Bezirkshauptmänner des Verwaltungsbezirks Mistelbach im 19. und 20. Jahrhundert

Bezirkshauptmannschaft Mistelbach1

Als Folge der Revolution des Jahres 1848/49 wurde unter anderem die Grundherrschaft abgeschafft und es entstand die Institution der freien und selbstständigen Gemeinde. Dadurch wurde die Neuordnung des Gerichts- und Verwaltungswesens notwendig und daher wurden 1850 die Bezirkshauptmannschaften geschaffen. Zum Standort dieser Behörde für unsere Gegend wurde Poysdorf ausgewählt, und Mistelbach wurde „nur“ Sitz eines Bezirksgerichts (1. Instanz) und eines Bezirks-Collegialgerichts (2. Instanz). Als wenig später die als Folge der Revolution gewährten verfassungsrechtlichen Zugeständnisse im Zuge des Neoabsolutismus in Österreich sukzessive wieder zurückgenommen wurden, darunter auch die Trennung von Gerichtsbarkeit und Verwaltung, wurden die Bezirkshauptmannschaften wieder aufgelöst und die Verwaltungsaufgaben den zu Bezirksämtern aufgewerteten Bezirksgerichten übertragen. Aufgrund der im Jahr 1867 eingeführten Verfassung wurde jedoch eine organisatorische Trennung von Verwaltung und Gerichtsbarkeit wieder notwendig und so wurden die Bezirkshauptmannschaften 1868 schließlich erneut eingerichtet. Bei der Standortwahl konnte sich diesmal Mistelbach durchsetzen und der Verwaltungsbezirk Mistelbach umfasste zunächst die Gerichtsbezirke Feldsberg (bzw. den später daraus hervorgegangenen Gerichtsbezirk Poysdorf), Mistelbach, Laa a.d. Thaya und Zistersdorf. Das Verwaltungsgebiet änderte sich im Laufe der Zeit: der Gerichtsbezirk Zistersdorf wurde 1899 der neugeschaffenen Bezirkshauptmannschaft Gänserndorf zugeteilt, durch den Friedensvertrag von St. Germain gingen Feldsberg und einige weitere Gemeinden verloren, 1938 wurde das Gebiet um den Gerichtsbezirk Wokersdorf (jedoch ohne die Gemeinden Aderklaa, Deutsch-Wagram, Seyring, Süßenbrunn und Gerasdorf) erweitert.
Neben dem wenig später folgenden Bau der Staatseisenbahn, war die Errichtung der Bezirkshauptmannschaft sicherlich einer der großen Marksteine, die den rasanten Aufstieg Mistelbachs, der sich auch in der 1874 erfolgten Stadterhebung widerspiegelte, ermöglichten.

Nachfolgend werden chronologisch die Biografien der Bezirkshauptmänner des Verwaltungsbezirks Mistelbach im 19. und 20. Jahrhundert dargestellt, allerdings nur in Stichworten, da sich die Beamtenlaufbahnen in weiten Teilen sehr ähnlich sind.

Hofrat Wilhelm Peintinger2 (1868-1871)
* 16.12.1817, Retz3
† 20.7.1886, Kapfenberg4

erste berufliche Station im September 1842 als Civil- und Criminalgerichtspraktikant beim Magistrat Olmütz; Oktober 1842 bis September 1843 Justizactuar bei der Herrschaft Bisamberg; Oktober 1843 bis Jänner 1850 bei der Herrschaft Walpersdorf5, zunächst als Justizactuar, ab Oktober 1848 in der Funktion als Oberbeamter, seit 1845 zeitgleich auch Justiziär der Pfarrherrschaft Oberwölbling; 1850-1854 Staatsanwaltssubstitut bzw. Leiter der Staatsanwaltschaft am Bezirksgericht Waidhofen a.d. Thaya6; 1854 bis 1858 Bezirksvorsteher (=Vorsteher eines Bezirksamtes) in Allentsteig7, von März 1858 bis Februar 1859 in derselben Funktion in Laa a.d. Thaya und danach 1859-1868 Bezirksvorsteher in Oberhollabrunn8; 1868-1871 erster Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirks Mistelbach9; 1871-1874 Bezirkshauptmann in Sechshaus (heute Teil des XV. Wiener Gemeindebezirks)10; 1874 Ernennung zum Statthaltereirat und ab diesem Zeitpunkt Referent und Mitglied der Landeskommission für Grundsteuer bei der nö. Statthalterei11; 1879 Rückübernahme in den politischen Dienst bei der Statthalterei; 1884 Pensionierung und Verleihung des Titels Hofrat12; danach übersiedelte er nach Kapfenberg, wo er nach seinem Tode auch beerdigt wurde;

Dr. Josef Ritter Pfusterschmid von Wallenau13 (1871-1883)
* 9.7.1822, Wien
† 25.3.1890, Wien

1843 Eintritt in den Dienst der niederösterreichischen Landesregierung; 1843-1845 Praktikant  beim Kreisamt für das Viertel unter dem Wienerwald in Wiener Neustadt;  1845-1849 bei der niederösterreichischen Statthalterei in Wien; 1849-1850 beim Kreisamt für das Viertel ober dem Wienerwald in St. Pölten; 1850-1853 Bezirksgericht St. Pölten; 1853-1854 Bezirksgericht Waidhofen a.d. Thaya; 1855-1860 Kreiskommissär am Kreisamt für das Viertel unter dem Manhartsberg in Korneuburg; 1860-1871 Adjunkt beim Bezirksamt bzw. der Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen; 1871-1883 Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirks Mistelbach, danach Ruhestand14;
In seine Dienstzeit fiel die Stadterhebung Mistelbachs (1874), die er nach Kräften unterstützte.

Ehrenbürger: Laa a.d. Thaya (1883)15

Sektionschef Dr. Ernst Oser
16 (1883-1887)
* 23.10.1845, Grafenegg
† 25.9.1902, Wien

Matura am Stiftsgymnasium Melk; juridisch-politische Studien an der Universität Wien; 1869 Eintritt in den Dienst der k.k. Statthalterei in Niederösterreich, und in der Folge Verwendung bei Behörden in Wien, Baden, Hernals und beim Landesschulrat; ab 1874 Bezirkskommissär bei der Bezirkshauptmannschaft Baden; November 1883 bis November 1887 Bezirkshauptmann in Mistelbach; danach Bezirkshauptmann in Baden bis Ende des Jahres 1889 und in dieser Eigenschaft auch mit der „Tragödie von Mayerling“ befasst und u.a. für die rasche und geheime Bestattung von Mary Vetsera verantwortlich;  ab Jänner 1890 mit der Leitung des Departments für „Volkswirtschaftliche und Landeskultur-Angelegenheiten, Unterrichtsstiftungen und Stipendien“ in der nö. Statthalterei betraut; ab Oktober 1896 bis zu seinem Tod Sektionschef im Ackerbauministerium; in Waldegg bei Wiener Neustadt bestattet;
Er unterstützte den Aufbau des Feuerwehrwesens im Bezirk und die Bildung und Tätigkeit der landwirtschaftlichen Bezirks- bzw. Ortsvereine17; auch setzte er sich für die Errichtung der Winzerschule an seinem ehemaligen Dienstort Mistelbach ein; 1898 wurde die Oserstraße nach ihm benannt;

Ehrenbürger: Mistelbach (1893) und Gumpoldskirchen (1894)

Hofrat Johann Bažant18 (1887-1899)
* 21.12.1848, Wien
† 7.10.1920, Wien19

1872 Eintritt in den Dienst der k.k. Statthalterei in Niederösterreich; danach als Konzipist bei folgenden Behörden tätig: Bezirkshauptmannschaft Hernals, niederösterreichische Statthalterei in Wien, Bezirkshauptmannschaft Waidhofen a.d. Thaya, Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen; 1879-1885 als Bezirks-Kommissär der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach zugeteilt; 1880 heiratete er die Mistelbacher Gastwirtstochter Theresia Kainz20; 1885-1887 Rückkehr als Statthalterei-Sekretär in die niederösterreichische Statthalterei, wo er unter anderem für den Landesschulrat tätig war; 1887-1899 Bezirkshauptmann des Bezirks Mistelbach; 1899-1909 Bezirkshauptmann des Bezirks Floridsdorf-Umgebung (=Gerichtsbezirke Wolkersdorf u. Groß-Enzersdorf, Teile des Bezirks Gänserndorf und Floridsdorf); danach Übertritt in den Ruhestand; Ehrenmitglied der Freiwilligen Feuerwehr Mistelbach (1899)21; er ruht auf dem Wiener Zentralfriedhof

Ehrenbürger: Frättingsdorf, Hörersdorf, Laa a.d. Thaya (alle 1899), Kirchstetten und Gänserndorf22

Hofrat Dr. Alfons Freiherr Klezl von Norberg23 (1899-1909)
* 8.8.1858, Hietzing (Wien)24
† 22.12.1942, Wien

1880 Eintritt in den in den Dienst der k.k. Statthalterei in Niederösterreich, und Tätigkeit am Sitz der Statthalterei in Wien; 1882 Promotion Dr.iur.; 1882-1886 Praktikant bei der Bezirkshauptmannschaft Sechshaus (heute Teil des XV. Wiener Gemeindebezirks); 1886-1888 Konzipist bei der Bezirkshauptmannschaft Horn; 1888 Lokalkommissär für agrarische Operation in Allentsteig; 1889 Bezirks-Kommissär in Groß Enzersdorf; 1892-1895 der Bezirkshauptmannschaft Krems zugeteilt; 1895-1899 Dienst im Präsidialbureau und im Department für Kultuswesen der niederösterreichischen Statthalterei; 1899-1909 Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirks Mistelbach; von 1909 bis zum Übertritt in den Ruhestand 1918: Leiter des Departments für Kultuswesen bei der niederösterreichischen Statthalterei; bestattet auf dem Hietzinger Friedhof; Ehrenmitglied der Freiwilligen Feuerwehr Mistelbach (1904);

Während seiner Amtszeit erfolgte der Bau des Bezirkskrankenhauses, zu dessen Errichtung er auch als Obmann des „Vereins zur Erbauung des öffentlichen Krankenhauses in Mistelbach“ tatkräftig beitrug. 1907 wurde im Rahmen eines Musikabends zugunsten des Krankenhausbaufonds ein von Heinrich Kosnapfl komponierter und dem Bezirkshauptmann gewidmeter „Freiherr von Norberg-Marsch“ uraufgeführt, der auch in Wien in Druck gelegt wurde und dessen Verkaufserträgnis ebenfalls dem Krankenhausbau zugutekam.25

Ehrenbürger: Olgersdorf (1902), Eibesthal (1904), Mistelbach (1908), Neudorf bei Staatz (1909)26

Dr. Julius Montadon27 (1909-1913)
* 5.1.1863, Wien
† 26.2.1915, Wien

1886 Promotion Dr.iur. Universität Wien; danach Eintritt in den Dienst der k.k. Statthalterei in Niederösterreich, und Verwendung am Sitz der Statthalterei in Wien; 1889-1899 bei der Bezirkshauptmannschaft St. Pölten tätig; 1899-1903 Bezirkskommissär bei der Bezirkshauptmannschaft Baden; 1903-1909 Statthaltereisekretär in der niederösterreichischen Statthalterei; im April 1909 mit der Leitung der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach betraut, und im November desselben Jahres dann offiziell zum Bezirkshauptmann ernannt; nach mehreren durch ein schweres Gallensteinleiden bedingten Beurlaubungen wurde er im April 1913 wieder in die Statthalterei einberufen und übersiedelte nach Mödling; wenig später wurde Dr. Montadon mit der Leitung des Departments IV betraut und ab März 1914 mit der Leitung des Departments V; er verstarb in Folge einer Operation zur Behandlung seines chronischen Leidens in einem Wiener Sanatorium und wurde in der Familiengruft in Ebreichsdorf beigesetzt28

