Hubertusweg

Diese Gasse erhielt ihren Namen durch Beschluss des Gemeinderates vom 14.12.1981. Bei der Benennung der Verkehrsflächen in der „Gartensiedlung I“ wurden Namen mit Bezug zum Jagdwesen gewählt.

Wo befindet sich der Hubertusweg?

Quellen:
-) Leithner, Johann: „Über unsere Straßennamen und deren Bedeutung“ In: Exl, Mag. Engelbert: 125 Jahre Stadt Mistelbach – Ein Lesebuch (1999), S. 244

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Fuchsengasse

Diese Gasse erhielt ihren Namen durch Beschluss des Gemeinderates vom 14.12.1981. Bei der Benennung der Verkehrsflächen in der „Gartensiedlung I“ wurden Namen mit Bezug zum Jagdwesen gewählt.

Wo befindet sich die Fuchsengasse?

Quellen:
-) Leithner, Johann: „Über unsere Straßennamen und deren Bedeutung“ In: Exl, Mag. Engelbert: 125 Jahre Stadt Mistelbach – Ein Lesebuch (1999), S. 240

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Rebhuhngasse

Diese Gasse erhielt ihren Namen durch Beschluss des Gemeinderates vom 14.12.1981. Bei der Benennung der Verkehrsflächen in der „Gartensiedlung I“ wurden Namen mit Bezug zum Jagdwesen gewählt.

Wo befindet sich die Rebhuhngasse?

Quellen:
-) Leithner, Johann: „Über unsere Straßennamen und deren Bedeutung“ In: Exl, Mag. Engelbert: 125 Jahre Stadt Mistelbach – Ein Lesebuch (1999), S. 253

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Czacha, Clemens

Don Clemens Cžácha

Don Clemens Cžácha* 18.8.1869, Lichtberg bei Natternbach (Oberösterreich)1
† 24.5.1917, ebendort2

Der spätere Ordensgeistliche Don Clemens wurde 1869 als Johann Ludwig Cžácha in die Familie des Müllermeisters Johann Martin Cžácha und dessen Gattin Maria, geb. Péšta, in Lichtberg geboren. Seit jeher gehörte sein Geburtsort, die aus wenigen Gebäuden bestehende Rotte Lichtberg, zur Pfarre Natternbach, war jedoch trotz der räumlichen Nähe zu diesem Ort (unfreiwillig) von Ende des 18. Jahrhunderts bis 1938 Teil der Gemeinde Neukirchen am Walde. Die Familie Cžácha3 (auch Czácha, Cácha bzw. Čacha geschrieben) erbaute um 1860 das Haus Lichtberg Nr. 4, die am Natternbach gelegene Cžácha-Mühle.4 Seine Eltern stammten aus Südböhmen und waren tschechischer Nationalität, wie auch die Angabe seiner Muttersprache mit Tschechisch auf Cžáchas Nationale im Archiv der Universität Wien nahe legt.

Er besuchte die Unterstufe des bischöflichen Gymnasiums auf dem Freinberg (das heutige Aloisium) in Linz und war wahrscheinlich Zögling im dortigen Knabenseminar. Später wechselte Cžácha an das k.k. Staatsgymnasium in Linz, wo er die Reifeprüfung ablegte. Im Wintersemester 1892/93 trat er in das bischöfliche Clerial-Seminar in St. Pölten ein und nahm an der dortigen Theologischen Lehranstalt sein Studium auf.5 1894 erfolgte Cžáchas Eintritt in die Kongregation der Regularkleriker vom heiligen Paulus – so der vollständige Name des Barnabitenordens – und er ging als Novize in das Barnabitenkollegium St. Michael in der Wiener Innenstadt.6 Er wählte den Ordensnamen Clemens, legte 1895 die einfache Profess ab und setzte mit Beginn des Wintersemesters 1895/96 sein Studium an der theologischen Fakultät der Universität Wien fort.7 Nach dem Abschluss des Studiums empfing Don Clemens am 25. Juli 1897 im Wiener Stephansdom die Priesterweihe und feierte am Tag darauf in der Hof- und Stadtpfarrkirche St. Michael seine Primiz.8 1897 legte Cžácha auch die ewige Profess ab und wurde im September diesen Jahres als Cooperator (=Kaplan) in die vom Barnabitenorden betreute Pfarre Mistelbach entsandt.9

