Berggasse

Die Berggasse zählt zweifellos zu den ältesten Straßenzügen Mistelbachs – schließlich nahm die Besiedelung ihren Anfang rund um den Kirchenberg, den die Berggasse auf der der Stadt zugewandten Seite umfasst. Alle Aufstiege von der Stadt zur Kirche nehmen in der Berggasse ihren Anfang: die Pfarrstiege und die Marktstiege, der Steig am Ende der Barnabitenstraße sowie der im Bereich der Bruderhofgasse gelegene Weg.

Die beiden Stiegen, die in der Berggasse ihren Anfang nehmen: links die Marktstiege mit den Statuen des hl. Martin und hl. Florian; rechts die Pfarrstiege mit den Statuen des hl. Petrus und hl. PaulusDie beiden Stiegen, die in der Berggasse ihren Anfang nehmen: links die Marktstiege mit den Statuen des hl. Martin und hl. Florian; rechts die Pfarrstiege mit den Statuen des hl. Petrus und hl. Paulus

Doch nicht nur am Weg zur Kirche führte sprichwörtlich kein Weg an dieser langgezogene Gasse vorbei – eine herausragende Rolle kam ihr zweifellos als Verbindungsstraße zwischen dem geistlichen Machtzentrum – dem alten Pfarrhof, der einst anstelle des Kollegs stand – und dem weltlichen Machtzentrum – dem alten Marktplatz (im Bereich Kellergasse/Mittelgasse/Neustiftgasse/Kanalgasse/obere Neustiftgasse/Josefigasse) mit dem angrenzenden Schloss der Herren von Mistelbach, zu.

Trotz dieser prominenten Lage beherbergte die Berggasse, wie überhaupt das gesamte Kirchenbergareal, stets die ärmeren Bevölkerungsgruppen: Handwerksgesellen, Hilfsarbeiter, Tagelöhner samt ihren Familien wohnten hier zumeist in Kleinhäuser bzw. in zu Wohngebäuden umgebauten Presshäusern. Dazu passt, dass an der Adresse Berggasse Nr. 7 im Jahre 1865 das neu errichtete Gemeinde-Armenhaus eröffnet wurde. Anfangs zum Teil aus Mitteln des Pfarr-Armenfonds finanziert, übernahm die Gemeinde wenig später die Verwaltung und Kosten für den Betrieb dieser bis 1936 hier bestehenden Einrichtung, vollständig.

Der Name dieser Gasse ist aufgrund ihrer Lage naheliegend und daher sicherlich bereits Jahrhunderte vor der offiziellen Einführung von Straßennamen im Jahre 1898 gebräulich gewesen.

Wo befindet sich die Berggasse?

 

Bildnachweis:
Ansichtskarte aus der Sammlung von Herrn Gerhard Lichtl, digitalisiert von Otmar Biringer

Quellen:
Spreitzer, Prof. Hans: „Von den Häusern, Straßen, Gassen und Plätzen Mistelbachs“ In: Mitscha-Märheim, Univ.-Prof. Dr. Herbert (Hrsg.): Mistelbach Geschichte I (1974), S. 186, 226;

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Gemeindevertretung Mistelbach – Teil 1 (1850-1919)

Bereits im Jahr 1964 wurde anlässlich der Feierlichkeiten zu „90 Jahre Stadterhebung“ im Rahmen der Schriftenreihe „Mistelbach in Vergangenheit und Gegenwart“ eine Auflistung der Gemeinderäte der Stadt Mistelbach veröffentlicht. In Ermangelung von Quellenmaterial beschränkte man sich allerdings auf eine Rekonstruktion ab dem Jahr 1874 (dem Jahr der Stadterhebung) und die Autoren Prof. Hans Spreitzer und Bürgermeister Franz Bayer wiesen schon im Vorwort auf zahlreiche Lücken aufgrund der bescheidenen Quellenlage hin. Tatsächlich konnten durch umfangreiche Recherchen zu diesem Beitrag einige dieser Lücken geschlossen bzw. so manches richtiggestellt werden. Nachdem eine Darstellung der Mistelbacher Gemeindevertretungen bzw. der Wahlen, die diesen in der Regel vorausgingen, recht umfangreich werden wird, erfolgt die Veröffentlichung in drei Teilen und wird sich vorerst auf den Zeitraum 1850 bis 2000 beschränken. Der vorliegende Beitrag behandelt den Zeitraum von 1850 bis 1919, also jener Gemeindevertretungen die in die Zeit der Monarchie fielen. Zwecks Begriffserläuterung bzw. Darstellung der Entwicklung der gewählten Organe der Gemeindevertretung im Laufe der Zeit und des damit verbundenen Wahlrechts wird ein gesonderter Beitrag auf diesem Blog erscheinen.

1850-18611
Bürgermeister: Franz Hafner, Lebzelter
Gemeinderäte: J. Brandstetter, Bäcker; J. Humel, Wundarzt; J. Biberich, Drechsler;
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Josef Strasser sen., Lederer; Karl Hauk, Kaufmann; Karl Ruprecht, Kaufmann; Josef Küttner, Hutmacher; Lorenz Heindl, Wirtschaftsbesitzer; J. Wolf, Griesler; F. Diem, Fleischer; Franz Artner, Fleischer; J. Michel, Sattler; J. Tischer, Schneider; Ludwig Schmidt, Wundarzt; A. Schneider, Tischler; K. Mellinger, Buchbinder; M. Heß, Viktualienhändler

1861-18642
Bürgermeister: Johann Schwarz, Landwirt
1. Gemeinderat: Ferdinand Eisenhut, Landwirt
2. Gemeinderat: Josef Küttner, Hutmacher
3. Gemeinderat: Josef Fischer, Gastwirt und Fleischhauer;
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Karl Bruckner; Franz Czinglar sen., Kaufmann; Josef Schürz; Anton Schön; Franz Artner, Fleischhauer; Anton Steiner, Tischler; Karl Weingartshofer; Martin Schodl, Landwirt; Dominik Kothmayer; Michael Misch; Mathias Misch; Philipp Sünder; Josef Schmelzer; Johann Krames
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 18 Mitgliedern (6 aus dem 1., 6 aus dem 2. und 6 aus dem 3. Wahlkörper).

1864-18673
Bürgermeister: Andreas Schreiber sen., Gastwirt
1. Gemeinderat: Martin Schodl, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Ferdinand Eisenhut, Wirtschaftsbesitzer
Dem Gemeindeausschuss dürfte jedenfalls auch der Kaufmann Franz Czinglar sen. angehört haben.4
Der Gemeindeausschuss aus insgesamt 18 Mitgliedern (6 aus dem 1., 6 aus dem 2. und 6 aus dem 3. Wahlkörper).

1867-18705
Nachdem laut den Recherchen von Spreitzer/Bayer die Zeit von 1850 bis 1867 von einer bäuerlich-konservativen Mehrheit im Gemeindeausschuss geprägt war, ändert sich dies nun im Zuge der Wahl des Jahres 1867 bei der erstmals liberale Kräfte triumphierten und eine klare Mehrheit erringen konnten. Mehr als 20 Jahre sollten die Liberalen, die sich im Wesentlichen aus Gewerbetreibenden und Beamten zusammensetzten, unter der Führung von Bürgermeister Josef Strasser die Geschicke Mistelbachs bestimmen. Nach der Gemeindeausschusswahl konstituierte sich die neue Gemeindevertretung am 21. Juli 1867 wie folgt:
Bürgermeister: Josef Strasser, Lederer
1. Gemeinderat: Franz Czinglar sen., Kaufmann
2. Gemeinderat: Josef Edhofer, Bäcker
3. Gemeinderat: Martin Schodl, Wirtschaftsbesitzer
Dem Gemeindeausschuss gehörten weiters an: Dr. Innocenz von Schluetenberg, Arzt; Franz Kainz, Schuhmacher; Franz Koblischek sen., Kaufmann und Postmeister; Adalbert Hackl, Eisenhändler; August Lubovienski, Apotheker; Josef Eibl (Nr. 146), Landwirt; Georg Trestler; Ignaz Simperler; Karl Weingartshofer; Johann Schwarz, Fruchthändler; Franz Hafner, Lebzelter; Johann Krames; Josef Bacher; Franz Geyer
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 18 Mitgliedern (6 aus dem 1., 6 aus dem 2. und 6 aus dem 3. Wahlkörper).

1870-18736
Bürgermeister: Josef Strasser, Lederer
1. Gemeinderat: Franz Czinglar sen., Kaufmann
2. Gemeinderat: Josef Edhofer, Bäcker
3. Gemeinderat: Martin Schodl, Wirtschaftsbesitzer
4. Gemeinderat: Franz Koblischek sen., Kaufmann und Postmeister
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 18 Mitgliedern (6 aus dem 1., 6 aus dem 2. und 6 aus dem 3. Wahlkörper).

1873-18767
Zum Ergebnis der Gemeindeausschusswahl vom 26. Juni 1873 liegen zwar keine detaillierten Informationen vor, allerdings wurden laut einem Bericht in der Zeitung „Neues Wiener Blatt“ ausschließlich Kandidaten der liberalen, verfassungstreuen Partei – also der „Strasser-Partei“ – gewählt.8 Zu diesem Schluss kommt auch der Eintrag von Spreitzer und Bayer zu dieser Wahl, der auch die nachstehend vorgenommene politische Zuordnung des Gemeindevorstands ermöglichte und darüber hinaus eine „beispiellos geringe Wahlbeteiligung“ erwähnt.9 Nach der konstituierenden Sitzung vom 6. Juli 1873 setzte sich der Gemeindeausschuss wie folgt zusammen10 :
Bürgermeister: Josef Strasser, Lederwarenfabrikant (liberal)
1. Gemeinderat: Josef Edhofer, Bäcker (liberal)
2. Gemeinderat: Franz Koblischek sen., Kaufmann und Postmeister (liberal)
3. Gemeinderat: Martin Schodl, Wirtschaftsbesitzer (konservativ)
4. Gemeinderat: Leopold Kipp, k.k. Notar (liberal)
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 18 Mitgliedern (6 aus dem 1., 6 aus dem 2. und 6 aus dem 3. Wahlkörper).

1876-187911
War schon beim vorangegangenen Wahlgang eine äußerst niedrige Wahlbeteiligung zu beklagen, erreichte diese 1876 mit 59 Wählern in allen drei Wahlkörpern zusammen ihren absoluten Tiefpunkt. Die niedrige Wahlbeteiligung war natürlich auch der Tatsache geschuldet, dass außer Strasser und seinen liberalen Gefolgsleute keine Gegenpartei kandidierte. Dies ließ das Interesse an einer Beteiligung an der Wahl deutlich sinken.

Im 3. Wahlkörper wurden gewählt: Josef Strasser, Josef Edhofer, Leopold Kipp, Franz Schram, Mathias Neckam und Josef Spieß.

Im 2. Wahlkörper wurden Michael Hacker, Franz Koblischek sen., Michael Hofecker, Leopold Hacker, August Lubovienski (nachdem dieser auf die Wahl verzichtet hatte rückte Paul Frank nach), Josef Dunkl sen.

Im 1. Wahlkörper wurden gewählt: Dr. Rudolf Schaschetzy, Georg Trestler, Franz Czinglar sen. (nachdem dieser auf die Wahl verzichtet hatte rückte Franz Schodl nach), Josef Steininger, Adalbert Hackl und Michael Selbach

Es herrschte damals ein Persönlichkeitswahlrecht und es existierte keine Kandidatenliste, sondern die Wahlberechtigten konnten einfach mehrere Namen (idR wurden sechs Personen pro Wahlkörper gewählt) auf die Wahlzettel schreiben. Natürlich gab es Personen, die gemeinschaftlich mit anderen um die Wählergunst warben, und wenig überraschend kam es auch vor, dass Personen gewählt wurden, die an einer Betätigung im Gemeindeausschuss kein Interesse hatten. Grundsätzlich war man damals allerdings verpflichtet eine erfolgte Wahl anzunehmen und nur unter strengen Voraussetzungen wurde einem das Recht zu gebilligt auf auf Mandat verzichten zu können. Beispielsweise konnte man die Annahme der Wahl verweigern, wenn man bereits in der Vergangenheit für zwei Perioden dem Gemeindeausschuss angehört hatte. Genau dies traf bei Lubovienski und Czinglar sen. zu und daher verzichteten sie auf ihre Mandate. Dadurch rückten die beiden im Wahlergebnis nächstgereihten Kandidaten nach und hierbei handelte es sich um Paul Frank und Franz Schodl.

Nach der konstituierenden Sitzung setzte sich der Gemeindeausschuss wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Josef Strasser, Lederwarenfabrikant
1. Gemeinderat: Josef Edhofer, Bäcker
2. Gemeinderat: Franz Koblischek sen., Kaufmann und Postmeister
3. Gemeinderat: Michael Hacker, Wirtschaftsbesitzer
4. Gemeinderat: Leopold Kipp, k.k. Notar
Dem Gemeindeausschuss gehörten weiters an: Franz Schram, Wirtschaftsbesitzer; Mathias Neckam, Wirtschaftsbesitzer; Josef Spieß, Wirtschaftsbesitzer; Michael Hofecker, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Hacker, Wirtschaftsbesitzer; Paul Frank; Josef Dunkl sen., Baumeister; Dr. Rudolf Schaschetzy, Advokat; Georg Trestler, Wirtschaftsbesitzer; Franz Schodl; Josef Steininger, Wirtschaftsbesitzer; Adalbert Hackl, Eisenhändler; Michael Selbach, Riemer;
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 18 Mitgliedern (6 aus dem 1., 6 aus dem 2. und 6 aus dem 3. Wahlkörper).

1879-188212
In einem Bericht der Zeitung „Die Presse“ über den Wahlausgang in Mistelbach steht zu lesen: „… trotz aller Agitation gegen den streng verfassungstreuen Bürgermeister Strasser, erlitt die Gegenpartei eine vollständige Niederlage und konnte mit keinem einzigen Kandidaten eine Majorität erzielen. Es wurde seitens der Gegenpartei Protest gegen die Wahl erhoben, der jedoch seitens der niederösterreichischen Statthalterei abgewiesen wurde.“
Unklar bleibt um wen es sich bei der erwähnten „Gegenpartei“ handelte. War es der erste und zu diesem Zeitpunkt außergewöhnlich frühe Auftritt deutschnationaler Vertreter, die binnen des folgenden Jahrzehnts sukzessive die Mehrheit im Mistelbacher Gemeindeausschuss eroberten? Nahezu auszuschließen ist ein Comebackversuch konservativer Kräfte. Möglicherweise handelte es sich (zunächst noch) gar nicht um eine Gegenpartei im politisch-ideologischen Sinne, sondern vielleicht waren persönliche Differenzen die Ursache für die neu auftretende Konkurrenz.

Im Zeitraum 1879-1882 stellte sich der Gemeindeausschuss jedenfalls wie folgt dar:
Bürgermeister:
Josef Strasser, Lederwarenfabrikant
1. Gemeinderat: Josef Edhofer, Bäcker
2. Gemeinderat: Franz Koblischek sen., Kaufmann und Postmeister
3. Gemeinderat: Michael Hacker, Wirtschaftsbesitzer
4. Gemeinderat: Leopold Kipp, k.k. Notar
5. Gemeinderat: Michael Selbach, Riemer
Dem Gemeindeausschuss gehörten weiters an: Rudolf Schaschetzy, Advokat; Adalbert Hackl, Eisenhändler; Franz Czinglar jun., Kaufmann; Josef Eibel, Glasermeister; Josef Eibel, Wirtschaftsbesitzer; Martin Steininger, Wirtschaftsbesitzer; Anton Trestler, Wirtschaftsbesitzer; Georg Trestler, Wirtschaftsbesitzer; Jakob Kothmeier, Wirtschaftsbesitzer; Josef Eibl, Wirtschaftsbesitzer; Franz Schram, Wirtschaftsbesitzer; Josef Dunkl sen., Maurer- und Zimmermeister;
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 18 Mitgliedern (6 aus dem 1., 6 aus dem 2. und 6 aus dem 3. Wahlkörper).

1882-188513
Bei der Gemeindeausschusswahl Ende Juni 1882 setzten sich neuerlich mehrheitlich Strasser und seine Liberalen durch.

Im dritten Wahlkörper wurden gewählt: Josef Strasser, Josef Edhofer, Michael Hofecker, Michael Hacker und Adalbert Hackl, Franz Koblischek sen.; als Ersatzleute: Paul Frank und Josef Weber

Im zweiten Wahlkörper wurden gewählt: Josef Hacker (Nr. 72), Josef Eibl (Nr. 148), Josef Eibl (Nr. 146), Martin Steininger, Martin Weiß und Josef Gössinger; als Ersatzleute: Friedrich Hacker und Josef Pölzlmayer

Im ersten Wahlkörper wurden gewählt: Heinrich Westermayer, Leopold Kipp, Josef Eibel, Josef Dunkl sen., Georg Trestler und Dr. Rudolf Schaschetzy; als Ersatzleute: Karl Ibel und Bernhard Steiner

Nach der konstituierenden Sitzung am 9. Juli 1882 setzte sich der Gemeindeausschuss wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Josef Strasser, Lederwarenfabrikant
1. Gemeinderat: Franz Koblischek sen., Kaufmann und Postmeister
2. Gemeinderat: Josef Edhofer, Bäcker
3. Gemeinderat: Leopold Kipp, k.k. Notar
4. Gemeinderat:
Michael Hacker, Wirtschaftsbesitzer
Dem Gemeindeausschuss gehörten weiters an: Michael Hofecker, Wirtschaftsbesitzer; Adalbert Hackl, Eisenhändler; Josef Hacker (Nr. 72), Wirtschaftsbesitzer; Josef Eibl (Nr. 148), Wirtschaftsbesitzer; Josef Eibl (Nr. 146), Wirtschaftsbesitzer; Martin Steininger, Wirtschaftsbesitzer; Martin Weiß, Wirtschaftsbesitzer; Josef Gössinger, Schlossermeister; Heinrich Westermayer, Kaufmann; Josef Eibel, Glasermeister; Josef Dunkl sen., Maurer- und Zimmermeister; Georg Trestler, Wirtschaftsbesitzer; Dr. Rudolf Schaschetzy, Advokat;
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 18 Mitgliedern.