Ehrenbürger: Ober-Themenau (1911)29

Hofrat Franz Dokaupil30 (1913-1926)
* 25.3.1870, Wien
† 18.5.1939, Wien

Studium an der juridischen Fakultät der Universität Wien; 1894 Eintritt in den Dienst der k.k. Statthalterei in Niederösterreich, und Verwendung am Sitz der Statthalterei in Wien; 1897-1898 der Bezirkshauptmannschaft Mödling zugeteilt; von 1898 bis 1902 bei der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach und nach kurzzeitigem Dienst in der niederösterreichischen Statthalterei im Jahr 1902-1903, danach wieder bis 1913 Bezirks-Kommissär in Mistelbach; ab April 1913 zunächst provisorisch, dann ab Jänner 1914 bis Ende Juni 1926 Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirks Mistelbach; Versetzung in den Ruhestand aufgrund eines Nervenleidens; bestattet auf dem Friedhof Wien-Ottakring; er dürfte auch auf einem der beiden in der Kriegsbegeisterung des Jahres 1914 entstandenen katholisch-patriotischen Wandgemälde im Presbyterium der Pfarrkirche dargestellt gewesen sein, allerdings wurden diese im Zuge der Kirchenrenovierung 1935 übermalt31;
In der Kriegszeit bemühte er sich um Schonung des Bezirks bei Requirierungen und während der nach Kriegsende herrschenden Lebensmittelknappheit lehnte Dokaupil den Vorschlag der Abriegelung gegenüber Wien ab, und half so der notleidenden Wiener Bevölkerung sich aus dem Umland mit Nahrung versorgen zu können.

Ehrenbürger: Ober-Themenau (1911)32, 1916 verliehen ihm auch sämtliche weiteren Gemeinden des Verwaltungsbezirks Mistelbach das Ehrenbürgerrecht33, nachfolgend in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet: Altenmarkt, Althöflein, Altlichtenwarth, Altmanns, Altruppersdorf, Ameis, Asparn an der Zaya, Atzelsdorf, Bernhardsthal, Bischofswarth, Böhmischkrut (Großkrut), Bullendorf, Diepolz, Drasenhofen, Ebendorf, Ebersdorf an der Zaya, Eibesthal, Eichenbrunn, Enzersdorf bei Staatz, Erdberg, Ernsdorf bei Staatz, Ernstbrunn, Falkenstein,Fallbach, Feldsberg, Föllim, Frättingsdorf, Garschönthal, Gaubitsch, Gaunersdorf (Gaweinstal), Ginzersdorf, Gnadendorf, Grafensulz, Großharras, Hagenberg, Hagendorf, Hanfthal, Hausbrunn, Herrnbaumgarten, Herrnleis, Höbersbrunn, Hobersdorf, Hörersdorf, Hüttendorf, Katzelsdorf, Kettlasbrunn, Ketzelsdorf, Kirchstetten, Kleinbaumgarten, Kleinhadersdorf, Kleinschweinbarth, Klement, Kottingneusiedl, Laa an der Thaya, Ladendorf, Lanzendorf, Loosdorf, Michelstetten, Mistelbach, Neubau, Neudorf, Neuruppersdorf, Niederleis, Oberkreuzstetten, Oberschoderlee, Olgersdorf, Ottenthal, Paasdorf, Patzenthal, Patzmannsdorf, Pellendorf, Pottenhofen, Poysbrunn, Poysdorf, Pyhra, Rabensburg, Reinthal, Schletz, Schrattenberg, Schrick, Siebenhirten, Staatz, Steinebrunn, Stronsdorf, Stützenhofen, Ungerndorf, Unter-Themenau, Unterschoderlee, Unterstinkenbrunn, Waltersdorf bei Staatz, Walterskirchen, Wetzelsdorf, Wildendürnbach, Wilfersdorf, Wilhelmsdorf, Wultendorf, Wulzeshofen, Zlabern, Zwentendorf, Zwingendorf

 

Hofrat Dr. Karl Engelhart34 (1926-1929)
* 10.12.1882, Gloggnitz
† 21.2.1964, Wien

1903 Matura an der Theresianischen Akademie; 1909 Dr.iur. Promotion; danach Eintritt als Konzeptspraktikant in den Dienst der k.k. Statthalterei in Niederösterreich, und kurze Verwendung am Sitz der Statthalterei in Wien; 1910-1912 bei der Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen und 1912-1913 bei der Bezirkshauptmannschaft Horn; 1913 als Statthaltereikonzipist im Department VIII bei der niederösterreichischen Statthalterei; nach einem kurzen Einsatz bei der Bezirkshauptmannschaft Horn schließlich von 1914 bis 1922 der Bezirkshauptmannschaft Bruck a.d. Leitha zugeteilt; dort wirkte er 1917 auch als Vorstand der Barackenverwaltung des Flüchtlingslagers Bruck35; anschließend bis 1926 bei der Bezirkshauptmannschaft Neunkrichen dienstzugeteilt; von März 1926 bis 1929 Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirks Mistelbach; 1929-1935 Bezirkshauptmann in Floridsdorf-Umgebung (Gerichtsbezirke Wolkersdorf und Groß-Enzersdorf, Teile des Bezirks Gänserndorf und Floridsdorf); 1935 verlor er seinen Posten als Bezirkshauptmann aufgrund von nationalsozialistischer Betätigung – für eine Entlassung reichte seine Verfehlung nicht aus und so wurde er in das Referat 7 „Soziale Verwaltung und Elektrizitätswerke“ des Landesamts I versetzt – seit diesem Zeitpunkt galt er jedoch als illegales NS-Mitglied36; nach dem „Anschluss“ 1938 stieg er zunächst zum kommissarischen Stellvertreter des Regierungsdirektors des Gaus Niederdonau auf – laut eigener Darstellung fiel er jedoch aufgrund seines Einsatzes für aus politischen Gründen vom NS-Regime verfolgte Kollegen in Ungnade und wurde „kaltgestellt“ und fungierte fortan nur mehr als Referatsleiter in der Statthalterei37; 1942 scheint er als Dezernent bei der Abteilung Ia „Angelegenheiten der Gemeinden“ der Behörde des Reichsstatthalters in Niederdonau38 auf; von Juni bis August 1945 befand sich Dr. Engelhart in Untersuchungshaft aus der er aus gesundheitlichen Gründen jedoch entlassen wurde; Hintergrund dieser Untersuchungshaft war ein Prozess vor dem Volkgericht Wien im Jahr 1946 gegen Engelharts Gattin und seine Söhne wegen Denunziation angeklagt, da sie sich eines jüdischen Mieters aus einem im Familienbesitz befindlichen Zinshaus in Mödling derart entledigt haben, indem sie ihn bei der GESTAPO unter (falschen) Vorwänden anzeigten. Der gesundheitlich angeschlagene Mieter kam während der Haft zu Tode. Dr. Engelhart wurde der Mitwisserschaft in dieser Angelegenheit bezichtigt, allerdings konnten hierfür nicht ausreichend Anhaltspunkte festgestellt werden, sodass das Verfahren gegen ihn ausgeschieden wurde. Natürlich war auch bereits in diesem Verfahren Dr. Engelharts Verhältnis zur NSDAP Gegenstand der Verhandlung. Laut damaligen Informationsstand soll Engelhart ab 1938 Parteianwärter und ab 1942 schließlich Mitglied der NSDAP gewesen sein. 1947 tauchten jedoch neue Anhaltspunkte betreffend eine (bereits frühere) Mitgliedschaft Engelharts in der NSDAP während der Zeit der Illegalität und eine Mitgliedschaft in der SA-Reserve auf und somit wurde Dr. Engelhart wegen Hochverrats und Betrugs (aufgrund seiner falschen Angaben im Zuge der Registrierungspflicht für Nationalsozialisten) vor dem Volksgericht angeklagt – Informationen zum Ausgang dieses Verfahren fehlen leider; Engelhart wirkte Zeit seines Lebens als eifriger Komponist und bereits in der Zwischenkriegszeit wurden einige seiner Kompositionen auch im Radio aufgeführt39; komponierte unter anderem den NÖ Landesfeuerwehrmarsch40 und war Anfang der 30er Jahre auch Bundesvorstandstellvertreter des Ostmark Sängerbundes41 und nach dem Krieg Vorstand des österreichischen Komponistenbundes; er wurde auf dem Friedhof in Mödling bestattet42;

Ehrenbürger: Achau, Alt-Kettenhof, Bruck a.d. Leitha (1916), Enzersdorf a.d. Fischa, Fischamend, Hennersdorf (1916), Himberg (1916) Höflein (1916), Kledering, Leopoldsdorf (1920), Mannersdorf, Maria Lanzendorf, Ober-Lanzendorf, Schwadorf, Schwechat (1916), Wolkersdorf43

Foto (Ausschnitt): Topothek Wolkersdorf, Verwendung mit freundlicher Genehmigung der Besitzerin Frau Agnes Nowotny

Dr. Franz Julius Kwizda (Edler von Hochstern)44 (1929-1935)
* 28.12.1889 in KorneuburgBezirkshauptmann Dr. Kwizda 1932
† 6.3.1939, Bisamberg

1913 Promotion Dr.iur. Universität Wien; unmittelbar danach Eintritt in den den Dienst der k.k. Statthalterei in Niederösterreich, und kurze Verwendung am Sitz der Statthalterei in Wien; 1914-1918 der Bezirkshauptmannschaft Gmünd zugeteilt; 1918-1921 Dienst bei der Bezirkshauptmannschaft Floridsdorf-Umgebung (Gerichtsbezirke Wolkersdorf u. Groß-Enzersdorf, Teile des Bezirks Gänserndorf und Floridsdorf); kurzzeitig bei der Bezirkshauptmannschaft Gänserndorf und im Anschluss daran von 1922-1928 der Bezirkshauptmannschaft Korneuburg zugeteilt; 1929 bis September 1935 Bezirkshauptmann des Bezirks Mistelbach; danach ab 1935 Bezirkshauptmann Floridsdorf-Umgebung45 – aufgrund seines strikten Vorgehens gegen die Aktivitäten der illegalen Nationalsozialisten, wurde er nach dem „Anschluss“ seines Amtes enthoben.

