Ernst Schoiber-Straße

Der Mistelbacher Gemeinderat beschloss in der Sitzung vom 26. März 2009, die in dem neu aufgeschlossenen Siedlungsgebiet südlich des sowjetischen Soldatenfriedhofs angelegten Straßen nach Ehrenbürgern der Stadt Mistelbach zu benennen. Unter anderem wurde eine dieser Straßen nach dem vormaligen amtsführenden Landesschulratspräsidenten und Landtagsabgeordneten Hofrat Ernst Schoiber benannt.

Wo befindet sich die Ernst Schoiber-Straße?

 

Quellen:
-) Protokoll der Sitzung des Mistelbacher Gemeinderates vom 25.03.2009

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Oserstraße

Laut Beschluss des Gemeinderats vom 13. April 1898 benannt nach dem ehemaligen Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirks Mistelbach und späteren Sektionschef im Ackerbauministerium Dr. Ernst Oser. In der Gemeinde Berndorf, die zu Dr. Osers Wirkungsbereich während seiner Zeit als Bezirkshauptmann von Baden gehörte, existiert seit 1888 eine ebenfalls nach ihm benannte Osergasse. Die Osergasse in Großjedlersdorf im 21. Wiener Gemeindebezirk ist hingegen nach dem Mediziner Univ.-Prof. Dr. Leopold Oser benannt, mit dem keinerlei Verwandtschaftsverhältnis besteht.

Bisher ging man davon aus, dass die Oserstraße erst im Laufe der Zeit bis zur Hugo Riedl-Straße ausgebaut wurde. Allerdings belegt der Wortlaut des Gemeinderatsbeschlusses aus dem Jahr 1902 mit dem die Hugo Riedl-Straße ihren Namen erhielt, dass diese schon damals explizit als Verbindungsstraße zwischen Josef Dunkl-Straße (damals Wiener Straße) und Oserstraße bezeichnet wurde. Ihre jüngste Erweiterung erfuhr die Oserstraße Anfang der 1950er Jahre durch die bauliche Aufschließung der Gründe der ehemaligen Holzhandlung Josias Eißler & Söhne, die dazu führte, dass auch am Ende der Oserstraße vier neue Einfamilienhäuser entstanden.

Bedeutende Gebäude bzw. Einrichtungen in der Oserstraße:

Oserstraße 1: (=Wiedenstraße 4): Bürgerhaus errichtet zu Beginn des 18. Jahrhunderts

Oserstraße 4, 4a und 6: 1861 begründete hier August Putz das Gasthaus „Zum Rebhuhn“, dass im Laufe der Jahrzehnte sukzessive ausgebaut wurde (Festsaal, Hotel, Garagen, etc.) und das mit seinen Nebengebäuden und dem großen Gastgarten beinahe den gesamten Bereich zwischen Oserstraße und Mitschastraße umfasste. Heute befindet sich hier das Gasthaus „Schillingwirt“.

Oserstraße 9: eine alte hier befindliche Hofstatt musste 1904 der neu errichteten Elisabeth-Kirche weichen; 1909 errichtete hier die im Besitz der Familie Mautner-Markhof stehende Brauerei St. Marx ein Bierdepot, das später bis 1989 von der Brauerei Schwechat genutzt wurde. Von 1991 bis 2024 befand sich hier das Kultur- und Bierlokal „Altes Depot“. An dieser Stelle darf auf den ausführlichen Beitrag zur Geschichte dieses Hauses verwiesen werden: Schwechater Bierdepot – Hausgeschichte Oserstraße 9

Oserstraße 11: Standort des Mistelbacher Spitals, bei dem es sich um eine im 14. Jahrhundert durch die Herren von Mistelbach gestiftete Sozialeinrichtung handelte, die von den Liechtensteinern weitergeführt wurde und bis 1928 existierte. Das alte Spitalsgebäude, dass direkt an der Mitschastraße lag, wurde 1884 Jahren abgebrochen und etwas zurückversetzt neu erbaut. Nachdem 1928 die letzte „Insassin“, die im Spital lebenden Menschen wurden auch „Pfründner“ bezeichnet, verstorben war, zogen später der Gendarmerieposten und danach für viele Jahre das Arbeitsamt ein. Heute befindet sich hier eine Mitte der 2010er Jahre errichtete Genossenschaftswohnhausanlage

Der Kreuzungsbereich Oserstraße - Mitschastraße etwa 1907-1910: Die Oserstraße nach der Querung der Mitschastraße ist mit gelber Strichlinie markiert und mit roter Beschriftung: das Spital (Oserstr. 11) und der Kindergarten (Oserstr. 12). Neben/vor dem Kindergarten gut erkennbar der zugehörige Garten auf dem in den 1960er Jahren das Postamt errichtet wurde.Der Kreuzungsbereich Oserstraße – Mitschastraße etwa 1907-1910: Die Oserstraße nach der Querung der Mitschastraße ist mit gelber Strichlinie markiert und mit roter Beschriftung: das Spital (Oserstr. 11) und der Kindergarten (Oserstr. 12). Neben/vor dem Kindergarten gut erkennbar der zugehörige Garten auf dem in den 1960er Jahren das Postamt errichtet wurde.

Das Haus Oserstraße 11 im Jahre 1986: Von 1884 bis 1928 diente als es der Armenversorgung (Das Haus Oserstraße 11 im Jahre 1986: Von 1884 bis 1928 diente als es der Armenversorgung („Mistelbacher Spital“), später als Gendarmerieposten und Arbeitsamt (bis 1957)

Oserstraße 121: bereits 1720 wird hier ein „Stübel“ erwähnt, später ein Kleinhaus – als Besitzer sind überliefert: Täry (um 1720), Zehentmayer, Johann Weiser (Weißer) (um 1799) und Stöger (1806); das heute an dieser Stelle bestehende Gebäude wurde 1889 als städtischer Kindergarten durch die Sparkasse Mistelbach errichtet und 1904 zum Landeskindergarten. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Kindergarten von der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) geführt und ab 1945 schließlich wieder nö. Landeskindergarten. Nachdem die Raumnot immer drückender wurde und schon die Umkleide zu einem Aufenthalsraum umgebaut werden musste, konnte schließlich 1960 nach langem Ringen der neue Kindergarten in der Gewerbeschulgasse eröffnet werden. Das Gebäude wurde nunmehr als Ausweichsklassen für die in unmittelbarer Nachbarschaft befindlichen und ebenfalls unter großer Raumnot leidenden Volks- und Hauptschulen verwendet. 1962 kaufte die Gemeinde das Gebäude von der Sparkasse und in den ersten Jahren nach der Gründung des musisch-pädagogischen Gymnasiums (des heutigen BORG Mistelbach) im Jahre 1963 fand in Ermangelung eines eigenen Schulgebäudes unter anderem hier der Unterricht statt. Seit vielen Jahrzehnten befindet sich nun im Gebäude das Standesamt und außerdem ist die ÖVP-Bezirksparteizentrale hier eingemietet.

Das Haus Oserstraße Nr. 12 im Jahre 1989: von 1889 bis 1960 befand sich hier der Kindergarten, später wurde es zur Unterbringung von Klassen der Volks- und Hauptschule bzw. des 1963 gegründeten musisch-pädagogischen Gymnasiums (späteres BORG) genutzt; heute befindet sich hier unter anderem das Standesamt

Das Haus Oserstraße Nr. 12 im Jahre 1989: von 1889 bis 1960 befand sich hier der Kindergarten, später wurde es zur Unterbringung von Klassen der Volks- und Hauptschule bzw. des 1963 gegründeten musisch-pädagogischen Gymnasiums (späteres BORG) genutzt; heute befindet sich hier unter anderem das Standesamt

Oserstraße 15, 17, 19, 21 und 23: bei diesen handelt es sich um die zwischen 1910 und 1912 erbauten „Meeß-Häuser“, die nach ihrem Architekten und urspünglichen Eigentümer Otto Meeß benannt sind. Gleichfalls als „Meeß-Häuser“ werden auch die Häuser Liechtensteinstraße 8 und 10 bezeichnet, die ebenfalls von Meeß erbaut wurden. Für detaillierte Ausführungen zur (Entstehungs-)Geschichte dieser Häuser darf auf den Beitrag Meeß-Häuser – Liechtensteinstraße 8 und 10 & Oserstraße 15, 17, 19, 21 und 23 verwiesen werden.