Ersatzmänner: Paul Frank, Josef Weber, Friedrich Hacker, Josef Pölzlmayer, Karl Ibel, Bernhard Steiner, Tischlermeister

1885-188814
Bei der Gemeindeausschusswahl vom 18. Juni 1885 standen sich zwei Parteien gegenüber: Die Liberalen um den langjährigen Bürgermeister Strasser und die Deutschnationalen. Es gab 18 Mandate in drei Wahlkörpern zu vergeben. Bei geringer Wahlbeteiligung entfielen zehn Mandate auf die Liberalen und acht Mandate auf die Deutschnationalen. Ein letztes Mal konnten Strasser und seine liberalen Gefolgsleute also noch die Mehrheit im Gemeindeausschuss erringen. Die Wiederwahl Strassers im Zuge der konstituierenden Sitzung gestaltete sich schwieriger als nach den letzten Wahlen – Strasser wurde lediglich mit 10 Stimmen – also mit einer Stimme Mehrheit – zum Bürgermeister gewählt. Angeblich soll er vor der Wahl die Annahme der Bürgermeisterstelle von einer einstimmigen Wahl abhängig gemacht haben und das Quorum nach der Wahl bzw. vor der konstituierenden Sitzung auf eine große Mehrheit revidiert haben. Letzten Endes musste er sich dann mit einer knappen einfachen Mehrheit zufrieden geben. Auch ansonsten gab es ein paar Besonderheiten bei dieser ersten Gemeindeausschusssitzung nach der Wahl: Bernhard Steiner der damals eigentlich zu den Liberalen um Strasser zählte, paktierte insgeheim mit der Gegenpartei (= den Deutschnationalen) und wurde mit deren Hilfe (und der eines weiteren Liberalen) zum 1. Gemeinderat gewählt. Dass er auf diese Art den von seinen Parteifreunden nominierten Kandidaten Edhofer ausstach, brachte ihm garantiert keine Sympathien ein. Tatsächlich verhielt er sich auch gegenüber den Deutschnationalen wortbrüchig, denn diesen hatte er seine Stimme für ihre Kandidaten zugesagt, sofern sie ihn bei der Wahl zum 1. Gemeinderat unterstützen. Die Deutschnationalen hielten die Vereinbarung ein, Steiner nicht. Doch sollte diese Begebenheit einer weiteren Annäherung Steiners an die Deutschnationalen nicht im Wege stehen, schließlich wurde er nach der Wahl 1888 als deren Kandidat zum Bürgermeister gewählt. Der 4. Gemeinderat wurde seitens der Mehrheitspartei offenbar den Deutschnationalen überlassen, da für diese Stelle ausschließlich Deutschnationale nominiert wurden. Schließlich setzte sich Josef Hacker gegen seinen parteiinternen Konkurrenten durch.

Im 3. Wahlkörper waren 570 Personen wahlberechtigt, es erschienen jedoch lediglich 291 Personen zur Wahl. Gewählt wurden folgende Personen: Josef Strasser, Josef Edhofer, Karl Ibel, Josef Dunkl sen., Bernhard Steiner, Josef Eibl; als Ersatzmänner: Franz Filippinetti, Ludwig Gspann

Von den 126 Wahlberechtigten im 2. Wahlkörper, machten 75 Personen von ihrem Wahlrecht Gebrauch und wählten folgende Personen in den Gemeindeausschuss: Martin Weiß, Michael Hofecker, Josef Eibl (Nr. 148), Josef Hacker, Anton Keltscher, Josef Gobitschek; als Ersatzmänner: Alois Koch, Martin Steininger

Im 1. Wahlkörper erschienen 29 von 43 Wählern und gewählt wurden: Hugo Riedel, Leopold Kipp, Heinrich Westermayr, Franz Czinglar jun., Thomas Freund, August Lubovienski; als Ersatzmänner: Karl Lehner, Johann Schwarz

Nach der konstituierenden Sitzung vom 29. Juni 1885 setzte sich der Mistelbacher Gemeindeausschuss wie folgt zusammen15:
Bürgermeister: Josef Strasser, Lederwarenfabrikant (liberal)
1. Gemeinderat: Bernhard Steiner, Tischlermeister (liberal)
2. Gemeinderat: Leopold Kipp, k.k. Notar (liberal)
3. Gemeinderat: Josef Edhofer, Bäckermeister (liberal)
4. Gemeinderat: Josef Hacker, Wirtschaftsbesitzer (deutschnational)
Gemeindeausschüsse: Franz Czinglar jun., Kaufmann (deutschnational); Josef Dunkl sen., Maurer- und Zimmermeister (liberal); Josef Eibel (Nr. 36), Glasermeister (liberal); Josef Eibl (Nr. 148), Wirtschaftsbesitzer (deutschnational); Thomas Freund, Kaufmann (deutschnational); Josef Gobitschek, Pfaidler (deutschnational); Michael Hofecker, Wirtschaftsbesitzer (deutschnational); Karl Ibel, Eisenhändler (liberal); Anton Keltscher, Schmiedemeister (liberal); August Lubovienski, Apotheker (deutschnational); Hugo Riedel, Landes-Ingenieur (liberal); Martin Weiß, Wirtschaftsbesitzer (deutschnational); Heinrich Westermayr, Kaufmann (liberal);
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 18 Mitgliedern (jeweils 6 aus jedem der 3 Wahlkörper).

Als Ersatzmänner wurden gewählt: Karl Lehner, Wirtschaftsbesitzer; Johann Schwarz, Hausbesitzer; Alois Koch, Fleischhauer; Martin Steininger, Wirtschaftsbesitzer; Franz Filippinetti, Rauchfangkehrermeister; Ludwig Gspann, pens. Volksschullehrer;

1888-189116
Bei den am 13. und 14. Juni 1888 stattgefundenen Gemeindeausschusswahlen gelang den Deutschnationalen ein großer Triumph, der gleichzeitig das Ende der Amtszeit des liberalen Bürgermeisters Strasser mit sich brachte. Fast alle Mandate in den drei Wahlkörpern gingen an die Deutschnationalen. Die größte Zustimmung in allen drei Wahlkörpern erzielte der Kaufmann Heinrich Westermayr, was ihn zum Kandidaten für das Bürgermeisteramt prädestinierte. Derselbe erklärte jedoch für dieses Amt nicht zur Verfügung zu stehen, daher konstituierte sich der Gemeindeausschuss im Juni 1888 wie folgt17:
Bürgermeister: Bernhard Steiner, Tischlermeister (deutschnational)
1. Gemeinderat: Heinrich Westermayr, Kaufmann
2. Gemeinderat: Leopold Kipp, k.k. Notar
3. Gemeinderat: August Lubovienski, Apotheker (deutschnational)
4. Gemeinderat: Karl Lehner, Wirtschaftsbesitzer
5. Gemeinderat: Franz Czinglar jun., Kaufmann (deutschnational)
Gemeindeausschüsse: Jakob Augustin, Wirtschaftsbesitzer; Josef Eibl, Wirtschaftsbesitzer (Nr. 148) (deutschnational); Josef Edhofer, Bäckermeister; Josef Fally, Wirtschaftsbesitzer; Thomas Freund, Kaufmann (deutschnational); Josef Gobitschek, Pfaidler (deutschnational); Karl Katschthaler, Volksschullehrer (deutschnational); Felix Roller sen., Webermeister; Dr. Rudolf Schaschetzy, Advokat (deutschnational); Johann Schwarz, Hausbesitzer (deutschnational); Karl Simperler, Wirtschaftsbesitzer; Martin Steininger, Wirtschaftsbesitzer;

Als Ersatzmänner wurden gewählt: Josef Steininger, Wirtschaftsbesitzer (Nr. 192); Mathias Nekam, Wirtschaftsbesitzer; Franz Schallgruber, Schmiedmeister; Alois Koch, Fleischer; Franz Mühl, Bürstenmacher; Emil Hackl, Eisenhändler;

Trotz des klaren Sieges der Deutschnationalen ist die politische Zuordnung nur bruchstückhaft möglich. Bei jenen Personen bei denen keine „Partei“ angeführt ist, sind keine Informationen bzw. Indizien für ihre politische Zugehörigkeit überliefert.

Bereits im Oktober 1888, also knapp drei Monate nach seiner Wahl, legte Bürgermeister Steiner aufgrund von parteiinternen Streitigkeiten sein Amt zurück. Als Kompromisskandidat einigte man sich schließlich auf Thomas Freund – einen „Zuagrastn“ aus Laa an der Thaya, der seit 1876 in Mistelbach lebte.18 Bestimmt hätte damals niemand gedacht, dass Freunds wohl nur als Interregnum gedachte Amtszeit letztlich 23 Jahre dauern würde.

1891-189419
Im Zuge des Wahlkampf kam es zu heftiger Agitation zwischen den beiden kandidierenden Gruppierungen: den Deutschnationalen und den Liberalen. Letztere versuchten bei dieser Wahl ihre einstmals vorherrschende Stellung im Gemeindeausschuss wieder zurückzugewinnen. Im Zuge des Wahlkampfs ließ das Wahlkomitee rund um Bürgermeister Freund Plakate und Flugblätter verbreiten, die den Liberalen während ihrer bis 1888 währenden Vorherrschaft im Gemeindeausschuss Unregelmäßigkeit bzw. Verfehlungen bei der Finanzgebarung vorwarfen. Einige Wochen nach der Wahl mussten sich Freund und vierzehn seiner Parteigänger in dieser Angelegenheit in Korneuburg vor Gericht verantworten. Freund konnte offenbar überzeugend vermitteln in diese Sache nicht involviert gewesen zu sein und als Bürgermeister gab er sich als über dem Parteigeplänkel stehend. In erster Instanz wurde Bürgermeister Freund freigesprochen, aber die vierzehn Mitangeklagten zunächst zu geringfügigen Geldstrafen verurteilt. In einem Berufungsverfahren wurde das erstinstanzliche Urteil lediglich insofern abgeändert als drei weitere Personen freigesprochen wurden, ansonsten wurde der Urteilsspruch bestätigt.20

Tatsächlich konnten sich die Deutschnationalen erneut mit großer Mehrheit durchsetzen, sodass die Liberalen zwar im Gemeindeausschuss vertreten waren, allerdings konnte sich bei der Wahl der Gemeinderäte (also dem Gemeindevorstand) im Rahmen der konstituierenden Sitzung keines ihrer Mitglieder durchsetzen.
Bürgermeister: Thomas Freund, Kaufmann (deutschnational)
1. Gemeinderat: Franz Czinglar jun., Kaufmann (deutschnational)
2. Gemeinderat: Dr. Rudolf Schaschetzy, Advokat (deutschnational)
3. Gemeinderat: Heinrich Westermayr, Kaufmann (deutschnational)
4. Gemeinderat: Karl Lehner, Wirtschaftsbesitzer (deutschnational)
5. Gemeinderat: Johann Schwarz, Fruchthändler (deutschnational)
6. Gemeinderat: Josef Eibl (Nr. 148), Wirtschaftsbesitzer (deutschnational)
Weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Josef Eibl (Nr. 146), Wirtschaftsbesitzer; Josef Fally, Wirtschaftsbesitzer; Josef Hacker, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Hacker, Wirtschaftsbesitzer; Franz Koblischek jun., k.k. Postmeister; Alois Koch, Fleischhauer; Johann Lechner, Kürschnermeister; Michael Ollinger, Wirtschaftsbesitzer; Franz Reumann, Fleischhauer; Felix Roller sen., Webermeister; Franz Schallgruber, Schmiedemeister; Karl Simperler, Wirtschaftsbesitzer; Martin Steininger, Wirtschaftsbesitzer; Josef K. Strasser (Nr. 24 u. 25), Gerbermeister
Der Gemeindeausschuss bestand aus 21 Mitgliedern

Als Ersatzmänner wurden gewählt: Jakob Kothmayer, Wirtschaftsbesitzer; Josef Steiniger (Nr. 192), Wirtschaftsbesitzer; Josef Loibl, Wirtschaftsbesitzer; Mathias Neckam, Wirtschaftsbesitzer; Anton Schnaß, Gastwirt; Eduard Schindler, Seifensieder; Leopold Hobersdorfer, Schmiedmeister; Josef Steininger (Nr. 87), Wirtschaftsbesitzer; Josef Eibl (Nr. 17), Vergolder;

1894-190021
Die Liberalen dürften aufgrund der aussichtslosen Ausgangslage von vorneherein auf eine Kandidatur verzichtet haben22 und in Ermangelung einer Gegenpartei konnten sich Freund und die Deutschnationalen alle Mandate sichern. In der Berichterstattung zur Wahl schlich sich bei der liberalen „Neuen Freien Presse“ ein kapitaler Fehler ein, da dort der Sieg von Freund als „glänzender Erfolg für die Fortschrittspartei“ – also für die Liberalen – vermeldet wurde.23 Dies sorgte für Spott bei der christlich-sozialen Reichspost, doch erfahren wir aus diesem vor Antisemitismus strotzenden Zeitungsbericht, dass die liberale Zeitung „Wiener Tagblatt“ die bisherige (und im Zuge der Wahl bestätigte) Mistelbacher Gemeindevertretung als „antisemitisch“ bezeichnet hatte.24 Dies belegt schon früh, dass obwohl aus dem nationalen Lager kommend, Freund bzw. die Gemeindevertretung, der er vorstand, in ihrer politischen Ausrichtung zwischen deutschnational und christlichsozial schwankte.

Im dritten Wahlkörper wurden folgende Personen gewählt: Thomas Freund, Franz Czinglar jun., Josef Eibl, Johann Schwarz, Karl Simperler, Josef Konrad Strasser, Michael Ollinger

Nach der konstituierenden Sitzung am 22. Juli 1894 setzte sich der Gemeindeausschuss wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Thomas Freund, Kaufmann
1. Gemeinderat: Franz Czinglar jun., Kaufmann
2. Gemeinderat: Johann Schwarz, Fruchthändler
3. Gemeinderat: Heinrich Westermayr, Kaufmann
4. Gemeinderat: Dr. Rudolf Schaschetzy, Advokat
5. Gemeinderat: Karl Lehner, Wirtschaftsbesitzer
6. Gemeinderat: Josef Eibl, Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Josef Eibl (Nr. 106), Wirtschaftsbesitzer; Josef Fally, Wirtschaftsbesitzer; Franz Filippinetti, Kaminfegermeister; Josef Hacker, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Hacker, Wirtschaftsbesitzer; Karl Ibel, Eisenhändler; Franz Koblischek jun., k.k. Postmeister; Alois Koch, Fleischhauer; Johann Lechner, Kürschnermeister; Michael Ollinger, Wirtschaftsbesitzer; Franz Schallgruber, Schmiedemeister; Karl Simperler, Wirtschaftsbesitzer; Martin Steininger, Wirtschaftsbesitzer; Josef Konrad Strasser (Nr. 24), Gerbermeister
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 21 Personen.

