Mistelbach in der Zeitung – Teil 3 (1923 -1942)

Bundeskanzler Seipel in Mistelbach – 1923

Der Nationalratswahlkampf des Jahres 1923 führte Bundeskanzler Dr. Ignaz Seipel nach Mistelbach, wo er am Nachmittag des 12. Oktober auf dem Hauptplatz im Rahmen einer Wählerversammlung eine Ansprache hielt. Ursprünglich gar nicht als Freiluftveranstaltung geplant, musste die Veranstaltung aufgrund des großen Massenandrangs auf den Hauptplatz verlegt werden. Landeshauptmann Buresch und Nationalratsabgeordneter Wollek begleiteten den Kanzler bei seiner Werbetour durch das Weinviertel und hielten gleichfalls Ansprachen. Den Besuch des Kanzlers hielt der Mistelbacher Fotograf Josef Plaschil fotografisch fest und das Bild zierte wenig später die Titelseite der illustrierten Zeitung “Wiener Bilder”. Da Plaschil die von ihm angefertigten Fotos auch dem Bundeskanzler zugesandt hatte, erhielt er ein handschriftliches Dankschreiben des Kanzlers.

Bundeskanzler Dr. Seipel bei einer Ansprache vor der Dreifaltigkeitssäule

Foto: Josef Plaschil, Mistelbach
Wiener Bilder, 21. Oktober 1923 (28. Jg. – Nr. 42), S. 1 (ONB: ANNO)
Mistelbacher Bote, Nr. 42/1923, S. 2 (ONB: ANNO)
Mistelbacher Bote, Nr. 47/1923, S. 2 (ONB: ANNO)

Die Geschwister Nissler – „der dicke Toni & die dicke Wetti“

1924 berichtet das Interessante Blatt erstmals von einem Riesenkind aus Ladendorf. Das damals drei Jahre und drei Monate alte, als blondlockig und blauäugig beschriebene, „Riesenbuberl“ wog bei einer Größe von 110 Zentimetern stolze 56 Kilogramm. Weitere Daten: Taillenumfang: 140 cm, Kopfweite: 64 cm und Schenkelumfang 70 cm. Zwar wird in diesem ersten Bericht nicht der Name des Kindes genannt, doch handelt es sich zweifellos um Anton Nissler jun. (auch Nißler), den 1921 in Ladendorf geborenen Sohn eines Hüttendorfer Gastwirts und einer Ladendorfer Landwirtstochter.1 Bei seiner Geburt wog er 4,8 kg, sechs Monate später bereits 12 kg und mit einem Jahr unglaubliche 24 kg – dieses Gewicht entspricht jenem eines 8-jährigen Buben. Die Eltern (ebenso wie vier später geborene Geschwister) waren körperlich unauffällig, doch auch eine damals erst etwas mehr als ein Jahr alte Tochter der Familie zeigte bereits deutliche Anlagen zum „Riesenwuchs“. Aufgrund seiner gewaltigen Ausmaße war Anton Nissler jun. in Feigls Weltschau, einem Kuriositätenkabinett im Wiener Prater, zu sehen.

Das interessante Blatt, 22. Mai 1924, S. 4 (ONB-ANNO)

Nachdem der Vater Mitte der Zwanzigerjahre das Gasthaus in Pellendorf übernommen hatte, lesen wir in den Jahren 1926 bzw. 1927 erneut von den „Riesenkindern aus Pellendorf“ und es bestätigte sich, dass auch die 1923 in Hüttendorf geborene Tochter Barbara („Wetti“) in Sachen Körperbau ganz nach der Art ihres Bruders geriet. In den entbehrungsreichen Zwanzigerjahren lockten die beiden unglaublich korpulenten Kinder zahlreiche Besucher in das Gasthaus der Familie.

Anton Nissler  im Jahr 1926: 5 Jahre und 4 Monate alt, 120 cm, 73 kgAnton Nissler  im Jahr 1926: 5 Jahre und 4 Monate alt, 120 cm, 73 kg

Barbara "Wetti" Nissler im Jahr 1926: 2 Jahre und 6 Monate alt, 90 cm, 38 kgBarbara „Wetti“ Nissler im Jahr 1926: 2 Jahre und 6 Monate alt, 90 cm, 38 kg

Die Geschwister Nissler 1927: Toni (links) 6 Jahre und 7 Monate alt, 86 kg und Wetti (rechts) 3 Jahre und 10 Monate alt, 48,5 kgDie Geschwister Nissler 1927: Toni (links) 6 Jahre und 7 Monate alt, 86 kg
und Wetti (rechts) 3 Jahre und 10 Monate alt, 48,5 kg

Wetti Nissler 1933 im Alter von 9 JahrenWetti Nissler 1933 im Alter von 9 Jahren

Dass die Leibesfülle der beiden im Laufe ihres Lebens nicht abnahm, überrascht wohl kaum, insbesondere da die sie wie sich später herausstellte an einer Drüsenstörung litten, die ihre Körper auf diese außergewöhnliche Größe anwachsen ließ. Anton und Wetti arbeiteten nach der Schule im Gasthaus bzw. Haushalt ihrer Eltern mit, wohnten später gemeinsam in Wien und verdingten sich unter anderem durch Teilnahme an Jahrmarkt-Tourneen im In- und Ausland. Sogar das deutsche Fernsehen interessierte sich für „den dicken Toni und die dicke Wetti“ als die die beiden auch im Weinviertel weithin bekannt waren. In einem Bericht der Weinviertler Nachrichten aus dem Jahr 1964 werden die beiden als „Schwerstes Geschwisterpaar Europas“ bezeichnet – eine Beschreibung mit der sie wohl auf ihren Tourneen warben. Wetti damals 40 Jahre, alt wog zu diesem Zeitpunkt 145 kg und maß einen Brustumfang von 140 cm. Anton damals 43 Jahre alt, wog 210 kg und maß an der Brust 190 cm und an der Hüfte 210 cm im Umfang. Um die Probleme solcher Körperfülle zu veranschaulichen wird in dem Bericht der Weinviertler Nachrichten unter anderem erwähnt, dass für einen Anzug für Anton Nissler etwa 5 Meter Stoff benötigt werden und er Hemden mit Kragenweite 55 benötigt. Anton Nissler verstarb 1981, seine Schwester Wetti im Jahre 2006 und beide ruhen auf dem Pellendorfer Friedhof.

Fotos: Josef Plaschil, Mistelbach; Foto Wetti Nissler 1933 aus dem Göstl-Archiv
Das interessante Blatt, 22. Mai 1924, S. 4 (ONB-ANNO)
Das interessante Blatt, 16. September 1926, S. 6 (ONB-ANNO)
Das interessante Blatt, 29. September 1927, S. 8 (ONB-ANNO)
Weinviertler Nachrichten, Nr. 36/1964, S. 1
(Lebensdaten & korrekte Namensschreibweise: Grabstein Familie Nissler – Friedhof Pellendorf)


Goldene Hochzeit Altbürgermeister Freund – 1927

Am 13. Februar 1927 feierte der ehemalige Landtagsabgeordnete und langjährige Bürgermeister von Mistelbach, Thomas Freund gemeinsam mit seiner Gattin Anna, das Jubiläum der goldenen Hochzeit. Zum diesem Anlass übermittelten sogar Bundespräsident Dr. Hainisch, Bundeskanzler Dr. Seipel und Landeshauptmann Buresch ihre herzlichen Glückwünsche und in Mistelbach wurde zu Ehren des Ehepaares Freund ein großer Fackelzug abgehalten.

Die Eheleute Anna und Thomas Freund 1927Die Eheleute Anna und Thomas Freund 1927

Das interessante Blatt, 24. Februar 1927, S. 8 (ONB-ANNO)


Große Weinkost bei Weinhändler Roller – 1928

Am 21. Februar 1928 fand eine große Weinkost im Kellereibetrieb des Mistelbacher Weingroßhändlers Felix Roller statt, an der laut einem Zeitungsbericht rund 600 geladene Gäste teilnahmen. Die gereichten Weine fanden großen Anklang und unter den Teilnehmern waren auch Landeshauptmann Dr. Karl Buresch und der christlich-soziale Nationalratsabgeordnete Richard Wollek. Die Aufnahme zeigt einen Teil der Gäste vor dem von den Barnabiten im 17. Jahrhundert angelegten großen Klosterkeller – dem einstmals größten Keller des Landes – den Roller bis in die 1950er Jahre gepachtet hatte.

Foto: Leopold Forstner
Das interessante Blatt, 1. März 1928, S. 6 (ONB-ANNO)


Landesverbandsschießen in Mistelbach – 1929

Von 29. Juni bis 7. Juli 1929 fand das 14. niederösterreichische Landesverbandsschießen in Mistelbach statt. Einer der Höhepunkte des umfangreichen Festprogramms war sicherlich die Weihe der neuen Fahne der Mistelbacher Schützen, die im Rahmen eines Festaktes auf dem Hauptplatz und in Anwesenheit von Landeshauptmann Buresch und zahlreicher weiterer Ehrengäste erfolgte. Wohl aufgrund eines Missverständnisses wird in den beiden Zeitungsberichten, aus denen die nachfolgenden Bilder stammen, behauptet die Mistelbacher Schützengilde habe mit der Ausrichtung dieses Fests auch ihr 200-Jahr-Jubiläum begangen. Der Zeitpunkt des Beginns des Schützenwesens in Mistelbach ist nicht überliefert, seine Anfänge reichen aber wohl jedenfalls bis in die Zeit zu Ende des 16. Jahrhunderts zurück. Tatsächlich wurde – wie im Mistelbacher Bote zu lesen ist – damals ein 200-jähriges Scheiben-Jubiläum zelebriert. Eine alte Festscheibe im Heimatmuseum Mistelbach aus dem Jahr 1829 bezieht sich auf ein hundert Jahre zuvor abgehaltenes gemeinsames Festschießen und dieses Jubiläums wurde gedacht. Durch ihren Verweis auf den Beginn des 18. Jahrhunderts stellt die Festscheibe aus dem Jahre 1829 den ältesten, überlieferten Beleg für die Existenz einer Schützenvereinigung in Mistelbach dar und möglicherweise ist selbige auch ein Hinweis für das Entstehen der einstigen Schießstätte im späteren Stadtpark. Näheres zum Schützenwesen in Mistelbach bzw. den verschiedenen Schießstätten findet sich unter dem Beitrag Schützenweg.

Fahnenweihe auf dem Hauptplatz (Foto: J. Perscheid)Fahnenweihe auf dem Hauptplatz (Foto: J. Perscheid)

 

Frl. Sklenar marschierte als "Schützenliesl" an der Spitze der Fahnenkompagnie (Foto: J. Perscheid)Frl. Sklenar marschierte als „Schützenliesl“ an der Spitze der Fahnenkompagnie (Foto: J. Perscheid)

Das Festabzeichen anlässlich des 14. niederösterreichischen Landesverbandsschießens, das im Sommer 1929 in Mistelbach abgehalten wurdeDas Festabzeichen anlässlich des 14. niederösterreichischen Landesverbandsschießens, das im Sommer 1929 in Mistelbach abgehalten wurde

Das interessante Blatt, 11. Juli 1929, S. 7 (ONB-ANNO)
Österreichische Illustrierte Zeitung, 11. August 1929, S. 5 (ONB-ANNO)
Fitzka, Karl: Geschichte der Stadt Mistelbach (1901), S. 222


Blutat in Lanzendorf – 1930

Am 29. Oktober 1930 erschlug der Knecht Karl Maier (in der Berichterstattung auch „Meier“ od. „Mayer“ geschrieben) seine Dienstgeber, den Lanzendorfer Landwirt Karl Reuter und dessen Gattin Barbara, mit einer Reithaue. Er war erst wenige Wochen in Lanzendorf und der Tat war ein heftiger Streit zwischen Maier und dem Ehepaar Reuter vorausgegangen, der seine Entlassung zur Folge gehabt hatte. Nach der Tat nahm er die im Haus befindlichen Wertsachen sowie einen Revolver an sich und flüchtete. Wenige Tage später wurde Maier in Gaaden bei Mödling aufgrund von Zechprellerei verhaftet und ein Gendarm hatte den Verdacht, dass es sich um den zur Fahndung ausgeschriebenen Täter von Lanzendorf handeln könnte. Nach einem intensiven Verhör zeigte er sich geständig und wurde schließlich im März 1931 von einem Geschworenengericht in Korneuburg zu lebenslangem Kerker wegen heimtückischen Mordes verurteilt.

Nach der Festnahme: Karl Maier bei seinem Transport nach KorneuburgNach der Festnahme: Karl Maier bei seinem Transport nach Korneuburg

Foto: Hilscher
Das interessante Blatt, 13. November 1930, S. 9 (ONB-ANNO)
Die Grenzwacht, Nr. 45/1930, S. 5
Arbeiter Zeitung, 3. März 1931, S. 8 (ONB-ANNO)
Ehepaar Reuter: Eintrag Sterbebuch – Pfarre Mistelbach, Sterbebuch 1921-1934, Fol. 356


Eröffnung Gewerbeschule – 1931

Das neue Gebäude der gewerblichen Fortbildungsschule wurde am 15. November 1931 im Beisein von Landeshauptmann Reither feierlich eröffnet.

Die 1931 eröffnete Gewerbliche Fortbildungsschule, in der heute die Polytechnische Schule untergebracht ist.

Wiener Bilder, 29. November 1931, S. 17 (ONB-ANNO)

Ausflug des Musikvereins der Wiener Sicherheitswache nach Mistelbach – 1933

Am 11. Juni 1933 besuchte der Musikverein der Wiener Sicherheitswache die Stadt Mistelbach und die Teilnehmer des Ausflugs wurden durch die Gemeindevertretung mit Bürgermeister Josef Dunkl an der Spitze sowie ihren derzeit im Polizeierholungsheim (ehemalige Flüchtingsstation) weilenden Kollegen am Mistelbacher Staatssbahnhof abgeholt. Mit klingendem Spiel zog die Musikkapelle zum Hauptplatz, wo um die Mittagszeit ein Platzkonzert gegeben wurde. Nach dem Mittagessen besichtigten die Gäste das Heimatmuseum und das Polizeierholungsheim. Seinen Ausklang fand der Ausflug dann schließlich im Gasthaus Filipinetti (heute GH Schilling) wo die Kapelle neuerlich zu einem Konzert aufspielte. Wie in einer Ansprache betont wurde, sollte dieser Besuch das gute Einvernehmen der Wiener Poliziesten mit den „Echten Mistelbachern“ herausstreichen und festigen.

Bürgermeister Dunkl (3. v.l.) und Vizebürgermeister Dr. Steinbauer (4. v.l.) mit einigen Gästen wärhrend des Konzerts des Musikvereins der Wiener Sicherheitswache auf dem Mistelbacher Hauptplatz

Bürgermeister Dunkl (3. v.l.) und Vizebürgermeister Dr. Steinbauer (4. v.l.) mit einigen Gästen bzw. Funktionären während des Konzerts des Musikvereins der Wiener Sicherheitswache auf dem Mistelbacher Hauptplatz

Öffentliche Sicherheit – Polizeirundschau der österreichischen Bundes- sowie Gemeindepolizei und Gendarmerie, August 1933, 13. Jg. – Nr. 8, S. 18 (ONB: ANNO)

Paasdorfer Riesenlinde umgestürzt – 1934

Am Samstag, den 4. August 1934 wütete im Bezirk Mistelbach ein heftiges Unwetter, dass zahlreiche Obst- und Weinkulturen beschädigte und das den riesigen, unter Denkmalschutz stehenden Lindenbaum in Paasdorf umstürzte. Der Baum der einen Umfang von sechseinhalb Metern maß, stürzte auf die Presshäuser der Familien Seltenhammer und Piringer und beschädigte diese. Die beiden Gebäude existieren bis heute und stehen auf dem Paasdorfer Kellerrundplatz.

Foto: Josef Plaschil, Mistelbach
Illustrierte Kronen-Zeitung, 10. August 1934, S. 8 (ONB-ANNO)

Edamer aus Mistelbach & die Mistelbacher Zentralmolkerei bei der Landesausstellung 1935

Ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 1934 berichtet über die Mistelbacher Zentralmolkerei und dass es dieser nun nach einigen Versuchen und der Anschaffung einer holländischen Käsewanne mit automatischem Rührwerk, gelungen ist, hochwertigen Edamer-Käse in gewohnter Qualität auch in Österreich herzustellen.

Die holländische Käsewanne mit automatischem Rührwerk; im Hintergrund die KugelpressenDie holländische Käsewanne mit automatischem Rührwerk;
im Hintergrund die Kugelpressen

Der Edamer-Reifungskeller in der Zentralmolkerei MistelbachDer Edamer-Reifungskeller in der Zentralmolkerei Mistelbach

Im Rahmen der niederösterreichischen Landesausstellung 1935 in Hollabrunn präsentierten die Mistelbacher Zentralmolkerei und die Hollabrunner Milchgenossenschaft ihre Produkte in einem mit Unterstützung des Milchwirtschaftsverbandes eigens errichteten Pavillon.

Die "Molkereihalle" bei der Landesaustellung 1935Die „Molkereihalle“ bei der Landesaustellung 1935

Staatsrat Josef Kraus (2. v.r.), Gründer und Obmann der Mistelbacher Genossenschafts-ZentralmolkereiStaatsrat Josef Kraus (2. v.r.), Gründer und Obmann
der Mistelbacher Genossenschafts-Zentralmolkerei

Auch Bundespräsident Dr. Miklas und der Landtagspräsident Fischer verkosten den Käse der Mistelbacher ZentralmolkereiAuch Bundespräsident Dr. Miklas (ganz vorne) und der Landtagspräsident Fischer
verkosten Käse der Mistelbacher Zentralmolkerei

Werbung für den Mistelbacher Edamer im Mistelbacher BoteWerbung für den Mistelbacher Edamer im Mistelbacher Bote

Das interessante Blatt, 3. Mai 1934, S. 24 (ONB-ANNO)
Wiener Bilder, 13. Oktober 1935, S. 18 (ONB-ANNO)

Kreisparteitag der NSDAP – 1939

Von 15.-16. April 1939 fand in Mistelbach der erste NSDAP-Kreistag der Ostmark statt. Angeblich wurde Mistelbach diese „Ehre“ zuteil, da der Bezirk als einer der ersten, bereits wenige Monate nach dem Anschluss, als „judenfrei“ galt. Zeitungsberichte zu dieser Veranstaltung legen jedoch nahe, dass Mistelbach bewusst deshalb gewählt wurde, weil es sich bei diesem Bezirk um eine frühere „schwarze“ Hochburg handelte. Derartige Kreistage waren nämlich nicht bloß ein Treffen sämtlicher NSDAP-Ortsgruppen und sonstiger Parteiorganisationen eines Bezirkes, sondern vor allem groß inszenierte Propagandaveranstaltungen mit einem vielfältigen Rahmenprogramm bestehend aus Tagungen, Aufmärschen und sportlichen Wettkämpfen. Beim Großappell auf dem Adolf Hitler-Platz, wie der Hauptplatz damals offiziell hieß, sprach Gauleiter Dr. Hugo Jury vor etwa  20.000 Teilnehmern.