Dem Gründungskuratorium und auch dem Arbeitsausschuss des 1898 gegründeten Mistelbacher Heimatmuseums gehörte der damalige Pfarrer und Propst des Mistelbacher Barnabitenkollegiums Don Franz Sales Reidinger an.10 Der Schluss liegt nahe, dass sich Propst Reidinger bei der Arbeit im Museum von seinem Kaplan unterstützen bzw. vertreten ließ, da Cžácha sich während seiner Mistelbacher Zeit umfassende Kenntnisse der Geschichte der Stadt aneignete. Erster Beleg dafür sind einige im Frühjahr 1899 im „Bote aus Mistelbach“ erschienene kurze Beiträge zur Geschichte Mistelbachs bzw. zu im Museum vorhandenen Urkunden („Der Tulverhof im oberen Dorf“, „Freibrief über die Jahrmärkte zu Mistelbach aus dem Jahre 1372“,  „Das Kreuzwirtshaus und das Gasthaus zum weißen Ross“), die mit Cz. bzw. C. unterfertigt waren und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Don Clemens Czácha zugerechnet werden müssen.11 Einige Monate nach seinem Abschied aus Mistelbach erschien ab Juli 1900 eine von ihm verfasste und ebenfalls im Bote aus Mistelbach veröffentlichte, mehrteilige Beitragsserie zur Geschichte der einst zur Grundherrschaft der Pfarre Mistelbach gehörenden Steinbruckmühle (heute: Zuckermühle, Hobersdorf) – diesmal unter Angabe seines vollständigen Namens.12 1903 erschien in derselben Zeitung ein weiterer, unter der oben bereits erwähnten Abkürzung „Cz.“ veröffentlichter, ausführlicher Beitrag zur Geschichte der im Besitz der Pfarre befindlichen „Jungfrauenfahne“, bei der es sich ursprünglich um die 1848 gestiftete Fahne der Mistelbacher Nationalgarde handelte.13 

In Mistelbach wirkte Cžácha weiters als Präses (=geistlicher Leiter) des hiesigen katholischen Gesellenvereins14 und als Religionslehrer an der Mädchen Volks- und Bürgerschule15 bzw. im Jahre 1898 zusätzlich auch an der Volksschule in Lanzendorf.16 Nach mehr als zwei Jahren in Mistelbach17 wurde Don Clemens im Jänner 1900 wieder zurück an die Pfarre St. Michael in Wien berufen.18 Dort scheint er als Pfarrkurat auf, und wirkte später auch als Bürgerschul- bzw. Christenlehr-Katechet und Vice-Lokalpräses des katholischen Gesellen-Hauptvereins.19

Der Stadt Mistelbach blieb Don Clemens jedoch weiterhin verbunden und natürlich entging ihm auch nicht das Erscheinen der im Herbst des Jahres 1901 von Karl Fitzka veröffentlichen Geschichte der Stadt Mistelbach. In einem Anfang Dezember des Jahres 1901 im „Bote aus Mistelbach“ veröffentlichten Brief lobte Cžácha Fitzkas Werk, kritisierte fachkundig jedoch einige Ausführungen bzw. Schlüsse Fitzkas bezüglich der frühesten Geschichte Mistelbachs, unter anderem, dass bereits im Jahr 991 hier eine Synode abgehalten worden wäre und die Gründung Mistelbachs bereits im 9. Jahrhundert erfolgt sei. Zwischen Cžácha und Fitzka entwickelte sich daraufhin ein mittels abgedruckter Einsendungen im „Bote aus Mistelbach“ ausgetragener Expertenstreit, der sich über mehrere Ausgaben hinweg entspann.20 Im Rückblick muss Don Clemens mit seiner Interpretation recht gegeben werden, der die Synode richtigerweise dem oberösterreichischen Mistelbach bei Wels zuordnete und die Gründung Mistelbachs erst ins 11. Jahrhundert verortete. Zwischen 1871 und 1927 wurde vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich die Topographie von Niederösterreich, ein umfassendes topographisch-historisches Werk, herausgegeben und der 1906 im Rahmen dieser Publikation veröffentlichte Beitrag zu Mistelbach stammt von Don Clemens Cžácha. Am Ende des ersten Briefes im Expertenstreit mit Fitzka, hatte Cžácha das Erscheinen einer von ihm verfassten Geschichte der Pfarre Mistelbach angekündigt. Eine solche Publikation ist nicht überliefert, und diese zweifellos während seiner Zeit in Mistelbach begonnene Arbeit bildete mit Sicherheit die Grundlage seines Beitrags für die Topographie.  Cžáchas Beitrag zur Geschichte Mistelbachs stellt eine weitere (und die erste wissenschaftlichen Standards entsprechende) Pionierarbeit der Mistelbacher Heimatforschung dar, die allerdings, da nicht als eigenständiges Werk erschienen, oft im Schatten der beiden Fitzka Bände steht.