Oserstraße 27: hier befand sich der 1896 eröffnete Tempel der israelitischen Gemeinde Mistelbachs; unter Zwang musste dieser im Jahre 1938 von der Kultusgemeinde der Stadt Mistelbach „geschenkt“ werden und die in der NS-Zeit als Lagerraum genutzte Synagoge wurde während den Kämpfen von Mistelbach absichtlich in Brand gesteckt. Nach der Rückstellung an die Israelitische Kultusgemeinde Wien wurde das Grundstück verkauft, die Synagoge 1979 abgetragen und an ihrer Stelle ein Wohnhaus errichtet. Näheres siehe im Beitrag Mistelbacher Synagoge

Oserstraße 29: in dem 1957 errichteten Gebäude befindet sich seither das Arbeitsamt (heute: AMS)

Wo befindet sich die Oserstraße?

Bildnachweis:
Oserstraße 11: aus der Sammlung von Frau Rehrmbacher
Oserstraße 12: Göstl-Archiv
Kreuzungsbereich Mitschastraße/Oserstraße: Ausschnitt aus einer Ansichtskarte aus den Beständen des StadtMuseumsarchiv Mistelbach

Quellen:

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Brennerweg

Benannt 1954 nach dem zu Beginn des 19. Jahrhunderts wirkenden Marktrichter und Färbermeister Mathias Brenner.

Wo befindet sich der Brennerweg?

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Hafnerstraße

Die Hafnerstraße entstand mit Sicherheit bereits im Zuge der Anlage des neuen Marktes (=Hauptlatz) zu Beginn des 14. Jahrhunderts. An ihrer Einmündung in die „Frohner“-Kreuzung, genauer gesagt zwischen den Häusern Hafnerstraße Nr. 6 und 11, befand sich bis 1843 das „Untere Markttor“ (auch Wiedentor genannt) der Befestigungsmauer, die das Marktviertel umgab. In alten Aufzeichnungen findet sich daher als eine Art Adressbezeichnung für die Hafnerstraße schlicht die Anmerkung „beim unteren Markttor“. Also südliche Zufahrtsstraße zum Hauptplatz blickt sie auf eine lange Tradition als Standort für Handels- und Gewerbebetriebe zurück. Im Zuge der Einführung der Straßenbezeichnungen im Jahre 1898 wurde diese Straße nach dem ersten Mistelbacher Bürgermeister, den Lebzelter Franz Hafner, benannt.

Die Hafnerstraße um die Jahrhundertwende

Die Hafnerstraße um die Jahrhundertwende

Die Hafnerstraße mit Blickrichtung stadtauswärts im Jahre 1928Die Hafnerstraße mit Blickrichtung stadtauswärts im Jahre 1928

Hafnerstraße Nr. 8
Hier befand sich jedenfalls wohl bereits Ende des 15. Jahrhunderts das Gasthaus zum weißen Rössl. Es handelte sich dabei um das einzige Haus der Hafnerstraße, dass vor der Stadtbefestigung bzw. dem hier befindlichen Wiedentor lag. Das Haus gehörte zur Pfarrholdengemeinde und gehörte über viele Jahre zum Stiftungsgut der Pfarre und wurde verpachtet.

Das Gasthaus "zum weißen Rössl" zu Beginn des 20. JahrhundertsDas Gasthaus „zum weißen Rössl“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts

 

Wo befindet sich die Hafnerstraße?

Quelle:
Spreitzer, Prof. Hans: Beim unteren Markttor In: Mistelbach in Vergangenheit und Gegenwart, Band I, S. 261

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Karl Fitzka-Gasse

Diese Gasse entstand gemeinsam mit der Josef Strasser-Gasse zu Beginn der 1910er Jahre als die zuvor im Besitz der Familie Strasser befindlichen Gründe zwischen Mistelufer und Mitschastraße baulich erschlossen wurden. Mittels Beschluss des Gemeindeausschusses wurde diese Verbindungsstraße zwischen Liechtensteinstraße und Mitschastraße 1913 – und damit noch zu seinen Lebzeiten – nach dem Heimatforscher und Ehrenbürger Karl Fitzka benannt.

Wo befindet sich die Karl Fitzka-Gasse?

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Update

Nach einigen Monaten des ungeplanten Stillstands betreffend weiterer Veröffentlichungen, werden im neuen Jahr wieder regelmäßig neue Beiträge erscheinen. Im Hintergrund gingen Recherchearbeit und Ideenfindung unvermindert weiter und lediglich die fehlende Muße verhinderte, dass diese Arbeit auch in neuen Beiträgen mündete. Nebenbei wurden laufend teils umfassende, neu aufgetauchte Informationen in verschiedene Beiträge eingearbeitet (zB Hugo Riedel, Johann Trestler, Karl Fitzka), der Aufbau der Seite Straßennamen neu gestaltet und ebenso machte die fortlaufende Überarbeitung der Quellenangaben, zwecks besserer Nachvollziehbarkeit, bedeutende Fortschritte.

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Hafner, Franz

Bürgermeister Franz Hafner

* 2.12.1809, Korneuburg
† 5.2.1870, Mistelbach

Franz Hafner wurde als Sohn des Korneuburger Lebzelters (=Lebkuchen- bzw. Zuckerbäcker) Joseph Hafner und dessen Gattin Theresia, geb. Stetter, 1809 in Korneuburg geboren.2 Da sein älterer Bruder Joseph die väterliche Lebzelterei übernommen hatte3, blieb Franz Hafner, der ebenfalls den Beruf des Lebzelters erlernt hatte, nichts anderes übrig als fortzuziehen und so führte ihn sein Weg 1834 nach Mistelbach. Hier übernahm er den Betrieb von Karl Puntschert, der sich im Haus Hauptplatz 15 (ehemals Bank Austria) befand, auf dem Lebzelter belegtermaßen bereits seit dem Jahr 1659 ansässig waren. Eine der wichtigsten Zutaten für das Backen von Lebkuchen ist Honig und da dieser früher in Form von Wabenhonig vom Imker bezogen wurde, hatten Lebzelter seit altersher auch das Recht den Beruf des Wachs- bzw. Kerzenziehers auszuüben und natürlich übte auch Franz Hafner dieses „doppelte“ Handwerk aus.