Großappell auf dem Mistelbacher HauptplatzGroßappell auf dem Mistelbacher Hauptplatz

 

Ansprache Dr. Jury, Gauleiter NiederdonauAnsprache Dr. Jury, Gauleiter Niederdonau

Fotos: Sedlar – Agentur Schostal
Das interessante Blatt, 20. April 1939, S. 27 (ONB-ANNO)
Das kleine Volksblatt, 19. April 1939, S.3 (ONB-ANNO)

 

„Ein zünftiger Fang“ – 1942

In seinem Fischereirevier an der Thaya bei Rabensburg gelang es dem Mistelbacher Mechanikermeister und begeisterten Petrijünger Karl Holy im Jahr 1942 einen 115 cm langen und neun Kilogramm schweren Wels an Land zu ziehen.

Der Mistelbacher Mechanikermeister Karl Holy mit dem kapitalen Fang.

Illustrierte Kronen-Zeitung, 24. August 1942, S. 6 (ONB-ANNO)

Veröffentlicht unter Sonstiges | Hinterlasse einen Kommentar

Mistelbach in der Zeitung – Teil 2 (1906-1918)

Diese Beitragsreihe aus der Anfangszeit des Blogs wurde im Laufe der Jahre mehrfach überarbeitet, aktualisiert und in einem Nachtrags-Beitrag wurden später entdeckte Fundstücke gesammelt. Diese vormals vier Beiträge wurden nunmehr zu drei chronologisch sortierten Beiträgen zusammengefasst und außerdem die Qualität der Bilder verbessert.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um die Fortsetzung des Beitrags Mistelbach in der Zeitung – Teil 1 (1901-1905)

„Mit dem Motorrad vom Heidentum zum Christentum“ – 1906

Unter diesem Titel wurde darüber berichtet, dass am 23. September 1906 der Mistelbacher Mechanikermeister Karl Rößler sein Töchterchen mit dem Motorrad zur heiligen Taufe fuhr. In der Frühzeit der Motorisierung eine kleine Sensation. Beim Paar rechts handelt es sich um die Eltern Karl & Helene Rößler, links auf dem Schoß der Taufpatin Helene Dirnberger, durch weiße Tücher verdeckt liegt die kleine, zu diesem Zeitpunkt sieben Tage alte Hilda.

Beim Paar rechts handelt es sich um die Eltern Karl & Helene Rößler, links auf dem Schoß der Taufpatin Helene Dirnberger, durch weiße Tücher verdeckt liegt die kleine, zu diesem Zeitpunkt sieben Tage alte Hilda.

Foto: Leopold Forstner, Mistelbach
Österreichische Illustrierte Zeitung, 28. Oktober 1906, S. 8 (ONB-ANNO)
Illustrierte Kronenzeitung, 30. September 1906, S. 5 (ONB-ANNO)


„Kartoffelabnormität“ – 1906

Diese wie eine Hand geformte Knolle fand sich im Erdäpfelacker des Mistelbacher Gemischtwarenhändlers Schodl.

Eine in Mistelbach gefundene "Kartoffelabnormität" über die sogar in der Zeitung berichtet wurde.

Österreichische Illustrierte Zeitung, 28. Oktober 1906, S. 7 (ONB-ANNO)

Eröffnung der Landesbahn – 1906

Nach dem Bau der Staatsbahn im Jahre 1870, erfolgte am 14. November 1906 mit der Eröffnung der Landesbahnstrecken Ernstbrunn-Mistelbach-Hohenau und Mistelbach-Gaunersdorf (heute: Gaweinstal) ein weiterer Meilenstein in der Entwicklungsgeschichte der Stadt Mistelbach, und die endgültige Etablierung als zentraler Verkehrsknotenpunkt im nordöstlichen Weinviertel. Die neuen Landesbahnen, die eine Verbindung zu den wichtigen Strecken der Nord-, Ost- und Nordwestbahn schufen, wurden in Anwesenheit des niederösterreichischen Statthalters und Mistelbacher Ehrenbürgers Graf Kielmansegg und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung eröffnet. Der Eröffnungszug wurde mit einer Musikkapelle und Böllerschüssen begrüßt und zum Abschluss dieses Ereignisses wurden die zahlreich anwesenden Ehrengäste zu einem Festmahl ins Hotel Rathaus (heute: Erste Bank) geladen. Das untenstehende Foto zeigt jedenfalls nicht in den Landesbahnhof in Mistelbach, sondern muss andernorts entlang der neuen Strecken entstanden sein.

Das Bild mit dem der Bericht über die Eröffnung der neuen Landesbahnen illustriert wurde. Welchen Bahnhof es zeigt, ist unklar - jedenfalls handelt es sich nicht um den Mistelbacher Bahnhof

Illustrierte Kronen-Zeitung, 17. November 1906, S. 6 (ONB-ANNO)

Auch von diesem Tag findet sich eine Fotografie in den Beständen des Museumsarchivs:

Der Mistelbacher Landesbahnhof mit dem einfahrenden Eröffnungszug
Ebenso ist die Speisenfolge des Festmahls überliefert:

Die Speisenfolge beim Festmahl im Hotel Rathaus
Exl, Engelbert M.: 125 Jahre Stadt Mistelbach – ein Lesebuch (1999), S.73
Steiner, Oskar: Mistelbach in alten Ansichten, Band I (1983)


Grundsteinlegung Bezirkskrankenhaus – 1908

Am 18. Juni 1908 fand die feierliche Grundsteinlegung für den Bau des Bezirkskrankenhauses im Beisein des niederösterreichischen Statthalters Graf Kielmansegg, des Liechtensteinischen Hofsekretärs Kron, der Bürgermeister der Umgebung und zahlreicher weiterer Festgäste statt. Die Segnung des Grundsteins zelebrierte Weihbischof Dr. Godfried Marschall. Traditionsgemäß wird bei solchem Anlass auch eine Urkunde und ein Satz Münzen im Grundstein versenkt, und diese Gelegenheit nutzten Diebe, die noch in derselben Nacht die Urkunde samt den Münzen entwendeten.


Illustrierte Kronenzeitung, 21. Juni 1908, S. 6 (ANNO-ONB)


Theateraufführung „Die gepfändete Mumie“ – 1908

Im April 1908 veranstaltete der Mistelbacher Männergesangsverein einen Theaterabend im Hotel Rathaus, der mit dem Einakter „Du bist blaß, Louise“, unter der Mitwirkung von Frl. Mizzi Rabenseifner, Hermine Tischler und der Herren Schindler und F.J. Peikert, eröffnet wurde. Das Hauptprogramm bildete jedoch die Uraufführung der zweiaktigen grotesken Operette „Die gepfändete Mumie“, aus der Feder des Mistelbachers Rudolf Katschthaler (Sohn des Karl Katschthaler). Folgende Personen wurden durch großen Beifall für ihre Mitwirkung in diesem Stück belohnt: Alfred Merz, August Schramm, Franz Schindler, Louis Knorr, Karl Schnaß, Peter Kraus, Franz Hiertl, Leopold Schebesta, Ferdinand Bednarik, Franz Klammer, Eduard Vetter, Josef Scholz, Emanuel Haas und Franz Schamann. Die untenstehende Zeichung wurde nach einer Aufnahme des Fotografen Leopold Forstner angefertigt.

Theateraufführung "Die gepfändete Mumie" des Männergesangsvereins in Mistelbach

Illustrierte Kronenzeitung, 26. April 1908, S. 3 (ANNO-ONB)


Feuerwehrfest in Frättingsdorf – 1909

Erst 1909 und damit vergleichsweise spät kam es auch in Frättingsdorf zur Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. Im Rahmen des Gründungsfest am 9. Juli 1909 erfolgte auch die Spritzenweihe. Im Hintergrund der untenstehenden Aufnahme sind die Kirche und das Schulgebäude zu erkennen.

Festlichkeit anlässlich der Gründung der Frättingsdorfer Feuerwehr. Im Hintergrund Kirche und Schulgebäude gut erkennbar

Illustrierte Kronen Zeitung, 18. Juli 1909, S. 17 (ONB-ANNO)

 

Maifahrt des Wiener Männergesangsvereins nach Mistelbach – 1909

Und wieder Männergesangsverein, diesmal allerdings der berühmte Wiener Männergesangsverein, dessen alljährliche Maifahrt seine Mitglieder 1909 nach Mistelbach führte. Bereits am Bahnhof wurde der Sonderzug mit dem die knapp zweihundert Sänger anreisten, von Abordnungen der Gemeindevertreter und Vereine, und zahlreichen Schaulustigen herzlich begrüßt und in einem Festzug zur Pfarrkirche geleitet, wo die Deutsche Messe gesungen wurde. Das am Hauptplatz abgehaltene Wohltätigkeitskonzert zugunsten des Mistelbacher Spitalfonds sorgte für Begeisterung und angeblich sollen Mistelbacher Gemütlichkeit und Mistelbacher Wein Schuld daran gewesen sein, dass so mancher Wiener Sänger die Retourfahrt verpasste. Auf dem untenstehenden Gruppenbild, das im weitläufigen Garten des Gasthauses Putz aufgenommen wurde, ist Bürgermeister Thomas Freund mit der von ihm gestifteten Bürgermeisterkette leicht zu erkennen.

Der Wiener Männergesangsverein zu Besuch in Mistelbach

Österreichische Illustrierte Zeitung, 30. Mai 1909, S. 7 (ANNO-ONB)

Von der Ankunft des Wiener Männergesangsvereines auf dem Mistelbacher Bahnhof findet sich die folgende Fotoaufnahme im Museumsarchiv der Stadt Mistelbach:

Die Mitglieder des Wiener Männergesangsvereins wurden bei ihrer Ankunft am Mistelbacher Bahnhof willkommenv geheißen

Auch ein paar Aufnahmen vom Wohltätigkeitskonzert auf dem Hauptplatz finden sich im Göstl-Archiv:

Die vor dem Haus Hauptplatz Nr. 36 (damals wie heute Apotheke) errichtete Bühne und Bankreihen für die ZuhörerDie vor dem Haus Hauptplatz Nr. 36 (damals wie heute Apotheke) errichtete Bühne und Bankreihen für die Zuhörer

Die Sänger und zahlreiche Zuhörer trotzten dem Regen während des KonzertsDie Sänger und zahlreiche Zuhörer trotzten dem Regen während des Konzerts


Eröffnung Bezirkskrankenhaus – 1909

Die feierliche Einweihung des „Kaiser Franz Joseph-Bezirkskrankenhauses“ Ende November 1909 wurde durch den aus Neudorf bei Staatz stammenden Weihbischof der Erzdiözese Wien, Dr. Godfried Marschall, vorgenommen. Zuvor hatte sich ein viele hunderte Personen umfassender Festzug, darunter zahlreiche hohe Ehrengäste, von der Kirche durch die festlich geschmückte Stadt zum Krankenhaus bewegt. Der langersehnte Krankenhausbau konnte dank großer finanzieller Unterstützung seitens der Stadtsparkasse Mistelbach, des Fürsten Johann II. von und zu Liechtenstein und zahlloser Sammlungen bewerkstelligt werden. Zum Leiter des neuen Krankenhauses wurde Primarius Dr. Fritz Höllrigl berufen, und bereits am Tag nach der Eröffnung fanden die ersten Patienten Aufnahme.

Die feierliche Einweihung des "Kaiser Franz Joseph-Bezirkskrankenhauses" Ende November 1909. In der Bildmitte Weihbischof Dr. Godfried Marschall

Das interessante Blatt, 2. Dezember 1909, S. 2f (ANNO-ONB)


Erste deutsche Handwerker-Ausstellung in Mistelbach – 1912

Am 14. August 1912 wurde zur feierlichen Eröffnung einer viertägigen Ausstellung in den Räumen der Knaben- bzw. Mädchenschule (den heutigen Mittelschulen) geladen, bei der die Mistelbacher Tischler, Sattler, Schuhmacher, Anstreicher, Drechsler und andere Handwerker ihre Arbeiten präsentierten. Am Tag nach der Eröffnung fand im Hotel Rathaus ein Handwerkertag statt bei dem neben Fachreferenten unter anderem auch der Reichsratsabgeordnete Rudolf Wedra (Bildmitte) eine Rede hielt. Die Initiative zur Abhaltung des Handwerkertages und dieser Leistungsschau ging von der erst im Vorjahr gegründeten Mistelbacher Ortsgruppe des deutschen Handwerkersbundes aus und die Organisation besorgte ein Ausstellungskomitee, bestehend aus Mistelbacher Gewerbetreibenden, das unter der Leitung von Ingenieur Karl Rößler (vermutlich rechts neben Wedra), stand.

Die Eröffnung der Handwerkerausstellung im Jahre 1912 - im Bild der Reichsratsabgeordnete Rudolf Wedra (1. Reihe 2. v.l.)

Illustrierte Kronenzeitung, 17. August 1912, S. 4 (ANNO-ONB)
Mistelbacher Bote, Nr. 13/1911, S. 4

Das Eingangstor zur Ausstellung („Triumphbogen“), dass oben in dem kreisrunden Ausschnitt abgebildet ist befand sich am Eingang der damaligen Schulgasse (heute: Thomas Freund-Gasse bzw. „Neumarkter Platzl“ vor dem damaligen Cafe Kiesling (heute Cafe Harlekin)). Der genaue Aufstellungsort konnte erst durch nachfolgende, im Illustrirten Wiener Extrablatt veröffentlichte, Aufnahme des Mistelbacher Fotografen Leopold Forstner sen. eruiert werden.

Eingangsbogen in der Thomas-Freund-Gasse zwischen Schulgebäude und Kaffeehaus

Illustriertes Wiener Extra-Blatt, 17. August 1912 (41. Jg. – Nr. 224), S. 9 (ONB: ANNO) (Fotografie: Leopold Forstner sen.)

Die nachstehende Fotografie aus dem Museumsarchiv der Stadt Mistelbach zeigt eine Szene der Ausstellung, aufgenommen im Hof der Bürgerschule. Links im Hintergrund ist die Elisabethkirche zu erkennen und sehr prominent ist auch das einstige Gebäude des Kindergartens zu erkennen, das heute unter anderem das Standesamt beherbergt.

Die Preisverleihung im Schulgarten unter den Anwesenden Bürgermeister Josef Dunkl jun. (1.) und Reichsratsabgeordneter Rudolf Wedra (2.)Die Preisverleihung im Schulgarten unter den Anwesenden Bürgermeister Josef Dunkl jun. (1.) und Reichsratsabgeordneter Rudolf Wedra (2.)


Dekorierung des Gendarmerie-Bezirkswachtmeisters Kerda – 1914

Am 2. Mai 1914 wurde dem hiesigen Gendarmerie-Bezirkswachtmeister Gustav Kerda das silberne Verdienstkreuz mit der Krone verliehen. Nach einer kirchlichen Feier, fand im festlich dekorierten Rathaussaal unter Anwesenheit zahlreicher Behördenvertreter, die feierliche Verleihung durch den Abteilungskommandanten Oberleutnant Wundsam statt. In der Bildmitte Bezirkswachtmeister Kerda (sitzend, 6. v. r.) samt Familie und ebenfalls auf dem Bild Bgm. Josef Dunkl (sitzend, 3. v. l.).

Der ausgezeichnete Bezirkswachtmeister Kerda (sitzend, 6. v. r.) samt Familie im Kreise seiner Kollegen. Ebenfalls auf dem Bild Bgm. Josef Dunkl (sitzend, 3. v. l.).

Foto: Josef Plaschil, Mistelbach
Wiener Bilder, 17. Mai 1914, S. 7 & S. 21 (ANNO-ONB)


Feierliche Enthüllung „Wehrschild in Eisen“ – 1915

Am Sonntag, den 10. Oktober 1915 wurde der vom akad. Maler Josef Reich (Wien) entworfene und vom Mistelbacher Bildhauer Dominik Fill, geschaffene Wehrschild in Eisen enthüllt. In einem Pavillon auf dem Hauptplatz wurde das aus Holz geschaffene Wappen ausgestellt und gegen eine Spende konnten von jedermann Nägel eingeschlagen werden. Der Reinerlös kam den Hinterbliebenen gefallener Krieger aus Mistelbach und Umgebung zugute. Derartige Kriegsbenagelungen waren damals weit verbreitet, berühmtestes Beispiel ist der Wehrmann in Eisen in Wien, und die Ehre den ersten Nagel einzuschlagen wurde Bezirkshauptmann Dokaupil zuteil. Die Veranstaltung wurde vonseiten des Gesangs- und Musikvereins mit patriotischen Chören, unter der Leitung von Oberlehrer Gottfried Ribing umrahmt, und desweitern wurde im Rahmen dieses Festakts ein Mistelbacher Soldat mit der silbernen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet.

Das Mistlbacher Wehrschild in Eisen

Wiener Bilder, 26.12.1915, S. 11 (ANNO-ONB)
Illustrierte Kronenzeitung, 14.10.1915, S. 2 (ANNO-ONB)

Auch die folgende Aufnahme hat den Laufe der Jahre im Museumsarchiv überstanden und zeigt das Eiserne Wehrschild samt Pavillon auf dem Mistelbacher Hauptplatz:

Das Wehrschild in einem Pavillon vor dem Mistelbacher Rathaus

Besuch Erzherzogin Blanka – 1918

Am 15. August 1918 nahm ihre k. u. k. Hoheit Erzherzogin Blanka von Österreich-Toskana mit ihren Kindern, Erzherzogin Maria Immakulata, Erzherzog Anton und Erzherzogin Assunta, an der feierlichen Einweihung eines Pflegerinnenwohnheimes in Wilfersdorf teil. Im Anschluss besuchten die hohen Gäste das Vereins-Reservespital des Roten Kreuzes in Mistelbach, das im Bezirkskrankenhaus sowie im ehemaligen Notspital in der Hochgasse, im Kindergarten (Oserstraße) und im Turnsaal der Knabenschule) untergebracht war und wo sie an die verwundeten Soldaten Rauchwaren verteilten und aufmunternde Worte an diese richteten. Vor der Rückfahrt mit der Bahn waren die Herrschaften noch bei Bezirkshauptmann Franz Dokaupil zu Gast, der ebenfalls auf dem Foto zu sehen ist. Das untenstehende Bild zeigt die kaiserlichen Hoheiten im Kreise der Rekonvaleszenten im Schulhof.