Link zu Don Clemens Cžacha: Mistelbach in der Topographie von Niederösterreich (Band VI, Heft 9-11 (1906), S. 609-666)

1908 wechselte Cžácha als Kaplan an die Pfarre Mariahilf und wurde Prokurat und Kanzler im Barnabitenkollegium zu Mariahilf. Von 1911 bis zu seinem Tode 1917 war er schließlich an der k. u. k. Hof- und Stadtpfarre St. Michael und dem dortigen Kollegium als Pfarrkurat bzw. Provinz- und Kollegiumskanzler tätig.21 Im August 1911, anlässlich des (vermeintlichen) 750-Jahr-Jubiläums der erstmaligen urkundlichen Erwähnung seiner Heimatgemeinde bzw. -pfarre Natternbach, veröffentlichte er unter dem Titel „Natternbach – Eine kleine Dorfgeschichte“ eine geschichtliche Abhandlung, die in einer vierteiligen Beitragsserie in der Illustrierten Unterhaltungsbeilage des Linzer Volksblattes erschien.22

Während des Ersten Weltkriegs wirkte Don Clemens auch in dem im Mariahilfer Barnabitenkollegium eingerichteten Vereins-Reservespital Nr. 5 des Roten Kreuzes und wurde hierfür 1915 mit der Militär Jubel-Medaille und dem Ehrenzeichen für Verdienste um das Rote Kreuz II. Klasse mit Kriegsdekoration ausgezeichnet.23 Darüber hinaus soll Cžácha ein Ehrendoktorat innegehabt haben und im Februar 1917 wurde ihm der Ehrentitel eines bischöflichen Notars (zu Königgrätz) verliehen.24

Bereits seit 1916 litt Cžácha an einem Herzleiden zu dem in weiterer Folge eine Nierenerkrankung hinzukam, weshalb er sich nach Linz in Behandlung begab. Dort erlitt er am 14. März 1917 einen Schlaganfall und als er merkte, dass es dem Ende zuging, ließ er sich am 21. Mai zu seiner Mutter in sein Elternhaus nach Lichtberg bringen, wo er schließlich am 24. Mai 1917 an einer Gehirnblutung verstarb und drei Tage später am Friedhof Natternbach beigesetzt wurde.

Quellen:
-) Linzer Volksblatt, 1. Juni 1917 (Nr. 127), S. 3 (ONB: ANNO)
-) Cžáchas Nationale im Archiv der Universität Wien

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Mistelbach und seine Katastralgemeinden in der „Topographie von Niederösterreich“ des Vereins für Landeskunde

Der 1864 gegründete und bis heute bestehende „Verein für Landeskunde von Niederösterreich“ begann 1871 ein Mammutprojekt, nämlich die Herausgabe einer ausführlichen Topographie Niederösterreichs. Als Vorbild dienten die bisher erschienenen Topographien (u.a. Weiskern (1769), Schweickhardt (1831-1841)), die jedoch bereits sehr veraltet und in vielen Bereichen auch fehlerhaft waren. Das angestrebte Werk, das dem Kronprinzen Rudolf gewidmet war, sollte darüber hinaus wesentlich detaillierter sein als alle Vorgänger und unter Einhaltung moderner wissenschaftlicher Standards abgefasst werden.

Die Topographie erschien in Teillieferungen, die als Hefte bezeichnet wurden und meist aus mehreren Bögen bestanden, und im Stile einer Loseblattsammlung über eine fortlaufende Seitennummerierung verfügten. Der erste Teilband (Teil 1) widmete sich dem Land Niederösterreich allgemein (Landschaft, Klima, Kultur, Wirtschaft, Bevölkerung, etc.), während die folgenden Bände (Teil 2) sämtliche Orte in alphabetischer Reihenfolge behandeln sollten. Nach Abschluss des allgemeinen, ersten Teils bzw. später jeweils immer (einen oder) mehrere Buchstaben abschließend, wurden die meist über einen Zeitraum von mehreren Jahren erschienenen Hefte zu einem Band zusammengefasst und ein entsprechendes Vorwort samt Register nachgereicht. Der Erste Weltkrieg führte 1914 zur vorläufigen Einstellung des Projekts, das nach dem Krieg fortgeführt werden sollte. Doch die Papierknappheit nach dem verlorenen Weltkrieg, finanzielle Engpässe und die Tatsache, dass es nach dem Krieg weniger Beamte gab, die sich während ihrer Dienstzeit diesem Projekt widmen konnten, waren die Gründe, die die oft angekündigte Wiederaufnahme der Publikation immer wieder vereitelten. Schließlich konnte im Jahr 1927 beim Buchstaben P dort fortgesetzt werden, wo man dreizehn Jahre zuvor geendet hatte, allerdings folgten nur wenige weitere Hefte und das Erscheinen wurde in Band 8 inmitten des Beitrags zu St. Peter in der Au eingestellt.