Ebenfalls 1834 ehelichte er Josepha Fischer, die Tochter eines Wiener Seifensieders, in der Pfarre Maria Rotunda in Wien und dieser Verbindung enstammten elf Kinder. Als einer seiner Beistände (=Trauzeugen) scheint der oben bereits erwähnte Karl Puntschert auf, der von 1831 bis 1840 auch als Mistelbacher Marktrichter fungierte.4

Bereits 1837 scheint Hafner als Ausschussmitglied des vor 1850 mit der Gemeindeverwaltung und Rechtssprechung betrauten Marktgerichts auf, und war als „Polizeiadjunkt“ in diesem Gremium offenbar mit Agenden betreffend die öffentliche Sicherheit betraut.5 1841 gehörte er dem Ausschuss erwiesenermaßen nicht mehr an, ob er in weiterer Folge vor seinem Amtsantritt als Bürgermeister erneut ein Amt im Marktgericht bekleidete, ist nicht bekannt. Die als Folge der Revolution von 1848 durchgesetzte Abschaffung der Grundherrschaft, führte zu einer Neuordnung der Verwaltung und so kam es zur Schaffung der bis heute bestehenden Institution der freien und selbstständigen Gemeinde mit einem gewählten Bürgermeister an der Spitze – der kleinsten Verwaltungseinheit im Staatsgefüge. Für Mistelbach bedeutete dies die Zusammenlegung der bisher zur Herrschaft Liechtenstein gehörenden Marktgemeinde, bestehend aus den Häusern rund um den Hauptplatz, mit der dem Barnabitenorden untertänigen Pfarrholdengemeinde rund um das Kloster. Franz Hafner wurde im Zuge der 1850 erstmalig abgehaltenen Gemeindevertretungswahlen zum ersten Bürgermeister der nunmehr vereinten Gemeinde Mistelbach gewählt. Die im Gefolge der Revolution errungenen Freiheitsrechte und Reformen wurden in der kurz darauf folgenden Phase des Neoabsolutismus großteils wieder revidiert. Dies führte auf Gemeindeebene dazu, dass vorerst keine weiteren Wahlen stattfanden und es wurde verfügt, dass die 1850 gewählten Gemeindevertreter bis auf weiteres im Amt bleiben. In der von Karl Fitzka 1901 veröffentlichten Geschichte der Stadt Mistelbach wird Hafners Charakter wie folgt beschrieben: „War ein braver, uneigennütziger und für das Wohl der Gemeinde bedachter Mann“.6 Zu Beginn seiner Amtszeit 1850 wurde in Mistelbach ein Steueramt sowie ein Bezirks- und Bezirks-Collegialgericht eingerichtet, wobei die Gerichte wenige Jahre später zum k.k. Bezirksamt zusammengefasst wurden. Die Gemeinde kaufte das Haus Hauptlatz Nr. 2 und stellte das Grundstück der Staatsverwaltung im Jahr 1851 zwecks Errichtung eines Amtsgebäudes zur Verfügung, in dem später die Bezirkshauptmannschaft (bis 1901) und bis heute das Bezirksgericht untergebracht waren. Als 1861 erstmals wieder Gemeindewahlen abgehalten werden konnten, endete Hafners Amtszeit als Bürgermeister und er schied aus der Gemeindevertretung aus. Allerdings wurde er im Juli 1867 erneut in den Gemeindeausschusses gewählt.7 Am 5. Februar 1870 verstarb Hafner im 62. Lebensjahr in seinem Haus am Mistelbacher Hauptplatz und wurde auf dem hiesigen Friedhof beerdigt.8 Hafners Grab dürfte (später) zu einem Ehrengrab erhoben worden sein, da noch 1934 in einem Gemeinderatsprotokoll Beschlüsse betreffend die Instandhaltung dieses Ehrengrabes aufscheinen.9 Heute existiert Hafners Grabstätte nicht mehr. Die Lebzelterei dürfte noch bis Ende der 1870er Jahre von Hafners Nachfahren weitergeführt worden sein, ehe das Haus 1884 von einer Tochter Hafners verkauft wurde und spätestens damit kam auch das Ende dieses Handwerksbetriebs.10

Als Mistelbach 1898 von der Verwendung der Konskriptionsnummern als Adressbezeichnungen abrückte und offiziell Straßenbezeichnungen eingeführt wurden, gedachte man des ersten Mistelbacher Bürgermeisters und gab der südlichen Zufahrtsstraße zum Hauptplatz den Namen Hafnerstraße.

Wo befindet sich die Hafnerstraße?

 

Quellen:

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Mistelbacher Synagoge

Bereits 1337 wird von einer Judenverfolgung in Mistelbach berichtet und dies stellt gleichzeitig den ältesten Beleg jüdischen Lebens (und Leidens) in Mistelbach dar. Aufgrund von Verfolgung und Aufenthaltsverboten konnten Juden im Laufe der folgenden Jahrhunderte nur vereinzelt und nicht dauerhaft in Mistelbach ansässig werden. Doch prägten fahrende jüdische Händler aus dem nahegelegenen Südmähren, die ihre Waren auf den Mistelbacher Märkten anbieten durften, das Marktgeschehen. Erst in Folge der vollständigen rechtlichen Gleichstellung durch das Staatsgrundgesetz von 1867, und im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs der Stadt durch die Errichtung der Staatseisenbahn im Jahr 1870, ließen sich vermehrt jüdische Händler und Gewerbetreibende samt ihren Familien in Mistelbach nieder.

Jüdische Gottesdienste wurden zunächst wohl in privaten Wohnungen gefeiert, aber bereits für das Jahr 1889 ist die Existenz einer Betstube belegt. Diese befand sich höchstwahrscheinlich an der Adresse Annagasse 6, dem Haus des, in Mistelbach von 1880 bis 1895 wirkenden, jüdischen Religionslehrers und Kantors Sigmund Jellinek.

Zu Beginn der 1890er Jahre kam es zu einer gesetzlich angeordneten Neuregelung der jüdischen Religionsgesellschaften, im Zuge derer 1892 die Israelitische Kultusgemeinde Mistelbach gegründet wurde. Das Gemeindegebiet umfasste die Gerichtsbezirke Mistelbach, Laa a.d. Thaya, Feldsberg, Poysdorf, Wolkersdorf (mit Ausnahme einiger weniger Gemeinden) und Zistersdorf. 1895 erwarb die Kultusgemeinde Mistelbach ein Grundstück in der Oserstraße, Ecke Gartengasse zum Zwecke der Errichtung einer Synagoge. Mit der Planung wurde der aus Ungarn stammende Architekt Friedrich Schön beauftragt und das Gebäude wurde vom späteren Bürgermeister Baumeister Josef Dunkl jun. in weniger als einem Jahr Bauzeit errichtet.

Die älteste erhaltene Darstellung der Synagoge auf einer 1898 gelaufenen Postkarte

Die „Skyline“ des Stadtteils Wieden auf einer Ansicht aus dem Jahr 1910
(Die Beschriftung „Tempel“ ist etwas zu weit rechts (über der Elisabethkirche) angebracht, weshalb der Israelitische Tempel zusätzlich durch ein kleines rotes X markiert wurde.)

Die  feierliche Eröffnung und  Einweihung des Tempels fand am 25. Februar 1896 im Beisein zahlreicher Festgäste, darunter Abordnungen der benachbarten Kultusgemeinden, des Bezirkshauptmannes Bazant und Vertretern der Stadt Mistelbach statt. Der Einzug der Priester mit den Thorarollen war der Auftakt zum Einweihungsgottesdienst und daran anschließend wurde zu einem Festmahl im Hotel Rathaus geladen.

Die Ereignisse vom März 1938 markieren den Anfang vom Ende der jüdischen Gemeinde in Mistelbach und den Auftakt zur grausamen Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung in ganz Österreich. Noch bevor die Mistelbacher Ortsgruppe der NSDAP Ende September 1938 stolz vermeldete, dass der letzte Jude Mistelbach verlassen habe, wurde der Vorsteher der Mistelbacher Kultusgemeinde Wilhelm Kohn im Juli desselben Jahres von NS-Kreisleiter Hans Eichinger und Gemeindeverwalter Adolf Schödl, unter großem Druck genötigt die Liegenschaft der Stadt Mistelbach zu „schenken“. Der entweihte Tempel wurde unter anderem für Treffen der Hitlerjugend, als Vorratslager der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV)11 und als Unterkunft für Zwangsarbeiter genutzt. Um die dort gelagerten Vorräte nicht der anrückenden Roten Armee in die Hände fallen zu lassen, wurde die Synagoge im April 1945 von SS-Männern in Brand gesteckt.