Als Ersatzmänner wurden gewählt: Josef Schmelzer, Wirschaftsbesitzer; Josef Loibl, Wirtschaftsbesitzer; Jakob Kothmaier, Wirtschaftsbesitzer; Michael Hofecker, Wirtschaftsbesitzer; Johann Fally, Wirtschaftsbesitzer; Mathias Neckam, Wirtschaftsbesitzer; Gustav Edhofer, Hausbesitzer; Eduard Schindler, Seifensieder; Josef Dunkl jun., Baumeister

1900-190525
Informationen zum Ausgang der Gemeindeausschusswahl 1900 sind uns lediglich aus einem Bericht im sozialdemokratischen Regionalblatt „Volksbote“ überliefert. Schließlich warb bei dieser Wahl zum ersten Mal auch ein sozialdemokratischer Kandidat im 3. Wahlkörper um Stimmen. Nachdem aufgrund des ungerechten Wahlsystems lediglich drei Arbeiter wahlberechtigt waren, waren die Erfolgsaussichten dieses Antritts naturgemäß überschaubar, aber es handelte sich beim Aufstellen eines Zählkandidaten ohnedies um einen symbolischen Akt. Im 3. Wahlkörper (der damals untersten Wählerklasse) dürften von 700 Wahlberechtigten lediglich etwas mehr als 400 Personen von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht haben. Die abgegebenen Stimmen verteilten sich wie folgt: auf die Bauernpartei entfielen 250 Stimmen, die Partei der Geschäftsleute erreichte 150 Stimmen und der sozialdemokratische Kandidat erhielt zwölf Stimmen. Die Strategie die Wähler im dritten Wahlkörper wieder mit Freibier und Gratiswürstel zu gewinnen, soll wieder großen Erfolg gebracht haben. Im zweiten und ersten Wahlkörper obsiegten ausschließlich die Kandidaten der „Freund-Partei“ – die seitens der Sozialdemokraten in einem größeren politischen Kontext großteils der Deutschen Volkspartei zugeordnet wurden. Erfolglos blieb die Agitation der Geistlichkeit, die die Bauernpartei massiv unterstützt hatte.26

Bürgermeister: Thomas Freund, Kaufmann
1. Gemeinderat: Franz Koblischek jun., k.k. Postmeister
2. Gemeinderat:
Johann Schwarz, Fruchthändler
3. Gemeinderat: Heinrich Westermayr, Kaufmann
4. Gemeinderat: Jakob Augustin, Wirtschaftsbesitzer
5. Gemeinderat: Dr. Rudolf Schaschetzy, Advokat
6. Gemeinderat: Josef Konrad Strasser, Lederfabrikant
Dem Gemeindeausschuss gehörten weiters an: Josef Dunkl jun., Baumeister; Gustav Edhofer, Bäckermeister; Michael Eibl, Vergoldermeister; Adam Friedrich, Bürgerschullehrer; Matthias Grabler, Wirtschaftsbesitzer; Heinrich Gussenbauer, k.k. Bezirksrichter; Friedrich Hacker, Wirtschaftsbesitzer; Emil Hackl, Kaufmann; Michael Heindl, Bäckermeister; Ignaz Mühl jun., Pinselfabrikant; Leopold Penitschka, Wirtschaftsbesitzer; Felix Roller jun., Weinhändler; Matthias Schamann, Wirtschaftsbesitzer; Martin Waberer, Wirtschaftsbesitzer

Der Mistelbacher Gemeindeausschuss im Jahre 1904 sitzend: v.l.n.r.: Ignaz Mühl jun., Josef Konrad Strasser, ?, Bgm. Thomas Freund, Heinrich Westermayr, Dr. Rudolf Schaschetzy, ?, ?; stehend: 3. v. l. Gustav Edhofer (?), 4. v. l. der spätere Bürgermeister Josef Dunkl jun.; 4. v. r. Michael Heindl, 5. v. r. Felix Roller jun.Der Mistelbacher Gemeindeausschuss im Jahre 190427
sitzend: v.l.n.r.: Ignaz Mühl jun., Josef Konrad Strasser, ?, Bgm. Thomas Freund, Heinrich Westermayr, Dr. Rudolf Schaschetzy, ?, ?;
stehend: 3. v. l. Gustav Edhofer (?), 4. v. l. der spätere Bürgermeister Josef Dunkl jun.; 4. v. r. Michael Heindl, 5. v. r. Felix Roller jun.

1905-191128
Bei der Wahl 1905 traten Christlichsoziale und Deutschnationale in einem Wahlbündnis unter der Bezeichnung „Vereinigte Bürgerpartei“ oder „Freund-Partei“ – benannt nach ihrem Spitzenkandidaten – an. Außerdem traten liberale Kandidaten unter Führung des Weinhändlers und Ziegelwerksbesitzers Josef Fritsch jun. an, die als „Fritsch-Partei“  bzw. Wirtschaftspartei bezeichnet wurde, und im (neu geschaffenen) 4. Wahlkörper stellten sich auch sozialdemokratische Kandidaten zur Wahl.29

Im sozialdemokratischen Regionalblatt „Volksbote“ wird berichtet, dass im vierten Wahlkörper von den 599 abgegebenen Stimmen teils bis zu 133 Stimmen auf die sozialdemokratischen Kandidaten entfielen. Aufgrund des damals herrschenden Wahlrechts reichte dies dennoch nicht für ein Mandat. Weiters wurde der „Freund-Partei“ einmal mehr vorgeworfen sich mittels leerer Versprechungen und vor allem durch ausgiebige Trink- und Fressgelage die Stimmen vieler einfältiger Wähler der unteren Wahlkörper erkauft zu haben. Diese und andere unfaire Wahlkampfpraktiken der finanziell potenten „Freund-Partei“ wurden laut den Sozialdemokraten auch von der „Fritsch-Partei“ kritisiert.30

Die Kandidaten der „Vereinigten Bürgerpartei“ setzten sich jedoch klar in allen Wählerklassen durch. Auch Informationen zur Wahlbeteiligung sind überliefert31:
IV. Wahlkörper: von 744 Wahlberechtigten haben 599 gewählt (80,5%);
III. Wahlkörper: von 375 Wahlberechtigten haben 207 gewählt (55%);
II. Wahlkörper 215 abgegebene Stimmen;
I. Wahlkörper: von 230 Wahlberechtigten haben 184 gewählt (80%)

Bürgermeister: Thomas Freund, Kaufmann
1. Gemeinderat: Josef Dunkl jun., Baumeister
2. Gemeinderat:
Josef Konrad Strasser, Lederfabrikant
3. Gemeinderat: Franz Mühl, Pinselfabrikant;
4. Gemeinderat: Jakob Augustin, Wirtschaftsbesitzer
5. Gemeinderat: Felix Roller jun., Weinhändler
6. Gemeinderat: Dr. Max Oberhuber, Rechtsanwalt
7. Gemeinderat: Gustav Edhofer, Bäckermeister
8. Gemeinderat: Michael Heindl, Bäckermeister
9. Gemeinderat: Mathias Grabler, Wirtschaftsbesitzer
Dem Gemeindeausschuss gehörten weiters als Gemeindebeiräte an: Mathias Schaman, Wirtschaftsbesitzer; Ignaz Mühl jun., Pinselfabrikant; Josef Pollak, Handschuhmachermeister; Josef Steininger, Wirtschaftsbesitzer; Johann Burgmann, Privatier; Georg Pelzlmayer, Wirtschaftsbesitzer; Michael Ullram, Wirtschaftsbesitzer; Johann Pemsel, Kaufmann; Adam Friedrich, Bürgerschullehrer; Michael Eibl, Vergolder; Franz Kothmayer, Wirtschaftsbesitzer; Franz Schallgruber, Schmiedemeister; Johann Kargl, Winzerschuldirektor; Andreas Schreiber jun, Wirtschaftsbesitzer; Martin Waberer, Wirtschaftsbesitzer; Josef Strasser jun. (Nr. 421), Lederfabrikant; Andreas Bacher, Wirtschaftsbesitzer und Emil Hackl, Eisenhändler

Gemäß der Gemeindewahlordnung belief sich die Amtszeit der gewählten Vertreter auf sechs Jahre, allerdings war in Gemeinden bestimmter Größe nach der Hälfte der Amtszeit die Hälfte der Mitglieder des Gemeindeausschusses neu zu wählen. Mistelbach zählte zu diesen Gemeinden und die Gemeindeausschussmitglieder, die ausschieden bzw. sich einer Neuwahl zu stellen hatten wurden per Los bestimmt. Es war aber nicht der gesamte Gemeindeausschuss betroffen, sondern lediglich die in den ersten drei Wahlkörpern gewählten Ausschussmitglieder und auch der Bürgermeister war von dieser Regelung explizit ausgenommen.

Somit kam es 1908 zu den ersten Ergänzungs- bzw. Ersatzwahlen nach der neuen Gemeindewahlordnung. Folgende Mitglieder des Gemeindeausschusses mussten sich aufgrund eines Losentscheids einer neuerlichen Wahl stellen32:
im dritten Wahlkörper: Michael Ulram, Josef Pollak, Michael Heindl, Johann Burgmann
im zweiten Wahlkörper: Johann Pemsel, Johann Kargl, Michael Eibl, Friedrich Adam
im ersten Wahlkörper: Andreas Bacher, Emil Hackl, Franz Mühl, Andreas Schreiber jun.

Die Ersatzwahlen fanden vom 27.-29. August 1908 statt und ein großer Teil der Personen, die bereits 1905 in den Gemeindeausschuss gewählt wurden, wurde im Amt bestätigt. Die neu in den Gemeindeausschuss eingezogenen Kandidaten sind in der nachfolgenden Übersicht der Wahlsieger im Vergleich zu den „wiedergewählten Kandidaten“ durch Fettdruck hervorgehoben. Gewählt wurden:33:
im dritten Wahlkörper: Michael Heindl, Bäckermeister; Johann Burgmann, Realitätenverkehrsanstalt-Inhaber; Josef Pollak, Handschuhmachermeister; Johann Fally, Wirtschaftsbesitzer
im zweiten Wahlkörper: Michael Eibl, Vergolder; Johann Kargl, Winzerschuldirektor; Adam Friedrich, Bürgerschuldirektor; Adolf Schödl sen., Fleischhauer
im ersten Wahlkörper: Franz Mühl, Pinselfabrikant; Andreas Schreiber jun., Wirtschaftsbesitzer; Ignaz Karl, Eisenhändler; Martin Steininger, Wirtschaftsbesitzer

Ab dem September 1908 setzte sich der Gemeindeausschuss daher wie folgt zusammen:

Bürgermeister: Thomas Freund, Kaufmann
1. Gemeinderat: Josef Dunkl jun., Baumeister (Deutschfreiheitlich)
2. Gemeinderat:
Josef K. Straßer, Lederfabrikant (Deutschfreiheitlich)
3. Gemeinderat: Franz Mühl, Pinselfabrikant (Christlichsozial)
4. Gemeinderat: Jakob Augustin, Wirtschaftsbesitzer (Deutschfreiheitlich)
5. Gemeinderat: Felix Roller jun., Weinhändler (Deutschfreiheitlich)
6. Gemeinderat: Dr. Max Oberhuber, Rechtsanwalt (Deutschfreiheitlich)
7. Gemeinderat: Gustav Edhofer, Bäckermeister (Christlichsozial)
8. Gemeinderat: Michael Heindl, Bäckermeister (Christlichsozial)
9. Gemeinderat: Mathias Grabler, Wirtschaftsbesitzer (Christlichsozial)
Dem Gemeindeausschuss gehörten weiters als Gemeindebeiräte an: Mathias Schaman (Christlichsozial), Ignaz Mühl jun., Pinselfabrikant; Josef Pollak, Handschuhmachermeister und Cafetier; Josef Steininger (Christlichsozial); Johann Burgmann, Realitätenverkehrsanstalt-Inhaber (Deutschfreiheitlich); Georg Pelzlmayer, Wirtschaftsbesitzer (Christlichsozial); Johann Fally, Wirtschaftsbesitzer; Adolf Schödl sen., Fleischhauer (Deutschfreiheitlich?); Adam Friedrich, Bürgerschuldirektor; Michael Eibl, Vergolder (Christlichsozial); Franz Kothmayer, Wirtschaftsbesitzer (Christlichsozial); Franz Schallgruber, Schmiedemeister; Johann Kargl, Winzerschuldirektor; Andreas Schreiber jun., Wirtschaftsbesitzer (Deutschfreiheitlich), Martin Waberer, Wirtschaftsbesitzer (Christlichsozial); Josef Strasser jun. (Nr. 421), Lederfabrikant (Deutschfreiheitlich); Martin Steininger, Wirtschaftsbesitzer; Ignaz Karl, Eisenhändler (Deutschfreiheitlich)

Bei jenen Personen bei denen keine „Partei“ angeführt ist, sind keine Informationen bzw. Indizien für ihre politische Zugehörigkeit überliefert.

1911-191934
Eine Niederlage für Bürgermeister Freund, der im Zuge des Landtagswahlkampfs 1908 zu den Christlichsozialen gewechselt war, zeichnete sich bereits nach der Reichsratswahl im Juni ab, bei der die Christlichsozialen durch den Sieg des deutschfreiheitlichen (eine der vielen Strömungen bzw. Untergruppierungen der Deutschnationalen) Kandidaten, des pensionierten Eibesthaler Oberlehrers Rudolf Wedra, eine gewaltige Wahlschlappe erlitten. Durch seinen Parteiwechsel bzw. die Geschehnisse rund um seine angebliche „Kompromisskandidatur“ für den Landtag hatte Bürgermeister Freund den Zorn seiner vormaligen, sich nunmehr auch deutschfreiheitlich nennenden, Mistelbacher Gesinnungsgenossen auf sich gezogen und er erkannte, dass auch ihm ein Wahldebakel bei den Ergänzungswahlen zum Gemeindeausschuss im September drohte. Freund trat daher die Flucht nach vorne an und legte sein Amt als Bürgermeister sowie sein Mandat im Gemeindeausschuss am 2. August 1911 nieder. Die Amtsgeschäfte führte daraufhin der 1. Gemeinderat Josef Dunkl jun. weiter.35 Wie bereits bei der Reichsratswahl wurde auch im Vorfeld dieser Wahl eine heftige Agitation entwickelt, die abermals in Aufrufen zum Boykott bestimmter Geschäfte in Mistelbach einen unwürdigen Höhepunkt fand.

Der Gemeindeausschuss von Mistelbach setzte sich aus 28 Mitglieder zusammen, und nachdem sich im Jahre 1908 gemäß der oben bereits erwähnten Hälfteregelung 12 Mitglieder einer Wiederwahl hatten stellen müssen, endete nunmehr die Amtsdauer der restlichen 16 Mandate, die seit 1905 im Amt waren. Es gelangten bei der Ergänzungswahl 1911 daher 16 Mandate zur Besetzung – vier in jedem der vier Wahlkörper. Tatsächlich sollten die Deutschfreiheitlichen mit zehn von sechzehn Mandaten gegenüber sechs Mandaten für die Christlichsozialen klar als Wahlsieger und damit als die Mehrheitsfraktion im neuen Gemeindeausschuss hervorgehen.

Trotz des hitzigen Wahlkampfs verliefen die mit den Wahlen im 4. Wahlkörper am 12. September 1911 beginnenden Wahlgänge ohne Zwischenfälle. Im 4. Wahlkörper stellten sich Kandidaten der Deutschfreiheitlichen (=Deutschnationalen), die unter dem Namen „Wirtschaftspartei“ antraten, und der Christlichsozialen, sowie mit dem Mistelbacher Arbeiterführer Leopold Kleindesner auch ein Vertreter der Sozialdemokraten der Wahl.  Im vierten Wahlkörper konnten sich mit Josef Dunkl jun., Felix Roller jun. und Johann Kocholl drei Vertreter der Deutschfreiheitlichen sowie der Christlichsoziale Franz Kothmayer durchsetzen, wobei dies letzterem erst durch im Wege einer Stichwahl gelang.

Am 14. September fand die Wahl im dritten Wahlkörper statt und bei schwacher Wahlbeteiligung wurden der Deutschfreiheitliche Josef Strasser jun. (Nr. 421) und die Christlichensozialen Philipp Winter jun., Michael Lang und Mathias Schamann gewählt.

Am 15. September 1911 wurden im zweiten Wahlkörper folgende Personen gewählt: die Deutschfreiheitlichen Othmar Schürer Ritter von Waldheim, Franz Haller und Josef Schmelzer sen. sowie der Christlichsoziale Georg Schacher. In diesem Wahlkörper beteiligten sich 250 Wähler an der Wahl.

Seinen Abschluss fand der Wahlreigen mit dem Wahlgang im ersten Wahlkörper am 16. September 1911, der folgendes Ergebnis zeitigte: die Deutschfreiheitlichen Dr. Fritz Höllrigl, Dr. Max Oberhuber und Josef K. Strasser und der Christlichsoziale Martin Waberer wurden gewählt. 218 Wähler machten in diesem Wahlkörper von ihrem Stimmrecht Gebrauch.