Die redaktionelle Leitung der Topographie lag im Laufe des Erscheinens bei folgenden Personen:
1871-1887 Moritz Alois Ritter von Becker
1887-1894 Franz Schnürer
1894-1897 Anton Mayer
1897-1901 Dr. Albert Starzer
1901-1927 Dr. Max Vancsa

Von den Genannten bzw. ihrem jeweiligen Redaktionsteam stammt der Großteil der Artikel in der Topographie, aber auch viele externe Autoren, oftmals Geistliche und Lehrer, stellten Beiträge zur Verfügung.

Immer wieder gab es die Idee das Werk zu vervollständigen, und schließlich wurde Ende der 1980er Jahre tatsächlich der Versuch gewagt die Topographie unter dem Titel „Historisch-topographisches Lexikon von Niederösterreich“ wiederzubeleben. Beginnend mit dem Buchstaben P, bei dem die Topographie 1927 abrupt endete, sollte die Reihe fortgesetzt werden und die bereits erschienen Beiträge des achten Bandes wurden um aktuelle Daten und Ereignisse ergänzt und neu veröffentlicht. Doch schon nach der ersten Teillieferung (Paasdorf-Pframa) endete dieser Fortsetzungsversuch.

Über Mistelbach findet sich ein ausführlicher, gut recherchierter, knapp 60 Seiten umfassender Artikel, verfasst vom Barnabitenpater Don Clemens Cžácha. Cžácha war von 1897 bis 1900 in Mistelbach als Kaplan tätig und lieferte mit diesem Beitrag nach Fitzka die zweite detaillierte Aufarbeitung der Geschichte Mistelbachs.

Der Beitrag zu Mistelbach ist als pdf-Dokument auf mi-history.at online und kann über diesen Link abgerufen werden:
Don Clemens Cžácha: Art. Mistelbach in: Band VI, Heft 9-11 (1906), S. 609-666
(Download: rechter Mausklick auf den Link und „Ziel speichern unter …“ auswählen oder nach dem Öffnen des Links rechts oben auf das Downloadsymbol klicken)

Die gesamte Topographie des Vereins für Landeskunde ist in den Online-Beständen des Niederösterreichischen Landesarchivs (unter Nachschlagewerke) verfügbar. Nachfolgend die direkten Links zu den Beiträgen zu Mistelbach und seinen Katastralgemeinden, unter Angabe des Autors und der Teillieferung mit der der jeweilige Beitrag erschien:

Moritz Alois Ritter von Becker: Art. Ebendorf in: Band II, Heft 10 (1883), S. 398-400 (Online NÖ Landesarchiv)
Moritz Alois Ritter von Becker: Art. Eibesthal in: Band II, Heft 14 u. 15 (1885), S. 517-521 (Online NÖ Landesarchiv)
Moritz Alois Ritter von Becker: Art. Frättingsdorf in: Band III, Heft 2 u. 3 (1888), S. 164-165 (Online NÖ Landesarchiv)
Dr. Albert Starzer/ Gustav Schimmer: Art. Hörersdorf in: Band IV, Heft 4- 6 (1896) S. 314 (Online NÖ Landesarchiv)
Dr. Albert Starzer/ Gustav Schimmer: Art. Hüttendorf in: Band IV, Heft 7-9 (1897), S. 438 (Online NÖ Landesarchiv)
Dr. Albert Starzer: Art. Kettlasbrunn in: Band V, Heft 1-3 (1898), S. 86-87
(Online NÖ Landesarchiv)
Dr. Albert Starzer: Art. Lanzendorf in: Band V, Heft 10-12 (1901), S. 669-670
(Online NÖ Landesarchiv)
Don Clemens Czacha: Art. Mistelbach in: Band VI, Heft 9-11 (1906), S. 609-666
(Online NÖ Landesarchiv)
Dr. Franz Heilsberg: Art. Paasdorf in: Band VIII, Heft 1 u. 2 (1914), S. 1-4
(Online NÖ Landesarchiv)

Da die Topographie 1927 inmitten des 8. Bandes (Buchstabe P) eingestellt wurde, existiert zur Katastralgemeinde Siebenhirten kein Beitrag.