Zwar beschädigte die Brandstiftung das Gebäude, aber während der Gefechte um Mistelbach blieb das Bauwerk vor weiteren Zerstörungen verschont. 1952 wurde die Gemeinde Mistelbach in einem Rückstellungsverfahren vor dem Landesgericht für Zivilrechtssachen in Wien schuldig gesprochen und die sofortige Rückübereignung des Eigentums an der Liegenschaft an die Israelitische Kultusgemeinde Wien, als Rechtsnachfolgerin der Kultusgemeinde Mistelbach, angeordnet. Nachdem die jüdische Gemeinde Mistelbach durch Flucht und Ermordung ausgelöscht war – nur zwei Personen der früheren jüdischen Bevölkerung kehrten nach dem Krieg nach Mistelbach zurück – hatte die Kultusgemeinde Wien keine unmittelbare Verwendung für die Liegenschaft. Durch die jahrzehntelange Nichtnutzung bzw. dem Unterbleiben jeglicher Instandhaltungsarbeiten seit dem Brand zu Kriegsende war die Synagoge schließlich dem Verfall preisgegeben. Doch bis zuletzt wäre ein Abbruch aus bautechnischer Sicht nicht zwingend notwendig gewesen.

Die Mistelbacher Synagoge im Jahre 1964

Ansicht aus dem Jahr 1975 (Im Hintergrund ist das Arbeitsamt zu erkennen)

Mitte der 1970er Jahre wurde die Liegenschaft von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien an eine Privatperson verkauft, die die Synagoge 1979 abtragen und im darauffolgenden Jahr auf dem Grundstück ein Wohnhaus errichten ließ.

Die letzte Aufnahme vor der Abtragung

Der Abbruch der Synagoge im Jahr 1979

 Wo befand sich die Mistelbacher Synagoge?

 

Virtuelle Rekonstruktion der Mistelbacher Synagoge

Im November 2015 reichte der TU-Student Johannes F. Zelenak seine Diplomarbeit mit dem Thema: „Virtuelle Rekonstruktion der Synagoge in Mistelbach“ an der Fakultät für Architektur und Raumplanung der Technischen Universität Wien ein. Bereits 1998 wurde an der TU Wien erstmals eine Synagoge virtuell rekonstruiert und die Diplomarbeit von Dipl.-Ing. Zelenak ist Teil einer Reihe von Arbeiten, die sich mit der virtuellen Rekonstruktion von komplett oder teilweise zerstörten Synagogen befasst.

Trotz dem Fehlen der Baupläne konnte das Äußere der Synagoge durch verschiedene Fotos akkurat nachgebildet werden. Schwieriger war es hingegen die Innenansicht nachzuempfinden, da bis heute nur ein Foto aus dem Inneren aufgetaucht ist, aber dennoch konnte eine wohl realistische Innenansicht anhand mündlicher Angaben, Analogieschlüssen und einer Skizzenzeichnung erstellt werden.

Dank gebührt Dipl.-Ing. Johannes F. Zelenak für diese tolle Leistung und dafür, dass er so freundlich war die von ihm geschaffene Animation zwecks Verwendung im Rahmen von mi-history.at zur Verfügung zu stellen.

Zur Steuerung:
Linke Maustaste gedrückt halten und nach links/rechts/oben/unten ziehen um die Ansicht zu drehen; mittels Mausrad kann heran- bzw. hinausgezoomt werden
Symbol: links oben – Übersicht über die vorhandenen Position in der Vogelperspektive; Symbol rechts unten – Vollbildmodus
Vier Positionen verfügbar: Schrein, Innenraum, (Frauen-)Galerie, Vorplatz

Visualisierung: © Dipl.-Ing. Johannes Franz Zelenak

Bildnachweis:
-) Abbildungen digitalisiert und zur Verfügung gestellt von Otmar Biringer aus den Sammlungen von Herrn Lichtl und Frau Rehrmbacher bzw. von Frau Christa Jakob zur Verfügung gestellt

Quellen (und Anmerkungen):
-) Eybel, Heinz /Jakob, Christa/Neuburger, Susanne: Verdrängt und Vergessen. Die jüdische Gemeinde in Mistelbach (2003), S. 12, 54ff
-) Zelenak, Dipl.-Ing. Johannes Franz: Diplomarbeit – „Virtuelle Rekonstruktion der Synagoge in Mistelbach“ (2015)
-) Jakob, Christa/Steiner, Mag. Oskar: Mistelbach in Alten Ansichten – Band 2 (2001)
-) Mistelbacher Bote, Nr. 13/1947, S. 1
-) Prokop, Ursula: Die Synagoge von Mistelbach und ihr Architekt Friedrich Schön
(1857-1941) in David – Jüdische Kulturzeitschrift, Ausgabe 84 (2010)
(der von der Autorin angeführte Eklat bzgl. der Abwesenheit des Bürgermeisters bei der Einweihung ist nicht denkunmöglich, aber in keiner der von ihr angeführten Quellen konnten dazu Informationen gefunden werden. Faktum ist, dass Bgm. Freund nicht zugegen war. Für das Jahr 1908 ist allerdings ein Besuch von Bürgermeister Freund, der kurz zuvor auch in den Landtag gewählt wurde, in der Synagoge belegt – siehe hierzu: Jüdische Volksstimme, 10. Dezember 1908 (Jg. IX – Nr. 35), S. 5 (ONB: ANNO))

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Historische Mistelbacher Lokalzeitungen

Mistelbach kann seit dem Jahr 1881, mit Ausnahme einiger weniger Monate, auf eine durchgängige Lokalberichterstattung zurückblicken und diese Lokalzeitungen stellen eine unglaublich wertvolle Quelle für historische Forschungen und auch für die Arbeit an diesem Blog dar. Eines der Ziele dieses Beitrages ist es Geschichtsinteressierten, die vielleicht selbst Nachforschungen betreiben möchten, eine Art Quellenübersicht, der in der Österreichischen Nationalbibliothek verfügbaren Mistelbacher Lokalzeitungen, zu verschaffen.

Die Geschichte des Lokalzeitungswesens ist natürlich eng mit jener der hiesigen Druckereibetriebe verbunden, und die erste Druckerei in Mistelbach wurde 1880 von dem aus Horn stammenden Buchdrucker Ferdinand Berger, als Zweigniederlassung der heute noch in Horn bestehenden gleichnamigen Druckerei, gegründet.12 Nachfolgend wird die Geschichte der Mistelbacher Lokalzeitungen bis zum Ende der 1950er Jahre dargestellt. Nicht behandelt werden die amtlichen Mitteilungen der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach (seit 1883) und jene der Stadtgemeinde (seit 1954), da es sich hierbei um Mitteilungsorgane der Verwaltung handelt.

Der aus Horn stammende Buchdrucker Ferdinand Berger gründete auch eine Filiale in MistelbachDer Buchdrucker Ferdinand Berger aus Horn gründete in Mistelbach eine Zweigniederlassung seiner Druckerei


Mistelbacher Bezirks-Bote (1881-1882)