Foto: Stadt-Museumsarchiv Mistelbach, aus dem Besitz von Herrn Mag. Karlheinz Brunhuber

Dr. Andreas Pomesberger46 (1935-1938)
* 28.5.1888, Thaya (Bez. Waidhofen a.d. Thaya)
† 18.5.1957, Wien

Matura: Staatsgymnasium Prachatitz (Südböhmen); 1908 Eintritt in den Dienst der k.k. Statthalterei in Niederösterreich; 1913 Promotion Dr.iur. Universität Wien; 1914 kurzzeitig der Bezirkshauptmannschaft Korneuburg zugewiesen und danach von 1914-1918 der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach zugeteilt; 1918-1926 Bezirkshauptmannschaft Korneuburg; 1926-1931 Bezirkshauptmannschaft Bruck a.d. Leitha; 1931-1935 Konzeptsbeamter bei der Bezirkshauptmannschaft Floridsdorf-Umgebung (Gerichtsbezirke Wolkersdorf u. Groß-Enzersdorf, Teile des Bezirks Gänserndorf und Floridsdorf); 1935 bis Juni 1938 Bezirkshauptmann in Mistelbach; danach Justiziar im Gaujägermeisteramt des Gaus Niederdonau47; 1939 scheint er als Landrat (Bezirkshauptmann) in Gmünd auf und 1942 als Beamter bei der Abteilung IV „Landwirtschaft, Wirtschaft & Arbeit“ der Behörde des Reichsstatthalters in Niederdonau48; Mai 1945 bis 1947 Bezirkshauptmann des Bezirks Korneuburg und danach Ministerialrat im Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau49; Mitglied bei Schlaraffia Castell Cornoviae (Korneuburg)50; bestattet auf dem Friedhof Wien-Rodaun

Ehrenbürger: Atzelsdorf und Grafensulz (beide 1919);

Foto: Ausschnitt aus einem Foto anlässlich einer Festsitzung des Mistelbacher Gemeinderats 1936 – StadtMuseumsarchiv Mistelbach

Landräte während des NS-Regimes

Die Angleichung der Verwaltung der „Ostmark“ an das reichsdeutsche System erfolgte in zwei Schritten. Ab 1. Jänner 1939 änderten sich zunächst die formalen Bezeichnungen: aus dem Bezirk wurde der „(Land-)Kreis“, aus der Bezirkshauptmannschaft „der Landrat“ und auch der Bezirkshauptmann selbst, hieß fortan „Landrat“.51 Zur tatsächlichen Neustrukturierung kam es mit dem am 14. April 1939 in Kraft getretenen „Gesetz über den Aufbau der Verwaltung in der Ostmark“ („Ostmarkgesetz“).

SA-Oberführer Dkfm. Dr. Hubert Kuich52 (1938-1940)
* 14.10.1905, Kammer am Attersee
† 7.2.1940, Wien

Kam 1916 mit seiner Familie nach Mistelbach, als sein Vater Vorstand des Bahnbetriebsamts des Staatsbahnhofes Mistelbach wurde53; hier verbrachte er einen großen Teil seiner Jugend und wurde im Umfeld der deutsch-völkischen Vereine Mistelbachs sozialisiert (u.a. Mitglied der pennalen Burschenschaft Tafelrunde deutscher Studenten Wartburg Mistelbach); Ende der 20er Jahre Sponsion zum Diplomkaufmann Hochschule für Welthandel Wien; 1932 Promotion Dr.iur. Universität Innsbruck; zuvor im Heimatschutz (Heimwehr) aktiv, trat er 1930 in die SA ein, und sollte später bis zum SA-Oberführer aufsteigen; die Zulassung als Rechtsanwalt wurde ihm wenig später aufgrund seiner illegalen politischen Betätigung wieder entzogen; Im Juni 1933 erste Inhaftierung in Stein a.d. Donau aufgrund von nationalsozialistischer Betätigung – insgesamt war er in der Zeit vor dem „Anschluss“ 25 Monate in Anhaltelagern bzw. Gefängnissen inhaftiert; 1936/37 in der Illegalität zum Brigadeführer der SA-Standarte 2 in Wien befördert; 1937 aus gesundheitlichen Gründen, die in seiner Haftzeit begründet waren, ins Deutsche Reich abkommandiert und dort im Rahmen des Parteitages 1937 als einer von wenigen „österreichischen Kämpfern“ vom Führer persönlich empfangen; im Zuge des „Anschlusses“ 1938 kam Kuich wie viele andere geflüchtete Nazis in die nunmehrige „Ostmark“ zurück und beteiligte sich an der Gewahrsamnehmung führender Persönlichkeiten des Schuschnigg-Regimes; als „alter Kämpfer“ wurde er mit dem Posten des Personaldirektors der Wiener Straßenbahnen belohnt; doch bereits im Juli 1938 folgte er dem Ruf des Gauleiters von Niederdonau, der ihn zum Bezirkshauptmann in seiner früheren Heimatstadt Mistelbach ernannte; Ende August 1938 kam Kuichs Dienstwagen in der sogenannten Waldbergkurve (Linkskurve unterhalb des Schricker Bergs) von der Straße ab und wurde schwer beschädigt. Kuich und seine Begleiter blieben jedoch wie durch ein Wunder unverletzt und in Schrick und Umgebung (nicht in Mistelbach) war diese bis heute gefährliche Kurve seither umgangssprachlich auch unter dem Namen „Landratskurve“ bekannt.54 starb bei einem Leuchtgasunfall in seiner Wiener Wohnung und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet; Ende Jänner 1940 wurde ihm durch Beschluss des Führers der Blutordens verliehen, aufgrund des Ablebens nur wenige Tage später entfiel die Verleihungszeremonie und der Orden wurde posthum an die hinterbliebenen Verwandten ausgefolgt.

SS-Untersturmführer Reg.Rat Dr. Heinrich Welker55 (1940-1943)
* 21.5.1905, Offenburg, Deutsches Reich
† ?

aufgewachsen in Mannheim; Studien in Heidelberg, Freiburg, Karlsruhe und Kiel; 1933 Eintritt in den Verwaltungsdienst in Kehl am Rhein; ab 1934 am Landratsamt in Bruchsal in Baden tätig, 1935 zum Regierungsrat ernannt, ab 1938 Landrat-Stellvertreter dort; 1939 zu besonderer Verwendung nach Neunkirchen und später zur Landeshauptmannschaft Niederdonau berufen; SA-Mitglied seit 1934, ab 1937 Parteimitglied der NSDAP und Sonderverwendung bei der SS; nach dem Tod von Kuich ab 1940 kommissarischer Landrat für den Landkreis Mistelbach bis Februar 1943 – seinem Einrücken zur Front56

SS-Hauptsturmführer Dr. Paul Hönigl57 (1943-1945)
* 18.10.1895, Ybbsitz58Landrat Dr. Paul Hönigl auf einem Portraitfoto aus dem Jahre 1938
† ?

1915 Kriegsmatura am Gymnasium Seitenstetten; im Anschluss Kriegsdienst beim Infanterieregiment Nr. 49, 1917 zum Leutnant der Reserve befördert; 1921 Promotion Dr.iur. Universität Wien; 1923 Eintritt in den Wiener Polizeidienst und Tätigkeit bei Polizeikommissariaten in verschiedenen Bezirken Wiens, im Sicherheitsbüro und ab 1928 in der Sicherheitswache ; seit 1932 gehörte er der NSDAP und seit 1937 der SS an; Im September des Jahres 1933 kam zu einem Disziplinarverfahren gegen Hönigl, damals Oberkommissär des Zentralinspektorats der Sicherheitswache, aufgrund einer von ihm gehaltenen Rede bei einer geheimen Versammlung der seit Juni 1933 verbotenen NSDAP – die Folge war eine zeitweilige Suspendierung vom Dienst59; bereits zuvor war er aus dem Kommando der Alarmabteilung abberufen und einem Kommissariat zugeteilt worden – dies geschah im Zuge eines umfassenden personellen Umbaus dieser Abteilung, die über weite Teile nationalsozialistisch gesinnt war, und damit als „politisch unzuverlässig“ galt; Nach dem gescheiterten Putschversuch der Nationalsozialisten am 25. Juli 1934 wurde Dr. Hönigl verhaftet und sein Vermögen beschlagnahmt. Ihm und anderen nationalsozialistisch gesinnten Polizei- bzw. Bundesheeroffizieren wurde eine Beteiligung am Umsturzversuch, kurz Hochverrat, vorgeworfen. Schließlich wurde er im März 1935 vom Militärgericht Wien des Hochverrats schuldig gesprochen und zu zwölf Jahren schwerem Kerker verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er gemeinsam mit drei Mitverschwörern zwischen Sommer 1933 und Frühjahr 1934 regelmäßig konspirative Treffen abgehalten und einen Plan zur Besetzung des Bundeskanzleramtes und anderer öffentlicher Einrichtungen, sowie zur Gefangennahme der Regierung ausgearbeitet hatte. Laut diesem „ersten“ Putschplan, der später von anderen aufgegriffen, umgearbeitet bzw. verfeinert und ausgeführt wurde, wäre Hönigl für die Besetzung der Marokkanerkaserne zuständig gewesen. Durch Weitergabe ihres Planes und der Werbung dafür unter Angehörigen von Polizei und Bundesheer hätten die Angeklagten dazu beigetragen den Umsturzversuch der Nationalsozialisten vom 25. Juli 1934 vorzubereiten und diesen unterstützt.60 Zur Verbüßung seiner Strafe wurde Hönigl in die Strafanstalt Stein a.d. Donau verbracht.61, allerdings wurde er in Folge des Berchtesgardener Abkommens im Februar 1938 frühzeitig aus der Haft entlassen. Nach dem „Anschluss“ wurde er im für Arisierungen zuständigen Sonderdezernat IVd-8 („Entjudung und Sachschadenfeststellung“ – Vermögensstelle) des Reichsstatthalters in Niederdonau tätig; Oktober 1939 bis Oktober 1940 Mitarbeiter der Abteilung Innere Verwaltung beim Chef des Distrikts Krakau im besetzen Polen; danach kehrte Hönigl als Leiter an das Sonderdezernat IVd-8 zurück62; September 1939 Verleihung des Blutordens der NSDAP, der höchsten Auszeichnung der Partei63; Im Februar 1943, nach der Einberufung von Landrat Welker zum Kriegsdienst, wurde Dr. Hönigl neben seiner Tätigkeit  in der Reichsstatthalterei auch zum (kommissarischen) Landrat von Mistelbach ernannt64; Im Oktober 1944 übernahm er auch die kommissarische Leitung des Landratsamtes Gänserndorf; vor der herannahenden Roten Armee flüchtete Dr. Hönigl in Richtung Westen und wurde im Juni 1945 schließlich verhaftet und einige Monate später in das „Camp Marcus W. Orr“ (Lager Glasenbach), einem von den Amerikanern im salzburgischen Glasenbach eingerichteten Internierungslager für schwerbelastete Nationalsozialisten; Im Oktober 1946 Überstellung in das Landesgericht I Wien, wo er sich in einem Volksgerichtsprozess seiner Verantwortung stellen musste. Im Dezember 1947 Verurteilung wegen Hochverrats zu 18 Monaten schweren Kerkers, verschärft durch ein hartes Lager vierteljährlich, und Vermögensverfall. Durch die abgeleistete U-Haft galt die Freiheitsstrafe bereits als verbüßt und Hönigl wurde nach der Urteilsverkündung entlassen. Nach einiger Zeit der Arbeitslosigkeit verdingte er sich später als Hilfsarbeiter in Wien

Foto: Akt des Gaupersonalamts des Reichsgaues Wien („Gauakten“) zu Hönigl (Aktnr. 30.099) – Österreichisches Staatsarchiv

Bezirkshauptmänner in der Zweiten Republik


Regierungsrat Walter Brunhuber
65
* 1.1.1906, Mödling
† 13.4.1976, Mistelbach

nach der Reifeprüfung am humanistischen Gymnasium in Klagenfurt, studierte Brunhuber als Werkstudent Mathematik und Physik an der Universität Wien. Während seiner Studienzeit wurde er Mitglied der katholischen Studentenverbindung Kürnberg Wien im CV. Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage und mangelnder Berufsperspektiven für Mathematiker sah er sich gezwungen sein Studium abzubrechen und trat im Juli 1933 in den Dienst der Finanzverwaltung ein. 1933-1936 Verwendung als Buchhalter in der Einhebungsstelle der Steueradministration Wien 1/16; mit Februar 1936 an die Bezirkssteuerbehörde Mistelbach versetzt; Seine mehrfache Weigerung in die NSDAP bzw. eine ihrer Teilorganisationen einzutreten, führte dazu, dass die Kreisleitung der NSDAP seine rasche Einziehung zur Wehrmacht forderte. Durch glückliche Umstände konnte er sich jedoch dem Wehrdienst entziehen. Wenige Tage nachdem die Rote Armee Mistelbach am 18. April 1945 eingenommen hatte, wurde Brunhuber aufgrund eines einstimmigen Vorschlags der politischen Parteien und der Wirtschaft von der Besatzungsmacht als kommissarischer Bezirkshauptmann eingesetzt. Mit Beschluss vom 1. Mai 1945 wurde seine Einsetzung als provisorischer Bezirkshauptmann von der niederösterreichischen Landesregierung bestätigt. Die Einsetzung von Dr. Strau als Bezirkshauptmann dürfte bereits mit Anfang Juni beschlossen worden sein, tatsächlich  konnte dieser seinen Dienst offenbar erst ab Juli 1945 antreten, sodass ihn Brunhuber bis zu diesem Zeitpunkt vertrat. Zusätzlich arbeitete er am Wiederaufbau des Finanzamts Mistelbach, mit dessen Leitung er ab Juli 1945 zeitweilig betraut war. Ab 1947 war er dort bis zu seiner Pensionierung als Leiter der Betriebsprüfungsabteilung tätig. Brunhuber ruht auf dem Mistelbacher Friedhof.