 

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Mistelbacher Bürgermeisterkette

In der Sitzung vom 20. September 1907 beschloss der Niederösterreichische Landtag anlässlich des im darauffolgenden Jahr bevorstehenden 60-jährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Joseph I. die Stiftung der sogenannten Bürgermeister-Medaille.25 Diese an einem blau-gelben Stoffband angebrachte, vergoldete Silbermedaille zeigt auf ihrer Vorderseite das Porträt des Kaisers mit den Jahreszahlen 1848-1908, umrandet von dem Schriftzug: „Die Grundfeste des freien Staates ist die freie Gemeinde“ – der ersten allgemeinen Bestimmung des im Jahr 1849 mittels kaiserlichem Patent erlassenen provisorischen Gemeindegesetzes. Auf der Rückseite ist das Wappen des Erzherzogtums Österreich unter der Enns abgebildet mit dem Vermerk „gewidmet vom Land Nieder-Österreich“. Diese Medaille wurde allen im Jahr 1908 im Amt befindlichen niederösterreichischen Bürgermeistern verliehen. Im Beitrag „Bürgermeister im Jubiläumsjahr 1908“, der Ausschnitte aus dem ebenfalls anlässlich dieses Regierungsjubiläums erschienenen Bürgermeisteralmanachs zeigt, sind auch die Bürgermeister der heutigen Katastralgemeinden als Träger dieser Medaille abgebildet.

Vorderseite der vom Landtag gestifteten Bürgermeister-MedailleRückseite der vom Landtag gestifteten Bürgermeister-Medaille


Der damalige Mistelbacher Bürgermeister Thomas Freund, der im Jahr 1908 sein zwanzigjähriges Amtsjubiläum feierte, nahm diese Medaille als Anlass für die Anschaffung einer Bürgermeisterkette und lies auf eigene Kosten eine solche anfertigen. Auch andere Städte (u.a. Amstetten, Klosterneuburg, Waidhofen a.d. Ybbs) nutzen die Medaille als Basis für die Schaffung von Bürgermeisterketten. Im Februar 1908 beauftragte Freund die Gold- und Silberwarenfabrik Johann Bauer in Wien-Neubau mit der Herstellung dieser ebenfalls aus vergoldetem Silber bestehenden Kette.26

Die Bürgermeisterkette im Originalzustand auf einer Aufnahme aus dem Jahr 1991Die Bürgermeisterkette im Originalzustand auf einer Aufnahme aus dem Jahr 1991

Die folgend dargestellten Kettenglieder sind miteinander durch vergoldeten Silberdraht verbunden:

Den Abschluss der Kette an der die Bürgermeister-Medaille befestigt ist, bildet eine Darstellung des Mistelbacher Wappens, umrandet von dem Schriftzug „Mistelpach“ in Anlehnung an die älteste überlieferte Darstellung eines Gemeindesiegels aus dem frühen 17. Jahrhundert. Auf der Rückseite findet sich folgende Gravur: Stifter der Kette Bürgermeister Thomas Freund 1888-1911

Das bis 1974 gebräuliche Wappen der Stadt MistelbachRückseite des Wappenstücks der Kette


Auf Medaillons mit jeweils 4 cm Durchmesser sind die Dreifaltigkeitssäule, die Pfarrkirche, die Elisabethkirche und das Rathaus abgebildet. Die beiden letztgenannten Wahrzeichen wurden in der Amtszeit von Bürgermeister Freund erbaut.

DreifaltigkeitssäulePfarrkirche mit Karner

RathausElisabethkirche


Sechs einander jeweils paarweise gegenüberliegende Kettenglieder mit Farbeinfassungen: schwarz-gelb für das Kaisertum Österreich bzw. das Haus Habsburg, blau-gelb für das Land Niederösterreich, grün-gelb für die Stadt Mistelbach, bilden neben der am oberen Ende angebrachten Schließe, die weiteren Kettenglieder. Die Gesamtlänge der Kette misst rund 85 Zentimeter bei einem Gewicht von etwa 280 Gramm.

Bürgermeister Freund 1908 abgebildet im BürgermeisteralmanachIm Rahmen der Gemeinderatssitzung vom 26. April 1908 präsentierte Freund die Kette und übergab sie in den Besitz der Gemeinde.27 Im Bild rechts: Bürgermeister Freund im Jahr 1908 mit der von ihm gestifteten Bürgermeisterkette.