Die Christlichsozialen legten nach dieser Wahlniederlage bei der zuständigen niederösterreichischen Statthalterei Beschwerde gegen den Wahlausgang ein und so kam es, dass die konstituierende Sitzung erst nach Ablehnung des Protests und daher mit einiger Verzögerung am 30. November 1911 erfolgen konnte. Über diesen im Gefolge der Reichsratswahl geschehenen Machtwechsel, der sich im nachfolgendem Ergebnis wiederspiegelt, wurde teils auch in großen Tageszeitungen berichtet. Der neue Bürgermeister wurde mit 27 von 28 Stimmen gewählt und der Gemeindeausschuss setzte sich nunmehr wie folgt zusammen:36

Bürgermeister: Josef Dunkl jun., Baumeister (Deutschfreiheitlich)
1. Gemeinderat: Josef Konrad Strasser, Lederfabrikant (Deutschfreiheitlich)
2. Gemeinderat: Franz Mühl, Pinselfabrikant (Christlichsozial)
3. Gemeinderat: Dr. Max Oberhuber, Rechtsanwalt (Deutschfreiheitlich)
4. Gemeinderat: Andreas Schreiber jun., Wirtschaftsbesitzer (Deutschfreiheitlich)
5. Gemeinderat: Felix Roller jun., Weinhändler (Deutschfreiheitlich)
6. Gemeinderat: Michael Heindl, Bäckermeister (Christlichsozial)
7. Gemeinderat: Ignaz Karl, Eisenhändler (Deutschfreiheitlich)
8. Gemeinderat: Josef Pollak, Handschuhmachermeister und Cafetier (Deutschfreiheitlich?)
9. Gemeinderat: Franz Kothmayer, Nutzviehhändler (Christlichsozial)
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss als Gemeindebeiräte an: Johann Kocholl, Steueroberverwalter (Deutschfreiheitlich); Philipp Winter jun., Wirtschaftsbesitzer (Christlichsozial); Michael Lang, Wirtschaftsbesitzer (Christlichsozial); Mathias Schaman, Wirtschaftsbesitzer (Christlichsozial); Dr. Othmar Schürer Ritter von Waldheim, Notar (Deutschfreiheitlich); Franz Haller, Gastwirt (Deutschfreiheitlich); Georg Schacher, Wirtschaftsbesitzer und Schuhmachermeister (Christlichsozial); Josef Schmelzer sen., Wirtschaftsbesitzer (Deutschfreiheitlich); Dr. Fritz Höllrigl, Krankenhausleiter (Deutschfreiheitlich); Martin Waberer, Wirtschaftsbesitzer (Christlichsozial); Josef Strasser jun. (Nr. 421), Lederfabrikant (Deutschfreiheitlich); Michael Eibl, Vergolder (Christlichsozial); Adolf Schödl sen., Fleischhauermeister (Deutschfreiheitlich?); Johann Burgmann, Realitätenverkehrsanstalt-Inhaber (Deutschfreiheitlich); Johann Fally, Wirtschaftsbesitzer; Adam Friedrich, Bürgerschuldirektor; Johann Kargl, Winzerschuldirektor; Martin Steininger, Wirtschaftsbesitzer;

Bei jenen Personen bei denen keine „Partei“ angeführt ist, sind keine Informationen bzw. Indizien für ihre politische Zugehörigkeit überliefert.

Dr. Othmar Schürer Ritter von Waldheim trat aufgrund von parteiinternen Differenzen bei der Besetzung von lukrativen Posten im Zuge der Sparkassen-Ausschusswahl Anfang des Jahres 1918 aus der „Wirtschaftspartei“ aus, blieb aber weiterhin im Gemeindeausschuss.37. Es darf in diesem Zusammenhang hier nochmals festgehalten werden, dass die „Parteien“ die hier in diesem Beitrag erwähnt werden mit den Parteien unseres heutigen Verständnisses nicht zu verwechseln sind. Früher wurde einzelne Personen gewählt und bei den Parteien handelte es sich lediglich um lose Zusammenschlüsse von Einzelpersonen. Erst mit der Republiksgründung setzte sich das bis heute gebräuchliche Verhältnis- und Listenwahlrecht durch.

Bald nach der Ausrufung der Republik Deutschösterreich legte der Staatsrat Anfang Dezember 1918 in Form einer Vollzugsanweisung fest, dass für den Zeitraum bis zur Durchführung von Neuwahlen die Gemeindeausschüsse von Städten und Industrieorten in aliquotem Ausmaß durch Arbeitervertreter zu ergänzen seien, um sicherzustellen, dass auch die Interessen dieser Bevölkerungsgruppe vertreten werden. Die Gemeindevertretung war aufgerufen gemeinsam mit der hiesigen Arbeiterschaft geeignete Personen zu nominieren, die dann durch die Bezirkshauptmannschaft ernannt werden sollten.38 Da es sich auch betreffend das Prozedere um ein völliges Novum handelte, dauerte die Umsetzung dieser Weisung in Mistelbach bis zum 11. Februar 1919 als schlussendlich vier Vertreter der Arbeiterschaft in den Gemeindeausschuss einzogen. Es handelte sich um: Leopold Böckl, Kondukteur bei der nö. Landesbahn; Leopold Kleindesner, Werkführer; Emil Stix, Bahnmeister der Staatsbahn und Leopold Stubenvoll, Zimmererpolier. Zuvor und zwar in der Sitzung vom 21. Dezember 1918 hatte Johann Burgmann sein Gemeindeausschussmandat zugunsten eines Arbeitervertreters niedergelegt39 und auch Felix Roller jun., der bereits zuvor auf die Stelle als Gemeinderat verzichtet hatte legte am 11. Februar 1919 ebenso sein Gemeindeausschussmandat nieder. Notwendig waren diese Mandatsverzichte jedenfalls nicht, denn die Arbeitervertreter sollten den Gemeindeausschuss ja ergänzen – es handelte sich also um zusätzlich zu ernennende Mitglieder des Gemeindeausschusses. Leopold Kleindesner wurde zum Gemeinderat gewählt, die weiteren Arbeitervertreter gehörten dem Gemeindeausschuss als Gemeindebeiräte an. Die zunächst knapp vor der Ergänzung durch die Arbeitervertreter angedachte Ersatzwahl für die beiden freiwillig ausgeschiedenen Gemeindeausschussmitglieder Burgmann und Roller dürfte schlussendlich nicht mehr erfolgt sein.

Mit den ersten Gemeindewahlen mit allgemeinem und gleichem Wahlrecht endete am 22. Juni 1919 auch die seit 1850 währende Ära des Gemeindeausschusses als Organ der Gemeindevertretung.

Die Fortsetzung folgt im Beitrag „Gemeindevertretung Mistelbach – Teil 2 (1919-1950)“.

Bildnachweis:
-) Foto des Mistelbacher Gemeindeausschusses im Jahre 1904: Das interessante Blatt, 22. Dezember 1904, S. 3 u. S. 6 (ONB-ANNO) (Anm.: Zu den Abgebildeten siehe Fußnote weiter oben)

Quellen (und Anmerkungen):

Zu dem als Quelle sehr wichtigen Amtskalender ist anzumerken, dass dieser immer bereits im Oktober/November des Vorjahres in Druck gelegt wurde – ein wesentliches Faktum bei der Verwendung dieser Quelle zwecks Rekonstruktion der Amtszeit der Gemeindevertreter.

Bayer, Franz/ Spreitzer, Hans: „Der Mistelbacher Gemeinderat seit der Stadterhebung“ (1964) In: Mistelbach in Vergangenheit und Gegenwart, Band I, S. 166ff

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Wegert, Josef

Bürgermeister Josef Wegert

* 13.10.1880, Paasdorf
† 9.2.1964, Paasdorf

Josef Wegert wurde 1880 als zweites Kind des Landwirte-Ehepaares Leopold und Theresia (geb. Schmatzberger) Wegert in Paasdorf geboren.1 Er wuchs hier gemeinsam mit zwei Brüdern und einer Schwester auf und erhielt seine Schulbildung zweifellos in der hiesigen Volksschule. Am 31. Mai 1908 schloss er mit der Paasdorfer Landwirtstochter Klara Kuselbauer (1881-1965) den Bund der Ehe2 und nach der Eheschließung bestätigte er der Vater deren knapp sechs Monate zuvor geborenen unehelichen Tochter zu sein und durch diesen Akt wurde der „Makel ihrer unehelichen Geburt“ nachträglich geheilt.3 Es erscheint allerdings fraglich, ob Wegert tatsächlich der leibliche Kindsvater war. Eine uneheliche (=“illegitime“) Geburt war damals in den katholisch-konservativ geprägten Dörfern eine große Schande und sorgte stets für Gerüchte und Spekulationen wer denn der Vater sei. „Illegitime“ Geburten kamen insbesondere unter den ärmeren Schichten der Dorfbevölkerung (Mägde, Knechte, Kleinbauern und Tagelöhnern) häufiger vor, denen es oft schlicht an Geld für eine Hochzeit fehlte oder deren Dienstgeber von einer Heirat (und den damit begründeten Verpflichtungen ihres Personals) nichts wissen wollten. Sowohl die Familie Wegert als auch die Familie Kuselbauer zählten als „Halblehner“ – sie besaßen als Bauern ein halbes Lehen – wohl zur Mittelschicht des Dorfes. Das triftigste Argument, dass an der Vaterschaft Wegerts zweifeln lässt, ist die Tatsache, dass Wegert und seine spätere Gattin die uneheliche Geburt einer gemeinsamen Tochter schlicht durch eine ein paar Monate früher erfolgte Eheschließung abwenden hätten können. Es sind keine Gründe (wie zB Minderjährigkeit etc.) gegeben, die gegen eine frühere Eheschließung gesprochen hätten. Es könnte daher auch so gewesen sein, dass Wegert Klara Kuselbauer ehelichte und sich nachträglich lediglich als Vater ausgab, um sie aus einer gesellschaftlich sehr misslichen Lage zu befreien. Ein solches Vorgehen war durchaus nicht ungewöhnlich und dem Brautwerber wurde für diese Hilfe in der Regel natürlich eine außergewöhnliche Ausstattung bzw. sofern keine anderen anspruchsberechtigten Kinder vorhanden waren auch die Übernahme der Wirtschaft der Schwiegereltern in Aussicht gestellt. Letzteres war bei Wegert – trotz der Tatsache, dass es sich bei ihm „nur“ um den zweitgeborenen Sohn handelte – nicht notwendig und er übernahm die Wirtschaft seiner Eltern an der Adresse Paasdorf Nr. 150 (heute Schwemmzeile Nr. 41). Abgesehen von der bereits erwähnten und nachträglich „legitimierten“ Tochter entstammten der Ehe keine weiteren Kinder.

Dem Dienst in der k. u. k. Armee im Ersten Weltkrieg scheint er entgangen zu sein – vielleicht aufgrund Untauglichkeit, möglicherweise aber auch durch eine der mit Kriegsverlauf zusehends restriktiver werdenden Ausnahmen für Landwirte, deren Arbeitskraft schließlich die Ernährung von Volk und Armee sicherte.4 Nachdem er bereits seit 1914 dem Vorstand der im Jahre 1905 gegründeten Paasdorfer Milchgenossenschaft angehört hatte5, stand Wegert der Genossenschaft von 1917 bis 1922 als Obmann vor.6 Darüber hinaus zählte Wegert 1924 zu den Gründungsmitglieder der Paasdorfer Ortsgruppe des „Deutschen Schulvereins“.7 Beim „Deutschen Schulverein“ handelte es sich um einen sogenannten Schutzverein, die sich Ende des 19. Jahrhunderts gegründet hatten, und deren Ziel die Unterstützung deutscher Minderheiten in den Kronländern bzw. später in den Nachfolgestaaten der Monarchie, sowie generell die Pflege des „Deutschtums“ war. Entsprechend dem Namen war insbesondere der Betrieb bzw. die Erhaltung von Schulen an Standorten an denen es für eine staatliche Schule mit deutscher Unterrichtssprache zu wenige Kinder mit deutscher Muttersprache gab, ein Hauptanliegen. Tatsächlich wurden diese Vereine im Laufe der Jahre jedoch zu bedeutenden Trägern deutsch-völkischer Ideologie und trugen im Zusammenspiel mit anderen nationalistischen Organisationen wesentlich zum vergifteten Klima zwischen den Nationalitäten (insbesondere gegenüber den slawischen Völkern) in den letzten Jahrzehnten der Monarchie bei.

Schon Wegerts Vater war als Ersatzmann bei Gemeindeausschusswahlen Ende des 19. Jahrhunderts gewählt worden, und er selbst engagierte sich nach dem Ersten Weltkrieg in der Gemeindepolitik. Es ist unklar, ob Wegert bereits dem ersten 1919 gewählten Gemeinderat angehörte, da die damalige Gemeindevertretung nur fragmentarisch überliefert ist. Bereits zu Beginn des Jahres 1921 wurde der Paasdorfer Gemeinderat jedoch aus heute nicht mehr bekannten Gründen durch die Landesregierung aufgelöst und somit Neuwahlen angeordnet. Spätestens im Zuge dieser Wahlen gelangte Wegert als Kandidat einer gemeinsamen Liste von Großdeutschen und Sozialdemokraten in den Gemeinderat und diese politische Zweckgemeinschaft konnte sich mit einem Mandat Vorsprung die Mehrheit gegenüber den Christlichsozialen sichern. Wegert, der als Vertreter der Großdeutschen auf dieser Liste stand, wurde schließlich in der konstituierenden Sitzung vom 5. Mai 1921 zum Bürgermeister der Gemeinde Paasdorf gewählt. Bei den nächsten regulären Gemeinderatswahlen 1924 traten die Großdeutschen in Paasdorf dann nicht mehr in Erscheinung und augenscheinlich war man den Aufrufen in christlichsozialen Parteiblättern zwecks Bildung sogenannter „Einheitslisten“ gefolgt und hatte sich dieser Partei angeschlossen. Das Ergebnis der Wahl brachte einen klaren Sieg der Christlichsozialen gegen die Sozialdemokraten und neuerlich wurde Josef Wegert zum Bürgermeister gewählt – nunmehr als Christlichsozialer.8 Bei der Wahl 1929 kam es zu einer Spaltung im bäuerlich-konservativen Lager in Paasdorf und es traten mit der Christlichsozialen Partei und der Mittleren Bauernpartei zwei Wahllisten an, die um die Gunst der Wähler warben. Nach der Wahl bildete sich eine Koalition aus Mittlerer Bauernpartei und Sozialdemokraten und damit endete Wegerts (erste) Amtszeit als Bürgermeister, während der 1922 das Kriegerdenkmal errichtet, eine Lichtgenossenschaft gegründet und die Straßenbeleuchtung elektrifiziert wurde. Die finanzielle Lage der Gemeinde war in der Zwischenkriegszeit jedenfalls sehr angespannt und Wegerts Art und Weise der Führung der Gemeindegeschäfte scheint durchaus umstritten gewesen zu sein, wie nicht nur kritische (und teils zweifellos parteipolitisch motivierte) Berichte im sozialdemokratischen Regionalblatt „Volksbote“ belegen, sondern auch durch die durch Neuwahlen und Parteispaltungen gekennzeichneten, unsteten Verhältnisse in Paasdorf erwiesen scheint. Schon wenige Monate nach der Wahl erzwangen die Christlichsozialen durch Rücklegung ihrer Mandate eine Auflösung des Gemeinderats durch die Landesregierung. Die Christlichsozialen errangen bei der folgenden Neuwahl im April 1930 wieder die Mehrheit und auch der Bürgermeister der zuvor für die Mittlere Bauernpartei die Gemeinde geführt hatte, kehrte wieder in den Schoß der Christlichsozialen zurück. Aber Ende des Jahres 1930 bzw. spätestens Anfang des Jahres 1931 endete dessen Amtszeit und Wegert feierte seine Rückkehr an die Spitze der Gemeinde. Von 1931 bis 1936 war Wegert außerdem Obmann des Ausschusses zur Verwaltung des Gemeindewaldes9. Im Zuge des im März 1938 erfolgten sogenannten „Anschlusses“ an das Deutsche Reich wurde Bürgermeister Wegert abgesetzt und der Schlossbesitzer Ing. Richard Claß als Gemeindeverwalter eingesetzt. Nicht in allen Katastralgemeinden der heutigen Großgemeinde Mistelbach kamen es unmittelbar nach dem „Anschluss“ zu einem Wechsel an der Spitze der Gemeindevertretung. Zum einen waren die Bürgermeister als Autorität in der Dorfgemeinschaft angesehen, und trotz Parteiangehörigkeit mit der überregionalen Politik oftmals nur lose verbunden – außerdem fehlte es den Nazis schlicht an eigenen Leuten in den Dörfern. Im Falle Paasdorfs ist es also nicht ganz klar, ob Wegert – der (ursprünglich) selbst großdeutsch gesinnt war – abgesetzt wurde, weil sich zu einem so prononcierten Vertreter der Christlichsozialen bzw. der Vaterländischen Front entwickelt hatte, sodass er für die Nazis als Symbol der Dollfuß-/Schuschnigg-Ära untragbar war oder weil es in Paasdorf in Person des Schloss- und Gutsbesitzers Ing. Claß einen wohl bereits langjährigen Anhänger der Nationalsozialisten gab, auf den man zurückgreifen konnte. Von etwaigen Repressalien gegenüber Wegert ist jedenfalls nichts überliefert.

Nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes wurde Wegert auf Vorschlag der neugegründeten ÖVP von der niederösterreichischen Landesregierung in den provisorischen Gemeinderat berufen. Hier wurde er dann schließlich neuerlich zum Bürgermeister gewählt und aus Gemeinderatsprotokollen ist belegt, dass er dieses Amt jedenfalls bereits im September 1945 wieder bekleidete. Die großen Herausforderungen der schweren Nachkriegszeit zehrten an seinen Kräften und im Frühjahr 1948 legte Wegert sein Amt als Bürgermeister aus Altersgründen zurück, blieb allerdings weiterhin als Mandatar im provisorischen Gemeinderat und zwar bis zum Jahr 1950, als erstmals in Niederösterreich wieder Gemeinderatswahlen abgehalten wurden. Im Amt als Bürgermeister folgte ihm Josef Heinisch, der mit einer Nichte Wegerts verheiratet war. Dass ein Altbürgermeister später nochmals Bürgermeister wird, war früher keineswegs unüblich und ist auch aus anderen Katastralgemeinden überliefert. Drei voneinander getrennte Amtsperioden, wie sie Wegert vorweisen konnte, sind jedoch außergewöhnlich und ein Paasdorfer Spezifikum, dass aufgrund der weiterhin unsteten politischen Verhältnisse übrigens auch sein Nachfolger Heinisch zuwege brachte. In diesem Zusammenhang sei auf drie ausführliche Darstellung im Beitrag Gemeindevertretung Paasdorf (1850-1971) verwiesen.

