Mistelbach und seine Katastralgemeinden in der „Topographie von Niederösterreich“ des Vereins für Landeskunde

Der 1864 gegründete und bis heute bestehende „Verein für Landeskunde von Niederösterreich“ begann 1871 ein Mammutprojekt, nämlich die Herausgabe einer ausführlichen Topographie Niederösterreichs. Als Vorbild dienten die bisher erschienenen Topographien (u.a. Weiskern (1769), Schweickhardt (1831-1841)), die jedoch bereits sehr veraltet und in vielen Bereichen auch fehlerhaft waren. Das angestrebte Werk, das dem Kronprinzen Rudolf gewidmet war, sollte darüber hinaus wesentlich detaillierter sein als alle Vorgänger und unter Einhaltung moderner wissenschaftlicher Standards abgefasst werden.

Die Topographie erschien in Teillieferungen, die als Hefte bezeichnet wurden und meist aus mehreren Bögen bestanden, und im Stile einer Loseblattsammlung über eine fortlaufende Seitennummerierung verfügten. Der erste Teilband (Teil 1) widmete sich dem Land Niederösterreich allgemein (Landschaft, Klima, Kultur, Wirtschaft, Bevölkerung, etc.), während die folgenden Bände (Teil 2) sämtliche Orte in alphabetischer Reihenfolge behandeln sollten. Nach Abschluss des allgemeinen, ersten Teils bzw. später jeweils immer (einen oder) mehrere Buchstaben abschließend, wurden die meist über einen Zeitraum von mehreren Jahren erschienenen Hefte zu einem Band zusammengefasst und ein entsprechendes Vorwort samt Register nachgereicht. Der Erste Weltkrieg führte 1914 zur vorläufigen Einstellung des Projekts, das nach dem Krieg fortgeführt werden sollte. Doch die Papierknappheit nach dem verlorenen Weltkrieg, finanzielle Engpässe und die Tatsache, dass es nach dem Krieg weniger Beamte gab, die sich während ihrer Dienstzeit diesem Projekt widmen konnten, waren die Gründe, die die oft angekündigte Wiederaufnahme der Publikation immer wieder vereitelten. Schließlich konnte im Jahr 1927 beim Buchstaben P dort fortgesetzt werden, wo man dreizehn Jahre zuvor geendet hatte, allerdings folgten nur wenige weitere Hefte und das Erscheinen wurde in Band 8 inmitten des Beitrags zu St. Peter in der Au eingestellt.

Die redaktionelle Leitung der Topographie lag im Laufe des Erscheinens bei folgenden Personen:
1871-1887 Moritz Alois Ritter von Becker
1887-1894 Franz Schnürer
1894-1897 Anton Mayer
1897-1901 Dr. Albert Starzer
1901-1927 Dr. Max Vancsa

Von den Genannten bzw. ihrem jeweiligen Redaktionsteam stammt der Großteil der Artikel in der Topographie, aber auch viele externe Autoren, oftmals Geistliche und Lehrer, stellten Beiträge zur Verfügung.

Immer wieder gab es die Idee das Werk zu vervollständigen, und schließlich wurde Ende der 1980er Jahre tatsächlich der Versuch gewagt die Topographie unter dem Titel „Historisch-topographisches Lexikon von Niederösterreich“ wiederzubeleben. Beginnend mit dem Buchstaben P, bei dem die Topographie 1927 abrupt endete, sollte die Reihe fortgesetzt werden und die bereits erschienen Beiträge des achten Bandes wurden um aktuelle Daten und Ereignisse ergänzt und neu veröffentlicht. Doch schon nach der ersten Teillieferung (Paasdorf-Pframa) endete dieser Fortsetzungsversuch.

Über Mistelbach findet sich ein ausführlicher, gut recherchierter, knapp 60 Seiten umfassender Artikel, verfasst vom Barnabitenpater Don Clemens Cžácha. Cžácha war von 1897 bis 1900 in Mistelbach als Kaplan tätig und lieferte mit diesem Beitrag nach Fitzka die zweite detaillierte Aufarbeitung der Geschichte Mistelbachs.

Der Beitrag zu Mistelbach ist als pdf-Dokument auf mi-history.at online und kann über diesen Link abgerufen werden:
Don Clemens Cžácha: Art. Mistelbach in: Band VI, Heft 9-11 (1906), S. 609-666
(Download: rechter Mausklick auf den Link und „Ziel speichern unter …“ auswählen oder nach dem Öffnen des Links rechts oben auf das Downloadsymbol klicken)

Die gesamte Topographie des Vereins für Landeskunde ist in den Online-Beständen des Niederösterreichischen Landesarchivs (unter Nachschlagewerke) verfügbar. Nachfolgend die direkten Links zu den Beiträgen zu Mistelbach und seinen Katastralgemeinden, unter Angabe des Autors und der Teillieferung mit der der jeweilige Beitrag erschien:

Moritz Alois Ritter von Becker: Art. Ebendorf in: Band II, Heft 10 (1883), S. 398-400 (Online NÖ Landesarchiv)
Moritz Alois Ritter von Becker: Art. Eibesthal in: Band II, Heft 14 u. 15 (1885), S. 517-521 (Online NÖ Landesarchiv)
Moritz Alois Ritter von Becker: Art. Frättingsdorf in: Band III, Heft 2 u. 3 (1888), S. 164-165 (Online NÖ Landesarchiv)
Dr. Albert Starzer/ Gustav Schimmer: Art. Hörersdorf in: Band IV, Heft 4- 6 (1896) S. 314 (Online NÖ Landesarchiv)
Dr. Albert Starzer/ Gustav Schimmer: Art. Hüttendorf in: Band IV, Heft 7-9 (1897), S. 438 (Online NÖ Landesarchiv)
Dr. Albert Starzer: Art. Kettlasbrunn in: Band V, Heft 1-3 (1898), S. 86-87
(Online NÖ Landesarchiv)
Dr. Albert Starzer: Art. Lanzendorf in: Band V, Heft 10-12 (1901), S. 669-670
(Online NÖ Landesarchiv)
Don Clemens Czacha: Art. Mistelbach in: Band VI, Heft 9-11 (1906), S. 609-666
(Online NÖ Landesarchiv)
Dr. Franz Heilsberg: Art. Paasdorf in: Band VIII, Heft 1 u. 2 (1914), S. 1-4
(Online NÖ Landesarchiv)

Da die Topographie 1927 inmitten des 8. Bandes (Buchstabe P) eingestellt wurde, existiert zur Katastralgemeinde Siebenhirten kein Beitrag.

 

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