Die kaiserlichen Hoheiten im Kreise der Rekonvaleszenten im Schulhof. Erzherzogin Blanka (Nr. 1), Erzherzogin Immakulata (Nr. 2), Erzherzogin Assunta (Nr. 3), Erzherzog Anton (Nr. 4), Bezirkshauptmann Franz Dokaupil (Nr. 5), Leiter des Krankenhauses sowie des Reserve-Spitals Dr. Fritz Höllrigl

Foto: Leopold Forstner, Mistelbach
Wiener Bilder, 25.8.1918, S. 6f (ANNO-ONB)
Österreichs Illustrierte Zeitung, 25.8.1918, S. 9 (ANNO-ONB)

Veröffentlicht unter Sonstiges | Hinterlasse einen Kommentar

Mistelbach in der Zeitung – Teil 1 (1901-1905)

Diese Beitragsreihe aus der Anfangszeit des Blogs wurde im Laufe der Jahre mehrfach überarbeitet, aktualisiert und in einem Nachtrags-Beitrag wurden später entdeckte Fundstücke gesammelt. Diese vormals vier Beiträge wurden nunmehr zu drei chronologisch sortierten Beiträgen zusammengefasst und außerdem die Qualität der Bilder verbessert.

In den Mistelbacher Lokalzeitungen bzw. den Regionalzeitungen fanden sich vor der Mitte des 20. Jahrhunderts kaum Abbildungen, die das Lokalgeschehen dokumentieren. Lediglich das Weltgeschehen oder zumindest Nachrichten von österreichweiter Bedeutung wurden gelegentlich mit Bildern oder Grafiken veranschaulicht. Die Suche von nach in Vergessenheit geratenen lokalhistorisch relevanten Bildern beschränkt sich daher auf die großen, überregionalen Zeitungen und wenn diese über Mistelbach mit einem Foto oder einer sonstigen Abbildung berichteten, so war dies natürlich etwas Besonderes. Festliche Anlässe, kulturelle Veranstaltungen, hohe Besuche, tragische Ereignisse und Skurrilitäten geben einen Einblick in die damalige Lebenswelt. Die gefundenen Bilder wurden, sofern möglich um weitere in diesem Zusammenhang überlieferte Bilder ergänzt bzw. wurde versucht zusätzlichen inhaltlichen Kontext zum besseren Verständnis zu liefern. Abbildungen, deren Verwendung im Rahmen künftiger oder bereits erschienener Beiträge erfolgt, werden in dieser Beitragsreihe nicht mehr behandelt.

 

Eröffnung des neuen Amtsgebäudes – 1901

Am 27. Oktober 1901 fand die feierliche Eröffnung des neuen Amtsgebäudes statt, in dem die Bezirkshauptmannschaft, das Gemeindeamt, die städtische Sparkasse, das städtische Museum und das k.k. Eichamt untergebracht wurden. Der Prachtbau, der nach Plänen des Wiener Architekten und k.k. Baurathes Eugen Sehnal von Baumeister Josef Dunkl jun. (später Bürgermeister von 1911 bis 1938) errichtet wurde, kostete rund 400.000 Kronen und wurde von der Stadt gemeinsam mit der städtischen Sparkasse finanziert. 400.000 Kronen im Jahre 1901 entsprechen gemäß dem historischen Währungsrechner der Österreichischen Nationalbank im Jahr 2025 einem Gegenwert von rund 3,6 Millionen Euro.

Das festlich dekorierte Gebäude am Tag der EröffnungDas festlich dekorierte Gebäude am Tag der Eröffnung

 

Die versammelten Ehrengäste, darunter Bürgermeister Thomas Freund (vorne, Mitte links) und der niederösterreichische Statthalter Graf Kielmansegg (vorne Bildmitte)Die versammelten Ehrengäste, darunter Bürgermeister Thomas Freund (vorne, Mitte links) und der niederösterreichische Statthalter Graf Kielmansegg (vorne Bildmitte)

Das interessante Blatt, 7. November 1901, S. 7 u. S. 10 (ONB-ANNO)
Wiener Bilder, 6. November 1901, S. 9 u. S. 10 (ONB-ANNO)
Währungsrechner der Österreichischen Nationalbank

 

Verleihung Ehrenmedaille an die Bahnwächterin Brandmeier – 1902

An der Bahnkreuzung Dr. Körner-Straße, die damals zu beiden Seiten der Strecke noch ein Feldweg außerhalb des Ortsgebiets war, befand sich einer der entlang der Staatsbahnstrecke verteilten Bahnwächterposten und hier im Bahnwächterhäuschen Nr. 34 versah das Ehepaar Franz und Therese Brandmeier seinen Dienst. Auf engem Raum lebten und arbeiteten sie hier wohl bereits seit der Eröffnung dieser zwischen Wien und Brünn verlaufenden Strecke im Jahre 1870. Zu den Aufgaben der Bahnwächter gehörte die Sicherung der Bahnübergänge und die Kontrolle des Gleiskörpers bzgl. etwaiger Beschädigungen oder Hindernisse auf einem bestimmten Streckenabschnitt. Die Kommunikation mit den Bahnhöfen bzw. anderen Bahnwächterposten erfolgte mittels eines drahtgebundenen Läutwerks, das auf dem Foto am Dach des Bahnwächterhäuschens erkennbar ist. Im Februar 1902 wurde Frau Brandmeier aus Anlass ihres vierzigjährigen Dienstjubiläums eine Ehrenmedaille verliehen, die sie aus den Händen des Bezirkshauptmanns empfing. Diese im Jubiläumsjahr 1898 vom Kaiser gestiftete Auszeichnung hatte ihr Gatte bereits im Jahr 1900 erhalten. Auch vor ihrer Tätigkeit in Mistelbach dürften die beiden also bereits an anderen Bahnstrecken in dieser Funktion tätig gewesen sein, wie der Bericht nahelegt.

Das mit der Ehrenmedaille für langjährige treue Dienste ausgezeichnete Bahnwächterehepaar Therese und Franz Brandmeier im Jahr 1902Das mit der Ehrenmedaille für langjährige treue Dienste ausgezeichnete Bahnwächterehepaar Therese und Franz Brandmeier im Jahr 1902

Das Ehepaar Brandmeier vor ihrem Dienst- und Wohnsitz, dem Bahnwächterhäuschen Nr. 34Das Ehepaar Brandmeier vor ihrem Dienst- und Wohnsitz, dem Bahnwächterhäuschen Nr. 34

Foto: Leopold Forstner

Illustrirtes Wiener Extrablatt, 19. Februar 1902 (Nr. 49), S. 5 (ONB: ANNO)

Manöver bei Mistelbach – 1902

Von 10. bis 12. September 1902 fanden in der Umgebung von Mistelbach Militärmanöver statt, die hohen Besuch nach Mistelbach führten. Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und Erzherzog Leopold Salvator hielten sich aus diesem Anlass in Mistelbach auf und Franz Ferdinand wohnte für die Dauer dieser Übungen im Haus des Bürgermeisters Thomas Freund.

Empfang von Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand vor dem Haus von Bürgermeister Freund in der HafnerstraßeEmpfang von Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand vor dem Haus von Bürgermeister Freund in der Hafnerstraße

Erzherzog Leopold Salvator mit seinem Stab anlässlich der Manöver bei MistelbachErzherzog Leopold Salvator mit seinem Stab anlässlich der Manöver bei Mistelbach

Wiener Bilder, 17. September 1902, S. 5f (ONB-ANNO)

Im Museumsarchiv finden sich weitere Aufnahmen, die diesen Besuch dokumentieren:

Erzherzog Franz Ferdinand vor dem Warenhaus Freund, Hafnerstraße 11Erzherzog Franz Ferdinand vor dem Warenhaus Freund, Hafnerstraße 11

 

Erzherzog Franz Ferdinand (Bildmitte - unter der Fahne) und die Offiziere des Oberkommandos (Zweiter von links: Bgm. Freund)Erzherzog Franz Ferdinand und die Offiziere des Oberkommandos
(Zweiter von links: Bgm. Freund)

Fotos: Leopold Forstner, Mistelbach
Steiner, Oskar: Mistelbach in alten Ansichten, Band I (1983)
Exl, Engelbert M.: 125 Jahre Stadt Mistelbach – ein Lesebuch (1999), S.205


Schülerkonzerte


Schüleraufführung – 1902

Seit 1897 veranstaltete die Musikschule Kabasta rund um die Weihnachtsfeiertage Schüleraufführungen, deren Reinerträgnis für die Bekleidung armer Schulkinder gestiftet wurde. Unter der Leitung von Josef Kabasta, dessen großartiges Wirken in Mistelbach als Kirchenmusiker und Musiklehrer im Artikel besonders hervorgehoben wird, fand 1902 ein von seinen Musikschülern gestalteter musikalischer Abend statt, dessen Höhepunkt, die Aufführung  des dramatischen Weihnachtsmärchens „Sylvestria, die Waldfee“ war. An beiden Tagen fanden die Aufführungen vor einem vollbesetzten Rathaussaal (Hotel Rathaus) statt, wurden begeistert aufgenommen und endeten jeweils mit einer Kaiserhuldigung und dem Absingen des „Kaiserliedes“.

Die Darsteller des Weihnachtsmärchens "Sylvestria"Die Darsteller des Weihnachtsmärchens „Sylvestria“

"Die Waldfee"„Die Waldfee“

"Der Weihnachtsmann"„Der Weihnachtsmann“

Das interessante Blatt, 8. Jänner 1903, S. 6 (ONB-ANNO)

Schülerkonzerte 1904 & 1905

Neben dem Barnabitenorden war es auch zahlreichen Bürgern ein Anliegen, dass Mistelbach eine höhere Schule bekommen sollte und so wurde 1901 der „Verein zur Gründung einer Mittelschule“ ins Leben gerufen. Um finanzielle Mittel für diesen Zweck zu lukrieren wurden in den Jahren 1904 und 1905 auf Initiative der Mistelbacher Schüler und unter der Leitung von Elise Feigl, einer Studentin am Konservatorium Wien, Schülerkonzerte veranstaltet, deren Reinertrag der Schulerrichtung gewidmet war. Diese Konzerte bestanden meist aus einer Reihe von Einzelvorträgen der Kinder und Jugendlichen, gemeinsam gespielten Stücken, und immer auch aus „lebenden Bildern“ (auch „Tableau vivant“ genannt – Darstellung von Werken aus der Malerei durch lebende Personen) bzw. einem Theaterspiel. Das Bewusstsein, dass mit diesen Veranstaltungen nur ein sehr kleiner Beitrag für die Finanzierung der Mittelschule geleistet werden konnte und das Ziel somit ein langfristiges war, belegt folgendes Zitat aus einem der Artikel: „Ach! Ein schönes Gebäude ist teuer und Lehrmittel kosten viel und so wird es bei allem Eifer der Mitwirkenden wohl möglich sein, daß den Dank der ersten Maturanten ihre Großeltern empfangen.“ Diese Prophezeiung war sehr treffend, sollte es doch bis 1963 dauern bis Mistelbach mit dem musisch-pädagogischen Realgymnasium endlich eine höhere Schule bekam. Natürlich darf nicht unerwähnt bleiben, dass das Vorhaben durch die Errichtung einer Mittelschule 1911 im nahen Laa a.d. Thaya erheblich erschwert worden war.

Schülerkonzert 1904 – Konzert und Festspiel „Schneewittchen“  (Leitung: Elise Feigl)

Schneewitchen (Aloisia Feigl), Königin (Hilda Blaimschein), Prinz (Wilhelm Ley), weitere Mitwirkende: Irma Putz, Max Eybel, Anna Wiesinger, Bertha Boril, Theresia Roller, Elsa Ribing, Emma Schallgruber, Mizzi HochSchneewitchen (Aloisia Feigl), Königin (Hilda Blaimschein), Prinz (Wilhelm Ley), weitere Mitwirkende: Irma Putz, Max Eybel, Anna Wiesinger, Bertha Boril, Theresia Roller, Elsa Ribing, Emma Schallgruber, Mizzi Hoch

Das interessante Blatt, 26. Mai 1904, S. 6 (ONB-ANNO)

Schülerkonzert 1905 – Konzert und Festspiel „Aschenbrödel“ im Gasthaus Putz (heute Gh. Schilling) unter der Leitung der Konservatoristin Elise Feigl

Mitwirkende: Franz Kauba, Hermine Reumann, Marie Kocher, Willy Ley, Max Eibel, Käthi Toch, Resi Roller, Berta Boril, Elsa Ribing, Hilda Blaimschein, Theresia Toch, Emma SchallgruberMitwirkende: Franz Kauba, Hermine Reumann, Marie Kocher, Willy Ley, Max Eibel, Käthi Toch, Resi Roller, Berta Boril, Elsa Ribing, Hilda Blaimschein, Theresia Toch, Emma Schallgruber

Das interessante Blatt, 27. April 1905, S. 2 (ONB-ANNO)
Bote aus Mistelbach, 15/1905, S. 5

Schülerkonzert 1907

Anfang Juli 1907 veranstaltete die Musikschule Kabasta ein Konzert im Garten des Hotel Rathaus (einem Teil des heutigen Stadtparks). Höhepunkt dieser Veranstaltung war die Aufführung des Liederfestspiels “Gott erhalte unsern Kaiser”, bei dem die Kinder in verschiedenen Nationaltrachten der Monarchie auftraten. Musikschulleiter Josef Kabasta (Regenschori in der Stadtpfarrkirche Mistelbach und Vater des späteren Dirigenten und Komponisten Oswald Kabasta) war zu diesem Zeitpunkt bereits schwer krank und verstarb wenige Tage später.

Schülerkonzert 1907 1. Reihe v.l.n.r.: Martha Kalina (verehel. Foitl), Karl Herm, Hermine Nebel (verehel. Vogl), Helene Mühl (verehel. Bollhammer), Adolf Wessely (Ladendorf), Frieda Schmied 2. Reihe v.l.n.r.: Frieda Haring, Katharina Herger (verehel. Schneider), Katharina Schnaß (verehel. Breit), Marie Blaschke, Aulenia (?) Fischer, Leopoldine Kleinböck, Maria Putz (Filippinetti) Sitzend links: Oswald Kabasta Sitzend rechts: Karl BollhammerEin Abzug dieses Fotos wurde in den 60er Jahren dem Heimatmuseum geschenkt und Museumsleiter OSR Fritz Bollhammer vermerkte handschriftlich die darauf abgebildeten Personen:
1. Reihe v.l.n.r.: Martha Kalina (verehel. Foitl), Karl Herm, Hermine Nebel (verehel. Vogl), Helene Mühl (verehel. Bollhammer), Adolf Wessely (Ladendorf), Frieda Schmied
2. Reihe v.l.n.r.: Frieda Haring, Katharina Herger (verehel. Schneider), Katharina Schnaß (verehel. Breit), Marie Blaschke, Aulenia (?) Fischer, Leopoldine Kleinböck, Maria Putz (Filippinetti)
Sitzend links: Oswald Kabasta
Sitzend rechts: Karl Bollhammer

Diese rund 60 Jahre später (!) erfolgte Identifikation der abgebildeten Personen, weicht ein wenig von einem über die Aufführung berichtenden Artikel im Mistelbacher Bote ab. Übereinstimmend erwähnt der Bericht als „Austria“ Frl. Fischer, Oswald Kabasta und Mitzi Blaschke (verehel. Sillaba). Als weitere Mitwirkende werden allerdings u.a. Anna Maria und ihre Schwester Maria Reumann (die spätere Künstlerin Myssa Grassl), Maria Forstner (die Tochter des Fotografen Forstner) und Franz Gally genannt.

Österreichische Illustrierte Zeitung, 21. Juli 1907, S. 7, (ONB-ANNO)
Mistelbacher Bote, 28/1907, S. 4
Mistelbacher Gemeindezeitung, 4/1996, S. 36

Die Lehrlingsausstellung in Mistelbach – 1903

Es handelte sich um eine vom Niederösterreichischen Gewerbeverein veranstaltete Lehrlingsausstellung, die zu jener Zeit in verschiedenen Städten des Landes abgehalten wurden. Die Ausstellung fand in den Räumlichkeiten des Hotel Rathaus (heute: Erste Bank) statt und Obmann des diese Organisations-Komitees war Baumeister Josef Dunkl. Lehrlinge aus zwanzig verschiedenen Handwerksberufen vom Bäcker bis zum Zimmermann konnten vor großem Publikum ihr Können bzw. ihre Werke präsentieren und die besten Leistungen wurden prämiert.

1903: Ausstellung im Saale des Hotel Rathaus bei der Arbeiten von Mistelbacher Lehrlingen präsentiert wurden.

Ilustrirtes Wiener Extrablatt, 5. Oktober 1903, S. 1 (ONB-ANNO)

Bote aus Mistelbach, Nr. 40/1903, S. 6
Bote aus Mistelbach, Nr. 41/1903, S. 5f
Foto: Leopold Forstner, Mistelbach

Ehrung Bürgermeister Thomas Freund – 1904

Im Dezember 1904 wurde unter dem Titel „Der Ehrentag des Bürgermeisters von Mistelbach“ über die Verleihung des Goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone an den seit 1888 im Amt befindlichen Bürgermeister Thomas Freund berichtet. Der Orden wurde ihm von Bezirkshauptmann Freiherr Klezl von Norberg im Gemeindesitzungssaal feierlich überreicht und anschließend wurde zu einem Festbankett geladen. Im Zuge der Feierlichkeiten wurde auch untenstehende Aufnahme des Mistelbacher Gemeindeausschusses (ein Mitglied ist jedoch abwesend) angefertigt. Bereits am Vorabend veranstalteten die Vereine der Stadt einen Fackelzug zur Wohnung des Bürgermeisters und eine Abordnung bestehend aus den Vereinsobmännern und Gemeindevertretern überbrachte dem Bürgermeister ihre Glückwünsche, umrahmt von einem Ständchen des Gesangs- und Musikvereines. Anschließend zog der Festzug weiter zum neuernannten Ehrenbürger der Stadt, Altbürgermeister Josef Strasser, und brachte auch diesem Ovationen dar.