Mit Beginn des Jahres 1881 erschien erstmalig der „Mistelbacher Bezirks-Bote“ als dessen Herausgeber und Redakteur der vermutlich aus Wien stammende Viktor Grohmann verantwortlich zeichnete, der zuvor unter anderem die Regionalblätter Mödlinger Zeitung und Döblinger Zeitung gegründet hatte. Die Redaktion und Verwaltung des zunächst dreimal monatlich erscheinenden Blattes, das sich gemäß Eigendefinition als agrarisch und gemäßigt (deutsch-)national verstand, befand sich an der Adresse Hauptplatz 1 (heute: Erste Bank). Die Gründung dürfte durch den liberalen Reichsratsabgeordneten Dr. Granitsch – er vertrat den Wahlkreis Mistelbach im Abgeordnetenhaus – initiiert und finanziert worden sein, doch Grantisch soll sich bereits wenig später zurückgezogen haben.13 Zum Zeitpunkt der Gründung gab es zwar bereits eine Druckerei in Mistelbach, aber der Druck dieser Zeitung erfolgte zunächst in häufig wechselnden Wiener Druckereien. Der Inhalt befasste sich großteils mit allgemeinen politischen Entwicklungen bzw. Ereignissen von überregionaler Bedeutung und da erst ein Korrespondentennetzwerk aufgebaut werden musste, fiel der Lokalnachrichtenteil eher schmal aus. Bereits ab Ende März 1881 erschien der Bezirks-Bote wöchentlich, immer sonntags14, und im Juni des selben Jahres wurde der Titel des Blattes auf „Bezirks-Bote für die politischen Bezirke Mistelbach und Großenzersdorf“ abgeändert15, wodurch sich natürlich auch der Wirkungskreis erweiterte. Ende November 1881 kam es dann offenbar zu einem Eigentümerwechsel und Redaktion sowie Administration des Blattes übersiedelten in die Wiener Innenstadt an den Sitz der Druckerei Ch. Reißer & M. Werthner. Als Grund für die Verlegung der Redaktion wird neben dem Eigentümerwechsel, auch der raschere und einfachere Postversand der Zeitung aus Wien angeführt. Fortan schien der leitende Angestellte dieser Druckerei, Josef Vorwahlner, als Herausgeber und verantwortlicher Redakteur auf.16 Ein langes Leben war dieser ersten Lokalzeitung nicht beschieden, denn bereits Ende März 1882 musste die Zeitung mangels wirtschaftlichen Erfolges eingestellt werden.17

Der Wiener Druckereiangestellte Josef Vorwahlner war letzter Herausgeber und leitender Redakteur des kurzlebigen "Bezirks-Bote"Der Wiener Druckereiangestellte Josef Vorwahlner war letzter Herausgeber und leitender Redakteur des kurzlebigen „Bezirks-Bote“


Der Mistelbacher Bezirks-Bote in den Online-Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek verfügbar

Der Bezirks-Bote für die Politischen Bezirke Mistelbach und Groß-Enzersdorf in den Online-Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek verfügbar

Illustrirter Bezirks-Bote (1882)

Im Mai 1882 trat der Gründer des „Bezirks-Bote“, Viktor Grohmann, erneut als Initiator eines neuen Blattes in Erscheinung. In der am 14. Mai 1882 erschienen ersten Ausgabe seiner neuen Zeitung namens „Illustrirter Bezirks-Bote für die politischen Bezirke Mistelbach und Groß-Enzersdorf“ zeigte sich Grohmann darüber enttäuscht, dass die neuen Eigentümer den „Bezirks-Bote“ schon nach wenigen Monaten eingestellt hatten und überzeugt von der Notwendigkeit einer Lokalzeitung, wagte er erneut die Gründung eines Blattes. Die Redaktion befand sich wieder an der Adresse Hauptplatz 1 (heute: Erste Bank) und als Chef-Redakteur wird Viktor Grohmann genannt. Als Herausgeber scheint ein gewisser L. Becker auf und den Druck der Zeitung besorgte die Druckerei L. W. Seidel & Sohn in Wien. Wie der Name bereits nahelegt fand sich auf der Titelseite stets eine großformatige Illustration, meist von Ereignissen ohne Lokalbezug, einmal jedoch auch von einer herrschaftlichen Jagd in Neudorf bei Staatz. Nur sieben Ausgaben dieser Zeitung finden sich in den Beständen der Bibliothek der Universität Wien (in der Nationalbibliothek bzw. Landesbibliothek findet sich gar keine Spur dazu) und es scheint daher wahrscheinlich, dass diese Zeitung bereits im Juni 1882 wieder eingestellt wurde.


Untermanhartsberger Kreis-Blatt
(1882-1888)

Am 20. September 1882 erschien die Erstausgabe, dieser ersten in Mistelbach gedruckten Zeitung, deren vollständiger Titel „Untermanhartsberger Kreis-Blatt für die politischen Bezirke Mistelbach, Groß-Enzersdorf, Ober-Hollabrunn, Korneuburg und den Gerichts-Bezirk Kirchberg am Wagram“ lautete. Herausgeber und Redakteur war Franz Schwedt (*1845, †1888), und die Redaktion dieses zweimal monatlich erscheinenden, stramm deutsch-nationalen Blattes befand sich im Haus Hauptplatz Nr. 34 (heute: Bäckerei Geier). Den Druck besorgte die eingangs schon erwähnte Mistelbacher Niederlassung der Druckerei Ferdinand Berger, die von Julius Fibich geleitet wurde und ihren Sitz an der Adresse Hauptplatz Nr. 38 (heute: Der Grieche) hatte. Im Frühjahr 1884 erwarb Fibich die Druckerei von Berger18, doch im darauffolgenden Jahr dürfte es aufgrund der Gründung der „Mistelbacher Zeitung“ zwischen Buchdrucker Fibich und Herausgeber Schwedt zu Unstimmigkeiten gekommen sein, denn ab April 1885 wurde die Zeitung fortan in der Druckerei Kreisl & Gröger in Wien gedruckt. Im Juli 1886 verlegte Fibich seine Buchdruckerei schließlich in die Bahnstraße 21 (Konskriptionsnummer 483; heute: ehemals Möbel Schindler)19. Zug Beginn des Jahres 1887 erwarb Karl Krapfenbauer, vormals Faktor der Wiener Firma Keiß, die Druckerei20. Ab Oktober 1887 wurde das „Untermanhartsberger Kreis-Blatt“ dann wieder von Krapfenbauer in Mistelbach gedruckt. Ideologisch stand die Zeitung der Bewegung des radikalen Deutschnationalen Georg Ritter von Schönerer nahe und aus diesem Grunde hatte sie im Frühjahr 1888 mehrfach mit Beschlagnahmungen ihrer Ausgaben durch die Behörden zu kämpfen. Grundlage für die Beschlagnahmung und Vernichtung der Ausgaben war, dass das k.k. Kreisgericht Korneuburg als zuständiges Pressgericht in einigen Artikeln des „Untermanhartsberger Kreis-Blattes“ die Tatbestände der Herabwürdigung gerichtlicher Urteile, die sich gegen Schönerer richteten, und das Vergehen gegen die öffentliche Ordnung – unter anderem wegen antisemitischer Ausfälle – verwirklicht sah.21 Aber bereits 1887 waren einzelne Ausgaben aufgrund darin enthaltener antisemitischer Hetzartikel beschlagnahmt und die Weiterverbreitung des Blattes untersagt worden.22 Letztmalig erschien die Zeitung am 15. Juli 1888, da Herausgeber Franz Schwedt an Typhus erkrankte und ein Monat später, am 14. August, an den Folgen dieser Infektionskrankheit verstarb.23


Mistelbacher Zeitung
(1885-1886)

Die erste Ausgabe der „Mistelbacher Zeitung“ erschien am 5. April 1885 und als Herausgeber und Redakteur fungierte der Buchdrucker Julius Fibich, dessen Betrieb sich an der Adresse Hauptplatz 38 befand. Ab 1886 führte die Zeitung den Untertitel Politische Zeitschrift für deutsch-nationale Volksinteressen” und dieser Zusatz unterstreicht die nationale Ausrichtung des Blattes. Mit der „Mistelbacher Zeitung“ gab es nun neben dem „Untermanhartsberger Kreis-Blatt“ in den Jahren 1885/86 zwei nationale Lokalzeitungen, und die ehemaligen Geschäftspartner Schwedt und Fibich lieferten einander einen harten Konkurrenzkampf, bei dem sie auch vor persönlichen Untergriffen nicht zurückscheuten. So hielt beispielsweise Fibich dem Konkurrenten Schwedt vor, entgegen seiner deutschnationalen Einstellung, tatsächlich tschechischer Abstammung zu sein. Im Kampf um die Leserschaft unterlag offenbar die Mistelbacher Zeitung, deren letzte in den Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek überlieferte Ausgabe vom 15. März 1886 stammt.

