Mühlweg (Siebenhirten)

Die älteste schriftliche Erwähnung dieses Weges findet sich laut dem umfangreichen Werk von Prälat Stubenvoll zur Geschichte Siebenhirtens auf einem Flurplan aus dem Jahr 1727 der ihn als „Schönmühlweg“ bezeichnet, um 1787 scheint er dann auch als „Millweg“ (“Mill” → Mühl) auf.1 Damit wird auch die Bedeutung dieses Weges, der zu den nächstgelegenen Getreidemühlen entlang der Zaya im Bereich Asparn und Hüttendorf führte, klar. Nachdem die Mühlen dort schon lange vor der ersten Erwähnung dieses Wegnamens bestanden und eine verkehrstechnische Anbindung an Getreidemühlen von großer Bedeutung war, kann zweifellos davon ausgegangen werden, dass der Weg unter diesem Namen bereits lange zuvor bestand. Bei der in einer Namensvariante erwähnten Schönmühle handelt es sich um den zwischen Hüttendorf und Asparn/Zaya gelegenen und heute als Lindenhof bekannten Gutshof, der über Jahrhunderte eine Getreidemühle war und noch heute als eines der am vollständigsten erhaltenen Mühlenensembles in diesem Abschnitt der Zaya gilt. Die Schönmühle stand bereits auf dem Gemeindegebiet von Asparn und befand sich (wie auch zahlreiche andere Mühlen flußauf- und abwärts) lange Zeit im Besitz der Familie Breuner – der Asparner Herrschaft.2 Diese verfügte in Siebenhirten zwar nur über sehr wenig Grundbesitz bzw. Untertanen, hatte aber dennoch das Landgericht und die Dorfobrigkeit für den Ort inne. Dieser Einfluss mag neben der räumlichen Nähe auch dazu beitragen haben, dass die an der Zaya gelegenen Mühlen der Herrschaft Asparn bevorzugtes Ziel der Getreidelieferungen der Siebenhirtner Bauern waren und sich so diese Bezeichnung etablierte. Der Mühlweg teilte sich außerhalb des Siebenhirtner Ortsgebiets in einen linken Zweig der über die Hohlwegkellergasse nach Hüttendorf führte und in einen rechten Zweig der zwischen Schön- und Entenfellnermühle in die Straße zwischen Hüttendorf und Asparn einmündete. Obwohl es auch direkt in Hüttendorf eine Mühle gegeben hat, dürfte wohl der letztgenannte Zweig der eigentliche und für die Namensgebung maßgebliche “Mühlweg” gewesen sein.

Auf obigem Ausschnitt aus der Josephinischen Landesaufnahme (der Niederösterreich-Teil entstand 1773-1881) ist der in seiner Nord-Süd-Ausrichtung relativ gerade  verlaufende Verbindungsweg zwischen Siebenhirten und Hüttendorf in der Bildmitte erkennbar. Etwas dünner eingezeichnet, die Abzweigung, die zur Schön-Mühle führte (aus Sicht des Betrachters links daneben). Unter Anwendung einer höheren Zoomstufe ist erkennbar, dass entlang des Weges gleich außerhalb von Siebenhirten einige als (Wein)Keller zu deutende Gebäude verzeichnet sind. Dies ist insofern bemerkenswert als es sich um eine kleine Kellergasse gehandelt haben dürfte, von der heute keine Spur mehr besteht.

Die Bedeutsamkeit dieses Weges ist auch durch die Tatsache belegt, dass an dessen Kreuzung mit der 1870 eröffneten Staatsbahnstrecke ein Bahnwächterhaus (Nr. 36) samt einem beschrankten und für die Überfuhr mit Wagen tauglichen Bahnübergang errichtet wurde. Der ehemalige Mühlweg verlor später seine Bedeutung und dürfte der Kommassierung ab Mitte des 20. Jahrhunderts zum Opfer gefallen sein, denn heute besteht der Weg nicht mehr. Auch der Bahnübergang wurde stillgelegt und stattdessen etwas weiter nördlich beim Metzenweg eine sichere Bahnunterführung geschaffen. Im Zuge der Einführung von Straßennamen als Adressbezeichnung in der Katastralgemeinde Siebenhirten beschloss der Mistelbacher Gemeinderat am 7. März 2001 dieser nunmehr lediglich bis zur Bahnstrecke reichenden Gasse auch offiziell den überlieferten Namen „Mühlweg“ zu geben.3

Wo befindet sich der Mühlweg?

 

Quellen:

  1. Stubenvoll, Franz: Siebenhirten bei Mistelbach – Eine Geschichte des Ortes, seiner Herrschaften und Pfarre (1986), Band I, S. 105
  2. Esser, Gerold/Stadler, Gerhard A.: Mühlen an der Zaya (2017)S. 182
  3. Mistelbacher Gemeindezeitung, Nr. 2/2001, S. 16
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