Bürgermeister Thomas Freund und die Mitglieder des Mistelbacher Gemeindeausschusses mit dem Gemeindesekretär - sitzend: v. l. n. r.: Ignaz Mühl jun., Josef Konrad Strasser, Franz Koblischek, Bgm. Thomas Freund, Heinrich Westermayr, Dr. Rudolf Schaschetzy, Michael Eibl (?); stehend: v. l. n. r.: Emil Hackl, Jakob Augustin (?), Gustav Edhofer, der spätere Bürgermeister Josef Dunkl, Heinrich Gussenbauer, Gemeindesekretär Alexander Zickl (?), Adam Friedrich, Mathias Grabler, Felix Roller, Michael Heindl, Friedrich Hacker, Martin Waberer, Mathias SchamannBürgermeister Thomas Freund und die Mitglieder des Mistelbacher Gemeindeausschusses mit dem Gemeindesekretär – sitzend: v. l. n. r.: Ignaz Mühl jun., Josef Konrad Strasser, Franz Koblischek, Bgm. Thomas Freund, Heinrich Westermayr, Dr. Rudolf Schaschetzy, Michael Eibl (?); stehend: v. l. n. r.: Emil Hackl, Jakob Augustin (?), Gustav Edhofer, der spätere Bürgermeister Josef Dunkl, Heinrich Gussenbauer, Gemeindesekretär Alexander Zickl (?), Adam Friedrich, Mathias Grabler, Felix Roller, Michael Heindl, Friedrich Hacker, Martin Waberer, Mathias Schamann

Das interessante Blatt, 22. Dezember 1904, S. 3 u. S. 6 (ONB-ANNO)
Bote aus Mistelbach, Nr. 50/1904, S. 5f

25 Jahre Freiwillige Feuerwehr Mistelbach – 1904

Im Juni 1904 feierte die freiwillige Feuerwehr Mistelbach ihr 25-jähriges Bestehen im Rahmen des 6. Bezirksfeuerwehrtages und unter Beteiliung zahlreicher Wehren aus der Umgebung. Im Zuge der Feierlichkeiten wurden sechzehn Mitglieder geehrt, die der Feuerwehr seit ihrer Gründung im Jahre 1879 angehörten, und die in Anerkennung ihrer Treue und ihres Einsatzes jeweils einen von der Stadt gestifteten goldenen Ring erhielten.

Die Jubilare wurde auf einem Foto verewigt. Der Gründer und Ehrenhauptmann August Lubovienski (sitzend 4. v. l.), Dr. Johann Toch (sitzend 3. v. l.), Josef Konrad Strasser (stehend 4. v. l.), weiters auf dem Bild: Feuercommissär Michael Hofecker, Franz Nosisk, Johann Busch, Vincenz Gröger, Franz Gröger, Anton Gössinger, Franz Hrachowina, Josef Hobersdorfer, Leopold Löwenrosen, Leopold Misch, Franz Schallgruber, Leopold Stubenvoll und Friedrich WillibacherDie Jubilare wurden auf einem Foto verewigt. Der Gründer und Ehrenhauptmann August Lubovienski (sitzend 4. v. l.), Dr. Johann Toch (sitzend 3. v. l.), Josef Konrad Strasser (stehend 4. v. l.), weiters auf dem Bild: Feuercommissär Michael Hofecker, Franz Nosisk, Johann Busch, Vincenz Gröger, Franz Gröger, Anton Gössinger, Franz Hrachowina, Josef Hobersdorfer, Leopold Löwenrosen, Leopold Misch, Franz Schallgruber, Leopold Stubenvoll und Friedrich Willibacher

Illustrirtes Wiener Extrablatt, 20. Juni 1904, S. 7 (ONB: ANNO)

Brand in Paasdorf – 1905

Am 5. August 1905 brach um etwa 15:15 Uhr in Paasdorf ein verheerender Großbrand aus, der trotz der vereinten Kräfte der Feuerwehren Paasdorf, Atzelsdorf, Mistelbach, Ladendorf und Hüttendorf nur unter größtem Einsatz bekämpft werden konnte und bis in den späten Abend wütete. 15 Objekte (Häuser u. Wirtschaftsgebäude) von zehn verschiedenen Besitzern wurden ein Raub der Flammen. Beim Versuch der Rettung ihres Hab und Guts zog sich die Witwe Maria Westermayer schwere Brandverletzungen zu, denen sie wenige Tage später im Wiener Franz Josef Spital erlag. Als Brandstifterin wurde das aus Atzelsdorf stammende und in Paasdorf in Dienst stehende 16-jährige Kindermädchen Therese Kunst in Haft genommen. Sie gestand auch für einige kleinere Brände der Vergangenheit in Paasdorf und Kettlasbrunn verantwortlich zu sein.

Die Folgen eines durch Brandstiftung versuchten Brandes in Paasdorf im Jahre 1905
Foto: Leopold Forstner, Mistelbach

Das interessante Blatt, 17. August 1905, S. 2 (ANNO-ONB)
Illustrierte Kronen Zeitung, 15. August 1905, S. 9 (ONB-ANNO)
Bote aus Mistelbach, Nr. 32/1905, S. 4f
Bote aus Mistelbach, Nr. 33/1905, S. 4


Landes-Wein-Ausstellung 1905 im Viertel unter dem Manhartsberg

Am 21. und 22. Februar 1905 fand die eine Weinausstellung statt, zu der Weinproduzenten aus allen Teilen des Viertels unter dem Manhartsberg (= das heutige Weinviertel) nach Mistelbach kamen, und diese Veranstaltung sollte den Wein aus heimischer Produktion bewerben und neue Absatzquellen erschließen. Hohe Festgäste wohnten der Eröffnung der Weinausstellung bei, die auch eine Weinhauergeräte-Ausstellung und eine Weinkost, samt Prämierung der besten Weine, umfasste. Proben von rund 1500 Weiß- und Rotweinen konnten im Rahmen dieser Veranstaltung verkostet werden, mittels derer Absatzmöglichkeiten für insgesamt 20.000 Hektoliter Wein gesucht wurden. Es war dies bereits die achte vom landwirtschaftlichen Bezirksverein Mistelbach veranstaltete, und von Weinbauinspektor Karl Katschthaler organisierte, Weinausstellung in Mistelbach. Zahlreiche Gastwirte und Weinhändler aus Wien, Niederösterreich und Mähren deckten ihren Bedarf mit den angebotenen Weinen und somit war die Ausstellung samt Weinmarkt ein großer Erfolg.

Ehrengäste - Bgm. Freund (5. v. l.), k.k. Ackerbauminister Graf Buquoy und der Statthalter von Niederösterreich Graf Kielmansegg (Bildmitte im Vordergrund)Ehrengäste – Bgm. Freund (5. v. l.), k.k. Ackerbauminister Graf Buquoy und der Statthalter von Niederösterreich Graf Kielmansegg (Bildmitte im Vordergrund)

Die Töchter der Weinproduzenten waren als Verkäuferinnen tätigDie Töchter der Weinproduzenten waren als Verkäuferinnen tätig

Die Weinausstellung bzw. der Weinmarkt fanden im Gasthaus zum "Weißen Rössl" und im Turnsaal statt. Auf obenstehendem Bild ein Blick in den Turnsaal bei der Eröffnung der Landes-Weinausstellung 1905Die Weinausstellung bzw. der Weinmarkt fanden im Gasthaus zum „Weißen Rössl“ und im Turnsaal statt. Auf obenstehendem Bild ein Blick in den Turnsaal bei der Eröffnung der Landes-Weinausstellung 1905

Fotos: Leopold Forstner, Mistelbach
Das interessante Blatt, 2. März 1905, S. 3 (ONB-ANNO)
Neuigkeits-Welt-Blatt, 23. Februar 1905, 9. Bogen des Neuigkeits-Welt-Blatts (ONB-ANNO)

Wie bereits erwähnt wurden ausgewählte Weine mit Medaillen prämiert und nachfolgende Abbildung zeigt Vorder- und Rückseite einer im Rahmen dieser Weinausstellung verliehenen Silbermedaille:

Veröffentlicht unter Sonstiges | Hinterlasse einen Kommentar

Mistelbacher Ansichtskartenverleger

Eine zeitliche Einordnung von historischen Ansichtskarten kann in der Regel nur durch den Poststempel oder durch ein vom Absender vermerktes Datum erfolgen. Fehlen Stempel und Datum, wie etwa bei ungelaufenen Karten oder jenen bei denen die Briefmarke (samt darauf befindlichem Stempel) im Laufe der Zeit von Sammlern entfernt wurde, können eventuell noch durch das Motiv (bestimmte Bauten oder Einrichtungen) oder sonstige Besonderheiten Rückschlüsse auf den Entstehungszeitpunkt der Karte gezogen werden. Fehlen auch diese wird es oft schwer und auch das Datum des Poststempels erlaubt nicht immer eine korrekte zeitliche Einordnung, denn gelegentlich wurden Ansichtskarten erst viele Jahre nachdem sie herausgegeben wurden tatsächlich versandt. In solchen Fällen kann es nützlich sein sich an dem zumeist auf der Ansichtskarte vermerkten Verleger zu orientieren. Ähnlich dem Beitrag Fotografen in Mistelbach vor 1945 soll durch den vorliegenden Beitrag Hilfestellung bei der näheren zeitlichen Bestimmung von Ansichtskarten der Stadt Mistelbach durch Auflistung der überlieferten hiesigen Ansichtskartenverleger samt ungefährer Angabe ihres Tätigkeitszeitraums, gegeben werden. Die nachfolgende Auflistung erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit und beschränkt sich auf einst in der Stadt Mistelbach (ohne heutige Katastralgemeinden) ansässige Verleger. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert war es üblich, dass Geschäfts- bzw. Kaufleute und Gastwirte Werbeansichtskarten herausbrachten, die ihre Betriebe zeigten. In die nachfolgende Auflistung wurden jedoch ausschließlich Verleger aufgenommen, deren Ansichtskarten nicht nur ihre eigenen Unternehmen zeigten.

Thomas Freund (etwa 1898 bis 1910?)
Bürgermeister Thomas Freund führte seit dem Jahr 1876 ein Kaufhaus im Kreuzungsbereich Hafnerstraße/Wiedenstraße und zu dem ungeheuer umfangreichen Warenangebot seines Geschäfts zählten auch Ansichtskarten. Neben Werbeansichtskarten für sein Geschäft, sind aus seinem Verlag viele verschiedene Ansichten von Mistelbach und beispielsweise auch aus Ebendorf überliefert. Das Kaufhaus wurde unter dem Namen des Gründers von der Familie bis ins Jahr 1957 weitergeführt, Ansichtskarten dürften seit dem Ersten Weltkrieg jedoch keine mehr herausgegeben worden sein.

Johann Pemsel (zweite Hälfte 1890er)
übernahm 1896 das Kaufhaus von Franz Czinglar an der Adresse Hauptplatz Nr. 33. Eine wohl vor 1900 im Verlag Johann Pemsel erschienene Ansichtskarte ist überliefert. 120 Jahre betrieb die Familie Pemsel an dieser Adresse ein Geschäft, dass sich im Laufe der Zeit von einer Gemischtwarenhandlung zu einem Bekleidungsgeschäft entwickelte.

Zapletal & Comp. (1899 bis etwa 1903?)
Vom Fotografen Adolf Zapletal sind drei Ansichtskarten (Mistelbach, Lanzendorf und Ebendorf) überliefert. Zapletal war zuvor bereits seit vielen Jahren als Tapezierer in Mistelbach ansässig und besaß seit 1899 die Gewerbeberechtigung als Fotograf. Seine Tätigkeit als Fotograf bzw. Ansichtskartenverleger unter dem Namen „Zapletal & Comp.“ dürfte wohl nur von eher kurzer Dauer gewesen sein und überhaupt ist sein weiteres Schicksal unklar. Mehr zu Zapletal findet sich im Beitrag Fotografen in Mistelbach vor 1945

Marie Bieberle (1897 bis 1900?)
Der aus Ernstbrunn stammende Fotograf Franz Bieberle ließ sich 1893/94 in Mistelbach nieder, verstarb allerdings bereits 1897. Marie Bieberle führte das fotografische Atelier dann im Witwenfortbetrieb für ein paar Jahre weiter – wie lange ist unklar. Eine im Jahr 1899 gelaufene Ansichtskarte belegt, dass auch sie Ansichtskarten herausgab. Mehr zu Bieberle findet sich im Beitrag Fotografen in Mistelbach vor 1945

Leopold Forstner sen. (1901 bis etwa 1914)
Der Fotograf Leopold Forstner sen. kam im Jahre 1901 nach Mistelbach und verlegte viele seiner fotografischen Aufnahmen als Ansichtskarten und entfaltete in diesem Bereich bis etwa zum 1. Weltkrieg eine rege Geschäftstätigkeit. Obwohl das Unternehmen nach 1926 von seiner Witwe und Sohn bzw. Tochter weitergeführt wurde, finden sich aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg keine weiteren Ansichtskarten. Mehr zu Forstner findet sich im Beitrag Fotografen in Mistelbach vor 1945

Anton Kapitan (1905 bis 1925)
betrieb ab 1905 eine Buchhandlung in der Hafnerstraße Nr. 2 und war ein eifriger Ansichtskartenverleger. Besonders bekannt sind die von ihm um das Jahr 1910 herausgegebenen kolorierten Ansichten von Mistelbach. Er verstarb Anfang 1925 und seine Nachfolger als Unternehmer bzw. am Standort finden sich untenstehend.2

Josef Plaschil (1906 bis etwa 1925)
Der Fotograf Josef Plaschil kam 1906 nach Mistelbach und eröffnete an der Adresse Hauptplatz Nr. 15 sein Atelier. In den ersten Jahren brachte er einige Aufnahmen von Mistelbach bzw. verschiedenen Orten in der Umgebung als Ansichtskarten heraus. Die Zahl der überlieferten Ansichtskarten ist allerdings überschaubar, und ab Mitte der 1920er Jahren finden sich kaum mehr von ihm erstellte Ansichtskarten, obwohl er sein Gewerbe als Fotograf bis in die 1950er Jahre ausübte. Mehr zu Plaschil findet sich im Beitrag Fotografen in Mistelbach vor 1945

Rosa Lehner (1925 bis 1936)
eröffnete im Jahre 1925 ihre Buchhandlung in der Hafnerstraße Nr. 2 und zwar in jenen Geschäftsräumlichkeiten, in denen zuvor Anton Kapitan sein Geschäft geführt hatte. Sie hatte jedoch nicht die Warenvorräte bzw. die Geschäftsausstattung von Kapitan übernommen und war somit lediglich Nachfolgerin an Ort und Stelle, aber nicht in wirtschaftlichem Sinne, wie sie in einem Inserat klarstellte (bzw. klarstellen musste). Die meisten überlieferten Ansichtskarten aus den 1920er Jahren stammen von ihr. 1936 verkaufte sie ihr Unternehmen an Ludmilla Kothbauer.3

Adolf Rempl (1930er Jahre)
ließ sich ab 1919 als Buchbinder in Mistelbach nieder und übernahm die Buchbinderei samt Papierhandlung von Eduard Steinhauser an der Adresse Hauptplatz Nr. 21 (bis etwa 1913 hat diese an der Adresse Hauptplatz Nr. 19 befunden). Nach dem Tod von Anton Kapitan 1925 übernahm Rempl dessen Buchhandlung, die er in sein Geschäft am Hauptplatz überführte. Neben dem Weitervertrieb von Restbeständen aus dem Nachlass von Kapitan dürfte Rempl eigene Ansichtskarten wohl erst in den 1930er Jahren verlegt haben. Die Buchhandlung Rempl existierte bis Anfang der 1960er Jahre. 4

Kothbauer & Co. (1936 bis 1950er Jahre?)
Im Februar 1936 übernahm Ludmilla Kothbauer die Papier- und Buchhandlung von Rosa Lehner und verlegte diese in das ihr gehörende, gegenüber liegende, Haus Hafnerstraße Nr. 7. Die Papier- und Buchhandlung Kothbauer & Co. gab in den 1930er Jahren bzw. während des 2. Weltkriegs Ansichtskarten heraus. Ob bzw. wie lange die Tätigkeit als Ansichtskartenverlag nach dem Krieg fortgeführt wurde ist unklar. Der Betrieb übersiedelte 1954 wenige Häuser weiter an die Adresse Hauptplatz Nr. 26 und bestand dort bis ins Jahr 1985.5

Quellen:

Veröffentlicht unter Gewerbe | Hinterlasse einen Kommentar

Schubertgasse

Eine der Gassen in der 1916 eröffneten Flüchtlingsstation südlich des Bezirkskrankenhauses erhielt mit Beschluss des Mistelbacher Gemeinderates vom 4. April 1925 den Namen „Schubertgasse“.6 Der Namensgeber Franz Schubert (*1797, †1828), zweifellos einer der bedeutendsten Komponisten Österreichs, war besonders bei den Musik- und Gesangsvereinen, die sich ab der Mitte des 19. Jahrhundert im gesamten deutschsprachigen Raum bildeten und das kulturelle Leben maßgeblich prägten, sehr populär. Diese Tatsache manifestiert sich auch in Schuberts Beinamen „Meister des deutschen Liedes“. Natürlich wurde Schubert auch von den Mitgliedern des 1864 gegründeten Mistelbacher Männergesangsvereins bzw. des 1892 gegründeten Musik- und Gesangsvereins verehrt. Daher verwundert es nicht, dass der Komponist nicht nur als Namenspate einer Straße in Erscheinung trat, sondern sich auch in anderen Formen im Stadtbild präsent ist beziehungsweise war.

„Schuberstüberl“

Einer der prägenden Akteure im Musikleben Mistelbachs an der Wende zum bzw. im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts war der ursprünglich aus Langenlois stammende Zuckerbäcker Martin Bollhammer, der über viele Jahre auch dem Musik- und Gesangsverein als Obmann vorstand. Bollhammer war auch Mitglied des Wiener Männergesangsvereins und Vater des nachmaligen Schuldirektors und langjährigen Leiters des Heimatmuseums Fritz Bollhammer sowie des Staatsopernsängers Karl Bollhammer. Schon seit 1909 hatte Martin Bollhammer die Berechtigung in seiner Konditorei auch Heißgetränke zu verabreichen, aber erst Anfang 1926 scheint er seinen an der Adresse Hauptplatz Nr. 17 bestehenden Betrieb um ein Kaffeehaus – das Café Bollhammer – erweitert zu haben.7 Für das Kaffeehaus etablierte sich umgangssprachlich bald der Name „Schubertstüberl“ und in diesem Zusammenhang ist es wohl anzunehmen, dass sich im Lokal des großen Schubert-Verehrers Bollhammer an prominenter Stelle eine Büste oder ein Bild Schuberts befunden haben dürfte.