Foto: zur Verfügung gestellt von Herrn Mag. Karlheinz Brunhuber

Dr. Josef Strau66 (1945-1946)
* 11.7.1908, Groß Enzersdorf67
† 31.3.2004, Wien

nach dem Tod seines Vaters 1910 war der ebenfalls aus Groß-Enzersdorf stammende Rechtsanwalt, und spätere Landeshauptmann und Bundeskanzler, Dr. Karl Buresch sein Vormund68; 1927 Matura am Gymnasium Hollabrunn; ab dem Wintersemester 1927/28 studierte er zunächst drei Semester Theologie an der Universität Wien, bevor er an die juridische Fakultät wechselte; 1929 Aufnahme in den niederösterreichischen Landesdienst; 1933 Promotion Dr.iur. Universität Wien; 1935-1937 Konzeptsbeamter bei der Bezirkshauptmannschaft Gmünd69; im Juni 1938 vom NS-Regime des Dienstes enthoben und Entlassung im November 1938; danach Hilfskraft bei der Firma Laconia in Wien, doch Ende Februar 1939 bereits wieder als „politisch nicht tragbar“ gekündigt; Juli 1939 bis Dezember 1941 als Revisionsassistent bei der Deutsche Treuhand AG Wien beschäftigt; danach bis Kriegsende Militärdienst; ab Juli 1945 bis Mai 1946 Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirks Mistelbach; im Mai 1946 zur Dienstleistung im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft berufen70; danach als Rat an den Verwaltungsgerichtshof berufen, und später dessen Vizepräsident; letzte Ruhestätte: Hietzinger Friedhof;

Hofrat Dr. Karl Mattes71 (1946-1956)
* 30.11.1905, Grund (Bezirk Hollabrunn)
† 14.10.1969, Wien

1927 Matura am Gymnasium Hollabrunn (er und sein Amtsvorgänger Dr. Strau waren Klassenkameraden72); Mitglied der katholischen Studentenverbindung Aargau Wien im CV; 1933 Promotion Dr.iur. Universität Wien; 1934 Aufnahme in den niederösterreichischen Landesdient und der Bezirkshauptmannschaft Hollabrunn zugeteilt; im Mai 1938 vom NS-Regime des Dienstes enthoben und Aufnahme eines Verfahrens über seine Dienstausübung vor dem „Anschluss“; im Oktober 1938 wurde über ihn ein Aufenthaltsverbot in den Bezirken Hollabrunn, Horn und Mistelbach verhängt; November 1938 schließlich Entlassung aus dem Landesdienst; ab Ende 1939 Tätigkeit bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Kompaß in Wien bis eine weitere Beschäftigung dort im Mai 1941 vom nationalsozialistischen Rechtswahrerbund aus politischen Gründen untersagt wurde; zeitweilig unter Polizeiaufsicht, später kurzzeitige Untersuchungshaft und als wehrunwürdig erklärt; später angeblich bei der deutschen Treuhandverwaltung in Krakau tätig; im Juli 1944 schließlich doch zum Wehrdienst eingezogen, geriet er zu Ende des Krieges in russische Kriegsgefangenschaft; infolge Arbeitsunfähigkeit aufgrund schwerer Erkrankung bereits Ende August 1945 aus der Gefangenschaft entlassen; ab Oktober 1945 war er der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach zugeteilt; April 1946 bis Ende 1956 Bezirkshauptmann in Mistelbach; ab Anfang des Jahres 1957 bis zu seinem Tode Vorstand der niederösterreichischen Agrar-Bezirksbehörde in Wien; 1960-1965 Bürgermeister (ÖVP) der Gemeinde Pulkau; Träger des goldenen Ehrenringes der Gemeinde Pulkau; Dr. Mattes wurde auf dem Friedhof Pulkau bestattet; 2009 wurde die Karl Mattes-Straße nach ihm benannt;

Ehrenbürger: insgesamt 109 Gemeinden verliehen Dr. Mattes das Ehrenbürgerrecht, (davon alleine im Bezirk Mistelbach nachweislich 98 Gemeinden), nachfolgend sind diese soweit bekannt nach Jahreszahlen gegliedert angeführt:
Altenmarkt, Althöflein, Altmanns, Altruppersdorf, Ameis, Asparn, Atzelsdorf, Bernhardsthal, Bogenneusiedl, Bullendorf, Drasenhofen, Diepolz, Ebersdorf, Eibesbrunn, Eibesthal, Enzersdorf bei Staatz, Erdberg, Ernsdorf bei Staatz, Ernstbrunn, Falkenstein, Fallbach, Frättingsdorf, Friebritz, Föllim, Garmanns, Gaubitsch, Gaweinstal, Ginzersdorf, Gnadendorf, Grafensulz, Großebersdorf, Großharras, Großkrut, Guttenbrunn, Hagenberg, Hagendorf, Hanfthal, Hausbrunn, Herrnbaumgarten, Herrnleis, Hobersdorf, Hörersdorf, Hornsburg, Katzelsdorf, Kettlasbrunn, Ketzelsdorf, Kleinbaumgarten, Kleinhadersdorf, Kleinschweinbarth, Klement, Kottingneusiedl, Loosdorf, Michelstetten, Neubau, Neudorf, Neuruppersdorf, Niederleis, Oberkreuzstetten, Oberschoderlee, Olgersdorf, Ottenthal, Paasdorf, Patzenthal, Patzmannsdorf, Pellendorf, Pfösing, Pottenhofen, Poysbrunn, Poysdorf, Pürstendorf, Putzing, Pyhra, Rabensburg, Reinthal, Röhrabrunn, Schrattenberg, Schrick, Siebenhirten, Staatz, Steinebrunn, Stronegg, Stronsdorf, Stützenhofen, Ungerndorf, Unterschoderlee, Unterstinkenbrunn, Waltersdorf bei Staatz, Wenzersdorf, Wetzelsdorf, Wilhelmsdorf, Wultendorf, Wulzeshofen, Zlabern, Zwentendorf und Zwingendorf (alle 1951)73, Mistelbach (1954)74, Grund (1955)75, Eichenbrunn (1956)76, Lanzendorf (1966)77

Hofrat Dr. Alfred Kriegl78 (1957-1962)
* 7. 5.1910, Wien
† 11.6.1979, Wien

Matura am Gymnasium Kalksburg; Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien; 1934 Eintritt in den nö. Landesdienst; nach dem „Anschluss“ 1938 aus politischen Gründen zwangsweise zum Landratsamt des Regierungsbezirks Merseburg bei Halle a.d. Saale (Sachsen-Anhalt) versetzt; 1940-1945 Kriegsdienst; nach Kriegsende einige Monate als Staatskommissär für die Beziehungen der österreichischen Bundesländer bei der Tiroler Landesregierung tätig; Herbst 1945-1949 Dienst im Präsidium der nö. Landesregierung; 1949-1956 Bezirkshauptmann-Stellvertreter in Wiener Neustadt, während dieser Zeit auch Sachverständiger für Verkehrsunfälle bei den Kreisgerichten Wiener Neustadt und Eisenstadt, außerdem unterrichtete er Staatsrecht und Nationalökonomie an der Handelsakademie Wiener Neustadt; 1957 bis Ende 1962 Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirkes Mistelbach; 1963-1964 Bezirkshauptmann im Verwaltungsbezirk Wien-Umgebung; ab Beginn des Jahres 1965 bis zur Pensionierung mit Jahresende 1973 Leiter des Landesamtes V/1 für „Gewerbe, Handel, Industrie und Buschenschankangelegenheiten“; am Wiener Zentralfriedhof bestattet; Dr. Kriegl hatte  von 1958 bis in die 1970er Jahre einen Wohnsitz in der Gemeinde Bernhardsthal, wo seine Gattin als Dentistin tätig war.

Leistungen während seiner Amtszeit als Bezirkshauptmann von Mistelbach: Errichtung von drei Altersheimen; treibende Kraft hinter der Errichtung des urgeschichtlichen Museums Asparn und weiters Gründer des Museumsvereins für den Bezirk; Gründung des Fremdenverkehrsvereins für den Bezirk; Planung und Baubeginn der Ringwasserleitung für 40 Gemeinden im Bezirk, mittels der die Wasserqualität deutlich gehoben werden konnte und in diesem Zusammenhang Anregung zur Gründung der Niederösterreichische Siedlungswasserbau Gesellschaft (NÖSIWAG) (heute: Wassersparte  der EVN AG); gründete den Bezirks-Krankenhausverband und sicherte damit den Bestand des Krankenhauses Mistelbach

Ehrenbürger: Gartenbrunn (Unterstinkenbrunn)

Hofrat Dr. Leopold Speiser79 (1963-1967)
* 16.2.1922, St. Margarethen an der SierningBezirkshauptmann Dr. Leopold Speiser
† 25.9.1998, Baden

Gymnasium St. Pölten; ab 1942 Kriegsdienst und anschließend russische Kriegsgefangenschaft bis Dezember 1946; nach Rückkehr aus der Gefangenschaft Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien, 1950 Promotion Dr.iur.; Mitglied der katholischen Studentenverbindung K.a.V. Norica Wien im ÖCV; bereits vor Studienabschluss Eintritt in den nö. Landesdienst; Tätigkeit an verschiedenen Bezirkshauptmannschaften; Juli 1961 bis Ende des Jahres 1962 Bezirkshauptmann in Bruck a.d. Leitha; Jänner 1963 bis Ende April 1967 Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirkes Mistelbach; 1967-1974 Bezirkshauptmann in Baden; 1974-1979 Landesamtsdirektor-Stv., 1979 Landesamtsdirektor bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand 1987; 1967 Verleihung des Ehrenrings der Stadtgemeinde Mistelbach; auf dem Stadtfriedhof Baden beerdigt;