Laut einem Nachruf pflegte Wegert seinen Weingarten bis ins hohe Alter und diese Arbeit hielt ihn fit. Darüber hinaus wird er als vorbildlicher Landwirt gerühmt. Über Jahrzehnte hinweg und bis zu seinem 75. Lebensjahr war er in der Kirchenmusik aktiv, zuletzt als Geigenspieler bzw. früher auch als Bläser.10

Anlässlich des Jubiläums der Goldenen Hochzeit, das er mit seiner Gattin im Jahre 1958 feierte, wurde Altbürgermeister Wegert durch den Gemeinderat zum Ehrenbürger Paasdorfs ernannt.11 Am 9. Februar 1964 verstarb Josef Wegert im Alter von 83 Jahren und wurde drei Tage später am Aschermittwoch unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem Paasdorfer Friedhof zur letzten Ruhe gebettet.

Im Zuge der Einführung offizieller Straßenbezeichnungen in der Katastralgemeinde Paasdorf beschloss der Mistelbacher Gemeinderat am 26. März 1998 die Hintausstraße zur Schloßzeile „Josef Wegert-Straße“ zu benennen, um somit dem langjährigen Bürgermeister Wegert ein bleibendes Andenken zu bewahren.

Wo befindet sich die Josef Wegert-Straße (Paasdorf)?

 

Quellen:

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Adolf Schärf-Straße

Als 2009 unterhalb der Dr. Körner-Straße ein neues Siedlungsgebiet geschaffen wurde, beschloss der Mistelbacher Gemeinderat die dort zu errichtenden Straßen nach Ehrenbürgern der Stadt Mistelbach zu benennen. Unter den Namenspaten befand sich auch Dr. Adolf Schärf (1890-1965), der von 1957 bis zu seinem Tod 1965 Bundespräsident der Republik Österreich war. Der im südmährischen Nikolsburg geborene Jurist war von 1918 bis 1934 Sekretär des sozialdemokratischen Abgeordnetenklubs im Nationalrat, ehe seine politische Karriere mit der Abschaffung der Demokratie und dem Verbot der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei durch Dollfuß jäh beendet wurde. Nach 1945 gehörte er den Konzentrationsregierungen der unmittelbaren Nachkriegszeit bzw. den darauffolgenden Regierungskoalitionen zwischen ÖVP und SPÖ als Vizekanzler an. Wie übrigens der Beitrag Ergebnisse der Bundespräsidentenwahlen in Mistelbach zeigt konnte sich Dr. Schärf bei der Wahl 1957 von allen damals selbständigen und heute zur Großgemeinde Mistelbach gehörenden Katastralgemeinden lediglich in Ebendorf, Frättingsdorf und Lanzendorf (mit absoluter Mehrheit) als Sieger durchsetzen. Bei seiner Wiederwahl im Jahr 1963 gelang ihm dies in Lanzendorf, Mistelbach und Paasdorf. Dass Schärf (wenn auch knapp) in Mistelbach obsiegte ist insofern außergewöhnlich, als es bis heute das einzige Mal darstellt, dass sich hier ein SPÖ-Kandidat bei gleichzeitigem Antritt eines Konkurrenten aus der ÖVP (damals immerhin der Staatsvertragskanzler Julius Raab) gegen diesen durchzusetzen vermochte.

Das  „90 Jahr-Jubiläum der Stadterhebung“ wurde 1964 im Rahmen der 3. Mistelbacher Heimatwoche gefeiert und aus diesem Anlass waren am 13. Juni 1964 Bundespräsident Schärf und Landeshauptmann Figl als Ehrengäste in Mistelbach anwesend. Nachdem der Beschluss über die Verleihung des Ehrenbürgerrechts an die beiden verdienten Politiker bereits am 8. Mai 1964 erfolgt war, wurden ihnen im Rahmen einer Festsitzung des Gemeinderates im (Kino-)Saal des Gasthauses „Zur goldenen Krone“  die Ehrenbürgerurkunden überreicht.1

1964: Feierlichkeiten zu "90 Jahre Stadterhebung" - v.l.nr. die Festgäste Bundespräsident Schärf, Landeshauptmann Figl, Bürgermeister Bayer. Ort dieser Aufnahme ist die Oberhoferstraße.1964: Feierlichkeiten zu „90 Jahre Stadterhebung“ – v.l.n.r. die Festgäste Bundespräsident Schärf und Landeshauptmann Figl sowie Bürgermeister Bayer. Ort dieser Aufnahme ist die Oberhoferstraße.

Bereits für das Jahr 1947 ist (erstmalig?) ein Besuch des damaligen Vizekanzlers Dr. Schärf bei einer SPÖ-Bezirkskonferenz in Mistelbach belegt.2

Wie schon eingangs erwähnt beschloss der Mistelbacher Gemeinderat am 25. März 2009 einer Straße den Namen Adolf Schärf-Straße zu geben.3

Wo befindet sich die Adolf Schärf-Straße?

 

Bildnachweis:
-) StadtMuseumsarchiv Mistelbach

Quellen:

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Ein Brauhaus in Mistelbach (… und wohl kein Brauhaus in Ebendorf)

Obwohl inmitten einer Weinbaugegend gelegen und trotz der Tatsache, dass der Weinbau auch in Mistelbach einst einen bedeutenden Wirtschaftszweig darstellte, wurde Bier, seitdem dieses Getränk in unseren Breiten bekannt war, zu allen Zeiten auch in Mistelbach konsumiert. Die Weinbauern waren darüber naturgemäß wenig erfreut, und wurden nicht müde die Vorzüge ihres Produkts gegenüber dem abschätzig als „gesottenes Wasser“ bezeichneten Bier herauszustreichen. Aufgrund des niedrigeren Preises im Vergleich zu Wein war dieses Getränk dennoch sehr beliebt.

Laut einem Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung von Mistelbach verfasst von Univ.-Prof. Dr. Bernhard Koch war es im Mittelalter allen Hausbesitzern gestattet Bier herzustellen und zu verkaufen. Die Herrschaften schränkten dieses Recht jedoch zusehends ein, sodass schließlich nur mehr sie selbst Bier brauen durften und auch der Ausschank durfte nur in bestimmten Schenkhäusern erfolgen. Unter Bier verstand man in unserer Gegend damals ausschließlich Weizenbier, da Gerste hier früher kaum angebaut wurde und sich diese Feldfrucht erst ab dem 18. Jahrhundert etablierte. Die Marktgemeinde Mistelbach (ohne die selbstständige Pfarrholdengemeinde) war nach dem Aussterben der Herren von Mistelbach über Umwege in den Besitz der Liechtensteiner gekommen, und deren Herrschafts- und Verwaltungszentrum für das östliche Weinviertel befand sich in Wilfersdorf. Daher bezog Mistelbach sein Bier aus den liechtensteinischen Brauhäusern in Wilfersdorf und Hohenau, sowie von den Brauereien der Herrschaften Asparn a.d. Zaya und Ernstbrunn. Da das Asparner Bier sehr beliebt war, hatte die Asparner Herrschaft in Mistelbach jedenfalls Anfang des 18. Jahrhunderts sogar einen Keller als Bierdepot angemietet. Natürlich musste für dieses Privileg ein Entgelt an die Liechtensteiner Herrschaftsverwaltung entrichtet werden und auch die Herrschaft Ernstbrunn soll in Mistelbach über ein Bierlager verfügt haben. Oftmals waren die Schenkhäuser bzw. Gemeinden zur Abnahme des Bieres ihrer Herrschaft verpflichtet – diese Pflicht wurde „Bierfürlegen“ genannt. Der liechteinsteinische Markt Mistelbach war etwa 1637 verpflichtet der Brauerei Wilfersdorf wöchentlich 16 Eimer Bier – ein Eimer sind rund 57 Liter – abzunehmen. Da die Qualität des Wilfersdorfer Bieres regelmäßig zu wünschen übrig ließ, wurde seitens der Bevölkerung trotz des Preisvorteils oft der Wein bevorzugt.1 Mistelbach war bis 1850 in zwei Gemeinden geteilt, den liechtensteinischen Markt und die Pfarrholdengemeinde (ursprünglich kaiserlicher Besitz), und in beiden Gemeinden soll je ein Bierhaus bestanden haben.

Obwohl Mistelbach wie bereits geschildert seit Ende des 14. Jahrhunderts kein Herrschaftssitz mehr war, ist erstaunlicherweise später und zwar zu Beginn des 17. Jahrhunderts dennoch die Existenz eines Brauhauses belegt. Prof. Hans Spreitzer fand in einem alten Grundbuch den Hinweis, dass sich ein Brauhaus einst an der Adresse Waldstraße Nr. 23 (Konskr.Nr. 206) befunden hat. Es handelt sich hierbei um ein Eckhaus im Kreuzungsbereich Waldstraße/Mitterhofstraße, das rückwärtig an die Mistel angrenzt. Als damaliger Besitzer scheint der zeitweilige Marktrichter Vinzenz Präß, von Beruf Fleischhauer und einer der reichsten Mistelbacher Ende des 16. bzw. Anfang des 17. Jahrhunderts, auf. Ein Teil von Präß‘ Reichtum und Grundbesitz bildete übrigens die Basis für den Wohlstand der Familie Devenne, da der Begründer der „Mistelbacher Linie“ dieser Familie, Michael Devenne, eine Urenkelin von Präß heiratete. Es ist unklar wie lange das Brauhaus existierte, vielleicht stand das damals nach wie vor sehr exklusive Braurecht in Zusammenhang mit dem in unmittelbarer Nähe gelegenen Mitterhof (heute: MAMUZ), einem alten Freihof, dessen historische Wurzeln in die Zeit der Gründung Mistelbachs zurückreichen. Gegen eine derartige Verbindung (die bei Spreitzer und Koch erstaunlicherweise nicht einmal angedacht wird) spricht, dass ein Brauhaus in den zum Mitterhof überlieferten Dokumenten nie Erwähnung findet. Aber auch sonst gibt es kaum Spuren des Mistelbacher Brauhauses, was für eine eher kurze Bestandsdauer sprechen dürfte. Das Brauhaus scheint um 1620 abgekommen zu sein und an seiner Stelle wurden zwei halbe Hofstätten gestiftet, die später zu einer Hofstatt vereinigt wurden.2 Im 18. und 19. Jahrhundert existierten in weiteren umliegenden Orten, bspw. Ladendorf, Poysdorf und Zistersdorf Brauhäuser, sodass für eine Wiedererstehung des Mistelbacher Brauhauses wohl kein Bedarf bestand.

Laut Franz Thiel und Fritz Bollhammer finden sich jedoch bereits in den Jahren 1361 bzw. 1414 Erwähnungen von Hopfengärten in Mistelbach und Bollhammer mutmaßt, dass es wohl schon vor 1400 Brauhäuser in Mistelbach, Laa a.d. Thaya und Hohenau gegeben habe.3 Für diesen gewagten Schluss finden sich allerdings keine weiteren Anhaltspunkte.

In den 1890er Jahren, sicherlich befeuert durch den großen wirtschaftlichen Aufschwung Mistelbachs, hegten „einige maßgebende Personen der Stadt“ Gedanken betreffend die Gründung einer Brauerei in Mistelbach. Nachdem diese Idee bereits seit einigen Jahre gewälzt wurde, fanden sich schließlich am 4. Dezember 1897 dreiundreißig Personen zu einer Versammlung im Hotel Rathaus ein, um über die Möglichkeit der Errichtung eines Brauhauses zu beraten. Es wurde beschlossen einen Fonds zu bilden, aus dem die Kosten für die Vorarbeiten zu diesem Unterfangen beglichen werden sollten. Außerdem wurde beschlossen Untersuchungen bzgl. der Quantität und Qualität des verfügbaren Wassers durchführen zu lassen, die natürlich eine bedeutende Voraussetzung für den Erfolg eines solchen Unternehmens darstellten. Es muss angenommen werden, dass die Ergebnisse dieser Analysen nicht vielversprechend waren, denn von der Absicht in Mistelbach ein Brauhaus zu errichten war in der Folge nie wieder zu lesen.4

In Bollhammers Beitrag über Handwerk und Innungen im Heimatbuch des Verwaltungsbezirks Mistelbach – Band II findet sich die Information, dass zur Ebendorfer Herrschaft einst auch eine Schlossbrauerei gehört haben soll, die allerdings lediglich lokale Bedeutung gehabt hätte. Diese soll vor 1645, als durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg auch Schloss Ebendorf und das zugehörige Gut schwer beschädigt und verwüstet wurde, bestanden haben.5 Wohl bezugnehmend auf diese Quelle findet sich der Hinweis auf die Schlossbrauerei Ebendorf auch im von Engelbert Exl herausgegebenen Buch „Mistelbach 125 Jahre Stadt – Ein Lesebuch“ aus dem Jahr 1999.6 Auf welche Quellen sich Bollhammer bei seinen Ausführungen stützte ist wie auch betreffend den oben bereits erwähnten Hopfengarten im 14. Jahrhundert leider unbekannt. Die Authentizität dieser Information darf allerdings insofern angezweifelt werden, als im 1971 erschienenen Werk von Univ.-Prof. Dr. Herbert Mitscha-Märheim zur Herrschafts- und Ortsgeschichte von Ebendorf („Eine kleine Geschichte von Ebendorf bei Mistelbach“) eine Brauerei mit keinem Wort erwähnt wird. Mitscha-Märheim, der selbst aus der Familie entstammt in deren Besitz sich das Schloss Ebendorf samt seiner Güter seit vielen Jahren befand, kannte wie kein anderer die Geschichte dieser Herrschaft und der einst hier existierenden Betriebe. Mit den Vorarbeiten für sein ursprünglich viel umfangreicher geplantes Buch zu Ebendorf hatte er bereits in der Zwischenkriegszeit begonnen, doch im Krieg gingen viele historische Unterlagen und ein großer Teil seiner Vorarbeiten unwiederbringlich verloren. Trotz dieser Widrigkeiten erscheint es mehr als unwahrscheinlich, dass der äußerst gewissenhafte Forscher Mitscha-Märheim ausgerechnet auf die Erwähnung der Brauerei vergessen hätte oder ihm diese bei seinen Recherchen entgangen wäre, zumal er auch detailliert die durch die Schweden angerichteten Zerstörungen beschreibt. Ohne Zweifel war ihm auch der 1959 erschienene zweite Band des Heimatbuchs und damit auch Bollhammers Beitrag bekannt, und die Tatsache, dass er die darin enthaltene, bisher nirgends sonst aufscheinende Erkenntnis betreffend eine Schlossbrauerei in Ebendorf nicht aufgriff, kann wohl dahingehend gedeutet werden, dass auch Mitscha-Märheim dieser Information keinen Glauben schenkte.

Auch in den sonstigen Katastralgemeinden der Großgemeinde Mistelbach dürften keine weiteren Brauhäuser existiert haben.

Quellen:
-) Thiel, Franz: „Unsere Brauhäuser“ In: „Heimat im Weinland – Heimatkundliches Beiblatt zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach“, Band X (1963), S. 169-172
-) Brautopo – Österreichische historische Brauereitopographie (besonderer Dank an Herrn Springer für die Auskunft bzgl. der Quelle betreffend die (vermeintliche) Schlossbrauerei Ebendorf)  

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Dr. Körner-Straße

Die Errichtung der 1870 eröffneten Staatseisenbahnstrecke läutete für Mistelbach in vielerlei Hinsicht ein neues Zeitalter ein, hatte aber auch buchstäblich einschneidende Auswirkungen auf das Erscheinungsbild der Landschaft. Nicht nur Felder wurden durch den Verlauf der Strecke geteilt, sondern zum Teil auch seit Jahrhunderten bestehende Wege abgeschnitten. Zwar konnte die Bahnstrecke zu Fuß mehr oder minder problemlos überwunden werden, mit für die Feldarbeit benötigten Fuhrwerken bzw. Zugtieren war dies nunmehr jedoch nur an einigen wenigen Stellen möglich. Diese Bahnübergänge fanden sich entlang der Strecke verteilt und waren mit einem Bahnwächter besetzt, der für die Sicherheit auf einem bestimmten Streckenabschnitt zu sorgen hatte. Auf Höhe der Kreuzung Dr. Körner-Straße und Oberhoferstraße mündete einst ein alter Feldweg, der die spätere Bahnstrecke schräg kreuzte und der zum alten Weg nach Hüttendorf führte. Nachdem dieser Weg nach Eröffnung der Bahnstrecke nicht mehr benutzbar sein würde und um insbesondere den Bauern den Zugang zu den jenseits der Bahnstrecke gelegenen Feldern zu ermöglich wurde im Zuge des Bahnbaus ein neuer, gerade verlaufenden Weg von der Oberhoferstraße zur Bahnstrecke errichtet. Der damals geschaffene Weg entspricht exakt der heutigen Dr. Körner-Straße, doch es sollte noch Jahrzehnte dauern bis dieser Weg eine Straßenbezeichnung erhielt. Der hier errichtete Bahnübergang wurde mit dem Bahnwächterposten Nr. 34 besichert und die ersten Jahrzehnte, jedenfalls bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts, versah hier das Ehepaar Brandmeier seinen Dienst als Bahnwächter (siehe hierzu auch Mistelbach in der Zeitung Teil 2 (1901-1904)).