Feierlichkeiten Schubertjahr 1928 – Gedenkstein – Schubertlinde – (kein) „Schubertpark“

Das Jahr 1928, als sich der 100. Todestag des Meisterkomponisten jährte, ging als Schubertjahr in die Geschichte ein und allerorts und selbstverständlich auch in Mistelbach wurde dem musikalischen Genie gehuldigt. Der Reigen der Feierlichkeiten begann am 19. November 1928 als die Knaben- und die Mädchenschule im Saal des Gasthauses Putz-Filippinetti eine gemeinsame Schubert-Gedächtnisfeier abhielten, bei der die Schüler und Schülerinnen Werke Schuberts zum Vortrag brachten. Am 25. November fanden schließlich die vom Musik- und Gesangsverein Mistelbach veranstalteten Feierlichkeiten zu Ehren Schuberts statt und selbige begannen bereits vormittags mit einem Konzert auf dem Hauptplatz. Im Anschluss daran marschierte ein Festzug in Richtung Landesbahnpark (=Liechtensteinpark), wo unter zahlreicher Teilnahme der Bevölkerung und der Honoratioren der Stadt eine Schubertlinde gepflanzt und ein Gedenkstein enthüllt wurde. Wenig überraschend gelangte im Zuge Feierlichkeiten auch Schuberts bekanntestes Volkslied „Am Brunnen vor dem Tore“ – dessen ursprünglicher Titel „Der Lindenbaum“ lautete – zum Vortrag.8 Früher war es üblich zur bleibenden Erinnerung an bedeutende Ereignisse einen Baum zu pflanzen und der Lindenbaum war für diese Zwecke besonders beliebt. Zeugnis davon geben anlässlich von Thron- bzw. Geburtstagsjubiläen der Herrscher gepflanzte „Kaiserlinden“ (siehe hierzu auch den Beitrag Kaiser Franz Joseph I. und Mistelbach) und insbesondere auch bezugnehmend auf das bereits erwähnte Lied wurden zu Schubert-Jubiläen ebenfalls häufig Lindenbäume gepflanzt.

Der Landesbahnpark erstreckte sich ursprünglich auf beiden Seiten der Josef Dunkl-Straße bzw. auf der gesamten Länge der Landesbahnstraße und wurde anfangs auch als Jubiläumsanlage bezeichnet bzw. ist bis heute der Name Liechtensteinpark gebräuchlich. Hintergrund dieses Namens ist die Tatsache, dass der Grund auf dem sich der Park befindet auch heute noch im Besitz der Fürstenfamilie Liechtenstein steht, und selbiger von der Gemeinde  nach der Eröffnung der Landesbahnstrecke zwecks Errichtung einer Parkanlage lediglich unbefristet gepachtet wurde. Detailliert wird die Geschichte dieses Parks im Beitrag Landesbahnpark (Liechtensteinpark) dargestellt. Der Mistelbacher Gemeinderat fasste nach der Errichtung des Gedenksteins in der Sitzung vom 1. Dezember 1928 auch den Beschluss die Parkanlage in „Schubertpark“ umzubenennen.9 Dieser Beschluss erfolgte jedoch explizit vorbehaltlich der Zustimmung des Grundeigentümers, und diese dürfte augenscheinlich nicht gewährt worden sein, denn nach diesem Beschluss wurde dieser Park nie wieder als Schubertpark bezeichnet. Ob die Fürstenfamilie Anstoß an der schlichten Tatsache nahm, dass ihr Name aus der Bezeichnung des Parks verschwunden wäre – immerhin sollte der Park an das 50-jährige Regierungsjubiläum des großen Unterstützers Mistelbachs Fürst Josef II. erinnern – oder andere Vorbehalte gegen die Umbennung bestanden, ist unklar.

1967 erwarb die Eigentümergemeinschaft der knapp zwei Jahre zuvor nebenan errichteten Häuser der Wohnbaugenossenschaft Frieden, den kleineren, jenseits – also auf der Seite des Staats- bzw. Ostbahnhofs – gelegenen Teil der Parkanlage von der Familie Liechtenstein, um darauf Garagen und einen Spielplatz zu errichten. Damit wurde jener Teil in dem sich das Schubertdenkmal und die Schubertlinde befanden zu nicht mehr frei zugänglichem Privatgrund. Daher wurde der Schubertgedenkstein in den Mistelbacher Stadtpark versetzt, wo er bis heute steht.10 Auf dem abgekommenen Teil des Landesbahn-/Liechtensteinparks stehen übrigens heute noch mehrere alte Linden und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit befindet sich unter diesen auch die 1928 gesetzte Schubertlinde.

Der Schubertgedenkstein an seinem heutigen Standort im Stadtpark
Der Schubertgedenkstein an seinem heutigen Standort im Stadtpark

Wo befindet sich die Schubertgasse?

 

Quellen:

Veröffentlicht unter Straßen | Hinterlasse einen Kommentar

Zayagasse

Während des Ersten Weltkriegs entstand unterhalb des Bezirkskrankenhauses mit der Flüchtlingsstation ein neuer, etwas außerhalb des bebauten Ortsgebiets gelegener Stadtteil. Die westlich, also stadteinwärts an die Flüchtlingsstation angrenzenden Äcker, hatte der Staat als Areal für eine allfällige Erweiterung der Flüchtlingsstation angekauft. Hierzu kam es nicht und in der großen Wohnungsnot nach Ende des Ersten Weltkriegs waren nicht nur die nach der Heimkehr der Flüchtlinge leerstehenden Häuser sehr begehrt, sondern es herrscht bald auch Bedarf an Baugründen für Einfamilienhäuser. Mitte der 1920er Jahre wurden also die erwähnten, mittlerweile in den Besitz der Gemeinde übergegangenen Grundstücke zu Baugründen aufgeschlossen und es entstand eine neue Siedlung im Bereich zwischen Zayagasse, Liechtensteinstraße, Michael Hofer-Zeile und Schillergasse. Gemäß dem Gemeinderatsbeschluss vom 4. April 1925 erhielt die am Rande dieser Siedlung befindliche und entlang der Mistel verlaufende, zur Zaya führende, Straße den Namen „Zayagasse“.11 Natürlich existierte hier entlang der Mistel schon lange vor der Errichtung der Siedlung ein Feldweg, der den Landwirten als Zufahrtsweg zu ihren Feldern diente und das Erscheinungsbild eines Feldwegs sollte diese Straße wohl noch einige Jahre nach ihrer Benennung beibehalten. Interessanterweise trägt aber heute nicht nur der neben der Mistel verlaufende Straßenzug, sondern auch jener der zur Liechtensteinstraße führt den Namen „Zayagasse“. Im Gemeinderatsbeschluss aus dem Jahre 1932 mit dem die Haydngasse ihren Namen erhielt, steht allerdings explizit zu lesen, dass diese sich von der Mitschastraße, über die Mistelbrücke bis zur Liechtensteinstraße erstreckt. Ob es jemals einen entsprechenden Änderungsbeschluss gab, oder ob sich diese den Beschlüssen widersprechende Benennung im Verlauf der Jahre einfach etablierte, ist unklar.

Die Zayagasse Anfang/Mitte der 1930er Jahre: von einer Straße kann wohl nicht gesprochen werden, eher von einem Feldweg mit sehr schlängelndem Verlauf. Gelbe Punktlinie: die Zayagasse entlang der Mistel;  grüne Punktlinie: jener Teil der Zayagasse der zur Liechtensteinstraße führt. Das Gelände auf dem 1937 die Kaserne errichtet wurde, bestand damals noch aus Äckern.Die Zayagasse Anfang/Mitte der 1930er Jahre: von einer Straße kann wohl nicht gesprochen werden, eher von einem Feldweg mit sehr schlängelndem Verlauf. Gelbe Punktlinie: die Zayagasse entlang der Mistel; grüne Punktlinie: jener Teil der Zayagasse der zur Liechtensteinstraße führt. Das Gelände auf dem 1937 die Kaserne errichtet wurde, bestand damals noch aus Äckern.

Im November 1963 erfolgte der Baubeginn für die Wohnhausanlage Zayagasse 2-612, auf einer bis dahin großteils unverbauten Fläche. Zuvor befand sich jedenfalls ab 1931 an dieser Stelle bzw. nahe dem Kreuzungsbereich Haydngasse/Zayagasse der Platz des kurz zuvor gegründeten „Mistelbacher Tennis-Klubs“, der auf obigem Bildausschnitt auch gut erkennbar ist.13 Einen „Lawn-Tennis-Verein“ gab es in Mistelbach allerdings bereits seit 190214 – es existierten in den 1930er Jahren somit also zwei Tennisvereine, wobei der ältere Verein zuletzt unter der Führung von Dr. Otto Stadler, einem der führenden Nationalsozialisten Mistelbachs, stand.15 Nachdem in der Vereinsführung und unter den Mitgliedern des „jüngeren“ Tennis-Klubs zumeist Juden aufscheinen, wurde dieser in der Literatur, die sich mit dem jüdischen Leben Mistelbachs befasst, als „jüdischer Tennisverein“ bezeichnet16, obwohl selbiger jedenfalls anfangs augenscheinlich allen Tennis-Interessierten offenstand.17 Es scheint durchaus plausibel, dass die Vereinsgründung eine Reaktion auf Entwicklungen des Lawn-Tennis-Vereins hin in eine völkische und antisemitische Richtung gewesen sein könnte. Möglicherweise waren Juden im alten Tennisverein nicht (mehr) erwünscht oder man hatte gar wie einige andere Mistelbacher Turn- und Sportvereine lange vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten einen Arierparagrafen in die Vereinsstatuten aufgenommen. Mit dem Jahr 1938 kam wenig verwunderlich das Ende des „Mistelbacher Tennis-Klubs“ und der Platz wurde in den 1950er Jahren als Stand- und Lagerplatz für den Wohnwagen bzw. die Fahrgeschäfte des in Mistelbach ansässigen Schaustellers Kastlunger genutzt.18

Die Fortsetzung der Zayagasse über die Landesbahnstrecke hinaus in Form eines Fußgänger- bzw. Radweges erhielt 2003 den Namen Hofrat Thurner-Promenade.

Wo befindet sich die Zayagasse?

 

Quellen:

Veröffentlicht unter Straßen | Hinterlasse einen Kommentar

Thurner, Dipl.-Ing. Walter

wirkl. Hofrat Dipl.-Ing. Walter Thurner

* 26.8.1920, Mistelbach
† 18.9.1996, Weidling bei KlosterneuburgHofrat Dipl.-Ing. Walter Thurner Anfang der 1980er Jahre

Walter Hans Thurner wurde als dritter von vier Söhnen in die Familie von Leopold Thurner, Sekretär des Bezirksarmenrates und in dieser Funktion auch Verwalter des Bezirkswaisenhauses19, und dessen Gattin Barbara im Jahre 1920 in Mistelbach geboren.20 Den Namen Thurner führte die Familie erst seit dem Jahr 1919, denn eigentlich hieß Thurners Vater Schebesta und nachträglich änderte das zu diesem Zeitpunkt bereits seit 11 Jahren verheiratete Ehepaar den gemeinsamen Namen auf Thurner – den „Mädchennamen“ der Mutter.21 Die Hintergründe für diese Namensänderung sind nicht bekannt, allerdings waren Namensänderungen von tschechischen bzw. slawischen Namen – und um einen solchen handelt es sich bei der eingedeutschten Form Schebesta (ursprünglich wohl Šebesta) – damals recht häufig. In Mistelbach herrschte seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ein betont deutschnationales Klima und unabhängig davon ob sie nun politisch im nationalen Lager standen, legten viele Menschen dem Zeitgeist entsprechend Wert auf „deutsch“ bzw. „germanisch“ klingende Namen. Darüber hinaus waren in der jungen Republik Namensänderungen deutlich einfacher zu bewerkstelligen als zu Zeiten der Monarchie – es gab hier also so etwas wie einen Nachzieheffekt. Walter Thurner war somit der erste Sohn der Familie der bereits mit dem geänderten Namen geboren wurde. Die Familie lebte jedenfalls ab der Geburt Walters an der Adresse Oserstraße Nr. 23, also in einer Wohnung in einem der sogenannten Meeß-Häuser.

Die Familie Thurner in der Nachkriegszeit – Die Brüder Walter (rotes X), Godfried, Heinrich und Hermann gemeinsam mit ihren Eltern Barbara und Leopold Thurner

Die familiären Verhältnisse in denen Thurner aufwuchs können wohl als kleinbürgerlich, und stark vom katholischen Glauben geprägt, bezeichnet werden. Außergewöhnlich für die damalige Zeit ist die Tatsache, dass es der Familie gelang allen vier Söhnen eine Laufbahn als Akademiker (Arzt, Priester, Mittelschullehrer und Diplom-Ingenieur) zu ermöglichen.22 Bei Thurners zweitältestem Bruder handelt es sich um Monsignore Heinrich Thurner, der von 1950 bis 1959 als Pfarrer von Paasdorf wirkte.23 Walter Thurner verlebte seine Kindheit in Mistelbach und besuchte hier auch die Volksschule. Als Pater Otto Bader 1930 ein St. Georgs-Pfadfinderkorps in Mistelbach gründete, zählte Thurner zum Kreis der ersten Pfadfinder.24

Walter Thurner (rotes X) zählte zu jenen 16 Buben mit denen P. Otto Bader (rechts neben Thurner) im Jahre 1930 die Pfadfindergruppe Mistelbach gründeteWalter Thurner (rotes X) zählte zu jenen 16 Buben mit denen P. Otto Bader (rechts neben Thurner) im Jahre 1930 die Pfadfindergruppe Mistelbach gründete

Doch bereits im folgenden Jahr führte ihn seine schulische Laufbahn fort aus seiner Heimatstadt – Mistelbach sollte erst Jahrzehnte später Standort einer höheren Schule werden – und zu seinem großen Bedauern damit auch weg von seinen Pfadfinderbrüdern. Im Schuljahr 1931/32 besuchte er die 1. Klasse des Bundesgymnasiums in der Kundmanngasse im 3. Wiener Gemeindebezirk und er wohnte in dem vom Salesianerorden geführten Knabeninternat „Salesianum“ in der unweit entfernt gelegenen Hagenmüllergasse.25 Ab dem Schuljahr 1932/33 besuchte Thurner dann schließlich das Gymnasium in Hollabrunn – wie bereits seine älteren Brüder vor ihm – und in den ersten Jahren war er auch Zögling des dort befindlichen erzbischöflichen Knabenseminars. Doch schon in den höheren Klassen wurde für ihn klar, dass er keine geistliche Laufbahn anstrebte und möglicherweise wollte er sich dem dort herrschenden strengen Regiment nicht weiter beugen und schied aus dem Knabenseminar aus. Während seiner Schulzeit in Hollabrunn wurde er 1937 Mitglied der katholischen Mittelschulverbindung „Arminia“ Hollabrunn, der auch sein um zehn Jahre älterer Bruder Godfried angehörte. „Arminia“ wurde nach dem sogenannten „Anschluss“ im März 1938 so wie de facto alle nicht-nationalsozialistischen Organisationen aufgelöst, und trotzdem sich Thurners Erfahrung als aktiver Verbindungsstudent daher auf eine kurze Zeit beschränkte, gehörte er „Arminia“, die nach dem Zweiten Weltkrieg wiedererstand, zeit seines Lebens als sogenannter „Alter Herr“ an.26 Im Frühjahr 1939 legte Thurner am Hollabrunner Gymnasium erfolgreich die Reifeprüfung ab27 und wurde danach über den Sommer für einige Monate zum Reichsarbeitsdienst (RAD) eingezogen, bei dem junge Erwachsene beiderlei Geschlechts zur Arbeitsdienstleistung, zumeist als Erntehelfer oder Hilfskräfte bei arbeitsintensiven Großbauprojekten, verpflichtet wurden. Neben dem volkswirtschaftlichen Nutzen und der ideologischen Indoktrinierung im Sinne des Nationalsozialismus diente der Reichsarbeitsdienst aber auch bereits der militärischen Vorerziehung in Hinblick auf den für die männliche Jugend zumeist unmittelbar anschließenden Dienst in der Deutschen Wehrmacht. Thurner dürfte seine Dienstzeit in den Sommermonaten 1939 im RAD-Lager Pottenhofen bei St. Pölten verbracht haben.28

Mit Beginn des Wintersemesters 1939/40 nahm er ein Studium im Fach Bauingenieurswesen an der Technischen Hochschule Wien (=heutige TU Wien) auf, doch bereits nach einem Jahr wurde er im Oktober 1940 zur deutschen Wehrmacht eingezogen. Thurner kam zur Luftwaffe und wurde der 5. Kompanie des Flieger-Ausbildungs-Regiments 62 zugeteilt und dürfte dort die damals etwa eineinhalb Jahre dauernde Ausbildung zum Flugzeugführer (=Pilot) absolviert haben.29 Ab 1943 scheint er dann bei der 10. bzw. später 8. Staffel des Kampfgeschwaders 2, das Bombenangriffe auf England flog, auf. Es handelte sich dabei um Stör- bzw. Vergeltungsangriffe, die sich zumeist gegen die britische Bevölkerung richteten – zu mehr war die zu diesem Zeitpunkt aufgrund strategischer Fehler bereits stark dezimierte und über alle Fronten verteilte deutsche Luftwaffe nicht mehr in der Lage. Die Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944 sollte nicht nur den Kriegsverlauf maßgeblich beeinflussen, sondern auch das Leben des Unteroffiziers Thurner. Die Angriffe auf Großbritannien hatte seine Einheit von Frankreich aus, unweit von den Landungszonen entfernt, geflogen. Es ist nicht überliefert, ob Thurner während eines Flugeinsatzes an diesem Tag abgeschossen wurde oder etwa durch die die Landung begleitenden Luftangriffe schwer verwundet wurde. Tatsache ist, dass Thurner am sogenannten „D-Day“ bei einem Abschuss bzw. Absturz (oder einem Granattreffer am Boden) sein rechter Fuß abgerissen wurde und er zunächst in einem Lazarett unweit des Landungsgeschehens entfernt behandelt wurde.30 Nachdem er diese schwere Verletzung überlebt und das Gehen mit einer Prothese wieder neu erlernt hatte, war der Krieg für ihn jedenfalls zu Ende und er durfte nachhause um sein Studium fortzusetzen.