Hofrat Mag. Karl Müller80 (1967-1977)
* 1.5.1912, Wien
† 19.1.1996, Mistelbach

Studium in Wien und Prag; Mitglied der katholischen Studentenverbindung Ferdinandea Prag (Heidelberg) im CV; nach Abschluss des rechtswissenschaftlichen Studiums als abs.iur. folgt eine Tätigkeit in der Privatwirtschaft; danach Eintritt in den öffentlichen Dienst und Zuweisung zum Landesamt im nordböhmischen Gablonz; ab 1941 Kriegsdienst in der deutschen Wehrmacht an West- und Ostfront; Eintritt in den nö. Landesdienst 1946, zunächst bei der Bezirkshauptmannschaft Gänserndorf; ab 1950 Bezirkshauptmannstellvertreter bei der Bezirkshauptmannschaft Hollabrunn und ab Juli 1955 in selber Funktion in Baden; 1957-1967 Bezirkshauptmann des Bezirks Zwettl; April 1967 bis Ende des Jahres 1977 Bezirkshauptmann in Mistelbach; 1977 Verleihung des Ehrenrings der Stadtgemeinde Mistelbach; ruht auf dem Mistelbacher Friedhof

Hofrat Dr. Herbert Foitik81 (1978-2002)
* 2.9.1939, Wien
† 19.4.2009, Mistelbach

Matura am akademischen Gymnasium Wien; Jugendmeister im Tischtennis; Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien als Werkstudent; Mitglied der katholischen Studentenverbindung K.Ö.H.V. Sängerschaft Waltharia Wien im ÖCV; nach Abschluss des Studiums zunächst bei der Handelskammer tätig; 1965 Eintritt in den Landesdienst, und als Jurist den Bezirkshauptmannschaften Wiener Neustadt bzw. Wien Umgebung zugeteilt; 1970-1973 Bezirkshauptmannstellvertreter in Gmünd; 1974-1977 Bezirkshauptmannstellvertreter in Gänserndorf; von Beginn des Jahres 1978 bis zu seinem Übertritt in den Ruhestand Ende 2002 Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirks Mistelbach; 1999 Verleihung des Ehrenrings der Stadtgemeinde Mistelbach; beigesetzt auf dem Mistelbacher Friedhof

Quellen:

-) Heimatbuch des Verwaltungsbezirks Mistelbach – Band III, Der Bezirk Mistelbach und seine Gemeinden 1945 – 2005 (2005), S. 133
-) Die letzten Ruhestätten der in Wien bestatteten früheren Bezirkshauptmänner konnten meist mittels der Verstorbenensuche – Online Services Friedhöfe Wien eruiert werden.

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Neugasse

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden im Westen Mistelbachs, entlang der Josef Dunkl-Straße, die damals „Wienerstraße“ hieß, das städtische Gaswerk (1902) und der Landesbahnhof (1906) errichtet. In den Jahren nach der Eröffnung dieser bedeutenden Infrastruktureinrichtungen folgte die weitere bauliche Erschließung des neuen Stadtteils und in der Sitzung vom 6. November 1910 beschloss der Mistelbacher Gemeinderat, dass die „rechts von der Wienerstraße abzweigende neue Straße“ den Namen „Neugasse“ erhalten sollte.

Wo befindet sich die Neugasse?

Quellen:
-) Mistelbacher Bote, Nr. 46/1910, S.3f

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Schillinggasse (Kettlasbrunn)

Im Zuge der Einführung offizieller Straßenbezeichnungen in der Katastralgemeinde Kettlasbrunn durch Gemeinderatsbeschluss vom 14.12.2004 wurde zur Erinnerung an die wenige Jahre zuvor vom Euro abgelöste österreichische Währung eine im Ort gelegene Sackgasse Schillinggasse benannt. Dass es mit dem von 1938 bis 1954 hier wirkenden Pfarrer Karl Schilling auch einen Kettlasbrunner Ehrenbürger dieses Namens gab, war dem mit der Ausarbeitung der Namensvorschläge betrauten Komitee um die damalige Ortsvorsteherin Annemarie Dietrich bekannt, spielte jedoch bei der Namensgebung keine Rolle.

Wo befindet sich die Schillinggasse?

Quellen:
-) Gemeinderatsprotokoll vom 14.12.2004
-) Auskunft Fr. Annemarie Dietrich

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„Dokumentationsreihe alter Ansichten, Bilder und Kommentare“ in der Mistelbacher Rundschau

1974 erschien erstmalig die Zeitung „Mistelbacher Rundschau“ mittels der die SPÖ Gemeinderatsfraktion Mistelbach seither regelmäßig über ihre politische Arbeit, die Tätigkeit ihrer Teilorganisationen und das Geschehen in der Stadt informiert. Seit 2002 findet sich darin unter dem Titel „Dokumentationsreihe alter Ansichten, Bilder und Kommentare“ – eine Kultur- und Bildungsinitiative der SPÖ Gemeinderatsfraktion Mistelbach auch eine von Vizebgm. a.D. Reg. Rat Alfred Englisch gestaltete Beitragsreihe, die sich verschiedenen Themen der Geschichte Mistelbachs und seiner Katastralgemeinden widmet.

Übersicht über die bis Dezember 2023 erschienenen geschichtliche Beiträge in der Mistelbacher Rundschau

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Ehrenbürger der Katastralgemeinden

In den bisher erschienenen Publikationen zur Geschichte der einzelnen Katastralgemeinden finden sich meist nur rudimentäre Angaben zu den Ehrenbürgern dieser ehemals selbstständigen Gemeinden bzw. oftmals wurde dieses Thema überhaupt nicht behandelt. Die löbliche Ausnahme bildet das Werk zur Geschichte Siebenhirtens von Prälat Franz Stubenvoll, dass eine vollständige Auflistung der Ehrenbürger beinhaltet.
Mittels aufwändiger Recherche in alten Lokalzeitungen und erhaltenen Gemeinderatsprotokollen konnten diese Aufzeichnungen nun ergänzt werden, doch auch die nachfolgende Darstellung kann natürlich keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit erheben.

Die Fragezeichen beim Verleihungsjahr bedeuten, dass zwar die Ernennung gesichert ist, allerdings Informationen zum genauen Zeitpunkt der Verleihung fehlen.

Ebendorf

1899/190032 Dr. Josef Mitscha Ritter von Märheim (*1828, †1907) – Jurist, Bankfachmann, Landtagsabgeordneter und Gutsbesitzer82
190483 Wenzel Panaček (*1860, †1934) – Schulleiter und Gemeindesekretär84
1916 Franz Dokaupil (*1870, †1939) – Bezirkshauptmann

Alois Wolf (*1873, †1946) – Bezirksoberkommissär bei der BH Mistelbach und später Bezirkshauptmann in St. Pölten

Ferdinand Fallenbiegl (*1856, †1933) – Wirtschaftsbesitzer und Bürgermeister (1891-1919)85

1934 Dr. Engelbert Dollfuß (*1892, †1934) – Bundeskanzler und Führer des autoritären Ständestaat-Regimes

Ernst Rüdiger Starhemberg (*1899, †1956) – Vizekanzler und Heimwehrführer

Josef Reither (*1880, †1950) – Landeshauptmann und Bundesminister

1965 Jakob Richard (*1902, †1995) – Landwirt und Bürgermeister (1947-1965)86

 

Eibesthal

? Ferdinand Karl jun. (*1834, †1919) – Wirtschaftsbesitzer und Bürgermeister (1867-1879)87
1894 Josef Karl sen. (*1831, †1915) – Wirtschaftsbesitzer und Bürgermeister (1882-1894)88
1898 Franz Riedling (*1856, †1920) – Pfarrer in Eibesthal, später in Prinzendorf und Dechant des Dekanats Wilfersdorf89
1904 Dr. Alfons Freiherr Klezl von Norberg (*1858, †1942) – Bezirkshauptmann90
1916 Franz Dokaupil (*1870, †1939) – Bezirkshauptmann

Alois Wolf (*1873, †1946) – Bezirksoberkommissär bei der BH Mistelbach und später Bezirkshauptmann in St. Pölten

1920 Leopold Strobl (*1851, †1927) – Wirtschaftsbesitzer und Bürgermeister (1906-1919)91

Johann Kummenecker (*1841, †1926) – Wirtschaftsbesitzer und Bürgermeister (1894-1906)92

1923 Josef Sperling (*1863, †1950) – Pfarrer93Rudolf Wedra (*1863, †1934) – Oberlehrer i. R., gew. Reichsratsabgeordneter und Mitglied der prov. bzw. konstituierenden Nationalversammlung von Deutschösterreich94
1934 Dr. Engelbert Dollfuß (*1892, †1934) – Bundeskanzler und Führer des autoritären Ständestaat-Regimes

Ernst Rüdiger Starhemberg (*1899, †1956) – Vizekanzler und Heimwehrführer

Josef Reither (*1880, †1950) – Landeshauptmann und Bundesminister

Jakob Fried (*1885, †1967) – Prälat95

1937 Mathias Schöfbeck (*1867, †1943) – Wirtschaftsbesitzer und Bürgermeister (1919-1938)96
1948 Franz Kletzer (*1858, †1949) – Wirtschaftsbesitzer97
1951 Dr. Karl Mattes (*1905, †1969) – Bezirkshauptmann und später Leiter der Agrarbezirksbehörde

Dr. Anton Brunauer-Dabernig (*1891, †1973) – Pfarrer98

1953 Ferdinand Fried (*1873, †1958) – Wirtschaftsbesitzer und Bürgermeister (1945-1950)99
1950 Josef Kraus (*1890, †1971) – Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft und Bauernbundpräsident100
1971 Matthias Bierbaum (*1916, †1995) – Landesrat für Agrarwesen101

 

Frättingsdorf102

1886 Wilhelm Hubmayer (*?, †?) – Stationsvorstand der Staatsbahnstation Frättingsdorf103
1899 Johann Bažant (*1848, †1920) – Bezirkshauptmann104
1904 Johann Helnwein (*1843, †1919) – Pfarrer und Dechant in Laa a.d. Thaya105
1910 Martin Steingassner (1838, †1917) – Ziegelfabrikant106
1916 Franz Dokaupil (*1870, †1939) – Bezirkshauptmann

Alois Wolf (*1873, †1946) – Bezirksoberkommissär bei der BH Mistelbach und später Bezirkshauptmann in St. Pölten

1919 Leopold Welzl (*1862, †1957) – Wirtschaftsbesitzer und Bürgermeister (1907-1919)107
1922 Adolf Schaffer (*1859, †1946) – Schuldirektor und Gründungsmitglied der Feuerwehr Frättingsdorf108
1931 Georg Zohmann (*1857, †1937) – Wirtschaftsbesitzer und Bürgermeister (1895-1907)
1934 Dr. Engelbert Dollfuß (*1892, †1934) – Bundeskanzler und Führer des autoritären Ständestaat-Regimes

Ernst Rüdiger Starhemberg (*1899, †1956) – Vizekanzler und Heimwehrführer

Josef Reither (*1880, †1950) – Landeshauptmann und Bundesminister

1950 Josef Kraus (*1890, †1971) – Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft und Bauernbundpräsident

Dr. Karl Renner (*1870, †1950) – Bundespräsident und erster Staatskanzler

1951 Dr. Karl Mattes (*1905, †1969) – Bezirkshauptmann und später Leiter der Agrarbezirksbehörde

Johann Schreiber (*1872, †1955) – Schmiedemeister109

1954 Georg Seidl (*1896, †1968) – Nationalratsabgeordneter110

Heinrich Widmayer (*1891, †1977) – Nationalratsabgeordneter111

1963 Josef Hilgarth (*1898, †1975) – Landesrat

Dipl.-Ing. Adolf Roppolt (*1897, †1984) – Hofrat beim Landesbauamt

1971 Matthias Bierbaum (*1916, †1995) – Landesrat für Agrarwesen112

Dipl.-Ing. Walter Thurner (*1920, †1996) – Baurat beim niederösterr. Landesbauamt113

