das Vereins-Reservespital des Roten Kreuzes in Mistelbach, das im Bezirkskrankenhaus sowie im ehemaligen Notspital in der Hochgasse, im Kindergarten (Oserstraße) und im Turnsaal der Knabenschule) untergebracht war und wo sie an die verwundeten Soldaten Rauchwaren verteilten und aufmunternde Worte an diese richteten. Vor der Rückfahrt mit der Bahn waren die Herrschaften noch bei Bezirkshauptmann Franz Dokaupil zu Gast, der ebenfalls auf dem Foto zu sehen ist. Das untenstehende Bild zeigt die kaiserlichen Hoheiten im Kreise der Rekonvaleszenten im Schulhof.

Die kaiserlichen Hoheiten im Kreise der Rekonvaleszenten im Schulhof. Erzherzogin Blanka (Nr. 1), Erzherzogin Immakulata (Nr. 2), Erzherzogin Assunta (Nr. 3), Erzherzog Anton (Nr. 4), Bezirkshauptmann Franz Dokaupil (Nr. 5), Leiter des Krankenhauses sowie des Reserve-Spitals Dr. Fritz Höllrigl

Foto: Leopold Forstner, Mistelbach
Wiener Bilder, 25.8.1918, S. 6f (ANNO-ONB)
Österreichs Illustrierte Zeitung, 25.8.1918, S. 9 (ANNO-ONB)

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