Das Bahnwächter-Ehepaar Brandmeier im Jahre 1902 vor ihrem Dienst- und Wohnsitz, dem Bahnwächterhäuschen Nr. 34 am Bahnübergang in der heutigen Dr. Körner-StraßeDas Bahnwächter-Ehepaar Franz und Therese Brandmeier im Jahre 1902 vor ihrem Dienst- und Wohnsitz, dem Bahnwächterhäuschen Nr. 34 am Bahnübergang in der heutigen Dr. Körner-Straße

Zum Zeitpunkt des Bahnbaus, also Ende der 1860er Jahre war dieser neu geschaffene Weg noch recht weit außerhalb des bebauten Gebiets gelegen. Dies hatte sich Anfang des 20. Jahrhunderts bereits geändert und die Oberhoferstraße war bis zur Kreuzung mit der Franz Josef-Straße bereits (linksseitig) bebaut. 1908 dürfte der Direktor der Landeswinzerschule in Mistelbach, Johann Kargl, der selbst eine größere Landwirtschaft nebenbei betrieb, sich hier im Kreuzungsbereich Oberhoferstraße und Dr. Körner-Straße niedergelassen haben. Etwas zurückversetzt von der Oberhoferstraße erbaute er eine kleine Villa samt einigen Gebäuden für seinen landwirtschaftlichen Betrieb.1 Die Kargl-Villa – die nicht mit dem ebenfalls im Besitz des Winzerschuldirektors stehenden und später ebenso bezeichneten Haus Winzerschulgasse Nr. 20 zu verwechseln ist – war also abgesehen vom Bahnwächterhäuschen das erste Gebäude das entlang dieses Straßenzug errichtet wurde und dessen weitläufiges Grundstück einen erheblichen Teil der linken Straßenseite einnahm. Anfang der 1920er Jahre ging das Anwesen dann schließlich in den Besitz des zugezogenen vormaligen Gutspächters Ökonomierat Rudolf Krehlik über, dessen Familie bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs hier lebte und später stand es viele Jahre im Besitz der Landwirtsfamilie Lehner.

Das nächste in der Dr. Körner-Straße errichtete Bauwerk, das bis heute maßgeblich ihr Erscheinungsbild prägt, war der im Mai 1946 eröffnete Friedhof für die gefallenen Soldaten der Roten Armee.2 Nach den im April bzw. Mai des Jahres 1945 im Weinviertel tobenden letzten Gefechten im Zweiten Weltkrieg wurden die getöteten Sowjetsoldaten entweder an ihrem Sterbeort begraben oder an prominenter Stelle – meist in den Ortszentren unter einem mehr oder minder improvisierten Denkmal – bestattet. Auch am Südende des Mistelbacher Hauptplatzes waren unmittelbar nach den Kämpfen viele Sowjetsoldaten begraben worden. Im Einvernehmen mit der Besatzungsmacht sollten die gefallenen Krieger exhumiert und gesammelt an einem Ort bestattet werden und hierfür wurde seitens der Stadtgemeinde der am Ortsrand gelegene Soldatenfriedhof geschaffen. In den folgenden Jahren wurden die Toten aus Mistelbach bzw. der Umgebung exhumiert und hier bestattet, sodass letztlich mehr als 900 russische Soldaten hier ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.

In der Nachkriegszeit herrschte große Wohnungsnot und daher gab es in den 1950er Jahre regen Siedlungsbau, den der Mistelbacher Gemeinderat unter anderem durch seinen im Jahre 1957 gefassten Beschluss betreffend die Parzellierung der bislang unverbauten rechte Seite der heutigen Dr. Körner-Straße unterstützte.3 In den folgenden Jahren entstand eine für die damalige Zeit typische Doppelhaussiedlung und am 14. Oktober 1958 beschloss der Mistelbacher Gemeinderat die dort befindliche Straße nach dem im Jahr zuvor verstorbenen Bundespräsidenten Dr. h.c. Theodor Körner (1873-1957) zu benennen.4 Körner war einst General in der k. u. k. Armee und hatte sich in der Zwischenkriegszeit den Sozialdemokraten angeschlossen, vertrat diese im Bundesrat und war Berater beim Aufbau des republikanischen Schutzbundes – der Wehrformation der Sozialdemokraten. Von 1945 bis 1951 war er Bürgermeister der Stadt Wien und nach dem Tod von Dr. Karl Renner wurde Körner 1951 der erste durch das Volk gewählte Bundespräsident – ein Amt das er bis zu seinem Tode ausüben sollte. Bundespräsident Körner war im Juni 1954 Ehrengast bei den Feierlichkeiten anlässlich „80 Jahre Stadterhebung“ und im Rahmen eines Festakts wurde er damals zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.5 Wie übrigens der Beitrag Ergebnisse der Bundespräsidentenwahlen in Mistelbach zeigt konnte sich Körner bei der Wahl 1951 von allen damals selbständigen und heute zur Großgemeinde Mistelbach gehörenden Katastralgemeinden lediglich in Lanzendorf im ersten Wahlgang mit relativer und im zweiten Wahlgang mit absoluter Mehrheit als Sieger durchsetzen.

Im Rahmen der Feierlichkeiten zu 80 Jahre Stadterhebung im Jahr 1954 konnte Bürgermeister Franz Bayer (Bildmitte) Bundespräsident Körner (l.) und Landeshauptmann Steinböck (r.) als Ehrengäste begrüßen.Im Rahmen der Feierlichkeiten zu „80 Jahre Stadterhebung“ im Jahr 1954 konnte Bürgermeister Franz Bayer (Bildmitte) Bundespräsident Körner (l.) und Landeshauptmann Steinböck (r.) als Ehrengäste begrüßen.

Im Rahmen einer Festsitzung des Gemeinderats im (Kino)Saal des Gasthauses "Zur goldenen Krone" wurde Bundespräsident Körner die Ehrenbürgerwürde verliehen. Auf diesem Foto ist die Übergabe dersEhrenbürgerdekrets an Körner (Bildmitte) durch Bürgermeister Bayer (links) festgehalten. Rechts im Vordergrund: Bezirkshauptmann Dr. Karl Mattes, der so wie auch Landeshauptmann Steinböck an diesem Tag zum Ehrenbürger ernannt wurde.Im Rahmen einer Festsitzung des Gemeinderats im (Kino)Saal des Gasthauses „Zur goldenen Krone“ wurde Bundespräsident Körner die Ehrenbürgerwürde verliehen. Auf diesem Foto ist die Übergabe des Ehrenbürgerdekrets an Körner (Bildmitte) durch Bürgermeister Bayer (links) festgehalten. Rechts im Vordergrund: Bezirkshauptmann Dr. Karl Mattes, der so wie auch Landeshauptmann Steinböck an diesem Tag ebenfalls zum Ehrenbürger ernannt wurde.

Auf der linken Straßenseite der Dr. Körner-Straße befanden sich bis zur Jahrtausendwende lediglich die ehemalige Kargl/Krehlik-Villa und der sowjetische Friedhof. Erst danach haben sich die Freiflächen auf dieser Straßenseite durch ein Einfamilienhaus, eine Wohnhausanlage sowie den 2019 eröffneten Generationenspielplatz sukzessive reduziert. Angelehnt an das Beispiel der Dr. Körner-Straße beschloss der Mistelbacher Gemeinderat im Jahre 2009 als das an diesen Straßenzug angrenzende, südlich gelegene Areal als Siedlungsgebiet aufgeschlossen wurde, die dort zu errichtenden Straßen nach weiteren Ehrenbürgern der Stadt Mistelbach zu benennen.6

Wo befindet sich die Dr. Körner-Straße?

 

Bildnachweis:
-) Bahnwächterhäuschen Nr. 34: Leopold Forstner – Illustrirtes Wiener Extrablatt, 19. Februar 1902 (Nr. 49), S. 5 (ONB: ANNO)
-) Bundespräsident Körner in Mistelbach: Göstl-Archiv

Quellen:

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Haydngasse

Der Vorläufer dieser Straße als einfacher Verbindungsweg von der Mitschastraße zur Liechtensteinstraße dürfte wohl erst Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden sein, wahrscheinlich zur Zeit der Mistelregulierung. Schließlich setzte die Entstehung dieses Weges das Vorhandensein einer Brücke über die Mistel voraus, und erst im Zuge der in den Jahren 1912-1915 erfolgten Mistelregulierung dürfte eine solche errichtet worden sein. Dafür, dass es bereits zuvor, also im 19. Jahrhundert hier eine Brücke bzw. überhaupt einen hier verlaufenden Weg gegeben hätte, konnten keinerlei Indizien gefunden werden.

Mit Beschluss des Mistelbacher Gemeinderates vom 30. April 1932 wurde diese Verbindungsstraße nach dem österreichischen Komponisten Joseph Haydn (1732-1809) benannt, dessen Geburtstag sich wenige Wochen zuvor zum zweihundertsten Mal jährte.1 Interessanterweise lautete der Beschluss im Wortlaut: „Den Straßenzug von der Mitschastraße bis zur Mistelbrücke und von dort zur Liechtensteinstraße Haydngasse zu benennen.“ Das ist insofern verwunderlich, als der Abschnitt zwischen (überdeckter) Mistel und Liechtensteinstraße eigentlich seit jeher als Teil der Zayagasse gilt. Der Beschluss für die Namensgebung der Zayagasse, die im Zuge der Aufschließung von Baugründen neben der ehemaligen Flüchtlingsstation im Jahre 1925 entstand, bezeichnete als Zayagasse lediglich den entlang der Mistel verlaufenden Straßenzug.2 Einen offiziellen Beschluss zu einer Namensänderung betreffend des gegenständlichen Abschnitts der Haydngasse dürfte es nicht gegeben haben, sondern in Unkenntnis der tatsächlichen Beschlüsse dürfte der Name Zayagasse schlicht auf diesen Straßenabschnitt erstreckt worden sein.3

Der Zeitpunkt der Benennung steht zweifellos mit dem Bau der Doppelhäuser Haydngasse Nr. 4/6 und 8/10 in Zusammenhang schließlich brauchten diese Häuser in der zuvor unverbauten und namenlosen Straße eine Adresse. Auf der linken Seite (theoretisch ungerade Hausnummern) verlief die Straße zum Zeitpunkt der Entstehung auf ihrer gesamten Länge entlang dem Gärtnereibetrieb Nowak und daran hat sich bis heute auch nichts geändert, abgesehen von der Tatsache, dass die Gärtnerei nunmehr seit vielen Jahrzehnten von der Familie Öhler geführt wird. Die rechte Seite der Haydngasse ist wiederum maßgeblich durch die seit 1937 hier bestehende und an die erwähnten Wohnhäuser anschließende Kaserne des österreichischen Bundesheeres geprägt.

Auf dieser Luftbildaufnahme aus der Zeit Mitte der 1930er Jahre (ca. 1932-1936) ist die Haydngasse gemäß dem Gemeinderatsbeschluss aus dem Jahr 1932 farblich eingezeichnet: Gelb der heute noch als Haydngasse bezeichnete Teil - von der Mitschastraße bis zur Einmündung in die Zayagasse und grün der gemäß diesem Beschluss auch zur Haydngasse gehörige Teil, der allerdings seit jeher als Verlängerung der Zayagasse angesehen wurde. Der links von der Mitschastraße gelegene Teil der Haydngasse entstand erst Jahrzehnte später.Auf dieser Luftbildaufnahme aus der Zeit Mitte der 1930er Jahre (ca. 1932-1936) ist die Haydngasse gemäß dem Gemeinderatsbeschluss aus dem Jahr 1932 farblich eingezeichnet: Gelb der heute noch als Haydngasse bezeichnete Teil – von der Mitschastraße bis zur Einmündung in die Zayagasse und grün der gemäß diesem Beschluss auch zur Haydngasse gehörige Teil, der allerdings seit jeher als Verlängerung der Zayagasse angesehen wurde. Der links von der Mitschastraße gelegene Teil der Haydngasse entstand erst Jahrzehnte später.

Die Erzherzog Carl-Kaserne (seit 1967: Bolfras-Kaserne) in der Haydngasse. Das Kürzel N.D. für Niederdonau weist zwar auf die NS-Zeit hin, das für die Ansichtskarte verwendete Foto dürfte jedoch noch aus der Zeit vor dem sogenannten "Anschluss" stammen, da auf dem Kasernengebäude der "Doppeladler mit Heiligenschein" - das Wappen Österreichs von 1934-1938 - erkennbar ist.Die Erzherzog Carl-Kaserne (seit 1967: Bolfras-Kaserne) in der Haydngasse. Das Kürzel N.D. für Niederdonau weist zwar auf die NS-Zeit hin, das für die Ansichtskarte verwendete Foto dürfte jedoch noch aus der Zeit vor dem sogenannten „Anschluss“ stammen, da auf dem Kasernengebäude der „Doppeladler mit Heiligenschein“ – das Wappen Österreichs von 1934-1938 – erkennbar ist.

Viele Jahre später, vermutlich in den 1970er Jahren wurde die Bezeichnung „Haydngasse“ auch auf den jenseits der Mitschastraße entstandenen Straßenzug erstreckt, der zum Teil dem Verlauf der Lokalbahnstrecke folgend bis zur Kreuzung mit der Gartengasse reicht.

Wo befindet sich die Haydngasse?

 

Bildnachweis:
-) Ansicht 1930er Jahre: Ausschnitt aus einer Ansichtskarte aus der Sammlung von Herrn Gerhard Lichtl, digitalisiert von Otmar Biringer
-) Ansichtskarte Kaserne: Göstl-Archiv

Quellen:

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Ergebnis der Volksabstimmung Kernkraftwerk Zwentendorf

Am 5. November 1978 fand in Österreich die „Volksabstimmung über die friedliche Nutzung der Kernenergie“ statt, bekanntermaßen jedoch erst nach der Fertigstellung des Kernkraftwerks Zwentendorf – dem ersten von mehreren geplanten Kraftwerken. Bei dieser Abstimmung ging es jedoch nicht nur um die Nutzung von Kernenergie, sondern die Abstimmung war zum (Partei-)Politikum geworden, als der damals mit absoluter Mehrheit regierende sozialistische Bundeskanzler Kreisky in Verkennung der Stimmung in der Bevölkerung sein politisches Schicksal mit dem positiven Ausgang dieser Abstimmung verknüpft hatte. Die ÖVP, die dieser Form der Energiegewinnung grundsätzlich sehr wohlwollend gegenüberstand, vollzog, nachdem während ihrer Alleinregierung in den 1960er Jahren das österreichische Atomprogramm und der Bau des Kraftwerks beschlossen worden waren, eine programmatische Kehrtwende mit dem Ziel die sich bietende Chance Kreisky loszuwerden zu nutzen. Eine im Gesamtergebnis knappe Mehrheit von 50,5% stimmte schließlich gegen die Inbetriebnahme des Kernkraftwerks Zwentendorf, doch aufgrund des engen Ergebnisses wollte Kreisky von dem für den Fall einer Niederlage angekündigten Rücktritt nun nichts mehr wissen und blieb weitere Jahre im Amt. Das Kernkraftwerk wurde noch über viele Jahre in konservierendem Betrieb geführt, um im Falle einer Änderung der (politischen) Stimmungslage doch noch eine Inbetriebnahme zu ermöglichen, aber dazu kam es nicht und Zwentendorf gilt heute nicht nur in Österreich, sondern weltweit als Kuriosum der Nukleargeschichte und einziges Kernkraftwerk der Welt, dass nie auch nur ein Watt an Strom erzeugte.

Bei dieser ersten Volksabstimmung in der Geschichte der Zweiten Republik – übrigens dem einzigen in der österreichischen Bundesverfassung vorgesehenen direktdemokratischen Instrument, dessen Ergebnis im Gegensatz zu Volksbefragung und -begehren bindende Wirkung entfaltet – waren in der Großgemeinde Mistelbach 7000 Personen stimmberechtigt und von diesen haben 4749 (Wahlbeteiligung: 67,8%) ihr Stimmrecht ausgeübt. Die 4532 gültig abgegebenen Stimmen verteilten sich wie folgt:

JA-Stimmen: 2263 (49,93%)

NEIN-Stimmen: 2269 (50,07%)

Das Ergebnis in Mistelbach war somit noch knapper als das bundesweite Votum und die Nein-Stimmen obsiegten hier mit einem hauchdünnen Vorsprung von lediglich sechs Stimmen. Interessant ist, dass Mistelbach, das ansonsten bei Landtags- bzw. Bundeswahlen verlässlich ein Spiegelbild des Ergebnisses des schwarzen Kernlands Niederösterreich abgibt, bei dieser Abstimmung vom Landestrend abwich. Niederösterreichweit stimmte eine Mehrheit von 50,8% für „JA“ und damit gegen die (geänderte) ÖVP-Parteilinie.