Johann Neckam (*1919, †2000) – Landwirt, Bürgermeister von Frättingsdorf (1958-1971) und später Gemeinderat der Stadtgemeinde Mistelbach114

 

Hörersdorf

1886 Wilhelm Hubmayer (*?, †?) – Stationsvorstand der Staatsbahnstation Frättingsdorf115
1899 Johann Bažant (*1848, 1920) – Bezirkshauptmann 116
1910 Martin Steingassner (*1838, †1917) – Ziegelfabrikant117
1913 Theodor Stief (*1872, †1959) – Pfarrer und vormals Präfekt des erzbischöflichen Knabenseminars Oberhollabrunn118
1916 Franz Dokaupil (*1870, †1939) – Bezirkshauptmann

Alois Wolf (*1873, †1946) – Bezirksoberkommissär bei der BH Mistelbach und später Bezirkshauptmann in St. Pölten

1932 Viktor Klinger (*1883, †1950) – Pfarrer 119
1934 Dr. Engelbert Dollfuß (*1892, †1934) – Bundeskanzler und Führer des autoritären Ständestaat-Regimes

Ernst Rüdiger Starhemberg (*1899, †1956) – Vizekanzler und Heimwehrführer

Josef Reither (*1880, †1950) – Landeshauptmann und Bundesminister

1950 Josef Kraus (*1890, †1971) – Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft und Bauernbundpräsident120

Franz Weiß (*1876, †1954) – Landwirt und Bürgermeister (1919-1940(?))121

1951 Dr. Karl Mattes (*1905, †1969) – Bezirkshauptmann und später Leiter der Agrarbezirksbehörde
1957 Ignaz Trischak (*1891, †1983) – Pfarrer122

 

Hüttendorf

1912 Karl Viktor Bechmann (*1864, †1944) – Landesbaurat und Leiter der Landes-Bauabteilung III123
1916 Franz Dokaupil (*1870, †1939) – Bezirkshauptmann

Alois Wolf (*1873, †1946) – Bezirksoberkommissär bei der BH Mistelbach und später Bezirkshauptmann in St. Pölten

1919 Don Sales Reidinger (*1857, †1935) – Pfarrer und späterer Provinzial des Barnabitenordens in Österreich124

Josef Schreiber (*1865, †1938) – Wirtschaftsbesitzer und Bürgermeister (1901-1919)125

1932 Dr. Karl Buresch (*1878, †1936) – Landeshauptmann, zwischenzeitlich Bundeskanzler und später Bundesminister
1934 Dr. Engelbert Dollfuß (*1892, †1934) – Bundeskanzler und Führer des autoritären Ständestaat-Regimes

Ernst Rüdiger Starhemberg (*1899, †1956) – Vizekanzler und Heimwehrführer

Josef Reither (*1880, †1950) – Landeshauptmann und Bundesminister

1950 Josef Kraus (*1890, †1971) – Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft

Ferdinand Neudecker (*1870, †1951) – Landwirt und Gemeinderat a.D.

1953 Ludwig Lehner (*1873, †1956) – Hotelier in Innsbruck, zuvor auch Cafetier und Kinobesitzer126

 

Kettlasbrunn

? Maria Zornig (*1891, †1975) – Lehrerin und (provisorische) Schulleiterin127
1900 Franz Skala (*1840, †1912) – Oberverwalter des liechtensteinischen Gutes in Wilfersdorf128
1903 Karl Bock (*1864, †1938) – Pfarrer, Gründer des landwirtschaftlichen Casinos und der Raiffeisenkasse129
1910 Karl Viktor Bechmann (*1864, †1944) – nö. Landesbaurat130Maria Städtner (*1851, †1928) – Wirtschaftsbesitzerin und Gönnerin des Ortes und der Pfarre131
1912 Jakob Bachmayer (*1850, †1927) – Wirtschaftsbesitzer und Bürgermeister (1901-1912)132
1916 Franz Dokaupil (*1870, †1939) – Bezirkshauptmann

Alois Wolf (*1873, †1946) – Bezirksoberkommissär bei der BH Mistelbach und später Bezirkshauptmann in St. Pölten

1934 Dr. Engelbert Dollfuß (*1892, †1934) – Bundeskanzler und Führer des autoritären Ständestaat-Regimes

Ernst Rüdiger Starhemberg (*1899, †1956) – Vizekanzler und Heimwehrführer

Josef Reither (*1880, †1950) – Landeshauptmann und Bundesminister

1950 Josef Kraus (*1890, †1971) – Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft und Bauernbundpräsident133
1951 Dr. Karl Mattes (*1905, †1969) – Bezirkshauptmann und später Leiter der Agrarbezirksbehörde134
1954 Karl Schilling (*1906, †1994) – Pfarrer und später u.a. Pfarrer in Gänserndorf und Dechant des Dekanats Bockfließ135

 

Lanzendorf136

? Franz Schön (*1855, †1951) – Bürgermeister (1895-1919)137
1916 Franz Dokaupil (*1870, †1939) – Bezirkshauptmann

Alois Wolf (*1873, †1946) – Bezirksoberkommissär bei der BH Mistelbach und später Bezirkshauptmann in St. Pölten

1934 Dr. Engelbert Dollfuß (*1892, †1934) – Bundeskanzler und Führer des autoritären Ständestaat-Regimes

Ernst Rüdiger Starhemberg (*1899, †1956) – Vizekanzler und Heimwehrführer

Josef Reither (*1880, †1950) – Landeshauptmann und Bundesminister

(durch Beschluss des Gemeindeverwalters Josef Elbling wurden diese Ehrenbürgerschaftsverleihungen 1938 aberkannt138)

1951 Josef Elbling (*1873, †1957) – Bürgermeister (1924-1945)139
1955 Josef Kraus (*1882, †1965) – Bäckermeister und langjähriger Feuerwehrhauptmann140
1956 Josef Pukl (*1879, †1965) – pens. Bahnarbeiter und Gemeindesekretär141
1966142 Dr. Karl Mattes (*1905, †1969) – Leiter der Agrarbezirksbehörde und davor Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirks Mistelbach

Dipl.-Ing. Wilhelm Handler (*?, †?) – Leiter der kulturtechnischen Abteilung der niederösterreichischen Agrarbezirksbehörde

Dipl.-Ing. Johann Pikal (*?, †?) – Agrar-Oberbaurat bei der niederösterreichischen Landesregierung

 

Paasdorf143

1895 Ignaz Seltenhammer (*1832, †1902) – Wirtschaftsbesitzer und langjähriger Gemeinderat144
1909 Johann Kastenhofer (*1849, †1929) – Pfarrer145
1916 Franz Dokaupil (*1870, †1939) – Bezirkshauptmann

Alois Wolf (*1873, †1946) – Bezirksoberkommissär bei der BH Mistelbach und später Bezirkshauptmann in St. Pölten

1919 Leopold Rosner (*1859, †1934) – Wirtschaftsbesitzer
Bürgermeister (1899-1912 & 1916-1919)
146
1929 Ing. Hans Reiser (*1877, †?) – Landesoberbaurat der nö. Landesregierung und freiberuflicher Architekt147
1934 Dr. Engelbert Dollfuß (*1892, †1934) – Bundeskanzler und Führer des autoritären Ständestaat-Regimes

Ernst Rüdiger Starhemberg (*1899, †1956) – Vizekanzler und Heimwehrführer

Josef Reither (*1880, †1950) – Landeshauptmann und Bundesminister

1949 Engelbert Kainz (*1874, †1954) – Landwirt148
1950 Dr. Karl Mattes (*1905, †1969) – Bezirkshauptmann und später Leiter der Agrarbezirksbehörde149
1958 Josef Wegert (*1880, †1964) – Wirtschaftsbesitzer und Bürgermeister (1924-1929, 1931-1938 & 1945-1948)150

 

Siebenhirten151

1898 Wenzel Wurm (*1847, †1914) – Pfarrer152
1907 Franz Guganeder (*1863, †1944) – Schulleiter153
1910 Dipl.-Ing. Leopold Kratochwil (*1875, †1958) – Statthalterei-Ingenieur in Wien-Floridsdorf und Konservator der k.k. Zentralkommission für die Erhaltung und Erforschung der Kunst- und historischen Denkmale
1916 Franz Dokaupil (*1870, †1939) – Bezirkshauptmann

Alois Wolf (*1873, †1946) – Bezirksoberkommissär bei der BH Mistelbach und später Bezirkshauptmann in St. Pölten

1919 Anton Trischack (*1856, †1940) – Wirtschaftsbesitzer und Bürgermeister (1906-1919)
1929 Franz Stark (*1880, †1939) – Pfarrer
1934 Dr. Engelbert Dollfuß (*1892, †1934) – Bundeskanzler und Führer des autoritären Ständestaat-Regimes

Ernst Rüdiger Starhemberg (*1899, †1956) – Vizekanzler und Heimwehrführer

Josef Reither (*1880, †1950) – Landeshauptmann und Bundesminister

1949 Josef Trischak (*1869, †1952) – Wirtschaftsbesitzer und Bürgermeister (1919-1938)
1950 Josef Kraus (*1890, †1971) – Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft und Bauernbundpräsident154
1951 Dr. Karl Mattes (*1905, †1969) – Bezirkshauptmann und später Leiter der Agrarbezirksbehörde
1955 Jakob Strebl (*1904, †1992) – Volksschuldirektor155
1956 Johann Neydhart (*1891, †1977) – Wirtschaftsbesitzer und Bürgermeister (1945-1955)

 

Nachfolgend ein paar Anmerkungen zu (teils vermeintlichen) Massenverleihungen des Ehrenbürgerschaftsrechts:
-) Die Information, dass sämtliche Gemeinden des Verwaltungsbezirks Mistelbach dem Wiener Weihbischof, Dr. Godfried Marschall, 1910 die Ehrenbürgerschaft verliehen hätten – wie dies von mehreren Wiener Tageszeitungen berichtet wurde – ist falsch. Ihm wurde damals von einer Bürgermeisterdelegation lediglich eine schön gefertige Dankadresse überreicht.156
-) 1916 verliehen sämtliche Gemeinden des Verwaltungsbezirks Mistelbach Bezirkshauptmann Franz Dokaupil und Bezirksoberkommissär Alois Wolf die Ehrenbürgerschaft.157
-) Laut einem Bericht der „Arbeiter Zeitung“ soll Bezirkshauptmann Dr. Kwizda 1932 die Bürgermeister des Verwaltungsbezirks Mistelbach aufgefordert haben Dr. Karl Buresch, anlässlich dessen zehnjährigen Jubiläums als niederösterreichischer Landeshauptmann, zum Ehrenbürger zu ernennen.158 Dieser Aufforderung kamen 81 von 105 damals im Bezirk bestehenden Gemeinden nach.159, wobei sich eigenartigerweise keinerlei Erwähnung dieser Ehrung im „Mistelbacher Bote“ findet. Die Stadt Mistelbach gehörte jedenfalls nicht zu diesen 81 Gemeinden160, allerdings ist es möglich, dass sich neben Hüttendorf noch weitere Katastralgemeinden unter den 81 Gemeinden befanden.
-) 1934 verliehen alle Gemeinden des Gerichtsbezirks Mistelbach Bundeskanzler Dr. Engelbert Dollfuß, Vizekanzler Ernst Rüdiger Starhemberg und Landeshauptmann Josef Reither die Ehrenbürgerschaft161
-) Anlässlich seines 60. Geburtstags verliehen 100 von 127 Gemeinden des Verwaltungsbezirks Mistelbach Landwirtschaftsminister Josef Kraus das Ehrenbürgerrecht.162 Mistelbach hatte Minister Kraus diese Ehre bereits früher zuteilwerden lassen und mit Ausnahme von Lanzendorf und Paasdorf befanden sich unter den oben angeführten einhundert Gemeinden, auch sämtliche weiteren heutigen Katastralgemeinden Mistelbachs.
-) Unter den 25 Gemeinden des Gerichtsbezirks Mistelbach, die Bezirkshauptmann Dr. Karl Mattes im März 1951 das Ehrenbürgerrecht verliehen, befanden sich auch die Katastralgemeinden Eibesthal, Frättingsdorf, Hörersdorf, Kettlasbrunn, Paasdorf und Siebenhirten163

Quellen (und Anmerkungen):

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Updates, Updates, Updates

Die Arbeit am Blog stand in den letzten zwei Monaten nicht still, auch wenn keine neuen Beiträge veröffentlicht wurden. Viel Recherchearbeit passierte in den vergangenen Wochen und deren interessante Ergebnisse werden bald in Form neuer Beiträge veröffentlicht.