Bürgermeister Franz Bayer gab die Kette am 23. August 1950 in die Obhut des städtischen Museums, da er sie offenbar für nicht mehr zeitgemäß hielt. In dem im Barockschlössl untergebrachten Museum wurde die Bürgermeisterkette derart „sicher verwahrt“, dass sie jahrelang als verschollen galt und erst am 18. November 1983 in einem dort befindlichen barocken Tabernakelschrank wieder aufgefunden wurde.28 Seither wird sie zu besonderen, offiziellen Anlässen – bspw. dem jährlichen Neujahrsempfang – vom Bürgermeister getragen. Da der Glanz der Kette im Laufe der Jahrzehnte verblasst war und das Metall Patina angesetzt hatte, gab es bereits bald nach dem Wiederauffinden die Idee, die Kette restaurieren zu lassen. Dieses Vorhaben wurde jedoch aus finanziellen Gründen immer wieder aufgeschoben, bevor es schlussendlich 1998 unter Bürgermeister Resch realisiert werden konnte. Im Zuge dieser Restaurierung wurde auch das Aussehen der Kette etwas verändert, indem die Vergoldung des Stadtwappens und jene der die Wahrzeichen der Stadt zeigenden Medaillons entfernt wurde, sodass diese sich nun im Silberglanz zeigen.

Die Bürgermeisterkette in ihrem heutigen Erscheinungsbild, die Rückseite der Bürgermeister-Medaille zeigend:

Die Bürgermeisterkette im Jahr 2019, nach der Überarbeitung Anfang der 2000er Jahre und die Rückseite der Bürgermeister-Medaille zeigend

Fotos:
-) Göstl-Archiv
-) zVg von der Stadtgemeinde Mistelbach

Quellen:
-) Exl, Mag. Engelbert: „Die Mistelbacher Bürgermeisterkette“ In: Exl, Mag. Engelbert: 125 Jahre Stadt Mistelbach – Ein Lesebuch (1999), S. 29f
-) Mistelbacher Bote, Nr. 18/1908, S. 3f
-) Auskunft Bgm. a.D. RegR Alfred Weidlich

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Göstl, Georg

Stadtrat Georg Göstl

Georg Göstl im Jahre 1989

* 13.4.1933, Mistelbach
† 7.4.1993, Mistelbach

Georg Göstl wurde als Sohn des Sattlermeisters Georg Göstl und dessen Gattin Theresia, geb. Veigl, in Mistelbach geboren. Auch sein ursprünglich aus Nodendorf stammender Großvater hieß Georg Göstl, war Riemer- und Sattlermeister, und gründete 1898 einen Sattlereibetrieb samt Wagenlackiererei in der Oserstraße Nr. 5, den er wenig später (vermutlich im September 189929) an die Adresse Barnabitenstraße Nr. 4 verlegte. Göstl wuchs gemeinsam mit einer jüngeren Schwester auf und besuchte die Volks- und Hauptschule in Mistelbach. 1941, im Alter von neun Jahren, erkrankte er an einer schweren Lungen- und Rippenfellentzündung und die Folgen dieser Erkrankung sollten seine Gesundheit lebenslänglich beeinträchtigen. Seine Mutter zählte zum engsten Mitarbeiterkreis von Pater Titus Helde30 und durch seine Tätigkeit als Ministrant bei diesem 1945 von russischen Soldaten erschossenen Salvatorianer-Priester wurde er in seinem Glauben geprägt. Nach dem Abschluss der Pflichtschulbildung absolvierte er eine Lehre zum Sattler, Riemer und Lackierer im väterlichen Betrieb und legte die Meisterprüfung im Lackierergewerbe 1961 in Wien und jene für das Sattlergewerbe 1966 in Lilienfeld ab. Mit Jahresbeginn 1967 übernahm Göstl den Betrieb von seinem Vater, vergrößerte das Unternehmen und baute die Auto-Lackiererei aus. Sein privates Glück fand er in der 1958 mit Franziska geschlossenen Ehe, aus der drei Kinder entstammen.

Eröffnungsanzeige im "Bote aus Mistelbach", Dezember 1898 Das Geschäft in der Barnabitenstraße im Jahre 1990
Eröffnungsanzeige 1898 und das Geschäft im Jahr 1990