Buchdrucker Julius Fibich - Gründer und Herausgeber der Mistelbacher ZeitungBuchdrucker Julius Fibich – Gründer und Herausgeber der Mistelbacher Zeitung

 


Mistelbacher Bote (1888-1938 & 1945-1958)

Der „Bote aus Mistelbach“ wurde von Joseph Glier (*1850, †1913), dem Direktor der Knaben Volks- und Bürgerschule, gegründet und die Erstausgabe erschien am 1. September 1888. Den Druck besorgte Karl Krapfenbauer, der im Jahr 1887 die in der Bahnstraße gelegene Buchdruckerei Fibich erworben hatte, und diese im Dezember 1890 an die Adresse Oberhoferstraße 6 verlegte.24

Karl Krapfenbauer verlegte die Druckerei in das von ihm erbaute Haus in der Oberhoferstraße 6 (Foto aus dem Jahr 1982 vor dem Umbau in ein Geschäftslokal - Göstl-Archiv))Karl Krapfenbauer verlegte die Druckerei in das von ihm erbaute Haus in der Oberhoferstraße 6 (Foto aus dem Jahr 1982 vor dem Umbau in ein Geschäftslokal – Göstl-Archiv); Auf der Attika (Dachaufbau) stand einst in großen Buchstaben „Verlags-Anstalt“ und auf der freien Fläche unter den Fenstern im ersten Stockwerk „Mistelbacher Bote“

Vom ersten Erscheinen bis 1906 lautete der Untertitel des Bote aus Mistelbach wie folgt: „Zeitschrift für Politik, Volks- und Landwirtschaft, Gewerbe und Vereinsleben – Organ der Bezirksfeuerwehr-Verbände Feldsberg, Laa, Mistelbach, Poysdorf und Zistersdorf“. Im November 1890 übernahm Krapfenbauer die Herausgabe und Redaktion der Zeitung, Eigentümer dürfte jedoch weiterhin Glier gewesen sein. Mit Beginn des Jahres 1897 scheint dann Ferdinand Schuldmeier als neuer Herausgeber und Schriftleiter auf.


Für die Verwaltung des Blattes war Johann Siedler verantwortlich, der nach dem Tode Krapfenbauers 1899 die Druckerei im Auftrag der Witwe des Verstorbenen kurzzeitig bis zur Übernahme durch Fritz Kränzle jun., weiterführte. Kränzle übernahm im Mai 1899 die Leitung der Druckerei und erwarb den Betrieb schließlich im November desselben Jahres25, während sich Siedler aus dem Betrieb verabschiedete und im Jahr darauf eine kleine Buchdruckerei in Pöggstall gründete26. Wenig später, mit Beginn des Jahres 1900, änderte sich der Erscheinungsmodus des Blattes von bisher zweimal monatlich auf drei Ausgaben pro Monat, bevor die Zeitung ab 1903 wöchentlich, immer freitags erschien. Kränzle erweiterte den Betrieb 1902 durch den Erwerb der Druckerei Rippl in Laa27, und im April 1904 übersiedelte die Mistelbacher Buchdruckerei samt Zeitungsredaktion an die Adresse Museumsgasse 2 (heute: ehemals Tempes)28, bevor bald danach, nämlich im Frühjahr 1906, die Rückübersiedlung an die alte Adresse, Oberhoferstraße 6, erfolgte.

Mit Juli 1906 änderte sich die Eigentümerstruktur erneut, denn der bisherige Eigentümer Fritz Kränzle jun. schied aus dem Unternehmen aus und übernahm eine Druckerei im nordböhmischen Aussig. An seine Stelle traten sein Vater Fritz Kränzle sen., früherer Buchdruckereibesitzer im böhmischen Saaz, und Karl Hornung (*1875, †1932), der im Jahr 1903 die Buchdruckerei in Saaz von Kränzle sen. erworben hatte.29 Obwohl Hornung bereits zum Zeitpunkt seines Einstiegs in Mistelbach aus dem Saazer Unternehmen ausschied, wurde der Firmenname „Karl Hornung & Comp.“ mindestens bis ins Jahr 1928 beibehalten.30 Am Firmennamen der Mistelbacher Buchdruckerei änderte sich zunächst nichts und das Unternehmen samt Filiale in Laa wurde weiterhin unter der Firma Fritz Kränzle geführt. Im Frühjahr 1906 trat der Zeitungsgründer und -eigentümer Josef Glier als Schuldirektor in den Ruhestand und, wenig später, ehe er nach Graz übersiedelte, dürfte er die Zeitung an die Druckereiinhaber verkauft haben. Dafür spricht auch der „Relaunch“ zu Beginn des Jahres 1907, bei dem nicht nur das Format, sondern auch der Titel der Zeitung auf „Mistelbacher Bote“ geändert wurde und ab diesem Zeitpunkt umfasste das Blatt auch eine Beilage mit dem Titel „Laaer Nachrichten“. In diesem Jahr beschäftigte der Druckereibetrieb zehn Arbeiter, 1909 bereits fünfzehn und 1917 hatte sich die Zahl schließlich auf zwanzig Mitarbeiter verdoppelt.31 Mithilfe der zahlreich eingesandten Berichte zum Ortsgeschehen durch beinahe die gesamte Lehrerschaft des Bezirks konnte vor dem 1. Weltkrieg eine Auflage von etwa 4000 Stück erreicht werden.32 Die berühmteste Abonnentin war zweifellos die Zarin Eleonore von Bulgarien – eine geborene Prinzessin Reuß (zu Köstritz), die vor ihrer Verehelichung mit Zar Ferdinand I. im Jahr 1908, auf Schloss Ernstbrunn lebte, und die sich den Mistelbacher Bote an den Zarenhof nach Sofia senden ließ. 1908 wurde Karl Hornung Alleineigentümer des Unternehmens, dass nunmehr seinen Namen trug, und Schriftleiter & Herausgeber Schuldmeier wurde im Oktober 1909 durch Johann Eibl abgelöst. Eibl hatte die Leitung des Blattes bis 1915 inne, bevor schließlich Hornung selbst diese Aufgabe bis zu seinem Tode 1932 übernahm.33 Unmittelbar nach Hornungs Tod übernahm Stadtsekretär Alois Gindl die Schriftleitung des „Mistelbacher Bote“ für die zweite Jahreshälfte 1932. Das Unternehmen, dessen Laaer Filiale bereits 1919 verkauft worden war, verblieb im Besitz der Familie Hornung und der von den Erben eingesetzte, aus Wien stammende Geschäftsführer Leopold Pomaisl führte ab 1. Jänner 1933 die Druckerei und war gleichzeitig ab diesem Zeitpunkt Herausgeber und Schriftleiter des „Mistelbacher Bote“. Er hatte diese Funktion bis zur Eingliederung des „Mistelbacher Bote“ in das NS-Kreisblatt „Grenzwacht“ im September 1938 und der damit einhergehenden Einstellung des Blattes, inne. Weiterhin und zwar bis in Zeit nach dem Krieg war er Geschäftsführer der Druckerei Hornung.