In der Zeit unmittelbar nach Kriegsende waren weite Teilen der männlichen Bevölkerung – von Kindern und Greisen abgesehen – noch immer und zum Teil für weitere Jahre über ganz Europa verstreut bzw. in Kriegsgefangenschaft. Dadurch, dass er als Kriegsinvalide in der Heimat weilte, konnte Thurner im Dezember 1945 die Wiedergründung der Mistelbacher Pfadfinder initiieren und er übernahm die Führung der Gruppe. Auch die Pfadfinder wurden 1938 von den Nationalsozialisten aufgelöst und ihr Inventar bzw. die Ausrüstung hatte sich die Hitlerjugend einverleibt. Die ersten Heimstunden mit den fünf Buben, die den Grundstock für den Neubeginn der Mistelbacher Pfadfinder bildeten, hielt Thurner in der elterlichen Wohnung in der Oserstraße ab. Später konnte ein kleines Zimmer im Kolleg als Heim genutzt werden bzw. nachdem die ersten jungen Pfadfinder im April 1946 ihr Versprechen abgelegt hatten, gelang es im darauffolgenden Monat eine am Südtirolerplatz befindlichen Baracke (=heutiger Spielplatz), die während der NS-Zeit für den „Bund deutscher Mädchen“ errichtet worden waren, zu beziehen. Die Gruppe erhielt großen Zulauf und im August 1946 führte Thurner eine Gruppe von 19 Mistelbacher Pfadfindern zu einem zweiwöchigen Lager nach Vorarlberg, das von den französischen Pfadfindern mit Unterstützung der französischen Besatzungsmacht veranstaltet wurde. Die Reise ans andere Ende Österreichs war damals zweifelsohne ein Abenteuer und eine große Herausforderung immerhin mussten zwei innerösterreichische (Zonen-)Grenzen passiert werden.31

Vermutlich 1946: Walter Thurner (rotes X) mit der Fuchsenpartulle – jenen fünf Buben mit denen er die Pfadfinder in Mistelbach nach dem Krieg wiedergründete. v.l.n.r..: Josef Bader, Hermann Körbel, Hauptfeldmeister Walter Thurner, Körbel, Robert Bauer, Julius ZimprichVermutlich 1946: Walter Thurner (rotes X) mit der Fuchsenpartulle – jenen fünf Buben mit denen er die Pfadfinder in Mistelbach nach dem Krieg wiedergründete. v.l.n.r..: Josef Bader, Hermann Körbel, Hauptfeldmeister Walter Thurner, Franz Körbel, Robert Bauer, Julius Zimprich

Bald stellte es sich für Thurner jedoch als zunehmend schwierig heraus das Studium in Wien mit seinem Engagement bei den Pfadfindern in Mistelbach zeitlich in Einklang zu bringen und nachdem er die Gruppe ein Jahr geleitet hatte, gab er diese Aufgabe an Pater Volkmar Kraus weiter. Pater Volkmar konnte auf der von Thurner geschaffenen Basis aufbauen und unter seiner jahrelangen engagierten Führung wurden die Mistelbacher Pfadfinder schließlich zu dem was sie über viele Jahrzehnte hinweg blieben: eine der größten und aktivsten Pfadfindergruppen Niederösterreichs. Auch wenn Thurners späterer Lebensweg ihn nur mehr sporadisch nach Mistelbach führte, blieb er den Mistelbacher Pfadfindern natürlich stets verbunden, und gehörte auch der Mistelbacher Pfadfinder-Gilde an. Bei den Pfadfinder-Gilden handelt es sich um Zusammenschlüsse von Menschen, die sich über die Jugend hinaus der pfadfinderlichen Idee verbunden fühlen. Auch nach seiner Mistelbacher Zeit, vermutlich an seinem späteren Wohnort Weidling bei Klosterneuburg – dürfte er weiterhin in der Pfadfinderbewegung aktiv gewesen sein, zumindest wird in einem Nachruf darauf hingewiesen, dass er später auch Funktionen als Bezirksfeldmeister und Landeskorpssekretär bekleidete.32 Seine Erinnerungen an die Gründungszeit und die von ihm geleitete Wiedergründung sind auch wesentlicher Bestandteil der aus Anlass von Jubiläen herausgegebenen Festschriften der Mistelbacher Pfadfindergruppe.

Sein Studium im Fach Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule (heute Technische Universität) Wien schloss er 1950 als Diplom-Ingenieur ab.33 Thurners erste berufliche Station(en) nach dem Studium sind nicht überliefert, ab 1952 scheint er dann schließlich im Baudienst der niederösterreichischen Landesregierung auf. Thurner war dem Landesamt B/3 zugeteilt, in dessen Zuständigkeit die Bereiche Allgemeiner Wasserbau, Gewässerregulierung und Hochwasserschutz gehörten34 Am 3. Juli 1957 schloss er den Bund der Ehe mit der um 18 Jahre jüngeren Ingeborg Glas (*1938, †2018) aus Stockerau. Dieser Verbindung dürften zumindest zwei Kinder entstammen und zusammen mit seiner Familie lebte Thurner in Weidling bei Klosterneuburg.

1967 kam es auf Thurners Initiative hin zur Gründung des Gewässer-Dachverbands Marchfeld-Weinviertel in dem sich 13 Wasserverbände der Bezirke Mistelbach und Gänserndorf zwecks Bündelung von Ressourcen zur Erhaltung und Pflege der Gerinne zusammenschlossen. Im Laufe der Jahre traten dem Dachverband weitere Wasserverbände der Region bei und Anfang der 2000er Jahre war selbiger für Gerinne mit einer Gesamtlänge von 1300 Kilometern verantwortlich.35

Seit Jahrhunderten sorgten Hochwasser in dem das Ortsgebiet durchfließenden Mistel-Bach für große Schäden an den angrenzenden Gebäuden und darüber hinaus war auch die hygienische Situation problematisch, da der Bach zur Ableitung der Abwässer genutzt wurde und daher einer Kloake glich. Seit Jahrhunderten hatten Fleischhauer, Gerber und Färber ihre Betriebe unmittelbar am Bach errichtet, um so ihre Abfälle und Abwässer möglichst einfach „entsorgen“ zu können. Nachdem der Bach jedoch meist nur wenig Wasser führte und aufgrund von geringem Gefälle nur sehr gemächlich dahin floss, blieb der üble Gestank und der Unrat zurück, sodass der Bach eine ideale Brutstätte für Keime bildete. Die schlechte Wasserqualität hatte natürlich auch negative Auswirkungen auf die Brunnen der im Nahbereich des Bachbetts gelegenen Häuser und all diese Probleme werden bereits in einem 1884 im Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft veröffentlichten Sanitätsbericht thematisiert und als größter Missstand in hygienischer Hinsicht dargestellt.38 Zusätzlich zum Hochwasserschutzaspekt und den Vorteilen aus sanitärer Sicht, hatte die raschere Fließgeschwindigkeit auch einen Drainageeffekt wodurch bisher feuchte Wiesen und Sumpfgebiete entlang des Bachlaufs für die Landwirtschaft nutzbar wurden. Heute ist bekannt, dass diese bis in die 1970er Jahre gepflogenen Regulierungsmaßnahmen einerseits nicht den gewünschten Schutz vor Hochwasser bieten und andererseits eine negative Auswirkung auf den Grundwasserpegel haben.

Die Arbeiten an der Regulierung der Mistel im (damaligen) Gemeindegebiet dauerten bis 1915, doch zeichneten sich schon bald Probleme ab – wohl auch weil das Projekt entgegen ursprünglichen Plänen nur in einer abgespeckten Version realisiert wurde. Der Verlauf der Mistel wurde von der Gemeindegrenze kurz vor Siebenhirten bis zur Einmündung in die Zaya reguliert und im Zuge dieser Maßnahme kam es auch zu einer Regulierung einiger kleiner Zuflüsse (zB Seebrücklgraben). Die Regulierung brachte es außerdem mit sich, dass alle Brücken und Stege im Gemeindegebiet erneuert werden mussten. Schlechte Bodenverhältnisse, aggressive Abwässer, der gestiegene Bodendruck durch den zunehmenden Verkehr und außergewöhnlicher Wasserandrang, sorgten in den folgenden Jahrzehnten dafür, dass häufig Schäden am Gerinne und an der Böschungspflasterung auftraten. Die hieraus entstehenden laufenden Kosten stellten für den mit der Erhaltung betrauten Wasserverband „Zayakonkurrenzausschuss Mistelbach-Laa“ eine gehörige finanzielle Belastung dar, die dieser auf Dauer nicht bewältigen konnte. Also gab es bereits in den 1960er Jahren Gespräche seitens der Stadt mit den zuständigen Stellen des Landes bezüglich einer Verbauung des Mistelbachs. Nach Abwägung aller möglichen Varianten kam man schließlich zum Schluss, dass eine neuerliche Regulierung samt Eindeckung der Mistel langfristig gesehen den größten Nutzen bringen würde. Die Gesamtkosten hierfür beliefen sich auf 100 Millionen Schilling – eine gigantische Summe für die damalige Zeit, die von Bund, Land und Gemeinde gemeinsam gestemmt wurde. In den Jahren 1973-1982 wurde der Bach auf einer Länge von rund 1,8 Kilometern reguliert und eingedeckt und hierdurch wurden 15.000 m² an Fläche neu geschaffen. Zusammen mit bereits bestehendem Gemeindegrund stand nach Abschluss des Projekts eine Gesamtfläche von rund 25.000 m² Fläche zur Verfügung auf der etappenweise die „Grüne Straße“, eine Nord-Süd-Verkehrsachse für Fußgänger und Radfahrer und ein Naherholungsgebiet inmitten der Stadt, realisiert wurde. Somit gelang es einen notwendigen Zweckbau als Chance zur zukunftsweisenden Neugestaltung des Stadtbildes zu nutzen.39

Hofrat Thurner war mit gemeinsam mit seinen Mitarbeitern mit der Bauleitung dieses Jahrhundertprojekts betraut und erwarb sich mit dessen vorbildlicher Realisierung große Verdienste um seine Heimatstadt. Über dieses Projekt veröffentlichte Hofrat Thurner unter dem Titel „Mistelbach in Mistelbach: Regulierung, Instandsetzung, Eindeckung 1973-1982“ auch einen Beitrag im Rahmen der Schriftenreihe „Mistelbach in Vergangenheit und Gegenwart„. Zu dieser aus fachlicher Sicht sicherlich tadellosen Publikation muss allerdings angemerkt werden, dass die am Beginn stehenden allgemeinen Ausführungen zur Geschichte Mistelbachs nicht dem damaligen Forschungsstand entsprachen und zum Teil als haarsträubender Unsinn bezeichnet werden müssen.

In Zusammenhang mit der Regulierung der Mistel im Gemeindegebiet der damals noch selbständigen Gemeinde Frättingsdorf wurde Dipl.-Ing. Thurner 1971 zum Ehrenbürger von Frättingsdorf ernannt.40

Vermutlich im Jahre 1985 dürfte Hofrat Thurner in den Ruhestand übergetreten sein.41 Er verstarb am 18. September 1996 in seinem Haus in Weidling bei Klosterneuburg und wurde am 27. September 1996 auf dem Weidlinger Friedhof bestattet.42

Mit Beschluss des Mistelbacher Gemeinderats vom 11. Dezember 2003 erhielt die bis dahin namenlose, entlang der Mistel verlaufende Verlängerung der „Grünen Straße“ zwischen Michael Hofer-Zeile und Industrieparkstraße den Namen „Walter Thurner-Promenade“ – auf den Straßenschildern findet sich allerdings die Bezeichnung „Hofrat Thurner-Promenade„.

Wo befindet sich die Hofrat Thurner-Promenade?

 

Bildnachweise:
-) Portrait: Ausschnitt aus dem Foto „Pfarre, 1978, 40-jähriges Priesterjubiläum, Thurner Heinrich Bild 10“ aus der Topothek Pillichsdorf (Besitzer Fam. Preyer – freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Herrn Franz Unger)
-) Foto Familie Thurner: Foto „Alltagsleben um 1945, Familie Thurner“ aus der Topothek Pillichsdorf (Besitzer Josef Muhsil – freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Herrn Franz Unger)
-) Pfadfinder Fotos: Göstl-Archiv

Quellen:

Veröffentlicht unter Persönlichkeiten | Hinterlasse einen Kommentar

Quergasse

Aufmerksamen Beobachtern wird auffallen, dass in der Bahnstraße kein Haus mit der Nummer 18 existiert – stattdessen findet sich an dieser Stelle die Quergasse. Im Häuserverzeichnis in Fitzkas Geschichte der Stadt Mistelbach mit Stand vom Jahre 1900 scheint allerdings noch ein Haus mit der Adressbezeichnung Bahnstraße Nr. 18 (vormals Konskriptionsnr. 66)31 auf und selbiges stand damals im Besitz der Holzhandelsfirma Josias Eißler & Söhne.37 Doch befand sich der weitläufige Holzlagerplatz samt dem die Hausnummer 18 führenden Kanzleigebäude nicht direkt an der Bahnstraße, sondern etwas zurückversetzt und damit ungefähr auf dem Areal des Kindergartens, der hinteren Gewerbeschulgasse bzw. den dort befindlichen Häusern sowie des 1983 eröffneten, einstigen Berufsschul-Zubaus (jetzt Büroräumlichkeiten – Gewerbeschulgasse 2). Ein Zufahrtsweg zum Holzlagerplatz verlief damals auf dem Grund der Liegenschaft Bahnstraße Nr. 18, vorbei an einem Holzschupfen und einer Scheune, die um 1881 an das nebenan auf  Bahnstraße Nr. 16 befindliche Gasthaus vermietet waren.

Die jüdische Familie Eißler stammte aus dem mährischen Bisenz und im Laufe der Jahre betätigten sich Mitglieder dieser Familie mit unterschiedlichen Firmen im Holzhandel bzw. der Möbelherstellung. Die Familie erlangte so großen Wohlstand und zählte bis zum Jahre 1938 zum Wiener Großbürgertum. Für Mistelbach bzw. die Darstellung des Entstehens der Quergasse ist zunächst die 1863 gegründete Firma Gebrüder Eißler, zu deren Gesellschaftern Josias Eißler zählte, relevant. Diese hatte ihren Sitz in Bisenz und neben einer Filiale in der Wiener Praterstraße scheinen 1866 folgende Niederlassungen im östlichen Niederösterreich auf: Poysdorf, Hohenau und Mistelbach.43 Ein Inserat der Mistelbacher Niederlassung in der 1937 anlässlich des Krankenhauszubaus veröffentlichten Festschrift weist den Zusatz „gegründet 1864“ auf und klärt somit den Zeitpunkt ab dem die Familie Eißler ihre Geschäftstätigkeit in Mistelbach entfaltete.44 Die Holzhandelsfirma Eißler zählte mit Sicherheit zu den ersten jüdischen Unternehmen, die sich hier niederließen und erst die Geschehnisse des Jahres 1938 beendeten die 74 Jahre währende, erfolgreiche wirtschaftliche Aktivität in Mistelbach. 1871 dürfte Josias Eißler aus der Firma „Gebrüder Eißler“ ausgetreten sein, um sein eigenes Unternehmen und zwar die Firma „Josias Eißler & Söhne“ zu gründen. Die Hauptniederlassung dieses Unternehmens befand sich nun in der Wiener Singerstraße und die bereits zuvor bestandenen Niederlassungen in Poysdorf und Mistelbach wurden in den neuen Betrieb eingebracht und zwischenzeitlich hatte die Firma auch ein großes Netzwerk an Zweigniederlassungen in Böhmen und Mähren.45

Am 10. Mai 1881 fanden auch in Mistelbach Feierlichkeiten anlässlich der an diesem Tag stattfindenden Vermählung des Thronfolgers Kronprinz Rudolf mit Prinzessin Stephanie von Belgien statt. Das Festprogramm begann bereits am Morgen und endete in einer abendlichen Musikveranstaltung im Hotel Rathaus (heute: Erste Bank), die jedoch jäh vom Ruf „Feuer“ unterbrochen wurde.46 Der Brand war um etwa 23 Uhr auf dem Holzlagerplatz der Firma Eißler & Söhne ausgebrochen, und aufgrund des an diesem Abend herrschenden Sturmwindes griff das Feuer rasch um sich, sodass binnen weniger Minuten der größte Teil der Holzhandlung in Flammen stand. Es bestand die große Gefahr, dass sich dieser Brand rasch auf die umliegenden Gebäude und dann in der Stadt weiter ausbreiten würde. Auch ein Überspringen des Feuers auf Lanzendorf, in dessen Richtung sich aufgrund des Windes ein wahrer Funkenregen ergoss, war keineswegs auszuschließen. Da der Holzplatz bereits lichterloh in Flammen stand und nicht mehr zu retten war, galt es eine weitere Ausbreitung des Feuers zu verhindern. Den wackeren Männern der erst zwei Jahre zuvor gegründeten Freiwilligen Feuerwehr, von denen viele noch in ihrer Festkleidung zur Brandstelle eilten und den Flammen die Stirn boten, gelang es unter tatkräftiger Mithilfe der Bevölkerung eine Feuersbrunst zu verhindern. Um 3 Uhr morgens war schließlich, obwohl der ganze Holzplatz noch in Flammen stand, die Gefahr einer weiteren Ausbreitung gebannt. In Ermangelung eines Hauptmann-Stellvertreters übernahm Bürgermeister Josef Strasser während des Einsatzes diese Rolle und sicherte einen Abschnitt der angrenzenden Häuser. Er war bis 4 Uhr rastlos im Einsatz und seiner vielseitigen Tätigkeit und umsichtigen Führung ist es zu verdanken, dass sogar das von Flammen umgebene Wohn-/Kanzleigebäude am Holzplatz gerettet werden konnte. Die Mistelbacher Feuerwehr wurde bei der Brandbekämpfung durch die telegrafisch herbeigerufene Poysdorfer Feuerwehr unterstützt und auch die k.k. Staatsbahn hatte ihre Spritze, Wasservorräte und Personal zur Verfügung gestellt.47

Eine in der Wiener Feuerwehr-Zeitung veröffentlichte Skizze zum großen Brand in der Eißler'schen Holzhandlung. Diese gibt einen Überblick über das Erscheinungsbild der damals noch jungen (oberen) (Eisen-)Bahnstraße Anfang der 1880er Jahre und die Lage der Holzhandlung. Zwischen den Gebäuden F und G ist die einstige Zufahrt zum Holzlagerplatz erkennbar und hier befindet sich auch in etwa die heutige Quergasse. Verfasser des zugehörigen Berichts und vermutlich auch Urheber dieser Skizze war der Mistelbacher Feuerwehr-Hauptmann August LubovienskiEine in der Wiener Feuerwehr-Zeitung veröffentlichte Skizze zum großen Brand in der Eißler’schen Holzhandlung. Diese gibt einen Überblick über das Erscheinungsbild der damals noch jungen (oberen) (Eisen-)Bahnstraße Anfang der 1880er Jahre und die Lage der Holzhandlung. Zwischen den Gebäuden F und G ist die einstige Zufahrt zum Holzlagerplatz erkennbar und hier befindet sich auch in etwa die heutige Quergasse. Verfasser des zugehörigen Berichts und vermutlich auch Urheber dieser Skizze war der Mistelbacher Feuerwehr-Hauptmann August Lubovienski

Die Firma Eißler & Söhne dankte der Feuerwehr und allen Helfern in einem Zeitungsinserat im „Mistelbacher Bezirks-Bote“ und knapp zwei Wochen nach dem Unglück konnte die Holzhandlung ihre Geschäftstätigkeit wiederaufnehmen.48 Ab 1894 hatte die Gemeinde Mistelbach den Holzlagerplatz von der Firma Eißler gepachtet und nutzte diesen als Gemeindemateriallagerplatz. Es handelte sich um eine Art Pachtkauf, der vorsah, dass die gesamte Liegenschaft nach Ablauf der zwölfjährigen Pachtdauer mit 30. Juni 1906 unentgeltlich in den Besitz der Gemeinde übergehen würde. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass von einem „neuen Pachtvertrag“ die Rede ist, was Interpretationsspielraum zulässt, ob bereits zuvor ein Pachtverhältnis mit der Stadt als Pachtnehmer betreffend diesen Platz bestanden hat.49 Da die Firma Eißler & Söhne allerdings erst 1895 die Grundstücke an der Adresse Wiener Straße (heute Josef Dunkl-Straße) Nr. 9 und 11 erwarb50, ist unklar, wo sie ihren Betrieb in der Zwischenzeit führte. Vielleicht bestand bereits vor dem Kauf der Gründe in der heutigen Josef Dunkl-Straße ein Pachtverhältnis oder es gab eine andere Übergangslösung.