Ausgesprochen vielseitig war Göstls Engagement im öffentlichen Leben bzw. dem Vereinsleben der Stadt: seit 1946 war er begeistertes Mitglied der Mistelbacher Pfadfinder und kümmerte sich viele Jahre hindurch um die Beschaffung und Instandhaltung der Ausrüstung der Gruppen, 1990 gehörte er zu den Gründern der Pfadfindergilde und war erster Gildenmeister, beginnend in den 1960er Jahren organisierte Göstl rund zwei Jahrzehnte lang den Mistelbacher Handels- und Gewerbeball und war viele Jahre im Österreichischen Wirtschaftsbund und der Innungsvertretung, unter anderem als Ausschussmitglied der Bundesinnung, Landesinnungsmeister-Stellvertreter der Sattler und Bezirksvertrauensmann, aktiv, ab 1957 war er Finanzreferent für den Bau des Kolpingheimes und bis 1970 ehrenamtlicher Verwalter des Mädchenheimes der Kolpingfamilie, er war Mitglied des Sparkassenrates und der Hauerinnung, Organisator des Mittragens der Zunftfahnen bei der Fronleichnamsprozession und kümmerte sich auch um die Restaurierung dieser Fahnen. Darüber hinaus engagierte sich Göstl in der Pfarre und trug wesentlich zum Gelingen von Großprojekten wie Kirchenrenovierungen, Kirchenanstrahlung oder dem Neubau des Pfarrsaales bei. Er zeichnete sich durch große Hilfsbereitschaft aus, packte stets mit an, und wann immer ihm Missstände in Mistelbach auffielen, kümmerte er sich rastlos um deren Behebung – kurz gesagt: er fühlte Verantwortung für seine Stadt und nahm diese auch wahr. Bereits sein Vater war Obmann der Mistelbacher ÖVP und Ende der 1950er Jahre Gemeinderat31, und auch Georg Göstl jun. war bereits in jungen Jahren in der „Österreichischen Jugendbewegung“, der damaligen Jugendorganisation der ÖVP, engagiert und gehörte schließlich ab 1975 als Mandatar der ÖVP dem Gemeinderat an bzw. war ab 1990 bis zu seinem Tod Stadtrat für Finanzen. Mit dem von ihm erstellten und von seiner Partei durch mehrere Jahre hinweg herausgegebenen sehr populären Mistelbacher Telefonverzeichnis gelang ihm ein Marketing-Coup in Form eines praktischen Werbegeschenks.

Göstl interessierte sich sehr für die Geschichte seiner Heimatstadt, dokumentierte deren Entwicklung, und baute im Laufe der Jahre eine umfangreiche Sammlung hierzu auf. Aus dem zusammengetragenen Material sollten im Ruhestand geschichtliche Publikationen entstehen, doch dies war ihm leider nicht vergönnt. Noch heute befindet sich diese „Göstl-Archiv“ genannte Sammlung im Familienbesitz und ist eine bedeutende und reichhaltige Quelle zur Mistelbacher Geschichte – auch für diesen Blog. Im Jahr 1983 gab Göstl Faksimile-Nachdrucke der 1901 bzw. 1912 von Karl Fitzka veröffentlichten Bücher zur Geschichte der Stadt Mistelbach heraus. Ab Ende der 80er Jahre erschienen vom ihm verfasste kurze Beiträge zur Geschichte Mistelbachs – meist aus Anlass bestimmter Jubiläen – in der Mistelbacher Gemeindezeitung32, und aufgrund großer Publikumsnachfrage hielt er mehrfach einen Vortrag mit dem Titel „Aus der Geschichte Mistelbachs“.  Weiters war Göstl Mitautor der „Mistelbacher Chronik von 1914 bis 1988“, die 1989 als Band IV der Reihe Mistelbach in Vergangenheit und Gegenwart veröffentlicht wurde.  Darüber  hinaus  war  er   maßgeblich an der Herausgabe der Anfang  der  1990er  Jahre von der Bezirks-ÖVP veröffentlichten „Jahrbücher für den Bezirk Mistelbach“ beteiligt, die das politische, kulturelle, gesellschaftliche und sportliche Geschehen in der Region dokumentierten.33

Georg Göstl im Jahr 1991 mit einem Stierriemen in seiner Werkstatt Georg Göstl im Jahr 1991 mit einem Stierriemen in seiner Werkstatt

Im November 1991 trat Göstl in den Ruhestand über und nach mehr als 90 Jahren endete die Geschäftstätigkeit der Familie Göstl an der Adresse Barnabitenstraße 4. Georg Göstl verstarb am 7. April 1993 wenige Tage vor seinem 60. Geburtstag und wurde am 15. April im Familiengrab auf dem Mistelbacher Friedhof beigesetzt.
Der Gemeinderat der Stadt Mistelbach beschloss in der Sitzung vom 18.5.1999 zum Gedenken an sein verdienstvolles Wirken einer in der Kamptalsiedlung unterhalb des Wifi-Gebäudes gelegenen Straße den Namen Georg Göstl-Straße zu geben.

Wo befindet sich die Georg Göstl-Straße?

 

Bildnachweis:
-) sämtliche Fotos Göstlarchiv
-) Anzeige aus dem „Bote aus Mistelbach“ 1899

Quellen (und Anmerkungen):
-) Gemeindezeitung – Amtliche Mitteilungen der Stadtgemeinde Mistelbach, Folge 7/93 (Mai), S. 1f
-) Die Niederösterreichische Wirtschaft – Mitteilungen der Handelkammer Niederösterreich, 23. April 1993, Nr. 13/1993, S. 19
-) Auskunft Frau Franziska Göstl
-) Auszug aus dem Gemeinderatsprotokoll vom 18.5.1999

 

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Georg Göstl-Straße

In der Sitzung vom 18.5.1999 beschloss der Mistelbacher Gemeinderat die in der neu errichteten Kamptalwohnhaussiedlung gelegene Straße nach dem verdienstvollen Stadtrat Georg Göstl zu benennen.