Die erste Ausgabe nach dem „Anschluss“ – ein Hakenkreuz prangt neben dem Titel

Im Juni 1945 erschien nach beinahe siebenjähriger Unterbrechung wieder ein von der Druckerei Hornung gedruckter „Mistelbacher Bote“, nunmehr immer samstags und mit dem Untertitel „Wochenblatt für demokratische Einigung im Verwaltungsbezirk Mistelbach“. Auch die Redaktion war wieder in den Räumlichkeiten der Druckerei untergebracht, und vom erstmaligen Wiedererscheinen bis zum März 1952 war der zeitweilige kommunistische Bürgermeister von Mistelbach Fritz Ferdiny Herausgeber und Schriftleiter dieser Zeitung. Die Bezirksparteileitungen von ÖVP, SPÖ und KPÖ durften je ein Mitglied in die Redaktion entsenden, doch die ÖVP zog ihren Redakteur bereits Anfang 1946 wieder ab, aufgrund von Differenzen über die politische Ausgewogenheit. Zweifellos stand die Zeitung durch Herausgeber Ferdiny und Redakteur Karl Defeny, der Ideologie der Besatzungsmacht nahe. Im Frühjahr 1952 war dann für wenige Wochen die Tochter Karl Hornungs und Miteigentümerin der Druckerei, Hedwig Hardung-Hardung, Herausgeberin der Zeitung auf. Ab Juni 1952 war der Druckereibetrieb samt Herausgabe des Mistelbacher Bote an Manfred Balzarik, einen unehelichen Sohn von Hornungs zweiter Gattin aus der Zeit vor ihrer Ehe mit Hornung34, verpachtet. Balzarik musste jedoch im Oktober 1956 Insolvenz anmelden und danach scheint Fritz Kleindeßner als letzter Herausgeber und Redakteur des bis zuletzt im Flachdruckverfahren hergestellten Blattes auf. Am 30. August 1958, also beinahe auf den Tag genau siebzig Jahre nach dem erstmaligen Erscheinen des „Mistelbacher Bote“ wurde dessen letzte Ausgabe veröffentlicht, da die Druckerei Hornung in deren Besitz die Zeitung stand, aufgrund sich bereits seit längerem abzeichnender wirtschaftlicher Probleme ihren Betrieb einstellen musste.

Aufgrund des langen Erscheinungszeitraums lassen sich die Einflüsse der zu den unterschiedlichen Zeiten vorherrschenden politischen Strömungen auf den Inhalt des Blattes gut herauslesen: zu Beginn galt das Blatt als liberal35 ehe es nach der Wende zum 20. Jahrhundert zunehmend deutsch-national wurde – eine Tendenz die ihren Höhepunkt in der Zwischenkriegszeit fand, als die Zeitung vornehmlich als Sprachrohr völkischer Mistelbacher Vereine fungierte. Im Zuge der Machtergreifung des Dollfuß-Regimes schwenkte der „Mistelbacher Bote“ zumindest oberflächlich von deutsch-nationaler auf „vaterländische“ Ausrichtung um, und nach dem 1938 erfolgten „Anschluss“ als die Zeitung auch als amtliches Mitteilungsblatt der NSDAP diente, prägte natürlich die nationalsozialistische Propaganda den Inhalt. Trotzdem kam wenig später das Ende der Zeitung und nach dem Wiedererstehen unter der Sowjetbesatzung war das Blatt zunächst kommunistisch beeinflusst.


Grenzwacht/Donauwacht (1938-1945)

Die „Grenzwacht“ war das vom Faber Verlag in Krems herausgegebene NS-Kreisblatt, dass den Untertitel „Wochenblatt für den Kreis Mistelbach – Nachrichten der NSDAP“ trug und diese wöchentlich erscheinende Zeitung wurde erstmals Mitte September 1938 herausgegeben. Der allgemeine Nachrichtenteil der Zeitung stammte von der Redaktion des Faber Verlags und wurde um einen in der Druckerei Hornung hergestellten und von der örtlichen NSDAP-Kreisleitung redigierten Lokalteil für den „Kreis Mistelbach“ erweitert. Diese Kreisbeilage war Ersatz für die im Zuge der Reorganisation und Gleichschaltung des Lokalpressewesens eingestellten Blätter „Mistelbacher Bote“ und „Neue Laaer Zeitung“. Die Verwaltung der Zeitung hatte ihren Sitz im ehemaligen Warenhaus Weinmann an der Adresse Hauptplatz (damals Adolf-Hitler-Platz) Nr. 27 (heute: Bäckerei/Bistro Heindl), das durch einen der führenden Mistelbacher Nationalsozialisten, Dr. Karl Schnaß, „arisiert“ wurde. Schnaß hatte die Schriftleitung des Blattes zu Beginn des Erscheinens inne und die „Arisierung“ des Hauses soll im Auftrag der NSDAP stattgefunden haben und dieses sollte angeblich der repräsentative Sitz der Partei und ihrer Teilorganisationen werden, doch es kam zu Ungereimtheiten zwischen Schnaß und Parteistellen und der Plan wurde verworfen. Es ist davon auszugehen, dass auch der Kreisamtsleiter für das Pressewesen und langjährige Mistelbacher Ortsgruppenleiter Ing. Otto Strasser eine bedeutende Rolle bei der Herausgabe dieser Zeitung spielte.


Auf Anordnung der Reichspressekammer wurde das Lokalzeitungswesen in der Ostmark neu und straff organisiert und sämtliche Regionalzeitungen des Faber Verlags mussten zur „Donauwacht“ zusammengefasst werden, die nunmehr „parteiamtliche Wochenzeitung“ war und in acht Kreisausgaben erschien.36 Die erste Ausgabe der „Donauwacht“ erschien im März 1939 und später übernahm Bürgermeister und NSDAP-Ortsgruppenleiter Franz Huber, bis zu seinem Einrücken zur Wehrmacht im September 1944 die Schriftleitung des Mistelbacher Lokalteils. Wenig später übersiedelte die Verwaltung des Blattes nach Krems und Verleger Dr. Herbert Faber schien als Redakteur auf, und auch der Druck der Zeitung erfolgte ab diesem Zeitpunkt vollständig in Krems. Bis zum Erscheinen der letzten Ausgabe am 30. März 1945 wurde die Zeitung als Propagandainstrument und für die Verbreitung von Durchhalteparolen des dem Untergang geweihten NS-Regimes benutzt.


Weinviertler
Zeitung/Mistelbacher Zeitung/Mistelbacher-Laaer Zeitung/Weinviertler Nachrichten (1947-1985)37

Die erste Ausgabe der „Weinviertler Zeitung“, eines wöchentlich, immer samstags erscheinenden Blattes, wurde am 13. Dezember 1947 veröffentlicht. Eigentümer, Herausgeber und Redakteur der grundsätzlich unabhängigen, aber dem bürgerlichen Lager nahestehenden Zeitung war Eduard Buritsch, der in der Hafnerstraße 8 (heute: Reisebüro Columbus), ein Schreibbüro führte, in dem auch die Redaktion untergebracht war. Buritsch kam 1945 als vertriebener Sudetendeutscher nach Mistelbach baute sich hier eine neue Karriere als Zeitungsherausgeber auf. Die Herstellung der Zeitung, die bereits im Juni 1948 ihren Namen in „Mistelbacher Zeitung“ änderte erfolgte in einer Druckerei in Wien-Hernals bzw. später in Hainburg.


Im Mai 1949 übersiedelte die Redaktion gemeinsam mit dem Schreibbüro von Buritsch in die Bahnstraße Nr. 24a (heute: Friseur Schnittstelle), und im August desselben Jahres änderte sich nicht nur erneut der Name auf „Mistelbacher-Laaer Zeitung“, sondern ab diesem Zeitpunkt wurde das Blatt von der in Krems ansässigen Faber Druckerei & Verlagsgesellschaft gedruckt. Schließlich erwarb der Faber Verlag im Oktober 1952 die Zeitung von Buritsch, und dieser Eigentümerwechsel war wenig später mit einem erneuten Umzug an die Adresse Hauptplatz 29 (heute: Palmers) verbunden und von diesem Zeitpunkt an dürfte Johann Defeny Schriftleiter des Blattes gewesen sein. Nach dem Verkauf seiner Blätter – er war auch Eigentümer der „Zisterdorfer-Hohenauer Zeitung“ – verließ Buritsch Mistelbach und ließ sich im steirischen Unter-Burgau als Gastwirt nieder, wo er 1977 verstarb.38 1955 übersiedelte die Redaktion abermals und zwar an die Adresse Museumsgasse 2 (heute: ehemals Tempes), ehe im Mai 1958 ein dreiköpfiges Redaktionskomitee bestehend aus Anton Gössinger, Alexander Handler und (Otto?) Strasser die Leitung des Blattes von Defeny übernahm. und die Redaktion befand sich ab diesem Zeitpunkt in der Kreuzgasse 27.