Zum anderen wurden zahlreiche ältere Beiträge korrigiert, überarbeitet, um Bilder erweitert oder auf andere Art optimiert.
Hier eine kurze Übersicht:
-) Ehrenbürger der Stadt Mistelbach: alle bisher in der Literatur vorhandenen Auflistungen der Ehrenbürger Mistelbachs erwiesen sich als fehlerhaft, auch jene im Buch „125 Jahre Stadt Mistelbach“, auf deren Basis der Beitrag für diesen Blog erstellt wurde. Deshalb wurden Belege für alle Verleihungen gesucht und in der aktualisierten Liste werden diese angeführt, um deren Richtigkeit zu belegen.

Folgende Änderungen ergaben sich dadurch:

Neue (bisher „unbekannte“) Ehrenbürger: Bezirkshauptmann Franz Dokaupil und Bezirksoberkommissär Alois Wolf (beide 1916)

„falsche“ Ehrenbürger, die aus der Liste wieder gelöscht wurden:
Bei Pinselfabrikant Franz Mühl handelte es sich um keinen Ehrenbürger, ihm wurde 1910 nur das Bürgerrecht der Stadt verliehen;
Ebenso war Weihbischof Dr. Godfried Marschall nicht Ehrenbürger sämtlicher Gemeinden des Verwaltungsbezirks Mistelbach, auch wenn dies einige Tageszeitungen 1910 behaupteten. Tatsächlich überreichte ihm eine Delegation der Gemeinden des Bezirks lediglich eine schön gefertigte Dankadresse.

falsche Jahreszahl: die Verleihung des Ehrenbürgerrechts an Staatsrat Josef Kraus und Bundeswirtschaftsrat Georg Seidl fand nicht 1954, sondern 1937 statt

Auch das Thema der Aberkennung gewisser Ehrenbürgerrechte während der Zeit des Nationalsozialismus bzw. deren „Wiederinstandsetzung“ 1954 wird nun im Beitrag behandelt.

-) Ehrenringträger der Stadt Mistelbach: bei der ursprünglichen Liste wurde leider auf Vzbgm. a.D. Fritz Duda vergessen, dies wurde nun korrigiert und sämtliche Verleihungen des Ehrenrings mit Belegen versehen. Weiters werden nun auch die Ehrenringe erwähnt, die die Gemeinde während der Zwischenkriegszeit der FF Mistelbach für langjährige Mitglieder zur Verfügung stellte.

-) Mistelbacher Fotografen vor 1945: ein Foto des Fotografen Alfred Wolfram wurde online gestellt. Bereits vor einiger Zeit konnte als weiterer in Mistelbach tätiger Fotograf Josef Eibl hinzugefügt werden und neue Erkenntnisse zu Plaschil und Forstner wurden eingearbeitet.

-) Historische Mistelbacher Lokalzeitungen: In der Lücke zwischen dem Ende des „Bezirks-Bote“ und dem Erscheinen des „Untermanhartsberger Kreis-Blattes“ erschien wie sich nun herausstellte eine weitere kurzlebige Mistelbacher Zeitung mit dem Namen „Illustriter Bezirks-Bote“

… und zahlreiche weitere kleinere Korrekturen.

Weitere Aktualisierungen bestehender Beiträge werden in den nächsten Wochen stattfinden.

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Schöller, Alfred

Bürgermeister Direktor Alfred Schöller

* 26.9.1921, Lanzendorf
† 19.4.2000, Lanzendorf

Alfred Schöller wurde 1921 als siebentes von zehn Kindern in die Familie von Johann Schöller, Werkmann bzw. später Werkmeister bei der Landesbahn, und dessen Ehefrau Emilie, geb. Šobra, in Lanzendorf geboren.92 Nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule in Mistelbach, trat er im September 1935 als Lehrling in die Zentralmolkerei Mistelbach ein. Dem Lehrabschluss folgte 1938/39 eine Ausbildung an der Molkereischule Wolfpassing (Bezirk Scheibbs), die Schöller mit ausgezeichnetem Erfolg absolvierte. 1940 wurde er zunächst zum Reichsarbeitsdienst und anschließend in die Deutsche Wehrmacht eingezogen. Unteroffizier Schöller, der mit mehreren Tapferkeitsauszeichnungen dekoriert wurde111, war von 1941 bis 1942 als Militärbote in Südfrankreich und danach an der Ostfront eingesetzt. Im August 1943 wurde er in Russland durch eine Granatenexplosion schwer verwundet und nach längeren Lazarettaufenthalten in Warschau bzw. in Stein a.d. Oder, kehrte er 1944 als Betriebsleiter-Stellvertreter in die Molkerei Mistelbach zurück.

Alfred Schöller im Jahre 1945Alfred Schöller im Jahre 1945

In der Zeit unmittelbar nach Kriegsende war Schöller neben seiner Tätigkeit in der Molkerei auch Polizist bei der Mistelbacher Stadtpolizei, wie dies ein Ausweis datiert auf Juni 1945 belegt und diesem ist auch das obige Bild entnommen. Im Oktober desselben Jahres heiratete er Jola Marie Liebhart und dieser Ehe entstammten vier Kinder. Bald nach dessen Gründung engagierte er sich im Österreichischen Gewerkschaftsbund, war ab 1946 Betriebsrat in der Molkerei Mistelbach und 1948 auch Gründungsmitglied und später Obmann der Mistelbacher Ortsgruppe der Gewerkschaft der Privatangestellten. Im Zuge der ersten Gemeindevertretungswahl nach dem Krieg im Jahr 1950, zog er der ÖAAB-Mann Schöller für die ÖVP in den Lanzendorfer Gemeinderat ein. Die Wahlergebnisse nach dem Krieg waren in Lanzendorf stets knapp und nachdem die SPÖ 1950 bei den Gemeinderatswahlen noch die Stimmenmehrheit erreicht hatte, konnte sich bei der Wahl 1955 dann die ÖVP knapp als Sieger durchsetzen. Dieser Erfolg ist zweifellos ein Verdienst Schöllers als Spitzenkandidat und im Zuge der konstituierenden Gemeinderatssitzung wurde er zum Bürgermeister von Lanzendorf gewählt. Die folgende Gemeinderatswahl im Jahr 1960 brachte neuerlich ein knappes Ergebnis – beide Parteien erhielten die gleiche Stimmenanzahl – und somit wurde mittels Los entschieden, welcher Partei das über die Mehrheit entscheidende achte Mandat zufallen sollte. Das Los fiel zugunsten der SPÖ aus, doch im Nachgang beeinspruchte Schöller einen als ungültig gewerteten Stimmzettel bei der Landeswahlbehörde und somit wurde das entscheidende Mandat der SPÖ wieder entzogen und der ÖVP zugesprochen. In der Folge kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen SPÖ und ÖVP, und die SPÖ-Mandatare verweigerten die Angelobung. Aufgrund dieser Tatsache war die Landesregierung gezwungen den Gemeinderat aufzulösen und Neuwahlen anzuberaumen. In der Zeit von Sommer 1960 bis Jänner 1961 wurden die Gemeindegeschäfte durch einen als Verwalter eingesetzten Beamten der Bezirkshauptmannschaft geführt. Im Zuge des Wahlkampfs für diese Neuwahl kam es zwar zu einer Abspaltung der ÖVP und schließlich gar zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen Schöller und der SPÖ, in der ersterer im Wesentlichen obsiegte. Die Strategie der SPÖ ging nicht auf und es gelang der ÖVP bei der im Jänner 1961 erfolgten Wahl eine klare Mehrheit zu erringen.113 Abgesehen von dieser Unterbrechung war Schöller von 1955 bis Ende des Jahres 1966, dem Zeitpunkt der Eingemeindung Lanzendorfs zu Mistelbach, Bürgermeister der Gemeinde Lanzendorf. Aber damit endete sein kommunalpolitisches Engagement keineswegs, denn von 1967 bis 1975 wirkte er als Stadtrat für Straßenbau und Verkehrswesen der Stadt Mistelbach und Ortsvorsteher der Katastralgemeinde Lanzendorf. Beruflich war Schöller bereits ab 1972 Betriebsleiter und von 1975 bis zu seinem Übertritt in den Ruhestand, 1981, schließlich Direktor der Zentralmolkerei Mistelbach.

Stadtrat Schöller an seinem Schreibtisch im Jahre 1970Stadtrat Schöller an seinem Schreibtisch im Jahre 1970

Bereits seit den 1980er Jahren befasste er sich mit lokalgeschichtlichen Recherchen, veröffentlichte kleine Schriften (60 Jahre FF Lanzendorf, Festschrift Zentralmolkerei, etc.), und gemeinsam mit seiner Gattin Jolanda, und Johann Schön verfasste er die 1996 vom Dorferneuerungsverein herausgegebene Publikation „Lanzendorf: Einst und heute – eine kleine Ortschronik“. Neben seinem politischen Engagement war Schöller natürlich auch bei zahlreichen Lanzendorfer und Mistelbacher Vereinen aktiv und engagierte sich für die Gemeinschaft. Ein bleibendes Denkmal seines Wirkens ist die in den Jahren 1969-70 errichtete und dem hl. Florian geweihte Kirche in Lanzendorf. Die Vorarbeiten zu deren Planung begannen bereits mehr als zehn Jahre zuvor und als Obmann des Kapellenbauvereins war Schöller unermüdlicher Motor des Projekts, eifriger Spendensammler und Organisator der Einsätze der vielen freiwilligen Helfer. Gemeinsam mit Stadtpfarrer P. Volkmar Kraus, dem Architekten Albert Bürger und dem für die künstlerische Gestaltung verantwortlichen P. Ivo Schaible gilt er als einer der vier „Kirchenväter“ dieses neuerbauten Gotteshauses. Für seine großartige Leistung wurde er von Kardinal König mit dem Stephanus Orden in Silber, einer hohen Auszeichnung der Erzdiözese, geehrt.