Wo befindet sich die Georg Göstl-Straße?

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„Ziegelöfen und Lehmabbaue der politischen Bezirke Mistelbach und Gänserndorf“ – Christian Ferdinand Ramml

Der lehmreiche Weinviertler Boden begünstigte das Entstehen zahlreicher Ziegelöfen, die teils bereits vor Jahrhunderten und bis ins 20. Jahrhundert auch in sämtlichen Katastralgemeinden Mistelbachs existierten. Die bedeutendsten davon waren das Ziegelwerk Mistelbach, das sich einst auf dem Areal Volksschule – Siedlung Brennerweg – Sporthalle samt Sportplatz – Bundesschulzentrum erstreckte und die Ziegelfabrik der Familie Steingassner in Frättingsdorf.

2014 erschien das von Christian Ferdinand Ramml verfasste, umfangreiche Werk „Ziegelöfen und Lehmabbaue der politischen Bezirke Mistelbach und Gänserndorf (Niederösterreich) : Geschichte und Geologie“, das von der Geologischen Bundesanstalt im Rahmen einer Reihe des Archivs für Lagerstättenforschung veröffentlicht wurde. Detailreich wird darin auch die Geschichte der Ziegelöfen der Mistelbacher Katastralgemeinden erläutert und diese Dokumentation ist online frei verfügbar.

Die nachfolgenden Links führen direkt zu den Einträgen der jeweiligen Orte (das Laden kann aufgrund der Größe des Dokuments etwas dauern):

Ebendorf
Eibesthal
Frättingsdorf
Hörersdorf
Hüttendorf
Kettlasbrunn
Lanzendorf
Mistelbach
Paasdorf
Siebenhirten

Übersicht der Lage der Ziegelöfen in Hüttendorf und Paasdorf
Übersicht der Lage der Ziegelöfen in Eibesthal
Übersicht der Lage der Ziegelöfen in Mistelbach, Ebendorf, Lanzendorf und Kettlasbrunn
Übersicht der Lage der Ziegelöfen in Frättingsdorf, Hörersdorf und Siebenhirten

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Bienenbüttelgasse

Mit Gemeinderatsbeschluss vom 1. Juli 1997 wurde diese Straße nach der in der Lüneburger Heide in Niedersachsen gelegenen, deutschen Gemeinde Bienenbüttel benannt. Seit 1974 verbindet die Freiwilligen Feuerwehren aus Mistelbach und Bienenbüttel eine aktive Partnerschaft, die sich aus freundschaftlichen Kontakten im Rahmen der niederösterreichischen Landesfeuerwehrwettkämpfe entwickelte, an denen die Wehr aus Bienenbüttel ab Beginn der 1970er Jahre mehrfach teilnahm.

Unter den 31 ausländischen Feuerwehren, die an den Landesfeuerwehrwettkämpfen im Jahr 1974 in Mistelbach teilnahmen, befand sich auch die Freiwillige Feuerwehr Bienenbüttel, die durch ihren Spielmannszug für besonderes Aufsehen sorgte. Am Vorabend der Abreise marschierte der Spielmannszug spielend von ihrem Quartier in Lanzendorf nach Mistelbach und gab ein spontanes Platzkonzert auf dem Hauptplatz, das bald zahlreiche Schaulustige anlockte. Bürgermeister Bayer und Feuerwehrkommandant Heger luden die Führung der FF Bienenbüttel daraufhin spontan zu einem Umtrunk in die Bürgermeisterkanzlei ein und diese kleine Episode dürfte den Beginn der Partnerschaft markieren. Die Namensgebung erfolgte gleichzeitig mit der Benennung der umliegenden Straßen Welsbergweg, Differtenweg und Hegerstraße, die allesamt einen Feuerwehrbezug aufweisen.

Wo liegt die Gemeinde Bienenbüttel?

Wo befindet sich die Bienenbüttelgasse?

 

Quellen:
-) Leithner, Johann: „Über unsere Straßennamen und deren Bedeutung“ In: Exl, Mag. Engelbert: 125 Jahre Stadt Mistelbach – Ein Lesebuch (1999), S. 236
-) Weinviertler Nachrichten, Nr. 29/1974, S. 2
-) Artikel „28 Sekunden – Freiwillige Feuerwehr Bienenbüttel hält Kontakt nach Mistelbach“ auf az-online.de

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