Warum scheint dann im Häuserverzeichnis zu Fitzkas Ergänzungsband (Stand 1912) als Adresse für die Eißler’sche Holzhandlung die Adresse Wiener Straße (heute Josef Dunkl-Straße) 15 und 17 auf? Dieser Umstand bereitete dem Autor dieses Blogs einiges an Kopfzerbrechen – schließlich befand sich auf Haus Nr. 17 doch die Holzhandlung Abeles (Pisk). Die Lösung dieser Frage ist jedoch recht einfach: es gab eine Änderung bei den Hausnummern in der Wiener Straße (heute Josef Dunkl-Straße) und Bahnstraße. Ursprünglich endete die Bahnstraße linksseitig an jenem Punkt an dem die heutige Josef Dunkl-Straße abzweigt, also auf Höhe des Hauses Bahnstraße Nr. 41 (derzeit Baustelle), und ihre fortlaufende Nummerierung setzte sich dann mit der Bahnhofsrestauration (heute Gasthaus Zur Linde) mit der Adresse Bahnstraße Nr. 43 fort. Somit entsprach die Adresse der Häuser Bahnstraße 43, 45 und 47 den Hausnummern 1, 3 und 5 in der Wiener Straße.51 Daher kam es linksseitig zu einer Reduzierung der Hausnummern um drei Nummern, also die alte Nr. 15 entspricht der neuen Nr. 9 und die alte Nr. 17 der neuen Nr. 11 und bei Fitzkas Häuserliste sind alle Gebäude mit der Adresse im Zeitpunkt ihrer Erbauung angeführt. Da die Häuser Wiener Straße (heute: Josef Dunkl-Straße) 9 und 11 samt deren Eigentümerin, der Firma Eißler & Söhne, erst im Häuserverzeichnis zu Fitzkas 1912 verfassten zweiten Band (hier als Nr. 15 und 17) aufscheinen, ist belegt, dass dort erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts „hausnummerwürdige“ Gebäude errichtet wurden. Die nebeneinander gelegenen Grundstücke waren jedenfalls sehr weitläufig und erstreckten sich von der Wiener Straße (Josef Dunkl-Straße) bis an die (spätere) Landesbahnstrecke. Auch der Mistelbacher Standort der Firma Josias Eißler & Söhne wurde nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten in Österreich arisiert und gelangte schließlich 1939 in den Besitz der Stadtgemeinde Mistelbach52 und die nationalsozialistische Führung der Stadt beabsichtigte auf dem weitläufigen Areal dreizehn „Volkswohnhäuser“ mit jeweils vier Wohnungen zu errichten.53 Der Krieg bzw. dessen Ausgang vereitelte diese Pläne und 1948 kam es zu einem durch Erben der Familie Eißler angestrengten Rückstellungsverfahren54. Dieses Verfahren endete 1952 mit einem Vergleich, sodass gegen Zahlung einer Abfindungssumme die Gründe im Besitz der Stadt verblieben.55 Die Gemeinde schloss das Areal als Bauland auf und verkaufte 1953 die parzellierten Grundstücke56 auf denen Einfamilienhäuser errichtet wurden. Dies hatte eine Verlängerung der Oserstraße (Nr. 48 sowie 50-53), der Hamerlinggasse (Nr. 9-12) und der Mozartgasse (Nr. 1a und 1b) zur Folge.

Doch zurück zur Quergasse bzw. dem weiteren Schicksal des alten Holzlagerplatzes hinter der Bahnstraße. Nachdem das Grundstück im Sommer 1906 in den Besitz der Gemeinde übergegangen war, wurden Teile der Liegenschaft, also etwa Holzschuppen und Scheunen bzw. die im Kanzleigebäude befindliche Wohnung zunächst vermietet57 und man nutzte diese Räumlichkeiten teils auch zur Einquartierung von Soldaten bei damals in der Umgebung von Mistelbach abgehaltenen Manövern. Neben der Nutzung als Gemeindematerialplatz wurde im Bereich des heutigen Kindergartens ab 1907 auch Schotter abgebaut, der unter anderem für die im Jahre 1910 fertiggestellte neue Straße nach Eibesthal58, die als Waisenhaustraße in Mistelbach beginnt, verwendet wurde. Doch stammt der Niveauunterschied bzw. die klar erkennbare Abbaukante zur Alleegasse bzw. Bahnzeile nicht (nur) durch den Schotterabbau. Ein großer Teil des Geländes des Holzplatzes entstand erst einige Jahrhunderte zuvor durch Lehmabbau, für den einst hier befindlichen alten Gemeindeziegelofen.59 Es ist unklar wann der Gemeindeziegelofen einige hundert Meter und zwar in ungefähr in den Bereich der Wohnbauten hinter den Häusern Franz Josef-Straße Nr. 29 – 31 bzw. in die Nähe des heutigen Stadtsaals verlegt wurde, spätestens zu Beginn des 18. Jahrhunderts scheint er jedenfalls bereits am neuen Standort auf. Nach Auflassung des Gemeindeziegelofens wurde das weiterhin im Gemeindebesitz stehende Areal (=Grundparzelle 432), das im Wesentlichen die Fläche zwischen Bahnstraße, Franz Josef-Straße, Bahnzeile und teils über die Alleegasse hinaus umfasste, als Hutweide genutzt. Dies geht jedenfalls aus den Parzellenprotokollen des franzeischen Katasters, die etwa 1821 angelegt wurden, hervor.60

Eine Panoramaansicht Richtung Westen um 1908/09: rot markiert die ungefähre Lage des zu diesem Zeitpunkt bereits aufgelassenen Lagerplatzes; gelb markiert die gut erkennbare GemeindeschottergrubeEine Panoramaansicht Richtung Westen um 1908/09: rot markiert die ungefähre Lage des zu diesem Zeitpunkt bereits aufgelassenen Lagerplatzes; gelb markiert die gut erkennbare Gemeindeschottergrube

Im Jahr 1908 ist in den Gemeindeausschussprotokollen bereits vom „aufgelassenen Holz- bzw. Materiallagerplatz der Gemeinde“ zu lesen, und in der Folge wurde der Platz zeitweilig als Standort für den regelmäßig in Mistelbach abgehaltenen Rindermarkt genutzt.61 In den Jahren 1905 bis 1912 kam es zu einer umfassenden Regulierung der Straßenzüge, die das Bild der Stadt im Wesentlichen bis heute prägt. Auch die an das Areal angrenzende Alleegasse bzw. die in ihrem Kreuzungsbereich befindlichen Teile der Bahnzeile wurden in ihrer heutigen Form erst durch Auflassung der Schottergrube, Abgrabung von Grundparzellen und Regulierung des Materiallagerplatzes geschaffen.62

Nach der Schleifung der zur Holzhandlung gehörenden Gebäude und Scheunen wurden bereits 1909 und abermals 1913 Teile des Materiallagerplatzes an die angrenzenden Grundeigentümer (hauptsächlich Bahnstraße Nr. 20, 22, 24 und 24a) verkauft, und nach Abschluss dieser Grundveräußerungen wurde entlang der nunmehrigen rückseitigen Grundstücksgrenze der genannten Liegenschaften die Errichtung einer Zufahrtsstraße für den neuen, deutlich verkleinerten Gemeindemateriallagerplatz vorgesehen. Dieser neue Platz lag etwa hinter den Grundstücken Bahnstraße 26, 26a und 28, also ungefähr im Bereich des Spielplatztes des heutigen Stadtkindergartens und bei der Zufahrtsstraße handelt es sich um den hinteren Teil der heutigen Gewerbeschulgasse. Der Rest des alten Materialplatzes nebst der Straßenböschung zur Alleegasse wurde für die Errichtung einer Parkanlage bestimmt, deren Ausgestaltung dem Verschönerungsverein übertragen wurde.63

Dieser Kartenausschnitt aus einem Bebauungsplan der Stadt zeigt die Bebauung im Jahre 1905. Die rote Linien markieren die im Zuge der Regulierung herzustellenden Straßenverläufe, die letztlich auch exakt so umgesetzt wurdenDieser Kartenausschnitt aus einem Bebauungsplan der Stadt zeigt die Bebauung im Jahre 1905. Die rote Linien markieren die im Zuge der Regulierung herzustellenden Straßenverläufe, die letztlich auch exakt so umgesetzt wurden.

Im Oktober 1913 beschloss der Mistelbacher Gemeindeausschuss (= Gemeinderat) der auf dem Grundstück des ehemaligen Lagerplatzes entstandenen, und von der Bahnstraße zur geplanten Parkanlage führenden, Gasse den Namen „Parkgasse“ zu geben. Da jedoch schon seit 1898 eine Straße dieses Namens existierte und zwar neben dem Stadtpark verlaufend, wurde der Name der Schießstattgasse (=heutige Museumsgasse) auf die „alte“ Parkgasse erstreckt, da selbige seit 1908 nunmehr zur neuen Schießstatt – westlich der Bahnstrecke – führte (für nähere Details siehe Schützenweg).64 Im Frühjahr 1914 wird von der Fertigstellung der neuen Parkanlage und des Spielplatzes am Materialplatz und von der Errichtung einer Treppe von der Alleegasse zur neuen Anlage berichtet.65

Angeblich 1925: Die zu Beginn der 1910er Jahre erbauten Villen an der rechten Straßenseite der Alleegasse - von rechts nach links: Hoch-Villa (Nr. 4), Schwarz-Villa (Nr. 6), (Hintergrund Villa in der Bahnzeile), nur teilweise abgebildet Pemsel-Villa (Nr. 8). Im Vordergrund gut erkennbar der Platz und die bepflanzte Böschung zur Alleegasse über die auch eine kleine Treppe zum Platz führt. Der spärliche Bewuchs der Böschung legt jedoch die Vermutung nahe, dass die Aufnahme bereits in der zweiten Hälfte der 1910er Jahre oder gar in die Zeit der Erstellung der "Park-Anlage" zu verorten ist.Angeblich 1925: Die zu Beginn der 1910er Jahre erbauten Villen an der rechten Straßenseite der Alleegasse – von rechts nach links: Hoch-Villa (Nr. 4), Schwarz-Villa (Nr. 6), (Hintergrund Villa in der Bahnzeile), nur teilweise abgebildet Pemsel-Villa (Nr. 8). Im Vordergrund gut erkennbar der Platz und die bepflanzte Böschung zur Alleegasse über die auch eine kleine Treppe zum Platz führt. Der spärliche Bewuchs der Böschung legt jedoch die Vermutung nahe, dass die Aufnahme bereits in der zweiten Hälfte der 1910er Jahre oder gar in die Zeit der Erstellung der „Park-Anlage“ zu verorten ist.

Ob die Ausgestaltung des neugeschaffenen Areals zu einem Park, der den Namen „Parkgasse“ gerechtfertigt hätte, aufgrund des wenig später ausbrechenden Weltkriegs nicht erfolgt ist oder ob tatsächlich nur die Bepflanzung der Böschung zur Alleegasse beabsichtigt war, ist unklar. Um die Alleegasse in ihrem heutigen Verlauf zu ermöglichen, wurde 1912 das Haus Franz Josef-Straße 11 (KNr. 353) bzw. 1917 das Haus Alleegasse 3 (KNr. 464) abgetragen, und daher reichte das freie Gelände nunmehr bis zur Franz Josef-Straße. Das Bedürfnis nach einer weiteren Parkanlage scheint jenem nach einem vielseitig nutzbaren großen Platz im Stadtzentrum – abseits des Hauptplatztes – gewichen zu sein und daher diente das Gelände, das Anfang der 1930er Jahre durch den Bau der Gewerbeschule (heute: Polytechnische Schule) etwas verkleinert wurde, als Turnplatz, Eislaufplatz, Spielplatz und Platz für Zirkusgastspiele66

1937: Faschingsfest auf dem Eislaufplatz auf dem Areal hinter der 1931 erbauten gewerblichen Fortbildungsschule (heute Polytechnische Schule) bzw. auf dem späteren Standort des Stadtkindergartens; links ist die Grünanlage auf der Böschung zur Alleegasse gut erkennbar1937: Faschingsfest auf dem Eislaufplatz hinter der 1931 erbauten gewerblichen Fortbildungsschule (heute Polytechnische Schule) bzw. auf dem späteren Standort des Stadtkindergartens; links ist die Grünanlage auf der Böschung zur Alleegasse gut erkennbar

Ende der 1940er gab es wie bereits ein Jahrzehnt zuvor Diskussionen über einen Postamtsneubau und tatsächlich wurde im Gemeinderat bereits im Oktober 1948 der Beschluss gefasst der Postdirektion den alten Materialplatz als Standort für die Errichtung eines Neubaus anzubieten. Allerdings schienen die Postdirektion und der Gemeinderat an einander vorbeizureden, anders kann man sich die in den Gemeinderatssitzungsprotokollen dokumentierten und sich bis 1952 ziehenden, letztlich erfolglosen Verhandlungen zu diesem Thema wohl nicht erklären. Schließlich äußerte die Postdirektion als Standortwunsch den heutigen Standort in der Mitschastraße, doch sollten noch viele Jahre vergehen ehe im Jahre 1967 das Postamt dort tatsächlich eröffnet wurde.67

In den 1950er Jahren wurde der Platz schrittweise durch mehrere Zubauten der gewerblichen Fortbildungsschule (spätere Berufsschule) verbaut und damit wieder ungefähr bis an die Grenze des alten Holz- bzw. Materiallagerplatzes zurückgedrängt. Ein letzter Zubau wurde schließlich 1983 eröffnet, sodass das Berufschulareal vom Europaplatz (einst Conrad von Hötzendorf-Platz) bis zur heutigen Quergasse reichte. In die 1950er Jahre fällt auch der nach längerer Diskussion gefasste Beschluss die verbliebene Freifläche für die Errichtung des schließlich 1960 eröffneten Stadtkindergartens zu verwenden.68

Der 1913 vergebene Name Parkgasse geriet aus durchaus nachvollziehbaren Gründen in Vergessenheit bzw. blieb für den ursprünglich so benannten Straßenzug in Gebrauch. Da es sich um eine nachträglich angelegte Verbindungsgasse handelte, gab es auch kein Haus das diese Adressbezeichnung trug. Als die Gspanngasse ihren heutigen Namen mit Beschluss der Gemeinderatssitzung vom 17. Oktober 1958 erhielt, wurde gleichzeitig deren alter Name „Quergasse“ auf die bloß vermeintlich namenlose Straße übertragen, die Gegenstand dieses Blogbeitrags ist.69 Im darauffolgenden Jahr wurde die nunmehrige Quergasse zur Einbahnstraße erklärt.70

Wo befindet sich die Quergasse?

 

Bildnachweis:
-) Fotos Faschingseislaufen bzw Villen Alleegasse: Göstl-Archiv
-) Brandskizze: Wiener Feuerwehr-Zeitung, 1. Juni 1881 (XI. Jg. – Nr. 11) (Google Books)
-) Westansicht der Stadt: aus der Sammlung von Herrn Gerhard Lichtl, digitalisiert von Otmar Biringer
-) Ausschnitt aus dem Regulierungsplan: aufgenommen im Stadt-Museumsarchiv

Quellen:

Veröffentlicht unter Straßen | Hinterlasse einen Kommentar

Überblick über einen Teil der Einwohnerschaft Mistelbachs im Jahre 1797

Listen von Hausbesitzern, wie sie uns für Mistelbach durch Fitzkas Geschichte der Stadt Mistelbach für die Jahre 1799 und 1900 überliefert sind, bilden nur einen kleinen Teil der damaligen Einwohnerschaft ab. Menschen ohne Haus- bzw. Grundbesitz im Ort: die Geistlichkeit, Lehrer, Handwerksgesellen, Tagelöhner, Pfründner in Sozialeinrichtungen wie dem Mistelbacher Spital, Kinder, Inwohner und Ausgedinger (=idR besitzlose Angehörige eines Bauern), Mägde und Knechte scheinen in diesen Listen nicht auf bzw. Frauen zumeist nur dann wenn sie im Erbwege Eigentümerin eines Hauses geworden sind. Detaillierter sind hingegen die früher von der Grundherrschaft penibel geführten Urbarien, einem Vorläufer der Grundbücher und einer Art Besitzstandsverzeichnis der Herrschaft. In diesen waren auch die Untertanen erfasst, die schließlich auch zur Leistung von Arbeitsdiensten („Robot“) zugunsten der Herrschaft verpflichtet waren und auch über dieses „Eigentumsrecht“ und seine Ableistung wurde Buch geführt. Diese Verzeichnisse konzentrieren sich jedoch hauptsächlich auf die bestifteten Bauern und ihre Familien, also auf die Zehent- und Robotpflichtigen, während Zugezogene, also „nicht nach Mistelbach zuständige“ zumeist Handwerker und Tagelöhner darin nicht erfasst waren.