Quelle:
-) Mitteilungen der Stadtgemeinde Mistelbach, Folge 208 (Dezember 1978), S. 7

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Hofrat Thurner-Promenade

Mit Beschluss des Mistelbacher Gemeinderats vom 7. März 2001 erhielt die bis dahin namenlose, entlang der Mistel verlaufende Verlängerung der „Grünen Straße“ zwischen Michael Hofer-Zeile und Industrieparkstraße den Namen „Walter Thurner-Promenade“. Tatsächlich findet sich auf den Straßenschildern jedoch die Bezeichnung „Hofrat Thurner-Promenade“ und daher wird dieser Weg – der Macht des Faktischen folgend – auch auf diesem Blog so bezeichnet. Hofrat Dipl.-Ing. Walter Thurner war bei der niederösterreichischen Landesregierung im Bereich Wasserbau tätig und unter maßgeblicher Mitwirkung des gebürtigen Mistelbachers erfolgte in den Jahren 1973-1982 die Regulierung und Überdeckung des Mistelbachs im Stadtgebiet. Das unansehnliche, triste Gerinne der Mistel war damit aus dem Stadtbild verschwunden und in weiterer Folge konnte mit der „Grünen Straße“, eine sich durch die ganze Stadt ziehende Nord-Süd-Achse für Fußgänger, Radfahrer und Erholungssuchende geschaffen werden. Den Weg, der die Mistel vom Ende ihrer Eindeckung bis zur Einmündung in die Zaya begleitet, benannte man eingedenk seiner großen Verdienste um dieses Jahrhundertprojekt nach Hofrat Thurner.

Wo befindet sich die Hofrat Thurner-Promenade?

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Gemeindevertretung Kettlasbrunn (1850-1971)

Dieser Beitrag ist der Versuch der Rekonstruktion der Gemeindevertretungen unter Berücksichtigung der Wahlperioden und Einbeziehung der überlieferten Ergebnisse der Gemeindewahlen während der Zeit der Existenz der selbstständigen Gemeinde Kettlasbrunn im Zeitraum 1850 bis 1971. Zwecks Begriffserläuterung bzw. Darstellung der Entwicklung der gewählten Organe der Gemeindevertretung im Laufe der Zeit und des damit verbundenen Wahlrechts wird ein gesonderter Beitrag auf diesem Blog erscheinen.

1850-18611
Bürgermeister: Michael Kruder, Halblehner
Gemeinderäte: A. Dietrich, Ganzlehner; J. Bayer, Hofstätter
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: G. Besau, Halblehner; R. Kruder, Halblehner; J. Fichtl, Halblehner; M. Roland, Halblehner; L. Feßl, Ganzlehner; Peter Schöfbeck, Kleinhäusler; J. Biwald, Halblehner; J. Flaskal, Pfarrer; J. Kruder, Halblehner

Da die 1850 gewählten Mitglieder des Gemeindeausschusses, und auch der Bürgermeister, ihre Ämter nur aus triftigen Gründen zurücklegen durften, scheint es wahrscheinlich, dass Bürgermeister Kruder sein Amt bis zu den nächsten Wahlen im Jahre 1861 innehatte.

1861-18642
Bürgermeister: Josef Peyer
1. Gemeinderat: Mathias Stettner,
2. Gemeinderat: Josef Besau
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Christian Stoiber, Dominik Bachmayer, Anton Hugl, Franz Piringer, Vincenz Haidinger, Franz Krieghofer, Sebastian Wiesinger, Ferdinand Preyer, Peter Schöfbeck

1864-18673
Bürgermeister: Dominik Bachmayer, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Franz Piringer, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Sebastian Wiesinger, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 12 gewählten Mitgliedern (jeweils vier Personen aus drei Wahlkörpern), sowie dem gemäß § 17 der niederösterreichischen Gemeindeordnung zum Eintritt in denselben ohne Wahl berechtigten Johann Fürst von und zu Liechtenstein. Fürst Liechtenstein übte dieses Recht durch einen Vertreter – einen Beamten der fürstlichen Gutsverwaltung – aus.

1867-18704
Bürgermeister: Dominik Bachmayer, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Franz Piringer, Wirtschaftsbesitzer;
2. Gemeinderat: Sebastian Wiesinger, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 12 gewählten Mitgliedern (jeweils vier Personen aus drei Wahlkörpern), sowie dem gemäß § 17 der niederösterreichischen Gemeindeordnung zum Eintritt in denselben ohne Wahl berechtigten Johann Fürst von und zu Liechtenstein. Fürst Liechtenstein übte dieses Recht durch einen Vertreter – einen Beamten der fürstlichen Gutsverwaltung – aus.

1870-18735
Bürgermeister: Dominik Bachmayer, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Leopold Fichtl, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Anton Hugl, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 12 gewählten Mitgliedern (jeweils vier Personen aus drei Wahlkörpern), sowie dem gemäß § 17 der niederösterreichischen Gemeindeordnung zum Eintritt in denselben ohne Wahl berechtigten Johann Fürst von und zu Liechtenstein. Fürst Liechtenstein übte dieses Recht durch einen Vertreter – einen Beamten der fürstlichen Gutsverwaltung – aus.

1873-18766
Bürgermeister: Josef Schwarzmann, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Leopold Besau, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Mathias Biwald, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 12 gewählten Mitgliedern (jeweils vier Personen aus drei Wahlkörpern), sowie dem gemäß § 17 der niederösterreichischen Gemeindeordnung zum Eintritt in denselben ohne Wahl berechtigten Johann Fürst von und zu Liechtenstein. Fürst Liechtenstein übte dieses Recht durch einen Vertreter – einen Beamten der fürstlichen Gutsverwaltung – aus.

1876-18797
Bürgermeister: Josef Schwarzmann, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Leopold Fichtl, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Ignaz Rath, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 12 gewählten Mitgliedern (jeweils vier Personen aus drei Wahlkörpern), sowie dem gemäß § 17 der niederösterreichischen Gemeindeordnung zum Eintritt in denselben ohne Wahl berechtigten Johann Fürst von und zu Liechtenstein. Fürst Liechtenstein übte dieses Recht durch einen Vertreter – einen Beamten der fürstlichen Gutsverwaltung – aus.

1879-18838
Bürgermeister: Ignaz Rath, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Dominik Bachmayer, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Philipp Kruder, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 12 gewählten Mitgliedern (jeweils vier Personen aus drei Wahlkörpern), sowie dem gemäß § 17 der niederösterreichischen Gemeindeordnung zum Eintritt in denselben ohne Wahl berechtigten Johann Fürst von und zu Liechtenstein. Fürst Liechtenstein übte dieses Recht durch einen Vertreter – einen Beamten der fürstlichen Gutsverwaltung – aus.

1883-18859
Bürgermeister: Dominik Bachmayer (unklar ob sen. oder jun.), Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Ignaz Wiesinger, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Sebastian Kruder, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 12 gewählten Mitgliedern (jeweils vier Personen aus drei Wahlkörpern), sowie dem gemäß § 17 der niederösterreichischen Gemeindeordnung zum Eintritt in denselben ohne Wahl berechtigten Johann Fürst von und zu Liechtenstein. Fürst Liechtenstein übte dieses Recht durch einen Vertreter – einen Beamten der fürstlichen Gutsverwaltung – aus.

1885-188810
Bürgermeister: Sebastian Kruder, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Josef Eisenwagen, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Michael Grischani, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 12 gewählten Mitgliedern (jeweils vier Personen aus drei Wahlkörpern), sowie dem gemäß § 17 der niederösterreichischen Gemeindeordnung zum Eintritt in denselben ohne Wahl berechtigten Johann Fürst von und zu Liechtenstein. Fürst Liechtenstein übte dieses Recht durch einen Vertreter – einen Beamten der fürstlichen Gutsverwaltung – aus.

1888-189111
Bürgermeister: Ignaz Rath, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Josef Schwarzmann, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Philipp Kruder, Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Leopold Ebersberger, Wirtschaftsbesitzer; Sebastian Wiesinger, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Amon, Wirtschaftsbesitzer; Michael Grischani, Wirtschaftsbesitzer; Sebastian Rath, Wirtschaftsbesitzer; Johann Ebersberger, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Schmid, Wirtschaftsbesitzer; Franz Klinghofer, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 12 gewählten Mitgliedern (jeweils vier Personen aus drei Wahlkörpern), sowie dem gemäß § 17 der niederösterreichischen Gemeindeordnung zum Eintritt in denselben ohne Wahl berechtigten Johann Fürst von und zu Liechtenstein. Fürst Liechtenstein übte dieses Recht durch einen Vertreter – einen Beamten der fürstlichen Gutsverwaltung – aus.

Als Ersatzmänner wurden gewählt: Johann Biwald, Wirtschaftsbesitzer; Andreas Brehm, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Hörwein, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Hörwein, Wirtschaftsbesitzer; Franz Ebersberger, Wirtschaftsbesitzer; Josef Dietrich, Wirtschaftsbesitzer; Matthias Halzl, Wirtschaftsbesitzer

Nach dem Ableben von Josef Schwarzmann am 31. März 1890 folgte Leopold Amon als 1. Gemeinderat im Sommer 1890.12

1891-189413
Bürgermeister: Dominik Bachmayer jun., Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Sebastian Kruder, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Lorenz Hammer, Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Andreas Brehm, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Ebersberger, Wirtschaftsbesitzer; Johann Rolland, Wirtschaftsbesitzer; Josef Graf, Wirtschaftsbesitzer; Jakob Bachmayer, Wirtschaftsbesitzer; Ignaz Rath, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Hugl, Wirtschaftsbesitzer; Lorenz Biwald, Wirtschaftsbesitzer; Josef Dietrich, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 12 gewählten Mitgliedern (jeweils vier Personen aus drei Wahlkörpern), sowie dem gemäß § 17 der niederösterreichischen Gemeindeordnung zum Eintritt in denselben ohne Wahl berechtigten Johann Fürst von und zu Liechtenstein. Fürst Liechtenstein übte dieses Recht durch einen Vertreter – einen Beamten der fürstlichen Gutsverwaltung – aus.

Als Ersatzmänner wurden gewählt: Josef Stich; Johann Müller, Wirtschaftsbesitzer; Laurenz Auli, Wirtschaftsbesitzer; Josef Bachmeier, Wirtschaftsbesitzer; Franz Piringer, Wirtschaftsbesitzer; Franz Klinghofer, Wirtschaftsbesitzer;

1894-190014
Bürgermeister: Dominik Bachmayer jun., Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Franz Klinghofer, Wirtschaftsbesitzer;
2. Gemeinderat: Josef Graf, Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Sebastian Wiesinger, Wirtschaftsbesitzer; Josef Stieh (vermutlich Stich), Wirtschaftsbesitzer; Johann Rolland, Wirtschaftsbesitzer; Mathias Schwarzmann, Wirtschaftsbesitzer; Jakob Kruder, Wirtschaftsbesitzer; Josef Rolland, Wirtschaftsbesitzer; Josef Bachmayer, Wirtschaftsbesitzer; Franz Piringer, Wirtschaftsbesitzer; Franz Fichtl, Wirtschaftsbesitzer;
Der Gemeindeausschuss bestand aus 12 gewählten Mitgliedern (jeweils vier Personen aus drei Wahlkörpern), sowie dem gemäß § 17 der niederösterreichischen Gemeindeordnung zum Eintritt in denselben ohne Wahl berechtigten Johann Fürst von und zu Liechtenstein. Fürst Liechtenstein übte dieses Recht durch einen Vertreter – einen Beamten der fürstlichen Gutsverwaltung – aus.

Als Ersatzmänner wurden gewählt: Josef Püllwein, Wirtschaftsbesitzer; Georg Wimmer, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Schodl, Wirtschaftsbesitzer; Laurenz Auli, Wirtschaftsbesitzer; Ferdinand Klinghofer, Wirtschaftsbesitzer; Franz Preyer, Wirtschaftsbesitzer

1900-190615
Bürgermeister: Jakob Bachmayer, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Sebastian Rath, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Markus Schöfbeck, Wirtschaftsbesitzer
Weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Leopold Hugl, Wirtschaftsbesitzer; Ferdinand Klinghofer, Wirtschaftsbesitzer; Lorenz Auli, Wirtschaftsbesitzer; Josef Schwarzmann, Wirtschaftsbesitzer; Johann Rolland, Wirtschaftsbesitzer; Dominik Bachmayer jun., Wirtschaftsbesitzer; Andreas Premm, Kleinhäusler; Georg Wimmer, Kleinhäusler; Josef Stich
Der Gemeindeausschuss bestand aus 12 gewählten Mitgliedern (jeweils vier Personen aus drei Wahlkörpern), sowie dem gemäß § 17 der niederösterreichischen Gemeindeordnung zum Eintritt in denselben ohne Wahl berechtigten Johann Fürst von und zu Liechtenstein. Fürst Liechtenstein übte dieses Recht durch einen Vertreter – einen Beamten der fürstlichen Gutsverwaltung – aus.

1906-191216
Bürgermeister: Jakob Bachmayer, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Sebastian Rath, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Ferdinand Klinghofer, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Josef Stich, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 12 gewählten Mitgliedern (jeweils vier Personen aus drei Wahlkörpern), sowie dem gemäß § 17 der niederösterreichischen Gemeindeordnung zum Eintritt in denselben ohne Wahl berechtigten Johann Fürst von und zu Liechtenstein. Fürst Liechtenstein übte dieses Recht durch einen Vertreter – einen Beamten der fürstlichen Gutsverwaltung – aus.

1912-191917
Bürgermeister: Leopold Hugl
1. Gemeinderat: Johann Pribitzer
2. Gemeinderat: Franz Bachmayer
3. Gemeinderat: Josef Biwald
Weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Josef Diem, Anton Pausch, Thaddäus Kramer, Sebastian Rath, Alois Kruder, Karl Wimmer, Leopold Rath und Heinrich Bschließmayer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 12 gewählten Mitgliedern (jeweils vier Personen aus drei Wahlkörpern), sowie dem gemäß § 17 der niederösterreichischen Gemeindeordnung zum Eintritt in denselben ohne Wahl berechtigten Johann Fürst von und zu Liechtenstein. Fürst Liechtenstein übte dieses Recht durch einen Vertreter – einen Beamten der fürstlichen Gutsverwaltung – aus.

Bei der Wahl 1906 kandidierten zwei Parteien, auf die jeweils die Hälfte der Mandate im Gemeindeausschuss entfiel. Altbürgermeister Jakob Bachmayer und Post-Oberoffizial Hieronymus Uhl wurden zwar gewählt, nahmen ihr Mandat jedoch nicht an, sodass schließlich andere Kandidaten in den Gemeindeausschuss einzogen.

1919-192418
Zum Ergebnis der Gemeinderatswahl im Jahre 1919 in Kettlasbrunn liegen keinerlei Informationen vor. Lediglich der Gemeindevorstand dieser Periode ist gemäß den Angaben im Niederösterreichischen Amtskalender bekannt:
Bürgermeister: Josef Bachmayer, Wirtschaftsbesitzer
Vizebürgermeister: Josef Stich, Wirtschaftsbesitzer
geschäftsführende Gemeinderäte: Josef Diem, Wirtschaftsbesitzer; Johann Dietrich, Friseur
Der Gemeinderat bestand aus insgesamt 12 Mitgliedern.

Im Jänner 1922 legte Bürgermeister Bachmayer aus nicht überlieferten Gründen sein Amt zurück, allerdings wurde er in der darauffolgenden Sitzung am 9. Februar 1922 neuerlich mit 7 von 12 Stimmen zum Bürgermeister gewählt.19

1924-192920
Das Ergebnis der Gemeinderatswahl vom 30. November 1924 liegt im Detail leider nicht vor, es ist lediglich überliefert, dass mehrere christlichsoziale Wahllisten antraten. Diese Listen führten meist die Namen ihrer Spitzenkandidaten und das Ergebnis fiel wie folgt aus: „Klinghofer-Partei“ 5 Mandate, „Piringer-Partei“ 4 Mandate, eine nicht näher bezeichnete dritte Partei errang zwei Mandate und die „Gewerbepartei“ (auch „Findeispartei“ genannt) ein Mandat.

Bürgermeister: Franz Piringer
Vizebürgermeister: Josef Graf
geschäftsführende Gemeinderäte:
Josef Klinghofer, Josef Dietrich, Leopold Schodl
weiters gehörten dem Gemeinderat an: Leopold Rath, Josef Bachmayer, Franz Fichtl, Leopold Preyer, Lorenz Dollhofer, Johann Rolland, ? Findeis
Der Gemeinderat bestand aus 12 Mitgliedern.

1929-193421
Gemeinderatswahl 10. November 1929
zu vergebende Mandate: 13; Wahlberechtigte: 467; abgegebene gültige Stimmen: 328, diese verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

Einheitspartei Christlichsoziale Bauern- und Arbeiterpartei Christlichsoziale Arbeiterpartei
Stimmen Mandate Stimmen Mandate Stimmen Mandate
206 (62,8%) 8 95 (29,0%) 4 27 (8,2%) 1

Nach der konstituierenden Sitzung am 30. November 1929 setzte sich der Kettlasbrunner Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister:
Franz Piringer (Einheitsliste)
Vizebürgermeister: Josef Graf (Einheitsliste)
geschäftsführende Gemeinderäte: Josef Klinghofer (Einheitsliste), Lorenz Dollhofer (CS Bauern- und Arbeiterpartei), Leopold Schodl (Einheitsliste)
Gemeinderäte: Franz Rolland (Einheitsliste), Ferdinand Preyer (Einheitsliste), Leopold Rath (Einheitsliste), Josef Bachmayer (Einheitsliste), Franz Bachmayer (Nr. 58) (CS Bauern- und Arbeiterpartei), Josef Rabenreither (CS Bauern- und Arbeiterpartei), Franz Fichtl (CS Bauern- und Arbeiterpartei), Johann Dreiwurst (CS Arbeiterpartei)

1934-193822
Bürgermeister: Franz Piringer
Bürgermeisterstellvertreter: Josef Graf
Über die weitere Zusammensetzung des Gemeindetages liegen keine Informationen vor.