Ende Oktober 1958 fusionierte die „Mistelbacher-Laaer Zeitung“ gemeinsam mit der ebenfalls im Eigentum des Faber Verlags befindlichen „Zistersdorfer-Hohenauer Zeitung“ zu den damit neu geschaffenen „Weinviertler Nachrichten“. Bis Ende April 1984, also 26 Jahre, wirkte OSR Prof. Anton Gössinger als Schriftleiter dieser Weinviertler Institution, deren Redaktion später viele Jahre an der Adresse Hauptpatz Nr. 6 (in einem Teil des Rathauses) untergebracht war.39 Im Mai 1985 wurde das Blatt in eine der Regionalausgaben der „Neuen Landeszeitung für alle Niederösterreicher“ bzw. später kurz „Die Neue“ genannt, umgewandelt und diese schließlich 1990 mit der Regionalausgabe der „Niederösterreichischen Nachrichten“ zusammengelegt.

Regionalblätter

Zum Abschluss seien auch die regionalen Zeitungen der politischen Bewegungen: “Neues Wochenblatt – Zeitung für das Viertel unter dem Manhartsberg” (christlich-sozial), “Der Wähler” bzw. “Marchfeldbote” und später “Volksbote” (sozialdemokratisch) und die “Grenzwacht” bzw. “Neue Grenzwacht” (großdeutsch) erwähnt, die eine wichtige Quelle für das Geschehen in der Zeit vor 1933 bzw. 1938 darstellen und die natürlich ebenfalls über Ereignisse in Mistelbach und Umgebung berichten. Diesen Zeitungen fehlt aber im Gegensatz zu den oben behandelten Blättern der konkrete Mistelbach-Bezug, um diese als “Mistelbacher Zeitungen” bezeichnen zu können.

Quellen (und Anmerkungen):

-) Mistelbacher Bote, 30. August 1958, S.1 – (Anm.: der Zeitpunkt der Übernahme durch Hornung ist mit 1905 falsch angegeben)
-) Fitzka, Karl: Geschichte der Stadt Mistelbach (1901), S.353 (Anm.: Fitzka schreibt, dass die Gründung der ersten Druckerei 1879 erfolgte, da sich bei ihm aber auch zahlreiche andere Fehler bzw. Unschärfen in seiner Darstellung der Geschichte der Druckerei bzw. jener des „Bote aus Mistelbach“ finden ist davon auszugehen, dass die Anzeige im Untermanhartsberger Kreis-Blatt das richtige Jahr (1880) nennt.)
-) Durstmüller, Anton/ Frank, Norbert: 500 Jahre Druck in Österreich: die Entwicklungsgeschichte der graphischen Gewerbe von den Anfängen bis zur Gegenwart. Bd 2. Die österreichischen graphischen Gewerbe zwischen Revolution und Weltkrieg : 1848 bis 1918 (1986) S.393f – Anm.: Leider zahlreiche falsche Angaben bzw. Ungenauigkeiten betreffend die Gründung und die Besitzer Ende des 19. Jahrhunderts; auch zu der hier erwähnten Filiale der Druckerei Kränzle in Wolkersdorf  fanden sich keinerlei Spuren
-) Durstmüller, Anton/ Frank, Norbert: 500 Jahre Druck in Österreich : die Entwicklungsgeschichte der graphischen Gewerbe von den Anfängen bis zur Gegenwart. Bd 3. Die österreichischen graphischen Gewerbe zwischen 1918 und 1982 (1989), S.352; S.334;

-) In der Österreichischen Nationalbibliothek vorhandene Ausgaben folgender Zeitungen (chronologisch):
Mistelbacher Bezirks-Bote (1881-1882), Hrsg.: V. Grohmann, Mistelbach; J. Vorwahlner, Wien
Untermanhartsberger Kreis-Blatt (1882-1888), Hrsg.: F. Schwedt
Mistelbacher Zeitung (1885-1886), Hrsg.: J. Fibich, Mistelbach
Bote aus Mistelbach (1888-1906), Hrsg.: J. Glier, Mistelbach; K. Krapfenbauer, Mistelbach; F. Kränzle, Mistelbach
Mistelbacher Bote (1907-1938), Hrsg.: K. Hornung, Mistelbach; L. Pomaißl, Mistelbach
Mistelbacher Bote (1945-1958), Hrsg.: F. Ferdiny, Mistelbach; M. Balzarik, Mistelbach
Grenzwacht/Donauwacht (1938-1945), Hrsg.: J. Faber, Krems
Weinviertler Zeitung/Mistelbacher Zeitung/Mistelbacher-Laaer Zeitung (1947-1958), Hrsg.: Ed. Buritsch, Mistelbach; J. Faber, Krems
Weinviertler Nachrichten (1958-1989), Hrsg.: J. Faber, Krems

-) In der Bibliothek der Universität Wien vorhandene Ausgaben folgender Zeitungen:
Illustrirter Bezirks-Bote für die politischen Bezirke Mistelbach und Groß-Enzersdorf (1882), Hrsg.: L. Becker (Wien?)

Bildnachweise:
Ferdinand Berger & Söhne (Hrsg.): 100 Jahre Druckerei Ferdinand Berger & Söhne – 1868 – 1968 (1968)
Foto Josef Vorwahlner: Buchdrucker-Zeitung, 12. Oktober 1916, S. 1 (ONB: ANNO)
Foto Julius Fibich – Archiv des Blogautors
Foto Krapfenbauer-Haus Oberhoferstraße 6 – Göstl-Archiv

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Buchneuerscheinung: Die jüdischen Gemeinden im Weinviertel – Bezirk Mistelbach

Die Recherchearbeit von Frau Ida Olga Höfler über das ausgelöschte jüdische Leben und die Geschichte der jüdischen Gemeinden im Weinviertel muss mittlerweile in Jahrzehnten gemessen werden, und einen Teil dieser Forschungsarbeit veröffentlichte sie bereits 2015 im Rahmen einer fünfbändige Publikation in der die jüdischen Gemeinden und die jüdische Bevölkerung des Bezirks Gänserndorf detailliert dargestellt wurden. Kürzlich erschien nun die den Bezirk Mistelbach behandelnde Fortsetzung mit dem Titel „Die jüdischen Gemeinden im Weinviertel und ihre rituellen Einrichtungen 1848-1939/45 – der politische Bezirk Mistelbach“, die 1048 Seiten in drei Bänden umfasst. Auf der Webseite des Verlags heißt es dazu:

Der Autorin ist es zu danken, dass sie in jahrzehntelanger, unablässiger Forschung ausschließlich aus Primärquellen diese beinahe in Vergessenheit geratene Geschichte unserer jüdischen Mitbürger penibel recherchiert und dabei nicht nur öffentliche und behördliche Archive, sichtbare Zeichen im Ortsbild der Gemeinden, Begräbnisplätze, aber auch Berichte von Zeitzeugen, deren Nachkommen und Angehörigen mit einbezogen hat.

In dieser Dokumentation wurden sämtliche jüdischen Personen mit ihren Familien, die im Zeitraum 1848 bis 1939/45 in 96 Gemeinden des politischen Bezirkes Mistelbach gelebt haben, erfaßt. Damit stellt das vorliegende Werk eine Art Handbuch dar, welches Genealogen, Historikern und Kulturschaffenden sowie Interessierten als Werkzeug und Grundlage für weitere Forschungen dienen möge.

Das Werk ist beispielsweise bei der Facultas Dombuchhandlung in Mistelbach erhältlich bzw. kann auch direkt beim Pilum Verlag bestellt werden.

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