Einen interessanten, weil anderen, allerdings ebenso unvollständigen Einblick in die Bevölkerungsstruktur gewährt eine Liste von Spendern aus Mistelbach, die  durch ihre Geldspenden die Führung des Ersten Koalitionskriegs gegen Napoleon (1792-1797) unterstützen. Diese im September des Jahre 1797 in der Wiener Zeitung unter der Überschrift „Verzeichnis deren im Markt Mistelbach sich befindlichen Bürgern und Inwohnern dann Zünften, welche sich zu einem freywilligen Kriegsbeytrag erkläret, und auch abgereichet haben“ veröffentlichte Liste nennt rund 360 Spender quer durch alle Bevölkerungsschichten aus Mistelbach und deren Unterstützung für das bedrängte Vaterland reichte von Kleinstbeträgen von 2 Kreuzern bis zur größeren Spenden in Höhe von 9 Gulden. Auch in der Schule wurde gesammelt und die Lehrer, Katecheten sowie die Schuljugend beteiligten sich durch eine Gemeinschaftsspende, weshalb sie nicht einzeln angeführt werden. Selbiges gilt auch für die Zünfte der Schuhmacher, Seiler, Lederer, Tischler und Kürschner, die korporativ ebenfalls namhafte Beträge spendeten.71

Laut Schweickhardt lebten den 1830er Jahren in Mistelbach etwa 2500 Personen und wenn man davon ausgeht, dass es rund vier Jahrzehnte zuvor etwas weniger gewesen sein dürften, so scheint es plausibel, dass diese Liste etwa 15-20% der damaligen Bewohner umfasst. Es ist jedoch unklar, ob sich ausschließlich Bewohner des liechtensteinischen Markts an dieser Spendenaktion beteiligten oder auch Bewohner der unter barnabitischer Grundherrschaft stehenden Pfarrholdengemeinde.

Die in der Spenderliste angeführten Personen in alphabetischer Reihenfolge:

A

Ametschläger, Schmiedmeister
Amon Andrä, Hauer
Amon Anton Tischlergesell
Amon Johann, Hauer
Amon Leopold, Hauer
Amon Theresia
Antler Joseph, Hauer
Antreich Helena
Apel Christian, Eisenhändlersohn
Arthaber Johann Georg
Arthaber Josepha, Kaufmannstochter
Arthaber Juditha, Kaufmannstochter
Arthaber Klara, Handelsfrau
Arthaber Klara, Kaufmannstochter
Augustin Barbara
Augustin Friedrich, Nadlergesell
Augustin Jakob, Hauer
Augustin Joseph, Hauer

B

Bacher Martin
Bader Georg, Kleinhäusler/Inwohner
Bader Georg, Kupferschmidgesell
Bader Thomas, Zimmermeister
Beinhart, Hauer
Berger Franz, Kleinhäusler/Inwohner
Bernhard, Hafnermeister
Bichler Lorenz, Hauer
Bichler Mathias, Hauer
Bichler Michael, Hauer
Bichler Paul, Hauer
Bileck Jakob, Strickergesell
Bock Anna Maria
Brenner Mathias, Magistratsrath & Färbermeister
Brenner Michael, Hafnermeister
Brenner Theresia
Bruckner Johann, Hauer
Bruckner, Klampfer(=Messerschmiede)meister
Brunner Adam, Kleinhäusler/Inwohner
Brunner Franz, Hauer
Brunner Paul, Hauer
Bschließmayer, Hauer

D

Dichy Wenzel, Hutmachergesell
Diel Johann, Schuhknecht
Dietz Franz, Sattlersohn
Dietz, Sattlermeister
Donlovi Joseph, Eisenhandlungsdiener
Doppler, Kupferschmidmeister

E

Eckstein, Hauer
Eibel Michael, Hauer
Eigel Vinzenz, Handlungsdiener

F

Fabian, Tischlermeister
Faulhuber, Wagnermeister
Feitzinger, Buchbindermeister
Felkner Bernhard, Kleinhäusler/Inwohner
Fibig, Witwe Kleinhäusler/Inwohner
Fink Georg, Kleinhäusler/Inwohner
Fink Rosalia
Fischer Joseph, Kleinhäusler/Inwohner
Fottner, Hauer
Frank Franz, Hauer
Fürst

G

Gartner Theresia
Gaßl Anna Maria
Gebert Martin, Hauer
Georg Wanderer, Hauer
Gfrerer Michael, Hafnergesell
Gmeiner Elisabeth
Gotwald Anna Maria
Gruber Johann, Handlungsdiener
Gschlent, Schneidermeister

H

Haberler Georg, Kleinhäusler/Inwohner
Hacker Leopold, Hauer
Harbich Johann, Hauer
Harbich, Hauer
Harl Helena
Hartel Martin, Kleinhäusler/Inwohner
Harwich Magdalena
Hatschka Georg, Kleinhäusler/Inwohner
Hauer Theresia
Hauer, Wagnermeister
Hautzmayer, Zimmermeister
Hebert Barbara, Hauer
Hebert Franz, Hauer
Hebert Georg, Hauer
Heidler Thomas, Schlossergesell
Heimpl Anna Maria
Hellnwein, Hauer
Henhapel Franz, Tischlergesell
Herz Joseph, Kleinhäusler/Inwohner
Himmelhann
Hipp Franz, Schmidgesell
Hock Johann
Hofer Joseph, Sieberersohn
Hofer, Silberermeister
Höfling, Glasermeister
Hofmann, Hauer
Huber Jakob, Kleinhäusler/Inwohner
Huber Markus, Kleinhäusler/Inwohner
Hübel Mathias, Hauer

J

Jakowitz Anna Maria
Jechtel, Handschuhmachermeister
Jechtl Barbara
Jesner Sophia

K

Kainz Anton, Hauer
Kainz Ignaz, Gastwirt
Kainz Joseph, Fleischhauermeister
Kaltenbruner Alexander
Kaltenbruner Johann, Hauer
Kaltenbruner Joseph, Hauer
Kandler Ignaz, Schuhknecht
Kellner Franz, Kleinhäusler/Inwohner
Kellner Lorenz, Kleinhäusler/Inwohner
Kern Joseph, Hauer
Ketterer, Schuhmachermeister
Kirchlehner Bernhard, Lederersohn
Kirchlehner Bernhard, Magistratsrath & Lederermeister
Kirchlehner Leopold, Lederersohn
Kirchmauer, Witwe
Kirchmayer Barbara
Kisselek Franz, Schneidergesell
Klee, Hauer
Klingisch Georg, Hauer
Kofler Georg, Ledererknecht
Kölbel Ignaz, Grießler
Kölbl Johanna
Kölbl Theresia
Kolhamer Georg
Kolich Rosina
Kolich Theresia, Verwalterin im Barnabiten Kollegium
König Franz, Kleinhäusler/Inwohner
Köpfer, Goldarbeiter
Kottmayer Anton, Kleinhäusler/Inwohner
Kottmayer Leopold, Hauer
Kramer Konrad, Marktrichter
Kranz Mathias, Hauer
Kraußler Georg, Magistratsrath
Kraußler Joseph, Sieberersohn
Krenner Johann, Seifensiedergesell
Küml Antonia
Kümmel
Kutsch Anna Maria
Kutscher, Grießler
Küttner Anna Maria, Hutmachertochter
Küttner Eleonora, Hutmachertochter
Küttner Josepha, Hutmachertochter
Küttner Mathias, Hutmachersohn
Küttner, Hutmachermeister

L

Laab, Tischlermeister
Lachnit David, Kürschnersohn
Lachnit, Kürschnermeister
Langer Elisabeth
Langer, Hauer
Langer, Schuhmachermeister
Lausch, Schlossermeister
Leberfinger Mathias, Schustersohn
Leberfinger, Schuhmachermeister
Ledermann, Lederermeister
Lehner Martin, Hauer
Leitl Johann, Kleinhäusler/Inwohner
Loibl Florian, Hauer
Loibl Joseph, Hauer
Loibl Leopold
Loibl Martin junior
Loibl Mathias, Hauer
Loibl Michael, Hauer
Loibl Paul, Hauer
Lorenz Wolfgang, Posamentirergesell

M

Marchtrenker Martin, Hauer
Maurer Martin, Kleinhäusler/Inwohner
May, Färbermeister
Mayer Joseph
Mayer Rosalia
Mayer, Kässtecher
Meixner Johann, Hauer
Michel Bartholomä, Bäckerjung
Misch Franz, Hauer
Molas, Weißgerbermeister
Moser Johann, Hauer
Moßmayer, Hauer
Mozard Johann Michael, Badergesell
Müllner Friedrich, Schneidersohn
Müllner Theresia
Müllner, Witwe
Münich Johann Friedrich , Nadlergesell
Musch Franz, Kleinhäusler/Inwohner
Musch Gotthard, Hauer
Mutz Joseph, Hauer
Mutz Michael, Hauer

N

Nehamer, Eisenhändler
Neidhart
Neidhart Johann, Bürgersohn
Neidhart Mathias, Bürgersohn
Nekam Elisabeth
Nekam Katharina
Neuhauser Anna
Neuhauser, Gastwirt
Neuhofer Magdalena
Nowerka, Leinwandhändler
Nowerka, Witwe

O

Ohlinger Martin, Hauer
Ostermayer Georg, Kammmachermeister
Ott, Witwe Kleinhäusler/Inwohner

P

Pacher Anna Maria
Pacher Antonia
Pacher Franz, Hauer
Pacher Jakob, Hauer
Pacher Joseph, Hauer
Pacher Lorenz, Hauer
Pacher Martin, Hauer
Paluschka, Witwe
Pamer
Panschab Franz, Fleischhauersohn
Panschab Johann, Fleischhauersohn
Panschab Joseph, Fleischhauersohn
Panzer Helena
Patek, Hauer
Pelzelmayer Joseph, Hauer
Pelzlmayer Anton, Hauer
Penitschka, Hauer
Pezold Anton, Seilersohn
Pezold Helena
Pezold, Seilermeister
Pfann Andrä, Hauer
Pfann Joseph, Hauer
Pfeifer Alexander
Pfeiffer, Drechslermeister
Pichler Johann, Kleinhäusler/Inwohner
Piller, Grießler
Pillwein Markus, Hauer
Pillwein Sabina
Piringer Stephan
Piwalt Theresia
Platschka Franz, Kleinhäusler/Inwohner
Platschka Johann, Hauer
Platschka Leopold, Hauer
Platt Anton, Hauer
Platt Johann, Hauer
Plauer, Witwe
Pleyl Melchior, Sattlersohn
Pleyl, Sattlermeister
Pock Anna Maria
Poller, Maurermeister
Präs Magdalena, Kleinhäusler/Inwohner
Pucher Mathias, Kleinhäusler/Inwohner
Pum Anton, Hauer
Puntschert, Lebzeltermeister
Rachenzentner, Lebzeltermeister
Ramstorfer, Weißgerbermeister

R

Reidlinger Joseph, Kleinhäusler/Inwohner
Reidlinger Simon, Kleinhäusler/Inwohner
Reiser Theresia, Eisenhändlertochter
Rieder Klara, Kleinhäusler/Inwohner
Rigelbauer Franz, Hauer
Rößler Jakob, Schneidergesell

S

Schabmann, Hauer
Schacher Joseph, Hauer
Schacher Martin, Hauer
Schalk, Witwe Kleinhäusler/Inwohner
Schallamayer Franz, Schneidermeister
Schaller Rosalia
Scheiner
Schenk Joseph, Kleinhäusler/Inwohner
Scherf Johann, Spenglergesell
Scherzer Joseph, Strumpfstrickermeister
Scherzer Wenzel, Strickersohn
Schild Leopold, Hauer
Schleininger, Hauer
Schmidhofer Joseph
Schmidhofer Maria Anna
Schmidmayer Katharina
Schmidmayer Michael
Schmirl Joseph, Hafnergesell
Schnabel Johann, Ledererknecht
Schnir Rosalia
Schodl Anna Maria
Schodl Georg, Hauer
Schodl Jakob, Hauer
Schodl Joseph, Hauer
Schodl Michael, Hauer
Schön Antonia, Witwe
Schornbeck
Schornbeck, Strumpfstrickermeister
Schreiber Georg, Hauer
Schrickmayer Anna
Schrickmayer Klara
Schrickmayer, Schmiedmeister
Schubert Anton
Schubert Joseph Anton, Magistratsrath und Syndikus
Schwabl Theresia
Schwarz
Schwebskirchl Johann, Bäckersohn
Schwebskirchl, Bäckermeister
Sebacher Joseph, Apothekersubjekt
Seidelhuber Franz, Kleinhäusler/Inwohner
Seidlhuber Elisabeth
Selbach Ferdinand, Schneidermeister
Selbach Joseph, Schneidermeister
Simperl, Hauer
Solomon Johann, Kleinhäusler/Inwohner
Spies Anna Maria
Stacher Apolonia
Stadler Josepha, Apothekertochter
Stadler, Landschaftsapotheker
Staindl Michael, Kleinhäusler/Inwohner
Stank Mathias, Ledererknecht
Steinkellner, Witwe
Stichholzer Christina
Stichholzer Katharina
Stilitz Johann, Schneidergesell
Stocker Theresia
Stöger Adam, Kleinhäusler/Inwohner
Strasser Peter, Lederermeister
Strobel Alexander, Hauer
Strobel Franz
Strobel Franz, Hauer
Strobel Joseph, Kleinhäusler/Inwohner
Strobel Peter, Hauer
Strobl Leopold, Hauer
Sydy Joseph, Schuhknecht

T

Tatzer Andrä, Hauer
Tatzer Joseph, Hauer
Testler, Hauer
Thalhamer Sebastian, Wagnergesell
Theresia Gutmann
Tichel Joseph, Handschuhmachergesell
Tillbaum
Titzl Magdalena
Togl Sebastian, Ledererknecht
Tomer Tobias, Kleinhäusler/Inwohner
Trinkler Leopold, Hauer
Trögl Peter, Hauer
Türk Joseph, Kleinhäusler/Inwohner
Tuscheck Wenzel, Pferdeknecht

U

Uhl, Schlossermeister
Uiblein Ignaz, Färbersohn

W

Waberer Andrä, Hauer
Waberer Andrä, Inwohner
Waberer Barbara
Waberer Elisabeth
Waberer Jakob, Hauer
Waberer Johann, Hauer
Waberer Joseph, Kleinhäusler/Inwohner
Waberer Katharina
Waberer Lorenz, Hauer
Waberer Philipp, Hauer
Wadel Sebastian, Kleinhäusler/Inwohner
Wadl Joseph, Hafnergesell
Walter, Chirurg
Wanderer Florian, Kleinhäusler/Inwohner
Wanderer Georg, Kleinhäusler/Inwohner
Warschanek Anton
Weber Joseph, Sattlergesell
Weber, Bindermeister
Weghofer, Hauer
Weinmayer, Hauer
Weiser Joseph, Kleinhäusler/Inwohner
Weiß Jakob, Kleinhäusler/Inwohner
Weissenberger Benedikt, Ledererknecht
Wild Georg, Kleinhäusler/Inwohner
Wilfing Anton, Glasergesell
Willmann Gallus
Wimmer Johann, Hauer
Windhab Leopold, Schneidergesell
Wintersteiner Ferdinand, Handelsmann
Wintersteiner Ignaz
Wintersteiner Theresia, Kaufmannstochter
Wintersteiners Ferdinand, Kaufmannssohn
Wolf Eleonora
Wolf Theresia
Wolf, Kleinhäusler/Inwohner
Wolf, Seifensiedemeisterin

Z

Zankhel Sebastian, gewester fürstl. Liechtensteinischer Amtmann
Zehetmayer Anton, Kleinhäusler/Inwohner
Zehetmayer Joseph
Zenner, Gastwirt
Zirkl Katharina
Zisch Joseph, Hauer
Zisch Mathias, Kleinhäusler/Inwohner
Zollner, Kleinhäusler/Inwohner
Zweck Johann, Schneidersohn

Quellen:

Veröffentlicht unter Sonstiges | Hinterlasse einen Kommentar

Berggasse

Die Berggasse zählt zweifellos zu den ältesten Straßenzügen Mistelbachs – schließlich nahm die Besiedelung ihren Anfang rund um den Kirchenberg, den die Berggasse auf der der Stadt zugewandten Seite umfasst. Alle Aufstiege von der Stadt zur Kirche nehmen in der Berggasse ihren Anfang: die Pfarrstiege und die Marktstiege, der Steig am Ende der Barnabitenstraße sowie der im Bereich der Bruderhofgasse gelegene Weg.

Die beiden Stiegen, die in der Berggasse ihren Anfang nehmen: links die Marktstiege mit den Statuen des hl. Martin und hl. Florian; rechts die Pfarrstiege mit den Statuen des hl. Petrus und hl. PaulusDie beiden Stiegen, die in der Berggasse ihren Anfang nehmen: links die Marktstiege mit den Statuen des hl. Martin und hl. Florian; rechts die Pfarrstiege mit den Statuen des hl. Petrus und hl. Paulus

Doch nicht nur am Weg zur Kirche führte sprichwörtlich kein Weg an dieser langgezogene Gasse vorbei – eine herausragende Rolle kam ihr zweifellos als Verbindungsstraße zwischen dem geistlichen Machtzentrum – dem alten Pfarrhof, der einst anstelle des Kollegs stand – und dem weltlichen Machtzentrum – dem alten Marktplatz (im Bereich Kellergasse/Mittelgasse/Neustiftgasse/Kanalgasse/obere Neustiftgasse/Josefigasse) mit dem angrenzenden Schloss der Herren von Mistelbach, zu.

Trotz dieser prominenten Lage beherbergte die Berggasse, wie überhaupt das gesamte Kirchenbergareal, stets die ärmeren Bevölkerungsgruppen: Handwerksgesellen, Hilfsarbeiter, Tagelöhner samt ihren Familien wohnten hier zumeist in Kleinhäuser bzw. in zu Wohngebäuden umgebauten Presshäusern. Dazu passt, dass an der Adresse Berggasse Nr. 7 im Jahre 1865 das neu errichtete Gemeinde-Armenhaus eröffnet wurde. Anfangs zum Teil aus Mitteln des Pfarr-Armenfonds finanziert, übernahm die Gemeinde wenig später die Verwaltung und Kosten für den Betrieb dieser bis 1936 hier bestehenden Einrichtung, vollständig.

Der Name dieser Gasse ist aufgrund ihrer Lage naheliegend und daher sicherlich bereits Jahrhunderte vor der offiziellen Einführung von Straßennamen im Jahre 1898 gebräulich gewesen.

Wo befindet sich die Berggasse?

 

Bildnachweis:
Ansichtskarte aus der Sammlung von Herrn Gerhard Lichtl, digitalisiert von Otmar Biringer

Quellen:
Spreitzer, Prof. Hans: „Von den Häusern, Straßen, Gassen und Plätzen Mistelbachs“ In: Mitscha-Märheim, Univ.-Prof. Dr. Herbert (Hrsg.): Mistelbach Geschichte I (1974), S. 186, 226;

Veröffentlicht unter Straßen | Hinterlasse einen Kommentar