1938-1945
Nach dem sogenannten „Anschluss“ und der Auflösung des Gemeindetags durch Beschluss der von den Nationalsozialisten eingesetzten Landesregierung blieb der bisherige Bürgermeister Franz Piringer als Gemeindeverwalter weiterhin mit der Fortführung der Amtsgeschäfte betraut.23 Ab Anfang des Jahres 1939 wurde entsprechend der deutschen Gemeindeordnung folgende Gemeindeführung eingesetzt24:
Bürgermeister: Josef Graf, Landwirt, Nr. 64
Beigeordnete: Johann Schwarzmann, Landwirt, Nr. 17; Franz Fichtl, Landwirt, Nr. 182

1945-195025
Für die Zeit von Kriegsende bis Dezember 1946 ist lediglich die Spitze der Gemeindevertretung überliefert26:
Bürgermeister: Ferdinand Preyer, Zimmerermeister (ÖVP)
Vizebürgermeister: Richard Wenisch (SPÖ)

Am 14. Dezember 1946 konstituierte sich ein neuer provisorischer Gemeinderat27:
Bürgermeister: Ferdinand Preyer, Zimmerermeister (ÖVP)
Vizebürgermeister: Franz Hugl (ÖVP)
geschäftsführende Gemeinderäte: Dominik Bachmayer (SPÖ) und Leopold Müller (ÖVP), beide Bauern

Ab 1947 sind dann auch Protokolle der Gemeinderatssitzungen überliefert und zu Ende diesen Jahres stellte sich der provisorische Gemeinderat:
Bürgermeister: Ferdinand Preyer (ÖVP)
Vizebürgermeister: Franz Hugl (ÖVP)
geschäftsführende Gemeinderäte: Leopold Müller (ÖVP), Dominik Bachmayer (SPÖ)
Gemeinderäte: Franz Pausch (ÖVP), Lorenz Ebersberger (ÖVP), Georg Loibl (ÖVP), Josef Diem (ÖVP), Georg Wimmer (ÖVP), Josef Rathammer (SPÖ), Johann Dreiwurst (SPÖ),

Ab 1948 scheint dann auch Dominik Bachmayer als zweiter Vizebürgermeister auf.

Mit Beschluss vom 30. Juni 1949 ernannte die niederösterreichische Landesregierung den Landwirt Karl Fichtl als Ersatz für den ausgeschiedenen ÖVP-Mandatar Franz Pausch.
Mit Beschluss vom 8. März 1950 ernannte die niederösterreichische Landesregierung den Maurer Franz Kubina als Ersatz für den ausgeschiedenen SPÖ-Vertreter Johann Dreiwurst.

1950-195528
Gemeinderatswahl 7. Mai 1950 29
zu vergebende Mandate: 15; Wahlberechtigt: 507; abgegebene Stimmen: 476 (Wahlbeteiligung: 93,9%); ungültig: 6, gültig: 470, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

ÖVP Kleinbauern, Arbeiter und Angestellte (2. ÖVP-Liste)
SPÖ Österreichischer Wirtschaftsbund
Stimmen Mandate Stimmen Mandate Stimmen Mandate Stimmen Mandate
183 (38,9%) 6 159 (33,8%) 6 77 (16,4%) 2 51 (10,9%) 1

Nach der konstituierenden Sitzung am 11. Juni 1950 setzte sich der Kettlasbrunner Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Franz Hugl (ÖVP)
Vizebürgermeister: Josef Diem
geschäftsführende Gemeinderäte: Karl Fichtl, Karl Aigner, Johann Nußböck
Gemeinderäte: Franz Klinghofer, Georg Loibl, Franz Bachmayer, Dominik Bachmayer (SPÖ), Josef Rathammer (SPÖ), Josef Hoffmann, Anton Schmid, Karl Strasser, Ferdinand Preyer, Franz Bold

Ab September 1950 scheint in den Gemeinderatsprotokollen Karl Aigner (zumindest) kurzzeitig als zweiter Vizebürgermeister auf. Nach dem Tod von Bürgermeister Hugl am 22. Dezember 1954, wurde in der Sitzung vom 8. Jänner 1955 Josef Hoffmann zum Bürgermeister gewählt. Auf das freigewordene Gemeinderatsmandat rückt Bernhard Theil für die ÖVP nach.

1955-196030
Gemeinderatswahl 24. April 195531
zu vergebende Mandate: 15; Wahlberechtigt: 477; abgegebene Stimmen: 456 (Wahlbeteiligung: 95,6%); ungültig: 3, gültig: 453, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

ÖVP (Wirtschafts-)Liste Johann Nussböck SPÖ Volksopposition (KPÖ)
Stimmen Mandate Stimmen Mandate Stimmen Mandate Stimmen Mandate
276 (60,9%) 10 84 (18,5%) 3 68 (15,0%) 2 25 (5,5%)

Aufgrund einer Anfechtung wurde die Wahl vom 24. April für ungültig erklärt und seitens der Landesregierung wurde für den 23. Oktober 1955 eine Wahlwiederholung ausgeschrieben.32

Wiederholungswahl 23.10.195533
zu vergebende Mandate: 15; Wahlberechtigt: 477; abgegebene Stimmen: 441 (Wahlbeteiligung:  92,5%); ungültig: 5, gültig: 436, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

ÖVP (Wirtschafts-)Liste Johann Nussböck SPÖ Volksopposition (KPÖ)
Stimmen Mandate Stimmen Mandate Stimmen Mandate Stimmen Mandate
227 (52,0%) 8 128 (29,4%) 5 74 (17,0%) 2 7 (1,6%)

Die ursprüngliche konstituierende Sitzung vom 13. November 1955 wurde bei der Bezirkswahlbehörde angefochten und für ungültig erklärt. Daher fand erst am 23. Dezember 1955 die konstituierende Sitzung statt, die folgendes Ergebnis hatte:
Bürgermeister: Josef Preyer
Vizebürgermeister: Franz Bachmayer
geschäftsführende Gemeinderäte: Josef Rathammer (SPÖ), Johann Nussböck (Liste Johann Nussböck), Franz Rolland, Josef Klinghofer
Gemeinderäte: Franz Bold, Josef Kruder, Karl Preyer, Josef Diem, Bernhard Theil, Franz Kubina (SPÖ), Otto Klohna, Josef Hoffmann, Ferdinand Preyer

1960-196534
Gemeinderatswahl 10. April 1960
zu vergebende Mandate: 15; Wahlberechtigt: 451; abgegebene Stimmen: 439 (Wahlbeteiligung: 97,3%); ungültig: 0, gültig: 439, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

ÖVP Wirtschaftsliste SPÖ
Stimmen Mandate Stimmen Mandate Stimmen Mandate
200 (45,6%) 7 198 (45,1%) 7 41 (9,3%) 1

Nach der konstituierenden Sitzung vom 27. April 1960 setzte sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Josef Preyer (Wirtschaftsliste)
Vizebürgermeister: Franz Bachmayer
Gemeinderäte: Alois Kruder, Franz Rolland, Alois Schmid, Josef Kruder, Johann Schwarzmann, Josef Bachmayer, Josef Hoffmann, Eduard Bachmayer, Johann Nussböck (Wirtschaftsliste), Josef Graf, Franz Hugl, Karl Preyer, Josef Rathammer (SPÖ)

Jedenfalls ab März 1961 (für den Zeitraum Oktober 1960 bis Februar 1961 fehlen Aufzeichnungen) scheint Bürgermeister Josef Preyer in den Gemeinderatsprotokollen als suspendiert auf. Hintergrund dieser Suspendierung dürfte ein gegen den Bürgermeister laufendes strafgerichtliches Ermittlungsverfahren gewesen sein – näheres dazu weiter unten. Während der Zeit der Suspendierung führt der Vizebürgermeister Franz Bachmayer die Amtsgeschäfte, ehe der Gemeinderat mit Beschluss der Landesregierung vom 24. Juli 1961 aufgelöst wurde. Die Gründe für die Auflösung sind nicht weiter überliefert – eine selbst längerfristige Verhinderung bzw. ein Ausscheiden des Bürgermeisters hätte für sich genommen jedenfalls keinen ausreichenden Grund hierfür geliefert. Als Gemeindeverwalter wurde Leopold Stoiber von der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach eingesetzt, dem folgende Mitglieder des aufgelösten Gemeinderates als Beiräte zur Seite gestellt wurden: Ihm standen folgende Beiräte zur Seite: Franz Bachmayer, Josef Hoffmann, Josef Kruder, Johann Nußböck und Franz Rolland.35

Neuwahl des Gemeinderats am 19. November 196136
zu vergebende Mandate: 15; die 406 abgegebenen gültigen Stimmen verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

ÖVP SPÖ FPÖ
Stimmen Mandate Stimmen Mandate Stimmen Mandate
278 (68,5%) 11 93 (22,9%) 3 35 (8,6%) 1

Nach der konstituierenden Sitzung vom 26. Dezember 1961 setzte sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:

Bürgermeister: Josef Hoffmann (ÖVP)
Vizebürgermeister: Franz Bachmayer (ÖVP)
geschäftsführende Gemeinderäte: Franz Hugl (ÖVP), Josef Graf (ÖVP), Johann Huber (SPÖ), Johann Schwarzmann (ÖVP)
Gemeinderäte: Alois Kruder (ÖVP), Georg Redl (SPÖ), Josef Bachmayer (ÖVP), Alois Schmid (ÖVP), Josef Preyer (FPÖ), Lorenz Halzl (ÖVP), Franz Kubina (SPÖ), Franz Graf (ÖVP), Karl Wimmer (ÖVP)

Seitens der ÖVP hoffte man die bei der Wahl 1960 in Erscheinung getretene Zersplitterung der Partei auf zwei Listen zu überwinden und wieder geeint aufzutreten.37 Es gelang der ÖVP vor der Wahl einen Teil der Wirtschaftsliste (Liste Preyer) für eine Kandidatur bei der ÖVP zu gewinnen, allerdings sollen diese gesondert als zweite ÖVP-Liste angetreten sein.38 Die Aufteilung der Stimmen und Mandate auf die beiden ÖVP-Listen ist nicht überliefert. Altbürgermeister Josef Preyer, der wie oben geschildert mindestens ab März 1961 aufgrund laufender gerichtlicher Ermittlungen als suspendiert aufschien, wurde zwar bei der Neuwahl wieder in den Gemeinderat gewählt, allerdings blieb die Suspendierung auch nach seiner neuerlichen Wahl in den Gemeinderat aufrecht. Anfang des Jahres 1962 wurde ihm schließlich sein Mandat durch die Landesregierung bescheidmäßig aberkannt, da Preyer zu einer gerichtlichen Haftstrafe – tatsächlich handelte es sich sogar um eine Kerkerstrafe – rechtskräftig verurteilt worden war. Am 23. März 1962 rückte daher Karl Strasser als FPÖ-Mandatar in den Gemeinderat nach.

1965-197039
Gemeinderatswahl 196540
zu vergebende Mandate: 15; Wahlberechtigt: 422; abgegebene Stimmen: 401 (Wahlbeteiligung: 95,0%); ungültig: 2, gültig: 399, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

ÖVP SPÖ
Stimmen Mandate Stimmen Mandate
287 (71,9%) 11 112 (28,1%) 4

Nach der konstituierenden Sitzung vom 25. April 1965 setzte sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Josef Bachmayer (ÖVP)
Vizebürgermeister: Johann Schwarzmann (ÖVP)
Geschäftsführende Gemeinderäte: Laurenz Eisenwagen (ÖVP), Anton Kern (ÖVP), Franz Fichtl (ÖVP), Johann Huber (SPÖ)
Gemeinderäte:
Franz Bachmayer (ÖVP), Alois Schmid (ÖVP), Johann Göstl (ÖVP), Martin Schreibvogel (ÖVP), Franz Hugl (ÖVP), Lorenz Halzl (ÖVP), Georg Redl (SPÖ), Franz Kubina (SPÖ), Anton Rath (SPÖ)

Für den am 16. April 1966 verstorbenen Franz Kubina rückte Johann Rathammer als SPÖ-Vertreter nach, der in der Sitzung vom 30. Mai 1966 angelobt wurde.

Nach dem Ableben des geschäftsführenden Gemeinderats Johann Huber im Juni 1968 wurde Alois Gruber als SPÖ-Vertreter in der Sitzung vom 31. August 1968 in den Gemeinderat aufgenommen und Johann Rathammer wurde in den Gemeindevorstand gewählt.

1970-197141
Gemeinderatswahl 197042
zu vergebende Mandate: 15; Wahlberechtigt: 414; abgegebene Stimmen: 398 (Wahlbeteiligung: 96,1%); ungültig: 0, gültig: 398, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

ÖVP SPÖ
Stimmen Mandate Stimmen Mandate
245 (61,6%) 9 153 (38,4%) 6

Nach der konstituierenden Sitzung vom 4. Juli 1970 setzte sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Josef Bachmayer (ÖVP)
Vizebürgermeister: Georg Redl (SPÖ)
Geschäftsführende Gemeinderäte: Johann Schwarzmann (ÖVP), Lorenz Eisenwagen (ÖVP), Johann Göstl (ÖVP), Josef Rath (SPÖ)
Gemeinderäte:
Franz Rolland (ÖVP), Alfred Auli (ÖVP), Josef Schodl (ÖVP), Alois Schmid (ÖVP), Franz Hugl (ÖVP), Johann Rathammer (SPÖ), Alois Gruber (SPÖ), Anton Rath (SPÖ), Franz Rath (SPÖ)

Mit 1. Jänner 1972 wurde Kettlasbrunn als Katastralgemeinde Teil der Großgemeinde Mistelbach. Nähere Hintergründe dazu im Beitrag „Das Werden der Großgemeinde Mistelbach 1966-1972

Übersicht über die Bürgermeister der Gemeinde Kettlasbrunn

Eine erste Liste der Kettlasbrunner Bürgermeister erschien 1989 in der von Oberschulrat Willibald Leisser veröffentlichten Ortsgeschichte „Kettlasbrunn im Weinviertel – Ein Wallfahrtsort seit der Pestzeit“.43 Aufgrund der Rechercheergebnissen zu diesem Beitrag ergibt sich folgende Liste:

Amtszeit Bürgermeister
1850-1861 Michael Kruder (*1797, †1866)
1861-1864 Josef Preyer (*?, †?)
1864-1874 Dominik Bachmayer sen. (*1827, †1909)
1874-1879 Josef Schwarzmann (*1834, †1890)
1879-1883 Ignaz Rath (*1842, †1921)
1883-1885 Dominik Bachmayer (unklar ob sen. oder jun.)
1885-1888 Sebastian Kruder (*1836, †1922)
1888-1891 Ignaz Rath (*1842, †1921)
1891-1901 Dominik Bachmayer jun. (*1852, †1930)
1901-1913
Jakob Bachmayer (*1850, †1927)
1913-1919 Leopold Hugl (*1860, †1926)
1919-1924 Josef Bachmayer (*1884, †1936)
1924-1938 Franz Piringer (*1883, †1947), christlichsoziale Liste bzw. Einheitspartei
1938-1945 Josef Graf (*1882, †1956), NSDAP44
1945-1950
Ferdinand Preyer (*1889, †1958), ÖVP
1950-1954 Franz Hugl (*1894, †1954), ÖVP
1955 Josef Hoffmann (*1907, †1977), ÖVP
1955-1961
Josef Preyer (*1923, †1984), ÖVP, 1960-61: Wirtschaftsliste
1961 Leopold Stoiber (als Regierungskommissär (=Gemeindeverwalter) seitens der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach eingesetzt)
1961-1965 Josef Hoffmann (*1907, †1977), ÖVP
1965-1971 Josef Bachmayer (*1920, †1996), ÖVP

 

Bildnachweis:
-) Portrait Jakob Bachmayer: Scan nach einem von Philipp Hödl zur Verfügung gestellten Original „Die Bürgermeister des Bezirks Mistelbach im Jahre 1902“
-) Portrait Ferdinand Preyer: Ausschnitt Foto „Freiwillige Feuerwehr Kettlasbrunn 1955“ Topothek Mistelbach (Nutzung mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Josef Rath †)
-) Portrait Josef Preyer: Ausschnitt Foto „Musterung 1956“ Topothek Mistelbach (Nutzung mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Josef Rath †)

Quellen (und Anmerkungen):
Zu dem als Quelle sehr wichtigen Niederösterreichischen bzw. Österreichischen Amtskalender ist anzumerken, dass dieser immer bereits im Oktober/November des Vorjahres in Druck gelegt wurde – ein wesentliches Faktum bei der Verwendung dieser Quelle zwecks Rekonstruktion der Amtszeit der Gemeindevertreter.

-) Gemeinderatsprotokolle der Gemeinde Ketttlasbrunn im Archiv der Stadtgemeinde Mistelbach für den Zeitraum 1947-1971

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