1996 wurde ihm und weiteren Altbürgermeistern der Katastralgemeinden der Wappenring der Stadtgemeinde Mistelbach verliehen. Alfred Schöller erlag im Jahr 2000 einer Krebserkrankung und wurde auf dem Mistelbacher Friedhof beerdigt. In Würdigung Schöllers großer Verdienste um das Gemeinwohl wurde mit Beschluss des Gemeinderates vom 7. März 2001 der Platz gegenüber seinem Wohnhaus in Lanzendorf „Alfred Schöller-Platz“ benannt.

Wo befindet sich der Alfred Schöller-Platz?

 

Bildnachweis:
Schöller im Jahr 1970: Wilhelm Mliko – Stadtmuseumsarchiv Mistelbach

Quellen (und Anmerkungen):
-) Lebenslauf und Portraitfotos zur Verfügung gestellt von Dr. Alfred Schöller (Sohn)
-) Schöller, Alfred & Jolanda/ Schön, Johann: Lanzendorf – einst und heute, eine kleine Ortschronik (1996)
(in „Lanzendorf – einst und heute“ ist das Jahr der ersten Gemeinderatswahl irrtümlich mit 1949 angegeben, ein Fehler der dann auch im Buch „125 Jahre Stadt Mistelbach – ein Lesebuch“ übernommen wurde. Tatsächlich fanden die ersten freien Gemeinderatswahlen niederösterreichweit am 7. Mai 1950 statt, zuvor wurden die Gemeinderäte auf Basis der Nationalrats- bzw. Landtagswahlergebnisse laut Vorschlag der Parteien durch die Landesregierung ernannt; im Lebenslauf ist der Einzug in den Gemeinderat mit 1949 angegeben, wobei es sich hierbei um einen durch eingangs erwähnten Fehler hervorgerufenen Irrtum handeln dürfte, denn Anhaltspunkte für eine Nachnominierung durch die LReg wurden nicht gefunden)
-) Mistelbacher Gemeindezeitung, 3/2000, S. 20 (Nachruf)

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Träger des Ehrenrings der Stadt Mistelbach

Neben dem Ehrenbürgerrecht wurde 1958 mit dem Ehrenring der Stadt Mistelbach eine weitere Auszeichnung für um das Wohl der Stadt verdiente Persönlichkeiten geschaffen. Damals wurde dafür ein eigenes Ehrenstatut vom Gemeinderat beschlossen. Die Verleihung erfolgt gemeinsam mit einer Urkunde und an der Innenseite des Rings ist der Name des Geehrten eingraviert. Die Bilder des Ehrenrings (unten) wurden freundlicherweise von Ehrenringträger Bürgermeister a.D. Reg.Rat Dipl.-Päd. Alfred Weidlich zur Verfügung gestellt. Daneben wurden im Laufe der Zeit vom Gemeinderat auch der Wappenring und der Partnerschaftsring als weitere Ehrenzeichen eingeführt.

Nachfolgend eine chronologische Auflistung aller Träger des Ehrenrings der Stadt Mistelbach. Als Jahr wird immer jenes der tatsächlichen Verleihung angegeben, dass vom Jahr der Beschlussfassung durch den Gemeinderat, bspw. im Falle einer Verleihung im Rahmen des Neujahrsempfangs, abweichen kann. Die angeführte Berufsbezeichnung bzw. Funktion bezieht sich immer auf den Zeitpunkt der Verleihung, gegebenenfalls werden auch spätere Karrierestationen angeführt.

1958 Dr. Otto Löwenstein (*1895, †1986) – Hofrat bei der Finanzlandesdirektion Wien, Niederösterreich und Burgenland115
 
Friedrich Bollhammer (*1898, †1969) – Direktor der Volks- und Hauptschule für Mädchen und Leiter des Heimatmuseums116
1960 Franz Lang (*1892, †1965) – Gärtnermeister und Stadtrat a.D.157
 
Franz Pazdera (*1900, †1978) – Direktor der Volks- und Hauptschule für Knaben und Vizebürgermeister164
1963 Dr. Ludwig Lang (*1902, †1989) – Leiter der Pädagogischen Abteilung bzw. später Sektionschef im Bundesministerium für Unterricht165
 
Mag. Karl Haider (*1918, †2002) – Landesschulratsdirektor[6]
1967 Dr. Leopold Speiser (*1922, †1998) – Bezirkshauptmann und später Landesamtsdirektor166
1970 Univ.-Prof. Dr. Herbert Mitscha-Märheim (*1900, †1976) – Archäologe und Frühgeschichtsforscher, Universitätsprofessor an der Universität Wien167
 
Dr. Adolf März (*1918, †1987) – Ministerialrat und später Sektionschef im Bundesministerium für Unterricht168
 
Dr. Agnes Niegl (*1913, †2008) – Ministerialrätin und später (erste) Sektionschefin im Bundesministerium für Unterricht169
1972 P. Volkmar Kraus SDS (*1913, †1983) – Stadtpfarrer170
1977 Mag. Karl Müller (*1912, †1996) – Bezirkshauptmann171
1980 Dr. Franz Loicht (*1933, †2022) – Ministerialrat im Ministerium für Bildung und Kultur172
1983 Dr. Hans Zeger (*1920, †1984) – Leiter der Abteilung für landwirtschaftliches Schulwesen bei der nö. Landregierung173
1988 P. Franz Seifert SDS (*1926, †2005) – Stadtpfarrer174
1989 Ernst Höger (*1945, †2019) – Landesrat für Gemeinde- und Wohnbauwesen und Landeshauptmannstellvertreter175
1996 P. Martin Bauer SDS (*1943) – Stadtpfarrer176
1999 Dr. Herbert Foitik (*1939, †2009) – Bezirkshauptmann177
 
Georg Stangl (*1927, †2006) – Landtagsabgeordneter a.D. und Vizebürgermeister a.D.178
 
Vinzenz Staffel (*1931, †2005) – pens. Gemeindebediensteter, Landesfeuerwehrkommandant-Stellvertreter a.D. und Bezirksfeuerwehrkommandant a.D.179
 
Andreas Grum (*1937) – pens. Werkmeister und langjähriger Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Mistelbach180
2004 Heinrich Kuba (*1937) – Nationalratsabgeordneter a.D. und Stadtrat a.D.181
2006 Friedrich Duda (*1939) – Kaufmann i.R. und Vizebürgermeister a.D.182
2010 Alfred Englisch (*1945) – pens. Postbediensteter und Vizebürgermeister a.D.183
 
P. Hermann Jedinger SDS (*1949, †2022) – Stadtpfarrer184
2011 Dipl.-Ing. Werner Kummerer (*1948, †2019) – Nationalratsabgeordneter a.D. und Vizebürgermeister a.D.185
2016 Alfred Weidlich (*1948) – Berufsschuldirektor i.R. und Bürgermeister (1989-1997)186
2020 Alfred Pohl (*1963) – Schulqualitätsmanager in der Bildungsregion Mistelbach, Begründer und erster Direktor der HTL Mistelbach, Bürgermeister (2010-2019)187

In der Zwischenkriegszeit verlieh die Mistelbacher Feuerwehr an Mitglieder, die ihr seit 25 Jahren angehörten, Ehrenringe. Diese Ehrenringe wurden laut den damaligen Gemeinderatsprotokollen über Ersuchen der Feuerwehr von der Gemeinde zur Verfügung gestellt – es handelte sich dabei jedoch um keine Ehrung durch die Stadt Mistelbach.188

Quellen (und Anmerkungen):
-) Grimus, Dr. Norbert: „125 Jahre Stadt Mistelbach“ In: Exl, Mag. Engelbert: 125 Jahre Stadt Mistelbach – Ein Lesebuch (1999), S. 27f
-) Göstl, Georg/ Leithner, Johann/ Weidlich, Alfred/ Steiner, Oskar/ Kummer, Johann: „Mistelbacher Chronik von 1914 bis 1988“, Band IV (1989) der Reihe Mistelbach in Vergangenheit und Gegenwart

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Differtenweg

Mit Gemeinderatsbeschluss vom 1. Juli 1997 benannt nach der im Saarland gelegenen, ehemals selbstständigen, deutschen Gemeinde Differten, die 1974 als Ortsteil der Gemeinde Wadgassen angegliedert wurde. Im Jahr 1971 begannen die freundschaftlichen Kontakte zwischen den Freiwilligen Feuerwehren Mistelbach und Differten, als die Mistelbacher Florianijünger anlässlich der Teilnahme an einem Feuerwehrwettkampf in Saarlouis, im nahegelegenen Differten untergebracht waren. Seit damals gab es immer wieder freundschaftliche Begegnungen im Rahmen verschiedener (internationaler) Wettkämpfe und die FF Differten nahm auch an dem 1974 in Mistelbach abgehaltenen niederösterreichischen Landesfeuerwehrleistungsbewerb teil. Am 27. Mai 1978 wurde die Partnerschaft der beiden Wehren im Rahmen des 70-jährigen Jubiläums der Feuerwehr Differten durch ein Freundschaftsabkommen offiziell begründet. Die Namensgebung erfolgte gleichzeitig mit der Benennung der umliegenden Gassen Welsbergweg, Bienenbüttelgasse und Hegerstraße, die allesamt einen Feuerwehrbezug aufweisen.

Wo liegt Differten?

 

Wo befindet sich der Differtenweg?

 

Quellen:
-) Leithner, Johann: „Über unsere Straßennamen und deren Bedeutung“ In: Exl, Mag. Engelbert: 125 Jahre Stadt Mistelbach – Ein Lesebuch (1999), S. 237
-) Chronik der Feuerwehr Differten von anno 1894 bis zum Jahre 2000

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Regesten zur Geschichte der Pfarre Eibesthal von Franz Riedling

Pfarrer Franz Riedling (*1856, †1920)178, der von 1885 bis 1898 die Pfarre Eibesthal betreute und als einer der Initiatoren der Eibesthaler Passionsspiele gilt, veröffentlichte 1909 im Rahmen einer im Wiener Diözesanblatt erschienenen Beitragsreihe Regesten180 zur Geschichte der Pfarre Eibesthal. Ergänzt sind die Regesten um Notizen und ausführliche Erläuterungen, sodass dieses Werk wohl als erste umfassende Aufarbeitung der Geschichte Eibesthals gelten kann. In Anerkennung seiner Verdienste wurde Riedling anlässlich seines Abschieds von Eibesthal zum Ehrenbürger der Gemeinde ernannt.184 Anschließend war er Pfarrer in Prinzendorf und Dechant des Dekanats Wilfersdorf und später bis zu seinem Tod Pfarrer in Schwechat. Er verfasste auch zahlreiche weitere Abhandlungen über die Geschichte verschiedener Pfarren der Erzdiözese Wien, die ebenfalls im Wiener Diözesanblatt veröffentlicht wurden.

Seine auf mehrere Ausgaben des Diözesanblattes verteilte Beitragsserie zur Geschichte der Pfarre Eibesthal wurde zur Veröffentlichung im Rahmen dieses Blog zu einem pdf-Dokument zusammengefasst, das auch mittels Volltextsuche durchsucht werden kann.

Hier der Link zu Riedlings Regesten zur Geschichte der Pfarre Eibesthal
(Download: rechter Mausklick auf den Link und „Ziel speichern unter …“ auswählen oder nach dem Öffnen des Links rechts oben auf das Downloadsymbol klicken)

Quellen:
Die Quellenangaben zu den Beiträgen im Wiener Diözesanblatt finden sich zusammengefasst am Ende des pdf-Dokuments.

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